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41. Genus: Dictyoceras, Haeckel; novum genus.

(dixxvov Netz. yJgas Horn.)

Gattungscharakter: Gitterschale mehrgliedrig, durch 2 oder mehrere ringförmige Querstricluren
in 3 oder mehrere über einander liegende ungleiche Glieder abgetheilt, mit gegitterten (nicht einfachen)
Anhängen am zweiten Gliede, ohne Anhänge an der Mündung, welche einfach, weit, nicht übergitlert ist.

Die1 einzige Art, welche diese Gattung bildet, und welche ich bei Messina mehrmals lebend gefangen
habe, beschrieb ich in meiner ersten Mittheilung über die neuen Radiolarien des Mittelmeeres (Monatsber. 1860,
p. 840) .unter dem Namen Lithornithium dictyoceras. Sie ist jedoch durch mehrere Eigenthümliehkeiten so aus-
gezeichnet, dass sie eine eigene Gattung unter den Stichocyrtiden zu bilden verdient, welche durch die ge-
gitterten Anhänge am zweiten Gliede und die weit offene Mündung eharakterisirt ist. Allerdings passt auf sie
die von Ehrenberg für Lithornithium aufgestellte Charakteristik: „Testae stricturae plures, postremo articulo
integro (non lobato), appendicibus mediis alata.“ Allein diese Diagnose ist so unbestimmt, dass sie ebenso gut
auch auf Pterocanium und Rhopalocanium passt. Ueberdies unterscheidet sich das einzige von Ehrenberg ab-
gebildete Lithornithium, welches sich mit Sicherheit in dieser Gattung beibehalten lässt (L. loxia), von unserer
lebend beobachteten Form durch 2 wichtige generische Charaktere, durch die übergitterte, eng zusammengezogene
Mündung und durch die nicht gegitterte (solide) Beschaffenheit der Seitenanhänge. Diese sind an unserer
lebend beobachteten Form als breite Gitterflügel oder Netzhörner entwickelt und dadurch unterscheidet sich
dieselbe zugleich wesentlich von Pterocanium (mit soliden Stachelanhängen am zweiten Gliede), mit der sie
übrigens die einfache, weite Mündung theilt. Pterocanium verhält sich demnach zu Dictyoceras, wie Podocyrtis
zu Dictyopodium.

Lebend beobachtete Art:

Dictyoceras Virehowii, Haeckel; nova species.

Taf. VIII, Fig. 1 -5.

Lithornithium dictyoceras, Haeckel; Monatsber. 1860, p. 840.

Diagnose: Gilterschale dreigliedrig, vollkommen unsymmetrisch. Das erste Glied fast kugelig,
mit einem schief und excentrisch aufgesetzten, gekrümmten Stachel; das zweite Glied fast kegelförmig,
schief, mit 3 nach verschiedenen Richtungen abstehenden, dreieckigen, ungleichen, gitterförmig durch-
brochenen, flügelförmigen Anhängen und einigen kleineren Stacheln; das dritte Glied fast tonnenförmig,
schief, so lang, als die beiden oberen Glieder zusammen, mit ein paar kleinen Stacheln. Die Länge
der 3 Glieder verhält sich von oben nach unten =1:3:4. Die grösste Breite (unterhalb der zwei-
ten Einschnürung) ist fast = l der Totallänge. Gilterlöcher unregelmässig, ungleich, rundlich, von
nnf ~ so der Totallänge, mit kaum halb so breiten Zwischenbalken.

Dieses besonders merkwürdige Radiolar, welches ich zu Ehren meines hochverehrten Lehrers, Professor
Rudolf Virchow, benenne, zeichnet sich vor den meisten Radiolarien und insbesondere vor allen andern Sticho-
cyrtiden durch die bedeutende Asymmetrie des ganzen Gehäuses aus, welche bei der sonstigen regulären Be-
schaffenheit dieser Thiere sehr auffallend ist. Die ideale Längsaxe der Gitterschale, welche sonst fast immer
ganz grade ist, und um welche sich die peripherischen Theile sonst vollkommen regelmässig gruppiren, ist hier
fast Sförmig gekrümmt, indem die einzelnen Schalenglieder nach verschiedenen Richtungen schief geneigt sind;
und die lateralen Anhänge derselben sind so ungleich und so unregelmässig vertheilt, dass die ganze Schale,
von verschiedenen Seiten betrachtet, sich sehr verschieden ausnimmt. Dies zeigt schon ein flüchtiger Blick auf
die Figuren 1—5 der Tafel VIII, welche ein und dasselbe Individuum von verschiedenen Seiten darstellen.
Bald sieht man gleichzeitig alle 3 hlügelanhänge (Fig. 3, 4), bald nur 2 derselben (Fig. 1), bald endlich nur
einen einzigen (Fig. 2, 5). Da aus diesem Grunde auch alle relativen Dimensionen der einzelnen Schalentheile
auf verschiedenen Seiten ungleich ausfallen, so können die im Folgenden mitgetheilten Maassangaben nur einem
gewissen mittleren Werthe entsprechen. Die Länge der 3 Glieder verhält sich im Ganzen von oben nach unten
= 1:3:4; doch ist auf einer Seite das zweite Glied ebenso lang, als das dritte und an einer Stelle sogar
etwas länger. Ebenso besitzt auch die Endmündung mehrere verschiedene Durchmesser und ist nach einer
Richtung hin kaum halb so breit, als die Schalenlänge, nach einer andern hin fast gleich § derselben, mithin
so breit, als der breiteste Tlieil der Schale, welcher im obersten Theile des dritten Gliedes, unter der Ein-
schnürung, liegt. Auch die beiden Stricturen der Schale sind an verschiedenen Seiten verschieden tief. Das
erste Glied ist fast kugelig, von einem schief und excentrisch aufgesetzten starken Stachel,. 1.) mal so lang
 
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