Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
1899/1900

Heidelberger, Akademische Mitteilungen

Nr. 9

Engerer Senat.
Bekanntmachung;.
Es ist zur Kenntnis des Grossh. Ministeriums gekommen,
dass ältere vor dem Staatsexamen stehende Studierende, ins-
besondere der Rechtswissenschaft, sich zwar an der Hoch-
schule immatrikulieren lassen bezw. das akademische Bürger-
recht beibehalten, sich aber nicht Studien halber am Orte
der Hochschule aufhalten, sondern sich in ihre Heimat be-
geben, um sich dort auf das Staatsexamen vorzubereiten,
gleichwohl aber die so verbrachten Studiensemester bei der
Meldung zum Staatsexamen als an der Hochschule ver-
brachte Studiensemester zur Anrechnung bringen.
Eine derartige Hebung widerspricht durchaus den be-
stehenden Bestimmungen wie den Akad. Vorschriften und
hat auch eine wesentliche Schädigung einer entsprechenden
Ausbildung der Studierenden zur Folge. Wir fordern die
Studierenden zur Abbestellung des fraglichen Missstandes
auf mit dem Hinweis darauf, dass die Prüfungsbehörden zur,
strengsten Prüfung der Nachweise über das Studium der
Kandidaten veranlasst sind, und dass die Zurückweisung der
Kandidaten von der Prüfung erfolgen wird, sobald sich hier-
bei ergiebt, dass die betr. Kandidaten nicht während der vor-
geschriebenen Studienzeit ihre Studien auch wirklich an der
Hochschule betrieben haben und an solcher anwesend waren.
Heidelberg, den 1. Dezember 1899.
Der Prorektor:
Ostholl'.
Bismarckfeier.
Die Heidelberger Studentenschaft beabsichtigt, im Laufe
dieses Semesters eine Bismarckfeier zu veranstalten, bei
welcher lebende Bilder zur Aufführung gelangen sollen. Ein
Prolog soll dieselben einleiten, ferner je ein kurzes Gedicht
auf jedes Bild hindeuten. Es. wird gewünscht, dass die
Studierenden unserer alma mater ihr Können auf dem Gebiete
der Poesie zur Geltung bringen und die betreffenden Gedichte,
soweit dieselben noch nicht vorhanden sind, selbst verfassen.
Mit einem Motto überschrieben bitten wir dieselben bis zum
10. Januar 1900 Herrn Otto Petters, Buchhandlung, Anlage,
einzusenden und hoffen, dass recht viele Kommilitonen an
diesem edlen Wettkampfe teilnehmen werden. Eine Kom-
mission wird die dem Zwecke am meisten entsprechenden
auswählen.
Es kommen in Betracht:
I. Der Prolog.
In etwa 24 Verszeilen sollen folgende Gesichtspunkte
behandelt werden: Ohnmacht Deutschlands im 17. Jahr-
hundert, deren Wahrzeichen wir in Heidelbergs Ruinen finden,
Die Kraft des deutschen Volkes gelangt in den Freiheits-
kriegen zum Ausdruck, ohne jedoch Einheit zu erringen.
In Bismarck findet das Vaterland den Einiger der Stämme;
sein Werk ist es, dass sie in gemeinsamem Ringen mit dem
äusseren Feinde ein einiges deutsches Kaiserreich gründeten. —
In Bildern soll dies vor dem Auge des Zuschauers vorüber-
ziehen.
II. Zu einem Bilde „Bismarck als Student“ soll in etwa
16 Verszeilen folgendes in Betracht gezogen werden: Die
Hoffnung auf ein einiges Vaterland ist in der akademischen
Jugend besonders stark. In Jung-Bismarck weckt Germania
(die dem träumenden Bismarck im Bilde erscheint) den
Gedanken, dass das Vaterland nicht durch Reden und Par-
lamentsbeschlüsse, sondern nur durch Blut und Eisen ge-
einigt werden könne.
III. Zu einem Bilde „Der gestörte Friede“ sollen fol-
gende Gesichtspunkte in etwa 16 Verszeilen behandelt werden:
Ein fröhliches Erntefest im Schwarzwalde wird durch die
Nachricht von der Kriegserklärung jäh unterbrochen. Das
Vaterland ruft, und alle Männer eilen zu den Fahnen.

