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Akademische Mitteilungen für die Studierenden der Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg: Sommer-Halbjahr 1901 — 1901

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Akademische Mitteilungen für die Studierenden der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Sommer-Halbjahr 1901, Nr. 12
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1901

Heidelberger Akademische Mitteilungen

Nr. 12

Hochschulnachrichten.
Heidelberg, 12. Juli 1901.
Ehrendoktor. Auch die medizinische Fakultät hat den
Staatsminister Dr. Nokk zum Ehrendoktor ernannt und zwar
in dankbarer Anerkennung der von ihm ihrem Unterrichte,
sowie ihren Anstalten stets gewährten Förderung.
Studentischer Missionsverein. Am Mittwoch, den
3. Juli hielt der Studentische Missionsverein seinen zweiten
Vortragsabend ab. Herr Reisesekretär Kumm hatte in
dankenswerter Weise den Vortrag übernommen und entwarf
in demselben: „Missionsreisen durch die Oasen der libyschen
Wüste“, ein hochinteressantes und anschauliches Bild von
seinen Erfahrungen und seiner Missionsarbeit unter den Be-
duinenstämmen. Als höchst erfreulich schilderte Herr Kumm
die Aufnahme des Evangeliums unter diesen Stämmen, welche
zu den schönsten Hoffnungen berechtigt.
Deutsch-akademischer Gabelsberger-Bund. Eine
Bundessektion Heidelberg hat sich zur Pflege und
Verbreitung der Stenographie unter der Heidelberger Stu-
dentenschaft gebildet. Anmeldungen stenographiekundiger
Kommilitonen werden an den Obmann cand. phil. Joh. Leo,
Neuenheim, Brückenstrasse 26 erbeten. Stenographie-Unter-
richt an Kommilitonen und Uebernahme praktisch-stenogra-
phischer Arbeiten jeder Art werden durch eben denselben
nachgewiesen.
Von anderen Hochschulen.
Leipzig. Zu einer grossen Kundgebung zu
Gunsten der aufgelösten Hallenser Finkenschaft gestaltete
sich eine allgemeine Versammlung der Leipziger Nichtver-
bindungsstudenten, die vom Präsidium der Leipziger Finken-
schaft auf Antrag von über, 30 Finken auf Donnerstag, den
4. d. M. nach Restaurant „Tivoli“ einberufen worden war.
Gegen 300 Studenten waren dem Rufe gefolgt. Nach er-
regter Erörterung, in deren Mittelpunkt Vertretungsprinzip
und Judenfrage standen, ging folgender Beschluss mit er-
drückender Mehrheit durch: „Die Versammlung sieht in dem
Vorgehen der Hallenser Universitätsbehörden einen durch
nichts gerechtfertigten Eingriff in die akademische Freiheit;
sie betont, dass die Aufbürdung eines Statuts auf dem
Wege der behördlichen Verordnung ein novum im studenti-
schen Leben ist, gegen welches die gesamte deutsche Stu-
dentenschaft Front machen sollte; sie dankt den Hallenser
freien Studenten für ihr mannhaftes Verhalten und versichert
sie ihrer wärmsten Sympathie“. Aus der Erörterung sei
hervorgehoben, dass scharfe Gegensätze innerhalb der Finken-
schaft zu Tage traten, dass aber gleichwohl die Vertreter
aller Richtungen sich einmütig gegen das Vorgehen der Be-
hörden richteten. Auch von korporationsstudentischer Seite
ging eine Sympathiekundgebung ein.
Hörerinnen an den bayerischen Universitäten. In
diesem Sommersemester gibt es an der Münchener Universität
26 Hörerinnen. Die Hochschule in Würzburg zählt deren
28 und die in Erlangen 4. Die Gasamtzahl der Hörerinnen
an den drei bayerischen Universitäten beträgt somit zur
Zeit 58.
München. Wir haben vor kurzem über die Ausländer-
frage an der Technischen'Hochschule in München berichtet.
Wie nun die „Augsb. Abendztg.“ hört, hat das Direktorium
eine Eingabe der Studierenden an das k. Kultusministerium
zugelassen. Die Eingabe hat nachstehenden Wortlaut:
„Unterzeichnete stellen an ein hohes Direktorium die
ganz ergebenste Bitte, bei dem k. b. Staatsministerium des
Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten im Namen
der deutschen Studierenden sich mit Vorschlägen verwenden |

