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I. Von der absoluten Identität zum geschieht-
li chen Leben,
Wir haben Schellings Denken in der Linie nach-
gezeichnet, die zu der radikalen Wendung von 1 809
führt und deren Verständnis allein die Verschlun-
genheit der in der Freiheitssehrift verknäuelten
Problemfäden durchsichtig machen kann, Insofern
ist die bisher geleistete Arbeit lediglich die Vor-
untersuchung zum Thema selbst, das Schelling mit
der Freiheitsschrift energisch aufgenommen hat und
in den WSA« bis an den einzigen auf gleichem Niveau
vollzogenen Einbruch in den Idealismus heranführt,
um diesen Versuch dann, schon vorbereitet durch
die beiden letzten Zeitalter (W,A.) -Fragmente,
endgültig in der Spätphilosophie zugunsten der tra-
ditionellen "Lösung" aufzugeben,
In erster Linie sind es fünf Motive, die zur
Freiheitssehrift führen. Wir sahen, wie 1804 in
"Philosophie und Religion" die Identitätsphi1oso -
phie über sich hinausdrängt, Die These des Abfalls
versuchte vergeblich die Problematik des Endlichen
an sich zu lösen, Die ontologische Voraussetzung
für die Abfallslehre ist der Chorismos zwischen
dem Unendlichen und dem Endlichen. Auch das zweite
identitätsphi1osophisehe Axiom der Phänomenalität
des Endlichen bleibt unberührt. Der Grund für die
Entstehung der Sinnenwelt liegt nicht im Absoluten,
sondern in dem freien Entschluß der Ideen, deren
Freiheit eben darin besteht, zugleich in Gott und
in sich selbst zu sein, Ungelöst blieb also erstens
die Frage, wie diese Freiheit, das heißt also, wie
diese derivierte Absolutheit zu denken sei, d. h.
die Vereinbarkeit der absoluten Selbständigkeit
des Geschöpfes gegen und die gleichzeitige absolu-
te Immanenz des Geschöpfes in Gott.
Der Grund des Abfalls liegt in der Idee. Worin
ist aber der Anlaß zum Abfall zu sehen, wenn anders
dies, wohin die Idee abfällt, das Nichts, die Ma-
terie, allererst aus diesem Abfall entstehen soll?
 
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