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Universität Heidelberg [Hrsg.]
Akademische Mitteilungen für die Studierenden der Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg: Sommer-Halbjahr 1901 — 1901

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Akademische Mitteilungen für die Studierenden der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Sommer-Halbjahr 1901, Nr. 10
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Akademische Mitteilungen
FÜR DIE
STUDIERENDEN DER RUPRECHT-KARLS-UNIVERSITÄT HEIDELBERG.
HERAUSGEGEBEN VON J, HÖRNING, UNIVERSITÄTS-BUCHDKUCKEBEI
Fernsprecher 119 HEIDELBERG Hauptstrasse 55 a.
Erscheint wöchentlich und wird unentgeltlich und frei allen Studierenden und Lehrern der Hochschule zugestellt.
Preis bei der Post vierteljährlich 75 Pfg. ausschliesslich Bestellgebühr.
Sommer-Halbjahr 1901. Nr. 10. Samstag, 29. Juni 1901.

llochschidnachrichten.
Heidelberg, 28. Juni 1901.
Der studentische Verein für Innere und Aeussere
Mission hielt Mittwoch, den 12. Juni den ersten Vortrags-
abend dieses Semesters ab. Herr Pfarrer Hauss von
Sandhausen schilderte in eingehenden Worten die Not-
wendigkeit und den Weg, in die Kenntnis der Mission
einzudringen. Aus einer Winkelsache habe sich die
Mission zu einer öffentlichen Lebensmacht entfaltet und
sei zu einem Stück christlicher Bildung geworden. Durch
ihre Bedeutung habe, sie einen Anspruch darauf, in Unter-
richt und Erziehung einen Platz sich eingeräumt zu
wissen, und Interesse, gerade auch bei der akademischen
Jugend zu erwarten. Interesse, Lust und Liebe freilich
seien die Voraussetzung, die ein Eindringen in die Kennt-
nis der Mission erleichtere. Wie aber die Missionssache
entstanden, da und dort ihren Ausgang genommen und
sich langsam bis zum heutigen Stand entwickelt hat,
das zu verfolgen, verstehen und zu kennen, ist der erste
Schritt zu jener Kenntnis. Einen gewissen Abschluss
erreicht sie mit dem Studium der Missionslehre, bedarf
aber bei der beständigen Weiterbildung und Entfaltung
des weitverzweigten Werkes einer Stütze, in einem
interessenvollen Verfolgen der Sache. Welches und
welcher Art die wissenschaftlichen Hilfsmittel sind,
welche Lektüre am ehesten den Anforderungen ent-
spricht, die ein Eindringen und Verfolgen der Missions-
sache stellen, diese Fragen erfuhren in den weiteren
Ausführungen des Vortrags eine gründliche Beantwor-
tung, die mit einem Appell an die Versammlung und
überhaupt an die Jugend schloss, Missionssache zur
Herzenssache sich zu machen. Eine lebhafte Debatte
über verschiedene strittige Punkte, wie über Möglichkeit
der Verkirchlichung der Mission, schloss sich an den
Vortrag an, der eine dankbare Aufnahme bei den Zu-
hörern gefunden. Möge die Missionssache auch unter
der akademischen Jugend eine dankbare Aufnahme finden,
und mögen solche, die für die Sache sich interessieren,
auch fernerhin sich an den Vortragsabenden zahlreich
beteiligen.
* Der am Freitag, den 21. ds. veranstaltete Fackelzug
der Studentenschaft zu Ehren Bismarcks nahm einen
würdigen Verlauf., Er bewegte sich von dem Karlsthor über
die Hauptstrasse zum Bismarckdenkmal, wo der Vorsitzende
des Studentenausschusses, stud. iur. J. Wrede (Vandaliae),
eine Ansprache hielt, in der er Bismarck als den Gründer
des Deutschen Reiches und als Helden der Studentenschaft
feierte. Er forderte seine Kommilitonen auf, Bismarcks Bei-
spiel zu folgen und seine Errungenschaft, das deutsche Reich,
stets zu schützen gegen innere und äussere Feinde. Im

Namen der Studentenschaft der Ruperto-Carola legte er so-
dann am Denkmal einen Kranz nieder, worauf unter Musik-
begleitung der erste Vers von „Deutschland, Deutschland
über Alles“ gesungen wurde. Vom Denkmal aus bewegte
sich der Zug über den Neckarstaden zum Ludwigsplatz, wo
nach Absingung des „Gaudeamus“ die Fackeln zusammen-
geworfen wurden. Erfreulich war die zahlreiche Beteiligung
der Korporationen, die sich mit Ausnahme der „Süddeutschen
katholischen Verbindung Ripuria“, sämtlich an der Huldigung
für unsere Nationalhelden beteiligt hatten.
w
Die Bismarcksäule der Karlsruher Studentenschaft
bei Ettlingen.
Nachdem am 1. April d. J. auf dem Wattkopf die Schluss-
steinlegung der Bismarcksäule der hiesigen Studentenschaft
stattgefunden, ist in dieser Mitsommernacht unter der voll-
sten Gunst des Wettergottes die Einweihungsfeier der Säule
erfolgt. In zwei Sonderzügen, die am 21. abends gegen */28
und 8 Uhr vom kleinen Albthalbahnhof abgingen, fuhren,
wie die „Bad. Presse“ berichtet, die Festgäste nach dem
freundlichen Nachbarstädtchen, woselbst Bürgermeister Haas
zum Empfange erschienen war. Im Garten der Wirtschaft
zum „Hirsch“ wurde Rast gehalten, bis der völlige Eintritt
der Dunkelheit erfolgt war. Dann bildete sich vor der
Wirtschaft der Zug zum Aufstieg zur Bismarcksäule. Einen
prächtigen Anblick gewährte die fackeltragende Studenten-
schaft in Wichs, die sich auf etwa 600 Köpfe belief. An
der Spitze schritten die Chargierten und die geladenen Gäste.
Uebrigens beteiligten sich sämtliche studentische Verbin-
dungen an der unvergesslichen Feier. Bei Mondesschein
und dem Leuchten der lodernden Fackeln ging es um 9l/4 Uhr
unter den von der Bismarcksäule erklingenden Weisen der
Kapelle der Unteroffizierschule Ettlingen in bequemem Auf-
stieg empor durch die herrliche Buchwaldung zum hoch-
ragenden Denkmal. Zu beiden Seiten am Wege hatte eine
zahlreiche Zuschauerschaft aus Karlsruhe, Ettlingen und den
benachbarten Orten sich aufgestellt und entzückt liess sie
ihren Blick auf das herrliche Bild schweifen, das sich dem
Auge bot in der gegen das mächtige Dunkel wirkungsvoll
abhebenden schier endlosen Flammenkette, denn schmal war
meist der Weg, so dass er nur für zwei Nebeneinander-
schreitende Raum gewährte. Auch ging man in bequemem
Abstande, so dass, als die letzten Fackelträger den Aufstieg
begannen, die ersten fast oben an der Säule angelangt waren.
Dort hatte der Säule gegenüber, oberhalb der halbkreis-
förmigen Ausschachtung an dem emporsteigenden Hügel-
rücken amphitheatralisch eine nach vielen Hunderten zäh-
lende Menschenmenge Aufstellung genommen, um Zeuge
des nun vor sich gehenden erhebenden Festaktes zu werden.
 
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