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I. Die Dynamik der natura naturans.
§ 11 Die schwäbische Tradition als Mutterbo-
den der Naturphilosophie.
Der junge Schelling philosophiert in Fichte-
sehen Kategorien. Aber die Erfahrungen, die er mit
solchen Kategorien rationalisiert,wurzeIn tief in
seiner schwäbischen Heimat. Wir wollen deshalb zu-
nächst den systematischen Ort im Denken des Fichte-
schülers suchen, än dem die "heimliche" Tradition
Oetingers einfließt. Die scheinbar rein methodi-
sche Polemik gegen die "erstarrte Ref1exionslogik"
und den "Dogmatismus" sowohl der Schulmetaphysik
des 18. Jahrhunderts (wie bei Kant) als auch der
Einzelwissenschaften, damals also der Naturwissen-
schaften, (im Gegensatz zu Kant), soll uns als
Spur zu diesem Ort dienen. Schelling hat diese po-
lemische Stellung von Fichte übernommen (Anm. 26).
1.) Vernunft und Weltseele.
Ähnlich wie Fichte selbst in seinen zwei nach-
träglichen Einleitungen zur Wissen schaftslehre(WL)
will Schelling in seinen "Briefen über Dogmatis-
mus und Kritizismus" von 1795 den Ansatz seines
Lehrers freilegen auf der Folie einer Gegenüber-
stellung von Dogmatismus und Kritizismus. Keines
von beiden Systemen kann das Absolute theoretisch
erreichen, da Theorie auf dem Gegensatz zwischen
Subjekt und Objekt gegründet ist."Für beide Syste-
me bleibt also nichts übrig, als das Absolute, da
es nicht Gegenstand des Wissens sein konnte, zum
Gegenstand des Handelns zu machen, oder die Hand-
lung zu fordern, durch welche das Absolute reali-
siert wird". ( 1,333)« Dieses Resultat, wie Schel-
ling es nennt, gründet in Fichtes Auslegung des
menschlichen Daseins und des Seins überhaupt als
praktischer Vernunft. Für Kant war es noch nicht
ausgemacht, ob Vernunft nur erweiterter Verstand,
oder der Verstand eingeschränkte Vernunft sei, ob
ihr Charakter also Primär theoretisch oder prak-
tisch sei; für Fichte ist dagegen "vernünftig"
 
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