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Die Bautypen und ihre Elemente


▲ 162: Villa Badoer, Fratta
Polesine (Padua). Fassade
zur Straße (Andrea Palla-
dio, 1556/57-63).

124 Palladio 1570,1.29.
125 Vitruv 1556, VI.2.
126 Alberti 1912,488, IX.4.
127 Günther 1999/1.

ses hervor und verleihe dem ganzen Gebäu-
de grandezza und magnificenza, andererseits sei
er praktisch, um das Wappen des Eigentümers
anzubringen. Er sei außerdem aus der Antike
übernommen. Dort sei die vornehmste Archi-
tektur mit ihm ausgezeichnet worden, Tempel
und öffentliche Bauten. Trotzdem ist es ange-
bracht, ihn an Privathäusern zu adaptieren, denn,
führt Palladio in seinem ersten Buch aus, er sei
entstanden als Element der frühesten mensch-
lichen Behausungen.124
Palladios Behandlung des Giebels basiert auf
Vitruv und Alberti. Alberti sagt, dass der Gie-
bel, obwohl er aus rein praktischem Nutzen
entstanden sei, höchste Würde angenommen
habe (vgl. VIII,1). Dennoch ordnet er das Motiv

aufgrund antiker Hinweise auch dem Privat-
haus zu. Diese Verbindung kehrt im Vitruv-
Kommentar des Daniele Barbara und Palla-
dios wieder.125 Alberti schränkt allerdings ein:
Am Privathaus darf der Giebel nicht so wür-
devoll ausfallen wie am Tempel.126 Wie die for-
male Gestaltung dann sein soll, sagt er nicht.
Aber es wird deutlich, wenn man weiß, dass er
Kaiserthermen zum Modell für seine Beschrei-
bung des antiken Hauses nimmt.127 Wie an den
Fronten von Kaiserthermen sollen die Giebel
aussehen. In vielen seiner frühen Villen und
Entwürfe für Villen hielt sich Palladio an Al-
bertis Rat. Später gab er diese Zurückhaltung
auf und inszenierte den mittleren Portikus von
Villen wie eine antike Tempelfront.

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