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319

III, Die zeitliche Verfassung des absoluten
und des endlichen Geistes.
Das Problem der Freiheit hat Schelling bisher
auf doppeltem Niveau diskutiert: auf dem Identi-
tät sphi lo s o ph i sehe n Niveau des absoluten Geistes
und dem geschichtlichen des endlichen Geistes, wo-
bei die erste Diskussion zwar die Prinzipien Egoi-
tät und Liebe exponieren, aber nur die zweite das
Verhältnis der beiden als den geschichtlichen
Streit bestimmen konnte, der sich in der Anstren-
gung des endlichen grundlos ■= gründenden Geistes
enthüllt« Die Trennung in eine vertikal kosmologi-
sche und horizontal = anthropologische Diskussion
wurde von den analogischen Methodenansatz gefor-
dert, der ja in der Mikro => Mak r o k o sm o s r e la t i on
gründet» Nun hat sich gezeigt,, daß die vorgeschicht-
liche Freiheit des Gottes, der sich zur Schöpfung
und die des Menschen, der sich zu seinem Charak-
ter entschließt, anderer Art ist als die geschicht-
liche Freiheit, denn diese setzt die Zertrennlich-
keit der anfänglich ungeschiedenen Prinzipien
schon voraus, die durch jenen Akt vorgeschichtli-
cher Freiheit allererst hervorgebracht wird, Wir
haben die eine als. die absolute, die andere als
endliche Freiheit bezeichnet« Die Frage, die sich
aus der Freiheitsschrift ergibt,und dort völlig
offen bleibt, ist die nach dem Verhältnis beider,
Diese Frage ist aber nur Indikator einer wesentli-
cheren ,
§ 27. Die weltgeschichtlichen Dimensionen,
Der endliche’ Geist ist in der Schwebe zwischen
dem ersten Ich und dem zweiten, zwischen Natur und
Gott; er hat je schon etwas "hinter" sich, woraus
er geworden, die Natur, und je etwas "vor" sich,
wohin er sich richtet oder nicht richtet, Gott.
Gott, der als das Unpersönliche, als das Band der
Seele wirkt, so allerdings, daß dieses Band in
der permanenten Anstrengung des menschlichen Gei-
stes je von neuem geknüpft, gebunden sein will
 
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