Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
109

versehenen Arten wieder zwischen diesen ausgespannt ist (Taf. XXVII, Fig. 2—5). Auch hei den

Acanthodesmiden hüllt die Sarkodegallert Kapsel und Skelet meistens ganz ein. Spärlicher erscheint
sie hei den Ethmosphaeriden und insbesondere hei den Cyrtiden, wo sie meist nicht aus dem Kiesel-
gitter vortritt und, da »bei letzteren gewöhnlich der obere Theil der Centralkapsel der Innenfläche der
Gitterschale eng anliegt, nur an der Basis der ersteren, im unteren freien Theil der Schale be-
merkbar wird.

Die Consistenz der Sarkodegallert ist meist ziemlich bedeutend, und so viel sich unter dem
Mikroskop aus dem Verhalten gegen Druck etc. abnehmen lässt, etwa gleich derjenigen der Gallert-
scheibe der höheren Medusen, z. B. eines Stückes von Pelagia. Stets ist sie ganz farblos, wie die
hyaline Grundmasse der Sarkode, nur bisweilen mit einem wenig auffallenden, gelblichen oder bläulichen
Schimmer. Bald erscheint sie vollkommen homogen und structurlos, in allen Theilen ganz gleich,
bald mehr oder weniger deutlich radial gestreift, zuweilen so ausgeprägt, als ob sie aus einer Anzahl
prismatischer oder keilförmiger Stücke zusammengesetzt wäre. So hat sie schon Müller von Litho-
circus abgebildet (Abhandl. Taf. I, Fig. 1). Selten erscheint sie ausserdem concentrisch geschichtet,
was auf einer etwas verschiedenen Consistenz der inneren und äusseren Schichten zu beruhen scheint,
indem erstere trüber, dunkler, letztere schichtweise klarer, durchsichtiger, blasser erscheinen. Die gewöhn-
lichen Einschlüsse der lebenden Sarkode finden sich auch in der todten Gallerte wieder und zwar bald
durch ihre ganze Masse zerstreut, bald zunächst der Kapsel angehäuft. So erscheinen namentlich die
Körnchen bald mehr in der peripherischen, bald mehr in der centralen Schicht der Gallerthülle an-
gehäuft, bald mehr gleichmässig vertheilt und dann häufig, entsprechend der radialen Streifung, in
radiale Reihen angeordnet. Sehr häufig sieht man die mittlere Schicht der Gallerte klar, die innere
und äussere körnig und durch Einschlüsse getrübt. Die Sarkodegallert zeigte sich fast an allen in
Weingeist und Liqueur conservativ mitgebrachten Radiolarien vollkommen wohl erhalten und von
ziemlich fester Consistenz.

Nach meinem Dafürhalten kommt die Gallertschicht, welche ich im Umkreise der Centralkapsel
aller von mir beobachteten Radiolarien unter gewissen Umständen wahrnehmen konnte, nicht durch
Exsudation, wie Müller meint, sondern durch Imbibition zu Stande, und sie ist auch nicht allemal
ein sicheres Zeichen des Todes, sondern scheint, wenigstens zuweilen, ganz wieder verschwinden zu
können. Ich führe hierfür namentlich Beobachtungen an Thalassicolla pelagica und Th. nucleata und
Aulacantha scolymantha an, welche ich mehrere Tage hindurch lebend erhalten und unter verschie-
denen Umständen beobachten konnte. Gewöhnlich strahlten die Fäden, wenn die charakteristische
Körnchenbewegung recht lebhaft war, nach allen Seiten gleichmässig frei weit in das Wasser hinaus,
nur hie und da die gewöhnlichen Anastomosen zeigend. Anderemale erschienen dagegen die Fäden
verkürzt und an ihrer Basis, unmittelbar aussen über der Alveolenzone, durch eine hyaline Gallert-
schicht von wechselnder Dicke verbunden, ohne dass die Körnchenbewegung in dem darüber hinaus-
ragenden freien Theile der Fäden, wenn auch langsamer geworden, aufgehört hätte. Beobachtete
ich dann dieselben Individuen nach einiger Zeit wieder, so war die vorher sehr deutliche Gallertschicht
entweder ganz verschwunden oder sehr reducirt und die mehr verlängerten Fäden ragten weiter in
das Wasser hinaus. Hatte aber die anfangs basale Gallertschicht eine bedeutendere Mächtigkeit erlangt
und etwa die Hälfte der frei vorragenden Fadenzone verhüllt, so erschien späterhin die ganze Zone
in eine zusammenhängende, dicke, hyaline Gallerthülle mit sphärischer Oberfläche verwandelt, welche
die Cenlralkapsel concentrisch einschloss. Dann war in der von Körnchen durchsprengten Gallerlhülle
keine Spur von Fäden oder von Bewegung dieser Körnchen sichtbar, häufig aber sehr deutlich eine
feine oder gröbere radiale Streifung. Zwar glaube ich einigemale auch an Thalassicolla pelagica
beobachtet zu haben, dass die schon ganz ausgebildete Gallerlhülle, in der alle Fäden verschwunden
waren, sich nachher wieder löste, und dass an den wieder frei gewordenen Pseudopodien das Spiel
der Sarkodeströmung und der Körnchenbewegung aufs Neue begann, so dass das vorher todt geglaubte
Thier von Neuem wieder aufzuleben schien. Doch sind diese wenigen Beobachtungen nicht so
 
Annotationen