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GESCHICHTE

DER GOLDSCHMIEDEINNUNG


Erwähnung von Goldschmieden in Breslau. Nur zwei Jahrzehnte nach der Neugründung
nach dem Mongolensturm, im Jahre 1263, wird ein „Johannes aurifaber“ genannt. 1288 ist
ein „Hermann goldsmit“ erwähnt, der im Westen der Stadt Besitzer eines Dorfes ist, das
heute noch nach ihm den Namen Goldschmieden führt. Das benachbarte Hermannsdorf
dürfte ebenfalls auf ihn zurückgehen. Von da ab sind die Goldschmiede in allen Jahr-
zehnten vertreten, vorerst nur vereinzelt, dann immer regelmäßiger. 1305 verlangt die
Stadt von den Goldschmieden zwei Bürgen für die von außerhalb zugezogenen Gesellen
und Meister. In dieser Zeit und wohl auch noch im ganzen vierzehnten Jahrhundert muß
der Zuzug nach Breslau erheblich gewesen sein. Woher die Meister kamen, das sagen uns
ihre Namen: Niclos, Petier und Hensil von Glacz (Glatz), Michil von Trebnicz (Trebnitz),
Barthol de Glogovia (Glogau), Hildeberg de Brega (Brieg), Matthias de Cant (Kanth).
Meisternamen wie Wünschilburg, Nysser (Neißer), Briger,Waldenburg, Kynast geben den
Heimatort der zugewanderten Goldschmiede an. Jedoch nicht nur aus schlesischen Städten
ergänzten die Breslauer Meister ihren Nachwuchs, das gesamte deutsche Mutterland hat
auch für diesen Handwerkszweig sein Blut zur Ausfrischung an das schlesische Land
abgegeben. Laurentius de Montibus Kuttenis (Kuttenberg), Claus de Merzeburg, Conrad
de Straß bürg, Helyas de Brunswik, Henricus de Misna, Namen wie Polona, Swob, Czipser,
Sachse, Stettin weisen die Herkunft der Meister nach. Mit dem fünfzehnten Jahrhundert
hören diese Namen auf. Jetzt begegnen wir des öfteren generationsweise dem gleichen
Namen, sicher ein Beweis für die Tatsache, daß nun das Handwerk in der Familie blieb,
sich vom Vater auf den Sohn vererbte, der Nachwuchs also aus den eigenen Reihen ge-
nommen wurde.
Verglichen mit der Einwohnerzahl hat Breslau in früheren Jahrhunderten eine außer-
ordentlich hohe Zahl von Goldschmieden in seinen Mauern beherbergt. Um 1380 zählt
Breslau ungefähr 10 000 Einwohner. Erwähnt sind damals 29 Meister. Rechnet man dazu,
daß im Durchschnitt jeder Meister mit zwei Gesellen und einem Lehrjungen arbeitete, so
ergibt sich daraus, daß um diese Zeit rund 120 Personen im Goldschmiedehandwerk be-
schäftigt waren, d. h. 1,2 vom Hundert der Gesamtbevölkerung. Berücksichtigt man
ferner den Familienstand der Meister und Gesellen, so ist damit zu rechnen, daß rund
vier- bis fünfhundert Personen vom Goldschmiedehandwerk lebten. Dieses Zahlen-
verhältnis hat sich je nach Reichtum oder Armut der Zeiten etwas verschoben, dürfte im
Durchschnitt bis zum Beginn des neunzehnten Jahrhunderts ungefähr stimmen. Außer
den Erwähnungen der Zunftstatuten und Kaufverträge erfahren wir aus den Büchern und
Urkunden der Stadt wenig über Goldschmiede, ein Zeichen dafür, daß sie wohl nie im

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