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Adolf hatte augenblicklich das unbestrittene Übergewicht; es
war natürlich, daß Heinrich fürchten mußte, beim Friedens-
schluß seine Beute vom 1. Januar 14G2 wieder zu verlieren.
Und ähnliche Befürchtungen hegte auch Ludwig. Wenigstens
äußerte er sich in diesem Sinne — wol Anfangs Februar 1463—,
als Heinrichs Kanzler als dessen Vertrauensmann in Cassel weilte.
Trotz des engen Bündnisses war Ludwigs Zuversicht auf die
Dauer der mainzischen Freundschaft nicht allzu groß. Aller-
dings mag die Annahme, beide Landgrafen würden, falls Adolf
endgiltig Sieger bleibe, ,die nesten sin, widder die er sich hengen
und gebin' würde, übertrieben sein. Immerhin glaubte Heinrich
im Bunde mit seinem Bruder stark genug zu sein, um sowohl
etwaigen späteren Angriffen Adolfs mit Erfolg zu begegnen, als
auch auf dem von Diethers Partei geplanten Tage in Worms
(der anscheinend nicht stattgefunden hat), die gemeinhessischen
Interessen kräftigst zu vertreten.210 Was darauf weiter erfolgt
ist, wissen wir nicht, ein wirkliches Bündnis der Brüder ist
gewiß nicht geschlossen worden, es scheint lediglich bei dem
Versuche des gemeinsamen Handelns geblieben zu sein. Beide
Landgrafen giengen nach wie vor ihre eigenen Wege.

Da brachte der Tod Dietrichs von Köln eine unverhoffte
Wendung in den Friedensverhandlungen. Sein Nachfolger wurde
Rupprecht, Dompropst von Würzburg, der Bruder Pfalzgraf
Friedrichs. Er wurde am 30. März gewählt, doch seine Be-
stätigung wurde an die Bedingung geknüpft, daß er den Frieden
vermittele. Und man durfte auf seine Bemühungen rechnen,
denn es war sicher, daß der Pfalzgraf sich die Gelegenheit nicht
entgehen lassen würde, einen zweiten Wittelsbacher ins Kurkolleg
zu bringen.211 Rupprecht übernahm in der That die Vermittler-
rolle. Er brachte zwar keinen vollkommenen Frieden zuwege,
und somit erfüllte er die Bedingungen seiner Wahl nicht, aber
man war zufrieden mit dem Errungenen: am 18. April wurde
zu Oppenheim ein Waffenstillstand abgeschlossen zwischen Adolf
von Nassau und Landgraf Ludwig auf der einen, Diether, dem

210 loh entnehme das Vorstehende einem vertrauliehen Briefe Heinrichs
an Ludwig vom 11. Februar 1463, der als Beilage 19 abgedruckt ist.
2,1 Wegen der Einzelheiten sehe man Menzel, Diether S. 201 ff.

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