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Rückblick.
Blicken wir noch einmal zurück: was hat sich
im W»A. - Denken, so wie es uns in den drei Frag»
menten 'bezeugt ist, vollzogen? Die in der Freiheits-
schrift und den StoP. durchgeführte Analytik des
endlichen Geistes hatte den Horizont der geschicht-
lichen Existenz freigelegt, in dem das Sein selbst
als geschichtliches Leben zum Vorschein kam» Der
1806 entdeckte Streit von Schwere und Licht, der
sich später als der Streit von Himmel und Erde für
alles Seiende konstitutiv erwies, zeigte sich un-
verhüllt erst im Gründungsgeschehen der sittlichen
Entscheidung und des philosophischen Erkennens»
Entdeckt war also damit nicht nur die Geschichtlich-
keit des endlichen Geistes, sondern zugleich deren
ontologische Bedeutung» Die nächste Frage, nachdem
also der Horizont des geschichtlichen Lebens aus-
gegrenzt war, richtete sich natürlich auf dieses
Leben selbst, d.h. aber - in Richtung der Ontotheo-
logie gesehen - auf das Lebendes höchsten Seien-
den, Der erste Weltalterentwurf versuchte dann kon-
sequent den geschichtlichen Gott als den Makroan-
thropos zu denken, wobei das eigentliche Problem
war,; die Endlichkeit des Menschen aufzuheben, ohne
die durch sie konstituierte Geschichtlichkeit zu
gefährden» Wir sahen, daß dieser Versuch durchge-
führt wurde und scheiterte» Zwar war gegenüber der
absoluten Identität der Begriff eines geschicht-
lichen Gottes gewonnen, aber für den Preis, daß er
über seiner Geschichtlichkeit in einen ewigen abso-
luten und einen zeitlichen endlichen Gott zerbrach»
Die Umkehr der beiden folgenden Entwürfe behielt
die Geschichtlichkeit Gottes nur scheinbar bei,
und rettete zugleich seine Absolutheit dadurch, daß
der Akt der wirklichen Entscheidung wieder auf das
Niveau der Identitätsphilosophie zurückverlegt
wurde» In Wahrheit wurde damit die Geschichte als
Horizont des Lebens disqualifiziert und die onto-
logische Bestimmung außerhalb dieses Horizontes ge-
 
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