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Privater Profanbau

V


auch Arkaden ab. Sie wirken wie ein Auftakt
zum Portikus vor dem Eingang ins Wohnhaus.
Die Innenräume, die der Repräsentation dien-
ten, haben komplexe Dispositionen. Sie sind
gewölbt und sogar mit frei stehenden Säulen
gegliedert.
Palladio stellt seine Villen im zweiten Buch
seines Architekturtraktats vor. Es war das ers-
te Mal, dass ein Architekt seine eigenen Werke
derart publizierte. Die Objekte sind nicht ein-
fach in der Art wiedergegeben, wie sie tatsäch-
lich gebaut wurden, sondern teilweise ver-
schönt. Im Hinblick auf den ökonomischen
Pragmatismus, der bei der Landmelioration
im Veneto herrschte, sollte es erlaubt sein zu
sagen, dass Palladios zweites Buch fast wie ein
Immobilienkatalog wirkt. Dementsprechend
ist es nach Arten von Ansprüchen bzw. Klas-
sen von Auftraggebern unterteilt: „nobili vene-

ziani" und „gentiluomini di Terraferma". An-
schließend behandelt Palladio antike Villen. Er
demonstriert auf diese Weise, dass Antikenre-
zeption bei ihm gutes Design auszeichnet. Hier
profitierte Palladio von den gründlichen Stu-
dien, die er zusammen mit Giangiorgio Tris-
sino und Daniele Barbaro betrieben hatte. Wie
viele Elemente seiner Villen in der lokalen Tra-
dition stehen, behandelt er kaum.
Von den antiken Häusern übernahm Palla-
dio für seine Villen vor allem die frei stehenden
Säulenordnungen und die besonderen Bauele-
mente oder Raumformen, zu denen die Säulen
gehörten. Das vornehme Motiv des Säulenpor-
tikus mit Giebel, der mit der Form des Dachs
zusammenstimmt, ist typisch für Palladios Vil-
len. Für den Giebel wirbt Palladio wie folgt123:
Er bringe ihn oft an der Front von Villen an,
denn einerseits hebe er das Zentrum des Hau-

161: Villa Pojana,
Pojana Maggiore (Veneto)
(Andrea Palladio,
1548/49-ca. 1555).

123 Palladio 1570,11.16.

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