Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Universität Heidelberg [Hrsg.]
Akademische Mitteilungen für die Studierenden der Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg: Winter-Halbjahr 1900/01 — Heidelberg

Zitierlink: 
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/hd_akad_mit_wh1900_1901/0054
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
1900/1901

Heidelberger Akademische Mitteilungen

Nr. 7

Hoclisclmlnachrichten.
Heidelberg, 30. November 1900.
Hofrat Stengel f. Samstag Nachmittag wurde die sterb-
liche Hülle des dahingeschiedenen Hrn. Hofrats Prof. Stengel
durch Feuer bestattet. Obgleich der Verstorbene sich ein
öffentliches Leichenbegängnis verbeten hatte und sich die
Feier demgemäss auf einen Akt im Krematorium beschränkte,
so hatten sich doch zahlreiche Kollegen und Freunde des
Verblichenen gedrungen gefühlt, ihm die letzte Ehre zu er-
weisen. Die studentischen Korporationen waren durch ihre
Chargierten in Trauerwichs mit umflorten Fahnen vertreten.
Aus Karlsruhe waren eine Anzahl von Professoren und die
Chargierten der „Hubertia“ in der Trauerversammlung zu
bemerken. Die kirchliche Ansprache hielt Herr Stadtpfarrer
Schneider aus Neuenheim auf Grund einer Stelle des
Korintherbriefes. Namens der Universität legte der Pro-
rektor Herr Geh. Bergrat Rosenbusch mit einer Ansprache
einen Kranz an dem Sarge nieder. Namens der natur-
wissenschaftlich-mathematischen Fakultät widmete deren
Prodekan, Herr Geh. Hofrat P fitz er, dem Dahingeschie-
denen herzliche Worte des Gedenkens, indem er gleichfalls
einen Kranz niederlegte. Das Gleiche that Herr Prof. Leh-
mann aus Karlsruhe namens der dortigen technischen
Hochschule. Weitere Kränze wurden niedergelegt namens
der Karlsruher Studentenschaft, der hiesigen Studentenschaft,
des rechts- und staatswissenschaftlichen Vereins und von
Herrn Rechtsanwalt Kaufmann namens des hiesigen frei-
sinnigen Vereins.
Ans dem Lehrkörper. Der a. o. Professor Herr Dr.
Landsberg erhielt einen Lehrauftrag für darstellende Geo-
metrie, Herr Privatdozent Dr. Stolle einen solchen für
pharmaceutische Chemie und Herr Dr. Gunzert einen sol-
chen für Zahnheilkunde. — Herr Geh. Bat Prof. Dr. Erb
begeht am 30. ds. seinen 60. Geburtstag.
* Eine neue farbentragende Verbindung hat sich
an unserer Hochschule gebildet, die Landsmannschaft C i m-
bria. Ihre Farben sind violett, weiss, grün.
• ‘Ifc * *
1 *
Rugby-Fussballspiel. Das Wettspiel zwischen Heidel-
berg College und einer grösstenteils aus Studenten
zusammengesetzten Mannschaft des Heidelberger Ruder-
Klub musste letzten Samstag wegen des Todes von Hof-
rat Stengel ausfallen und findet jetzt bestimmt Samstag,
den 1. Dezember, nachmittags 33u Uhr auf dem Spielfeld
von Heidelberg College statt.
Von anderen Hochschulen.
Gründung einer Universität in Konstantinopel.
In diesen Tagen ist das Statut der neuen türkischen Uni-
versität veröffentlicht worden, die mit Einschluss der bereits
bestehenden juridischen und medizinischen Fakultäten noch
eine muselmanisch-theologische, eine physikalisch-mathema-
tische und eine philologische umfassen wird. Die Studiendauer
ist auf vier Jahre für die theologische Fakultät, auf drei
Jahre für die weltlichen Fakultäten festgesetzt. Jede Fakul-
tät erhält einen eigenen Leiter und die gesamte Universität
einen durch kaiserlichen Irade ernannten Direktor, der die
Oberaufsicht über Professoren und Schüler zu führen und
die Einhaltung des Statuts zu überwachen hat. Von den
Professoren heisst es im Statut, dass sie „einen notorischen
Ruf in ihrem Fache besitzen sollen“. Die Studierenden
dürfen bei ihrem Eintritt nicht über 18 Jahre alt sein,
müssen sich mit einem Lycealzeugnis ausweisen oder einer
Aufnahmsprüfung unterziehen. Die Zahl der Studenten wird
auf 30 für die theologische, auf je 25 für die anderen Fakul-

