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derlampe zu Hause war - zu einem lebendigen Mythos von suggestiver
Kraft geworden sein. Die auf ihn und das universale Elixier - al iksir heißt
selber: derStein - gerichteten Bemühungen, mit deren Erfolg den Beglück-
ten alles andere von selbst zufallen sollte, rückten von jetzt ab zum eigent-
lichen Ergon, zum opus magnum auf, dessen abenteuerliche fama dann durch
Jahrhunderte auch eine abendländische Sensation bilden sollten. Doch
unter dem Deckmantel des großen berauschenden Wunschziels gingen die
praktischen Einzelbeobachtungen weiter, ließen eine eigentliche Vor-
geschichte der Chemie< nicht ohne Gewinn. Kein Zufall ja auch, daß die
späteren christlichen Adepten eine Menge arabischer Bezeichnungen für
die Ausrüstung ihrer Laboratorien bewahrt haben: Athanor für den Ofen,
Alembic für den Destillierhelm - Worte, die erst später einen phantasti-
schen Beiklang gewonnen haben.

Die Geschichte der Alchemiehier weiterzuverfolgen,verbietetderRaum. £>te (Befcf)tcf)te
Im ganzen würde es sich dabei auch weniger um eine Entwicklung han- öer ^lct)£mic
dein als um eine Chronik: mit vielen Namen - griechischen, arabischen,
christlich mittelalterlichen und noch solchen der neuzeitlichen Jahrhun-
derte -, verschollenen und noch berühmten, dazu um viele anekdotische
I Züge, die mehr als Kuriosa zu betrachten wären. In den fast zweitausend
Jahren, da die Alchemie mit ihren verwirrenden Hoffnungen eine Rolle
gespielt hat, hat sich bei ihr merkwürdig wenig geändert. Nur was zu
jenen >Parerga< gehörte und was sich aus dem Verhältnis zu den wechseln-
den Zeitströmungen ergab, macht den historischen Wechsel aus. Es zeigt
sich aber auch, daß selbst solche Momente, die in bestimmten Zeiten her-
vortraten, im Kern und Keim schon immer vorhanden waren. Einem
eigentlichen Fortschritt mußte bei unserer >fossilenWissenschaft<schon der
Umstand entgegenstehen, daß für ihre Anhänger stets das Wort gegolten
hat, welches Goethe, der Alchemist und Freimaurer, als >Vermächtnis<
aussprach:

»Das Wahre war schon längst gefunden,
Hat edle Geisterschaft verbunden,
Das alte Wahre faß es an!«

Noch und gerade in ihren letzten Jahrhunderten, den faustischen und ro-
senkreuzerischen, bis hin zu ihrem Nachleben im Zeitalter Goethes, da

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