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es mehr, dass die jungen Acanthometren vor den Stacheln bereits als freie Cenlralkapseln mit Strahlen-
kranz vorhanden sind und dass später erst die Stacheln aus ihrem Centrum hervorwachsen. Die volle
Zahl der Stacheln, 20, scheint oft erst später erreicht zu werden. Wenigstens waren unter diesen
kleineren und kleinsten Acanthometren, bei denen die Stacheln noch ganz in der Mitte der
Centralkapsel als äusserst feine Nadelchen versteckt waren, oder dieselbe eben erst durch-
brochen hatten, sehr häufig solche Individuen, hei denen die Zahl der Stacheln nur 8, 10, 12
oder 16 betrug.

Sicherere Mittheilungen, als über die Fortpflanzung der Monozoen, lassen sich über die Ver-
mehrung der Polyzoen machen. Müller gedenkt bereits der oft sehr verschiedenen und abwei-
chenden Formen der Nester bei Sphaerozoum, „welche auf Entwickelungsstadien schwer zu deuten
sind,“ und setzt dem, aus dem Bau seines Sphaerozoum bicellulare vielleicht zu ziehenden Schlüsse,
„dass die Sphaerozoen vielleicht überhaupt in einem gewissen Entwicklungsstadium 2 in einander
geschachtelte Zellen enthalten oder bicellular sind, die Beobachtung eines Meerqualsters entgegen, in
dem kleine und sehr kleine Nester ganz in der Nähe der grösseren Nester gelagert waren, welche
sich durch den Inhalt des Oeltropfens schon als junge Abkömmlinge derselben unicellularen Colonie
zu erkennen geben, aber nur aus einer einzigen Zelle, wie die erwachsenen Nester dieser Colonie.
bestehen.“ (Abhandl. p. 5.) Dann fügt er hinzu (p. 6): „Es entsteht die Frage, ob es auch solitäre In-
dividuen von Sphaerozoum, also ausser einer Colonie giebt, die als Quelle der Colonie angesehen
werden könnten. Es ist mir ein einziges Mal eine solche Form vorgekommen. Es war eine mit
wenigen Fäden besetzte farblose Zelle von Durchmesser, einen Oeltropfen enthaltend und aus-

wendig mit einigen gelben Zellen besetzt.“ Endlich bemerkt er, dass er unter den frei und todt
vorkommenden Collosphaeren, Individuen aus zerstörten Meerqualstern, kleinere und kleinste gesehen
habe, denen die kieselige Gitterschale fehlte, und wo die blaue Masse und die Krystalle nur von
der häutigen Kapsel eingeschlossen waren (p. 8).

Meine zahlreichen Beobachtungen an Polyzoen-Colonieen in den verschiedensten Zuständen
und Grössenverhältnissen führen mich zu dem Schlüsse, dass die Individuen der Polyzoen sowohl
durch einfache Theilung der Centralkapsel, als durch endogene Keimbildung (Zerfall der einzelnen
Nester in mehrere) sich vermehren und dass so die Colonieen wachsen, sowie dass einzelne Nester
sich ablösen und auf diese Weise die Grundlage einer neuen Colonie bilden. Was zunächst diesen
letzten Fall betrifft, der von Müller nur einmal beobachtet wurde, so habe ich denselben mehrmals
wieder gesehen. Insbesondere in der letzten Zeit meines Aufenthalts in Messina (im Februar und
März), wo ich speciell auf diesen Punkt aufmerksam war, habe ich ziemlich viele einzelne Nester
von Sphaerozoum und Collospliaera, zum grösseren Theil todt, zum Theil aber im besterhaltenen,
lebendigen Zustande beobachtet (Taf. XXXV, Fig. 14). Die lebenden isolirten Nester unterschieden sich
in Nichts von den zu einer Colonie verbundenen Individuen. Sie enthielten einen, selten 2, centrale
Oeltropfen; der Mullerboden war dick und liess eine reiche Menge verästelter und anaslomosirender
Pseudopodien mit Körnchenströmung ausstrahlen, zwischen denen niemals Alveolen sichtbar waren.
Dagegen waren meistens mehrere gelbe Zellen im Mutterboden zerstreut. Am häufigsten sah ich
derartige abgelöst lebende Individuen von Collozoum inerme. Ich zweifle nicht, dass dieselben als
die ersten Anfänge neuer Colonieen anzusehen sind. Die Alveolen scheinen dann erst aufzutreten,
wenn bereits mehrere Nester beisammen sind. Häufig sah ich ganz kleine Qualster von nur 2 — 4 — 6
Nestern, die nur erst durch einige wenige Alveolen zusammengehallen wurden. Eine Bildung neuer
Colonieen durch Zerfall grösserer Qualster in mehrere Stücke, so dass also nicht einzelne Individuen,
sondern eine Gruppe von solchen sich ablösen, um als Stamm der jungen Colonie zu dienen,
habe ich nicht direct beobachtet. Indess Messen sich vielleicht die rosenkranzförmigen Einschnürungen
an den walzlichen Qualstern und die keilförmigen Einschnürungen an den ringförmigen Gallertcolonieen
mif ein solches Zerfallen derselben in mehrere kleinere Thiergesellschaften beziehen. Jedenfalls
liegt die Möglichkeit auf der Hand, dass eine kleinere oder grössere Anzahl von Einzelthieren auf

Haeckel, Radiolarien. 19
 
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