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Grünhagen, Wilhelm
Der Schatzfund von Gross Bodungen — Römisch-Germanische Forschungen, Band 21: Berlin, 1954

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https://doi.org/10.11588/diglit.42491#0117
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B. Eimer- oder Plattenfragmente mit Fischerfries
und mythologischer Darstellung.

Mit der Behandlung der zweiten Gruppe zusammengehöriger Fragmente (Fundbe-
schreibung Nr. 4) (Taf.4) kommen wir in ein anderes Gebiet der antiken Toreutik: in
das des silbernen Gebrauchsgerätes. Die Ungewißheit über den ursprünghchen Verlauf
des Wandungsprofils, die verursacht wird durch die moderne Glättung der verbogenen
und ineinandergeschachtelt gewesenen Bruchstücke, erschwert sehr die Bestimmung der
speziellen Gattung des Gefäßes, von dem sie herrühren. Da aber —was aus der Abbildung
ersichtlich ist und deshalb hier nicht näher begründet zu werden braucht — der dickere
Wandteil mit dem Fischerfries wahrscheinlich steil senkrecht, auf jeden Fall aber gerade
verlief, und da weiter die beiden Relieffriese und der dicke Perlrand zweifelsohne De-
koration einer Außenseite waren, werden die Möglichkeiten auf einen kleinen Kreis ein-
geschränkt. Daß es sich um eine Gefäß- oder Gerätform des 4. Jahrhunderts n. Chr.
handeln muß, wäre auch ohne die ungefähre zeitliche Fixierung des Gesamtfundes durch
die Solidi ersichtlich aus dem dicken Perlknopfrand, der den oberen Fries nach außen
begrenzt. Bronzeschalen mit ähnlichem Knopfrand haben sich im Sarkophag eines
Frauengrabes des 4. Jahrhunderts n. Chr. im Friedhof von Abbeville-Homblieres ge-
funden1), ein Bruchstück eines versilberten Bronzegefäßes mit gleicher Verzierung in
einem münzdatierten (K. B. Valentinian II.) Mädchengrab desselben Gräberfeldes2). Das
Berliner Silberbecken mit dickem Perlrand, das R. Zahn zum Ausgangspunkt seiner
grundlegenden Untersuchung über die seinerzeit bekannten spätantiken Silbergefäße
nahm, trägt Kontrollstempel, die eine Analogie finden in Münzreversen der Zeit der
Kaiser Gratian und Valentinian II.3). Bronzepfannen des 4. und 5. Jahrhunderts n. Chr.
aus Ägypten teilen die auffallende und bewußt auf Effekt ausgehende Verzierung, zu der
sich das zurückhaltende, lediglich den Randabschluß leicht akzentuierende Perlschnur-
ornament an toreutischen Arbeiten der frühen und mittleren Kaiserzeit von der nach-
constantinischen Epoche an ausgewachsen hatte, mit zahlreichen weiteren Silbergefäßen,
Geräten, Schmucksachen und Keramik der gleichen Zeitstellung4).


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fe.ciens Lieux de Sepulturo dans l’Aisne 1 (1886) 195 Nr. 85.
•lin: Zahn, Amtl.Bor. Berlin 38, 1917, 263ff. Abb. 92f. u. 96f. Peirce-Tyler, L’Art Byzantin 1
enstück wurde zusammen mit der Kertscher Reiterschale gefunden. Strzvgowski und Po-
. Archäologie H. 8, 1892, 2 Abb. 1. Es ist bekannt, daß die Knopfrandverzierung auch noch
nicht nur im römischen, sondern auch im sassanidischen und fränkischen Kunstgewerbe.
917, 276 Anm. 4. Bonn. Jahrb. 143/44, 1938, 39 Taf. 44 Abb. 1. Trotzdem möchte ich Be-
[ierung in das 6. Jahrhundert n. Chr. eines seiner Form nach den genannten beiden Becken
iis Konstantinopel. The Walters Art Gallery, Early Christian and Byzantine Art. Exhibition
25. April — 22. Juni 1947, Nr. 379 Taf. 52. Den Ausschlag muß natürlich der im Katalog
litrollstempel geben.
O. M. Dalton, Cat. of Early Christ. Antiquities in the Brit. Mus. (1901) Nr. 534. Strzy-
)4) 278 Nr. 1901f. Taf. 30f. Kannen von Kertsch: Arch. Anz. 1905, 61 Abb. 6. Silbergefäße,
n u. Mildenhall: Curie, The Treasure of Traprain (1923) passim. Brailsford, The Mildenhall
jhstücke von Hammersdorf: Jahrb. d. Arch. Inst. 30, 1915, 204f. Abb. 6. Matzulewitsch,
|L18f. Abb. 31. Schale von Karthago: Dalton a.a. 0. Nr. 356. Artemisteller Berlin: Amtl. Ber.
.00. Schiunk, Kunst der Spätantike im Mittelmeerraum (1939) Nr. 107 Taf. 29. Becken in
7 Ahb. 21. Dechelette, Les Vases Ceram. Ornes de la Gaule Romaine 1, 230 Abb. 138. Vgl.
n zum größten Teil münzdatierten Hacksilberfunden von Coleraine, Balline, Hosten Torp,
60ff. Amphora des Silberfundes von Concesti: Matzulewitsch, Byzantinische Antike Taf.
jrungsfrage dieses Stückes siehe Exkurs I). Silberner Dreifuß aus Polgard mit dicker Perl-
linek, Arch. Ert. R. P. 12, 1878, 186f. Hampel, Arch. Közlemenyek 13 II, 1880, 55ff. G.
lff. Detail bei Peirce-Tyler, L’Art Byzantin 2, Taf. 180 B. Gefäße mit entsprechendem Perl-
und in dieser Art verzierte Schmucksachen: Nachweis bei Zahn, Amtl.Ber. Berlin38, 1917,
‘ das dicke Perlornament zwischen Kapselfassung der Constantiusmünze und durchbrochenem
; i Goldgehänges in der Walters Art Gallery in Baltimore. Early Christian and Byzantine Art,
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