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IIO Das Absolute und die Geschichte in Schel-
lings Spätphilosophie .
Die Spätphilosophie Schellings zwischen 1827
und 1854 entspricht nicht nur zeitlich ungefähr
der zeitgenössischen Hegelkritik; diese konnten
wir auch deshalb zum historischen Leitfaden unse-
rer Fragestellung nehmen^ weil die Spätphilosophie
geradezu als das Resultat der beiden frontlegenden
Argumente gegen Hegel zu verstehen ist. Um nämlich
sowohl der Freiheit des geschichtlichen Menschen
als auch der Existenz des faktisch Seienden gerecht
zu werden, löst Schelling die Hegelsche Vermitt-
lung von Existenz und Essenz radikal und ordnet dem
einen wie dem anderen je einen Zweig der in sich
zweiteiligen Philosophie zu. Damit glaubt er, eine
"geschichtliche1* und eine "realistische" Philoso-
phie zu entwickeln, die dem ungeachtet den ideali-
stischen Anspruch einer totalen Konstruktion des
Seienden erfüllte Ist diese Schellings Selbstein-
schätzung seiner Spätphilosophie zutreffend? Wenn
anders: wie verhält es sich wirklich mit der Ge-
schichte und dem Absoluten in der Philosophie des
alten Schelling? (die Entwicklung zur Spätphiloso-
phie kann erst am Schluß So 502 ff, gegeben wer-
den. Vgl. auch § 20 Nr. 5 S. 188 ff.)
§ 7 Schellings Trennung von Existenz und Es -
senz, von Subjekt und Substanz.
Die Trennung von positiver und negativer Philo-
sophie hat ihr ontologisches Fundament in der Tren-
nung von Existenz und Essenz, wobei diese nicht
mit Sosein und Dasein zusammenfallen, denn Sosein
und Dasein sind die Seinsmomente des konkreten Sei-
enden selbst. Nach scholastischer Auffassung ist
bekanntlich'das Sosein als die Strukturiertheit
und Materialität des konkreten Seienden der Effekt
des Struktur - und Materienprinzips(forma und ma -
teria=essentia); und das Dasein als Aktualität
des konkreten Seienden ist der Effekt des Aktual-
Prinzips ( existentia) . Essentia und Existentia
 
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