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Hartmann, Andreas [Hrsg.]; Malitz, Jürgen [Gefeierte Pers.]
Zwischen Antike und Moderne: Festschrift für Jürgen Malitz zum 65. Geburtstag, dargebracht von Kollegen, Freunden, Schülern und Weggefährten — Speyer, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.15012#0122
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Andreas Harrmann

dungsbewusstsein die Geltungsansprüche Alexandrias als einer griechischen Kultur-
metropole3. Die römischen Kaiser erscheinen karikaturhaft verzerrt und teilweise als
abhängig von Juden in ihrer nächsten Umgebung'.

Narrative Einschübe zeigen, dass die. Ida. Uexandrinorum sich nicht in Protokoll-
literatur erschöpften". Insbesondere existiert ein längeres narratives Textstück, das of-
fenbar in die Vorgeschichte des Prozesses gegen den Gymnasiarchen Isidoras gehört6.
Die Acta Alexandrinorum umfassten demnach neben der protokollierten Wiedergabe
der Gerichtsverhandlungen wahrscheinlich auch romanhaft erzählende Abschnitte7.
Damit wird freilich die Abgrenzung des Corpus außerordentlich schwierig8: Im Grun-
de könnten alle Tcxtfragmcntc. die das Verhältnis von Alexandrinern und Römern
bzw. Juden behandeln, theoretisch den Acta zuzurechnen sein". In seiner 2008 cr-

Harker 2008. 93. Dieses Selbstverständnis der Stadt entsprach durchaus auch der Wahrnehmung an-
derer hellenistischer Griechen: miOö/.od 6' rj aö>.u xooaöxi)v r.7ii8oaiv sXaßsv sv xoü; wrtspov xpövoic,
ö)GX8 Txapä koXXok otüxajv Txpcoxtiv üpi0p;:Ta0ui xeov waih xtjv oiKoi)ti;:vi]\" Kai yäp k&'/jja Kai p.':y/:0.*;i
K(xi jxpoaötxov 7x/.i]0;:i ta/i xeov ;xpoc xpocptjv üvtiKÖvxcov txo/.o cSiutpspsi xeov äXXoiV (Diod. 17.52,5). Zum
Ansehen Alexandrias in der Antike S gl. Salvaterra 1995.
Basic/ 2005. 104 106: llarker 2008. 91.

Premerslein 1939. 66 spricht in diesem Zusammenhang \ on den Acta Istclort und der sogenannten
Gerousie-Akle als Teilen einer Erzählung mit ..gewisse[m] Anspruch aul" Pragmatik" über die Ausein-
andersetzungen /.wischen den Alexandrinern und der römischen Obrigkeit. Besonders die Kinordnung
der Gerousie-Akte TM 58940 I.DAB 35 Mertens-Pack1 2218 P. tiiss. univ. V.46 Musurillo. APM 111/
CP.1 11.155 P Vale 11.107 P. Giss. I it. IV.7 ist dabei höchst problematisch: Premerstein 1939. 23 hielt
sie für das „aufschlußreichste Bruchstück der ganzen Gattung". Seine sehr weitgehenden 'l'extergän-
/Lingen und die daran! basierenden Schlussfbigerungen stießen allerdings auf massi\ e Kritik. \or allem
von papvrologischer Seite (Rez. Harold 1. Bell, in: CR 54 (1940). 48 49: ..much ol'lhe volume is but
wasted labour": Rez. Herbert C. Voutie. in: CW 35 (1941 1942). 30 31; Bell 1950. 30; Ileimig 1974.
4.30: Peter A. Kuhlmann in der Einleitung der Xeuedition als P. Giss. I.it. I\'.7: ..vom philologischen
Standpunkt aus wertlos und kann allen falls als Kuriostim gelten"). Der Text schildert die Audienz alex-
andrinischer Gesandter vor Caligula. laue weitreichende historische Neuinterpretation versucht jetzt
wieder Gambetti 2009. bes. 87-136. Die w iederum auf eigene Textergänzungen abstellende Thesen-
kette überzeugt mich nicht.

Belichtet wird offenbar die Versöhnung des römischen Präfekten Avillius Flaccus mit den Alexand-
rinern Isidoras und Dionysios im Sommer des Jahres 38 n.Chr.. kurz vor Beginn der antijüdischen
Ausschreitungen: Hennig 1974. 431 435. Icherikover u. a. 1960, 61 hielt das Fragment jedoch für so
ungewöhnlich, dass er die Zugehörigkeit zu den Acta für nicht über jeden Zw eifel erhaben ansah.
Wilcken 1909, 57-58. Dagegen jedoch 1 leimig 1974. 438 439. der darauf hinweist, dass auch die
Szene im Serapeion mit ihren Dialogpassagen formal den Acta im Allgemeinen entspricht. Von einer
„Rahmenerzählung" sei daher nicht zu sprechen. Dies ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass die
Acta (a) eine knappe narrative Einordnung der jew eils in Dialogform geschilderten Abläufe gaben und
(b) sich nicht auf Gerichtsszenen beschränkten.

Baslez 2005, 93: „la collection n'est ni homogene, ni stable. ni definitive".

Notorisch umstritten ist etw a, ob es sich bei dem durch TM 58928/LDAB 23/Mertens-Pack3 2230/P.
Mil. Vogl. 11,47/Musurillo. APM IXc CPJ 11.435 überlieferten .Aufrufeines Präfekten aus trajanischer
oder hadrianischer Zeit zur Einstellung von Lynchattaeken gegen die alexandrinischen Juden um ein
Dokument oder eine pseudo-dokumentarische Fiktion aus dem Umkreis der Acta Alexandrinorum han-
delt.
 
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