Um nähere Auskunft wolle man sich an den Unterzeich-
neten wenden.
Im Auftrage des Comites
für festliche Veranstaltungen zu Gunsten der
Errichtung einer Bismarcksäule
H. Keller (Leonensia), stud. chem.
Hochschulnachrichten.
Heidelberg, 15. Dezember 1899.
* Ehrenvolle Auszeichnung. Die Pariser Akademie
der Wissenschaften wählte Herrn Geh. Bergrat Professor Dr.
Rosenbusch zum auswärtigen Mitgliede.
2. Sitzung des weiteren Ausschusses.
Bremeneck 9. 11. 99, 6 h. c. t.
Nichtvertreten: Leonensia und Herr Wild (Vertreter der
philosophischen Fakultät).
Die Protokolle werden verlesen und genehmigt. Als
erster Punkt steht auf der Tagesordnung die Wahl des
Rechners. Es liegt dazu ein Antrag des engeren Ausschusses
vor, der Herrn Meyer (Rhenopalatia) vorschlägt. Herr stud.
theol. Stein (b. k. K.), der vom Vertreter der Arminia vor-
geschlagen wird, lehnt ab. Die Abstimmung ergiebt 18
Stimmen für Herrn Meyer, 12 Stimmen enthalten. Herr
Meyer ist somit zum Rechner für das Wintersemester 1899/1900
gewählt. Zum Vertreter der Korporationen mit Ausnahme
des S.-C und D.-C werden die Herren Renner (Wingolf) und
Leitz (Zaringia) vorgeschlagen; von 20 abgegebenen Stimmen
erhält Herr Renner 10, Herr Leitz 8, während zwei Korpo-
rationen sich enthalten; Herr Renner ist somit gewählt.
Nach Erledigung der Tagesordnung werden durch Akkla-
mation in den Bismarckausschuss der Bürgerschaft gewählt
die Herren Pol (Arminia) und Krastel (Frankonia). Herr
Graef (V. d. St.) regt an, einen kleinen Beitrag, etwa 100 Mk.
zu Gunsten der Buren für das rote Kreuz zu bewilligen.
Herr Renner (Wingolf) schlägt vor, die Angelegenheit so
lange zu vertagen, bis die Vertreter sich' über die Ansichten
ihrer Korporationen unterrichtet haben. Vorschlag ange-
nommen.
Schluss der Sitzung 7 h. s. t.
Messersclimidt (Frankonia) X.

Von anderen Hochschulen.
Handelshochschule zu Leipzig. Die Entwickelung
der Handelshochschule zu Leipzig ist auch in dem begonne-
nen vierten Semester eine sehr erfreuliche. Neu immatri-
kuliert wurden 76 Studierende, darunter 46 Inländer und
30 Ausländer. Im ganzen sind bis jetzt 320 Studierende
an der Handelshochschule immatrikuliert und 72 exmatriku-
liert worden, so dass der augenblickliche Bestand 248 Stu-
dierende -(äusser den Hörern) beträgt. Das für die Studie-
renden des vierten Semesters neu eingerichtete Musterkontor,
das sich soviel wie möglich an die kaufmännische Praxis
anpasst, ist voll besetzt. Die Mitglieder der Prüfungs-
kommission für die Handelshochschule sind vom Königlich
Sächsischen Ministerium des Innern vor kurzem ernannt
worden. Die ersten Prüfungen an der Handelshochschule
(Diplomprüfung für Kaufleute und Lehrerprüfung für Handels-
lehrer) werden Ostern 1900 stattfinden. Für die Studierenden
der Handelshochschule ist jetzt auch eine Krankenkasse in
Wirksamkeit getreten, die sich im wesentlichen an die be-
währten Einrichtungen der Leipziger Universitätskrankenkasse
anschliesst.
 
Annotationen