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Akademische Mitteilungen
FÜR DIE
STUDIERENDEN DER RUPRECHT-KARLS-UNIVERSITÄT HEIDELBERG.
HERAUSGEGEEEN VON J. HÖNNING, UNIVEKSITÄTS-EUCHDBÜCKEREI
Fernsprecher 119 HEIDELBERG Hauptstrasse 55 a.
Erscheint wöchentlich und wird unentgeltlich und frei allen Studierenden und Lehrern der Hochschule zugestellt.
Preis bei der Post vierteljährlich 75 Pfg. ausschliesslich Bestellgebühr.
Winter-Halbjahr 1899/1900. Nr. 11. Samstag, 13. Januar 1900.

Hochscliulnachrichten.
Heidelberg, 13. Januar 1900.
* Prorektorwahl. Der grosse Senat wählte heute
zum Prorektor unserer Hochschule für das Jahr 1900/1901
Herrn Hofrat Prof. Dr. Adolf Stengel.
Der Kaiserkommers der Studentenschaft
findet nicht, wie in der letzten Sitzung des Ausschusses
beschlossen, am 26., sondern, da der grosse Saal des Städti-
schen Saalbaus an diesem Abend anderweitig vergeben ist,
am Mittwoch, den 31. Januar statt.
Frauenstudium an unserer Hochschule. Von offen-
bar mangelhaft unterrichteter Seite sind in der Tagespresse
Mitteilungen über eine neuerliche Stellungnahme der medi-
zinischen Fakultät hiesiger Hochschule zu der Frage des
Frauenstudiums verbreitet worden. Der Wahrheit ent-
spricht, dass diese eine Fakultät keineswegs in der Lage
war, einseitig vorgehend Beschlüsse in jener Angelegenheit
zu fassen. Vielmehr hat vor einiger Zeit das Gros sh.
Ministerium dem Engem Senate der Universität eröffnet,
dass es nunmehr, nachdem vor kurzem das Karlsruher
Mädchen - Gymnasium seine ersten Abiturientinnen entlassen
habe, beabsichtige, hinfort Damen mit dem Zeugnis der
Reife zur vollen Immatrikulation zuzulassen, und nur, wenn
von Seiten des Senats oder der Fakultäten neue und ge-
wichtige Gegengründe gegen ein solches Verfahren geltend
gemacht würden, wolle das Ministerium die Sache noch ruhen
lassen. Auf eine darauf erfolgte Umfrage bei den einzelnen
Fakultäten haben sich diese sämtlich, mit einziger
Ausnahme der juristischen Fakultät, mit dem Vor-
haben des Ministeriums einverstanden erklärt. Die medi-
zinische Fakultät bat nur ihrerseits ihrer Zustimmungs-
erklärung die Klausel hinzugefügt, dass - sie nach wie vor
sogenannten Hörerinnen, d. i. Damen ohne Reifezeugnis,
den Besuch der Vorlesungen verweigern werde. Die andern
Fakultäten nämlich, wiederum die juristische ausgenommen,
also die theologische, philosophische und naturwissenschaft-
lich-mathematische Fakultät, gestatten auch solchen Höre-
rinnen den Zutritt zu den Vorlesungen, wofern nur die be-
treffenden Damen eine wissenschaftliche Vorbildung nach-
weisen, die ungefähr dem Standpunkt einer auf Grund des
Einjährigfreiwilligen-Zeugnisses die Hörererlaubnis erlangen-
den männlichen Person entspricht.
*
* *
Reichs-Limeskommission. Vom 2. bis 4. d. M. haben
hier in Heidelberg Sitzungen des geschäftsführenden Aus-
schusses der Reichs-Limeskommission stattgefunden.
Teilgenommen haben an denselben äusser dem Vorsitzenden,
Herrn Geh. Hofrat Zangemeister, die Herren General

Popp-München, Professor von Herzog-Tübingen, Baurat
Jacobi-Hamburg, Professor Löschcke-Bonn, Geh. Rat
Soldan-Darmstadt und die Dirigenten bei der genannten
Kommission Professor H et tner-Trier, Professor Fabricius-
Freiburg und General-Leutnant z. D. von Sarwey-Berlin.
Die Versammlungen hatten namentlich die Besprechung des
Jahresberichts für 1899, die Feststellung des Arbeitsplans für
1900 und die Fortführung des Werkes „Der obergermanisch-
raetische Limes“ zum Gegenstand. Die Grabungen werden
im Laufe dieses Jahres zum Abschlüsse gelangen bis auf
die Nachprüfungen und Ergänzungen, die sich bei der Aus-
arbeitung des Limes-Werkes als notwendig ergeben werden.
Von anderen Hochschulen.
Die Berliner Akademie der Wissenschaften kann
im März d. J. auf ihr 200jähriges Bestehen zurückblicken.
Dem Vernehmen nach werden aus diesem Anlass am 19.
und 20. März entsprechende Festlichkeiten stattfinden, an
denen voraussichtlich auch der Kaiser teilnehmen wird.
Karlsruhe. Am 10. Januar fand in der Aula der tech-
nischen Hochschule zur Feier der Jahrhundertwende ein Fest-
akt statt, bei welchem der Prorektor die Entschliessung des
Grossherzogs verlas, wonach der technischen Hochschule in
Karlsruhe das- Recht verliehen wird: „Auf Grund der Diplom-
prüfung den Grad eines Diplom-Ingenieurs zu erteilen;
Diplom - Ingenieure auf Grund einer weiteren Prüfung zu
Doktor-Ingenieuren zu promovieren; die Würde eines
Doktor-Ingenieurs auch ehrenhalber als seltene Auszeichnung
an Männer, die sich um die Förderung der techn. Wissen-
schaften hervorragende Verdienste erworben haben, zu ver-
leihen.“
Neue technische Hochschule. Wie in den Zeitungen
verlautet, soll in Jena eine technische Hochschule für die
thüringischen Staaten errichtet werden.
Wien. An der hiesigen Universität wurde ein musik-
historisches Institut — das erste in Oesterreich — gegründet.
Für dieses in der Einrichtung begriffene Institut, welches
im Gebäude der physikalischen Kabinette der Universität
untergebracht ist, und dessen Eröffnung im Januar 1900
erfolgen soll, sind bereits mehrere Spenden eingelaufen.
Vom Erzherzog Bugen 1000 Gulden zur Beschaffung von
Klassikerausgaben, vom Herzog vom Cumberland die Ge-
samtausgabe der Werke G. F. Händels, von Ludwig Bösen-
dorfer ein neuer Konzertflügel u. a. Vorsteher des Instituts
ist der Professor der Musikwissenschaft Dr. phil. et jur. Guido
Adler, der im August 1898 von der deutschen Universität
in Prag an die Wiener Universität berufen wurde.
 
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