täten festgesetzt. Nach beendigten Studien ist eine Prüfung
abzulegen und die Approbierten werden beeidet und diplomiert.
Der kaiserliche Irade verfügt auch die Errichtung einer
Universitätsbibliothek und eines Laboratoriums. Der Lehr-
plan umfasst: für die theologische Fakultät: Erklärung des
Korans und der heiligen Schriften, Kirchenrecht, kirchliche
Rechtsprechung, Theologie und Geschichte des Islams; für
die mathematisch-physikalische Fakultät: Astronomie, höhere
Algebra, analytische Geometrie, Integral- und Differential-
rechnung ; Physik und Meteorologie, organische, anorganische
und biologische Chemie, Zoologie, Botanik, Mineralogie,
Geologie; für die philosophische Fakultät: Psychologie, Logik,
Morallehre, türkische, arabische, persische und französische
Litteratur, türkische und allgemeine Geschichte, türkische
und allgemeine Geographie, Handelsgeographie, Archäologie
und Pädagogik.
Veranstaltungen der Vereine.
Deutsche Christliche Studentenvereinigung: Montag,
den 3. Dezember, Abends 81/2 h. s. t., im kleinen Saal
des städtischen Saalbaues (Ludwigsplatz), Vortrag des
Herrn Pfarrer Wachter aus Frankfurt über das Thema :
„Frei ist der Bursch?!“ Alle Kommilitonen sind herzlich
eingeladen.
Sozialökonomische Vereinigung. Montag, 3. Dezember
1900, abends 8 h. c. t. im Cafe Mai (Wredeplatz). Vortrag
des Herrn Dr. Wegener: „Polnische Genossenschaften“.
Kommilitonen als Gäste willkommen.
Studentisch-evangelisch-prot. Verein für innere und
äussere Mission. Mittwoch, den 5. Dezember, abends
Sll2 Uhr s. t. im Holländer Hof. Vortrag des Herrn
Missionar Henrici aus Leipzig: „Die Basler Mission
auf der Goldküste“. Gäste willkommen.
Hist.-philos. Verein. Montag, den 10. Dezember, abends
81/2 Uhr, im roten Saale des Museums: Vortrag des
Herrn R. His: „Blutrache und Totschlagsühne in Fries-
land“.
Theater. — Kunst. — Konzerte. — Vorträge.
Stadttheater in Heidelberg. Sonntag, 2. Dezember:
„Die Hochzeit des Figaro“. Oper von W. A. Mozart. Mon-
tag, 3. Dezbr.: Zum 1. Male: „Ueber unsere Kraft“. Schau-
spiel von Björnsterne Björnson. Donnerstag, 6. Dezember:
Volksvorstellung bei halben Preisen: „Maria Stuart“. Trauer-
spiel von F. v. Schiller.
Hof- und Nationaltheater in Mannheim. Sonntag,
2. Dezember, nachmittags 3 Uhr: „Die Heimat“. Schau-
spiel von Sudermann. Abends J/27 Uhr: „Die Königin von
Saba“. Oper von Goldmark.
Dienstag, den 4. Dezember, abends 6 Uhr in der Aula
der Universität (zu Gunsten des Frauenvereins) Zweiter aka-
demischer Vortrag gehalten von Herrn Professor Wille:
„Pfalzgräfin Elisabeth, Aebtissin von Herford“. Kartenverkauf
in der Musikalienhandlung von E. Pfeiffer.
Montag, den 3. Dezember, abends pünktlich 71/2 Uhr
im grossen Harmoniesaale Zweiter Kammermusik-Abend,
veranstaltet von Herrn Otto Seelig, Direktor des Heidel-
berger Konservatoriums, unter Mitwirkung der Herren Kgl.
bayrischen Hofmusiker Josef Hösl (I. Violine), Josef Kirschner
(II. Violine), Ludwig Meister (Bratsche), Hans Weber (Vio-
loncello) aus München. Studentenkarten zu Mk. 1.—
und 80 Pfg. bei den Herren E. Pfeiffer und K. Hochstein.
Kunst-Verein Museum. Geöffnet Sonntag und Mitt-
woch von 11—1 und 2—4 Uhr. Eintrittspreis für Nicht-
mitglieder 20 Pfg.
 
Annotationen