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Grünhagen, Wilhelm
Der Schatzfund von Gross Bodungen — Römisch-Germanische Forschungen, Band 21: Berlin, 1954

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https://doi.org/10.11588/diglit.42491#0013
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I. Der Fund

A. Fundbericht
Im nordwestlichen Teil der Hainleite, südlich der Luftlinie Göttingen—Nordhausen
liegt an den Nordostausläufern des Ohmgebirges das Dorf Groß Bodungen im Kreise
Worbis. Auf seiner Feldmark, etwa 1 % km nördlich der Ortschaft, wurde der Schatz-
fund gehoben, der hier vorgelegt und behandelt werden soll1) (Taf.16). Uber die Fund-
umstände gibt ein zusammengefaßter Auszug aus dem Fundprotokoll (Landesmuseum
für Vorgeschichte, Halle/Saale) folgende Aufschlüsse:
„Ende Mai 1936 wurde von dem Elektriker Emil Rost aus Groß-Bodungen, Kr. Worbis beim Kartoffel-
hacken auf seinem Acker, der sich auf der alten Dorfstelle Reichsdorf, nordöstlich der Straße Groß-
Bodungen—Bischofferode am Südwestabhang des Kampberges befindet, eine Goldmünze gefunden, und
am selben Tage wurden weitere 11 Goldmünzen entdeckt. Am 16. September 1936 kamen beim Kartoffel-
roden weitere 7 Münzen (darunter eine, die als Anhänger gefaßt war), zum Vorschein. Alle Münzen lagen
nach Angabe des Finders dicht unter der Ackerkrume. Rost grub nun weiter nach und fand dabei gleich-
falls dicht unter der Bodenoberfläche einen Klumpen Silber. Dieser wurde von ihm mit Zangen ausein-
andergezogen. Zwischen 22 Stücken von silbernen Gefäßen befanden sich 9 Fragmente eines bronzenen
Behälters. Eine Verfärbung des Bodens, ein Tongefäß, Scherben oder eine Steinpackung wurden von
Rost nicht beobachtet.
Nach der Aberntung der Kartoffeln führten Beamte des Landesmuseums eine Nachuntersuchung der
Fundstelle durch. Dabei kamen 4 weitere Fragmente eines Bronzegefäßes ans Tageslicht, an deren Zu-
sammengehörigkeit mit den bereits von Rost gefundenen kein Zweifel besteht. Außerdem fand man eine
geringe Anzahl mittelalterlicher und neuzeitlicher Scherben.“
Soweit die Angaben des Fundprotokolls. Das Fehlen von antiken Scherben, von Resten
einer Steinpackung oder von Branderde spricht gegen die Annahme einer alten Nieder-
lassung oder eines Begräbnisplatzes an der Fundstelle. Es führt vielmehr zu dem Schluß,
daß der Schatz irgendwo im freien Felde außerhalb einer Wohnstätte vergraben wurde2).
Sicher hat er ursprünglich in größerer Tiefe gelegen und ist erst im Laufe der Zeit durch
die Bearbeitung des Ackers bis dicht unter die heutige Oberfläche geraten.
Die teils zusammengeschlagenen, teils gerollten oder gefalteten Bestandteile des
„Silberklumpens“ (Gesamtgewicht 808,692 g) wurden in den Werkstätten der Kunst-
handwerkschule Burg Giebichenstein in Halle fachgemäß geglättet und in ihre ursprüng-
liche Form gebracht, soweit diese sich erschließen ließ. Wie die Schnittränder der ein-
zelnen Fragmente nach der Restaurierung ausweisen, ist das Silber größtenteils mit
einem scharfen Werkzeug, anscheinend mit einer Axt, zerhackt worden. An verschiedenen
Stellen, an denen der erste Hieb nicht mit der nötigen Wucht ausgeführt wurde und

0 Nachrichtenbl. f. Deutsche Vorz. 12, 1936, 270. Röm. Mitt. 64, 1939, 172 Anm. 2. Rom. Mitt. 55, 1940, 92. Verf.,
Forsch, u. Fortschr. 24, 1948, 149ff. Annuario di Atene 24/26 N. S. 8—10 (1948/49), 1950, 339. T. Dohrn, Mitt. d. Arch.
Inst. 2,1949, 69; 90; 119; 137. Die von Dohrn a.a. O., bes. S. 119,auf Grund des zwangsläufig knappen Vorberichtes geltend
gemachten kritischen Einwände dürften durch die ausführliche Vorlage der Argumente des Verf. weitgehend als erledigt
anzusehen sein.
2) Zur Begriffsbestimmung „Schatzfund“ siehe St. Bolin, Fynden av romerska mynt i det fria Germanien (1926) 137ff.
Ders., Ber. RGK. 19, 1929, 93ff.

Röm.-Germ. Forschungen 21.

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