zu wollen, wie verschiedene, mit jedem Jahr mehr empfun-
dene Misshelligkeiten beseitigt werden könnten. Die jährlich
verstärkt wachsende Anzahl der Studierenden an der hiesigen
Technischen Hochschule aus dem Auslande bedingt nicht
nur ein Zurückdrängen der deutschen Studierenden meist von
den besten Plätzen und Arbeitstischen, was bei dem öfters
eintretenden Platzmangel doppelt fühlbar ist, sondern in den
Uebungsstunden auch eine durch das oft bemerkbare Vor-
drängen vieler Ausländer im Verhältnis zu starke Bean-
spruchung der Herren Assistenten von Seite j ener Studieren-
den, die häufig nicht einmal genügend die deutsche Sprache
beherrschen, wodurch sich die deutschen Studierenden direkt
geschädigt sehen müssen. Zu diesem Anlass der Verstimmung
der deutschen Studentenschaft gegen die Ausländer kommt
hinzu, dass eine Reihe derselben ihre eigenen Landeshoch-
schulen nicht ohne Weiteres besuchen dürfen, sondern erst
nach Ablegung eines besonderen Aufnahmsexamens, während
sie an der hiesigen Hochschule auf das Zeugnis hin, das im
eigenen Lande allein nicht genügt, anstandslos zugelassen
werden. Die deutsche Studentenschaft empfindet diesen Um-
stand doppelt bitter, da im Gegensatz zu der Behandlung
der Ausländer der deutsche Studierende selbst in den ver-
schiedenen Bundesstaaten genügend Schwierigkeiten findet,
indem z. B. der bayerische Industrieschüler an verschiedenen
ausserbayerischen Hochschulen nicht zugelassen wird. Je-
doch auch im Interesse der steten Hebung des Ansehens der
Hochschule im Auslande fühlt die Studentenschaft, dass die
bisherigen Verhältnisse nicht die günstigsten sind. Die leich-
teren Aufnahmsbedingungen als im eigenen Lande können
den Wert der Hochschule in den Augen des Auslandes herab-
setzen, indem Alles, was auf den eigenen Anstalten nicht
fortkommen kann, anstandslos auf deutschen Hochschulen
Unterkunft zu finden scheint. Unterfertigte glaubten ein
hohes Direktorium mit diesen Angelegenheiten belästigen zu
dürfen und begründen ihre Bitte, sich mit Vorschlägen an
das k. b. Staatsministerium des Innern für Kirchen- und
Schulangelegenheiten wenden zu wollen, damit, dass infolge
dieser immer tiefer gehenden Missstände ein gewissenhaftes,
freudiges Studium dem deutschen Studierenden sehr erschwert
wird. Ferner glauben Unterfertigte, dass durch eine baldige
Regelung der Ausländerfrage weiteren Auseinandersetzungen,
wie sie bedauerlicherweise und nicht zum Vorteil des An-
sehens der Hochschule in der Tagespresse erschienen, die
Spitze abgebrochen wird. Gehorsamst! Die Studierenden
der k. Technischen Hochschule.“
München. (Die drei ersten Dr. ing.) An der Tech-
nischen Hochschule haben am 9. ds. in der chemischen Ab-
teilung die drei ersten Promotionen stattgefunden. Es wurde
der Titel Dr. ing. verliehen an: Gottfried Hauser aus Augs-
burg, jetzt Assistent am chemischen Institut in Bonn, Notel;
Georg Purucker aus Memmingen, jetzt Assistent bei der
Brauereiversuchsstation in Weihenstephan, Note II; Robert
Wimmer aus München, jetzt Chemiker bei der Badischen
Anilin- und Sodafabrik in Ludwigshafen a. Rh., Note II.

Veranstaltungen der Vereine.
Sozial ökonomische Vereinigung. Am Samstag, 13. Juli
1901: Exkursion nach Worms zwecks Besichtigung
der Arbeiterwohlfahrtseinrichtung des F r e i h e r r n von
Heyl und der Sektkellerei „Luginsland“. Abfahrt
ll45 h. ab Hauptbahnhof nach Mannheim. Ankunft
daselbst 1217. Von da zu Schiff nach Worms. —
Montag, den 15. Juli, abends 8,/i h. im „Heidelberger
Hof“ (Wredeplatz): Vortrag des Herrn Wegener:
„Zur wirtschaftlichen und nationalen Frage des Ostens.“
Kommilitonen als Gäste auch ohne Einführung will-
kommen.
 
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