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Universität Heidelberg [Hrsg.]
Akademische Mitteilungen für die Studierenden der Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg: Winter-Halbjahr 1900/01 — Heidelberg

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Akademische Mitteilungen
FÜR DIE
STUDIERENDEN DER RUPRECHT-KARLS-UNIVERSITÄT HEIDELBERG.
HERAUSGEGEBEN VON J. HÖRNING, UNIVERSITÄTS-BUCHDRUCKEREI
Fernsprecher 119 HEIDELBERG Hauptstrasse 55 a.
Erscheint wöchentlich und wird unentgeltlich und frei allen Studierenden und Lehrern der Hochschule zugestellt.
Preis bei der Post vierteljährlich 75 Pfg. ausschliesslich Bestellgebühr.

Nr. 11.

Winter-Halbjahr 1900/1901.

Samstag, 12. Januar 1901.

Hochscliulnachrichten.
Heidelberg, 12. Januar 1901.
* Prorektorwahl. Der grosse Senat wählte heute
zum Prorektor unserer Hochschule für das Jahr 1901/1902
Herrn Geh. Kirchenrat Prof. Dr. Adolf Hausrath.
* Ernennung. Herr Professor Dr. H. Thode wurde
von Seiner Königl. Hoheit dem Grossherzog zum Geh. Hofrat
ernannt.
Ernennung. Die Petersburger Akademie der Wissen-
schaften ernannte Herrn Hofrat Professor Cantor zu ihrem
korrespondierenden Mitgliede.

Freier Studententag zu Weimar.
Der 1. Kongress deutscher freier Studenten tagte am
4., 5. und 6. dieses Monats in Weimar. Zahlreiche Delegierte
der deutschen Universitäten und Hochschulen waren als
Vertreter der Nichtkorporierten erschienen, von Berlin,
Charlottenburg, München, Leipzig, Halle, Bonn, Freiburg i. B.,
Braunschweig, Darmstadt, Karlsruhe, Stuttgart und Dresden.
Am Abend des ersten Tages fand die Begrüssung des Kon-
gresses statt. Nachdem der Vorsitzende, cand. phil. Treuge-
Berlin die stattliche Versammlung begrüsst hatte, hiess
Oberbürgermeister Geheimer Regierungsrat Pabst die Stu-
denten im Namen der Verwaltung und Bürgerschaft auf das
herzlichste willkommen. Gelänge es der deutschen freien
Studentenschaft, manche unliebsame Züge, die auf den Uni-
versitäten Platz gegriffen hätten, zu beseitigen und wieder
wissenschaftliche Zwecke in den Vordergrund zu stellen, die
deutsche Jugend von Aeusserlichkeiten zu befreien und den
Materialismus zurückzudrängen, der das ganze deutsche Volk
jetzt leider ergriffen hat, so wäre dies ein Verdienst für die
ganze Menschheit. Es wurde dann beschlossen, Sr. Majestät
dem Kaiser, sowie Sr. Königl. Hoheit dem Grossherzog ein
Huldigungstelegramm zu entsenden. Nachdem stud. Hanisch-
Leipzig dem Oberbürgermeister im Namen der Versammlung
gedankt hatte, wurde die Fidulität eröffnet, die noch lange
die fröhlichen Finken vereinte. Den Vormittag des zweiten
Tages füllten die Sektionssitzungen aus. Die Sektion der
technischen und Handelshochschulen betraute mit den Ge-
schäften des Vorstandes die Hochschule zu Charlottenburg,
die Sektion der Universitäten übertrug die Leitung ihrer
Geschäfte der Universität Berlin. In einer gemeinsamen
Sitzung beider Sektionen wurde der Vorsitz und die oberste
Leitung der Hochschule zu Charlottenburg übertragen.
Während die technischen Hochschulen mit „chevaleresker
Bravour“ für völlige Gleichberechtigung der Handelshoch-
schulen eintraten, äusserten die Universitäten ihre Meinung
dahin, dass bis zu einer definitiven Festlegung der Stellung

der Handelshochschulen, diese nach der öffentlichen Meinung
für die Vorstandsschaft ungeeignet erscheinen müssten.
Am Abend fand die Hauptversammlung statt. Da der
Redakteur der „Deutschen Finkenblätter“, Dr. jur. Heinzig,
am Erscheinen plötzlich gehindert war, übernahm Herr
cand. phil. Treuge-Berlin das Referat über das Thema: „Die
Zukunft der deutschen Studentenschaft.“ Hieran knüpfte sich
eine längere Diskussion. Am Schluss der Versammlung
wurde einstimmig eine Resolution folgenden Wortlautes an-
genommen: „Der freie Studententag zu Weimar verlangt
volle Gleichberechtigung aller Kommilitonen und hofft von
der deutschen freien Studentenschaft und einer weiteren
Verbreitung ihrer Ideen eine organische Erneuerung der
deutschen Studentenschaft im Sinne einer erhöhten geistigen
Kultur innerhalb der deutschen Nation.“ Infolge des Ab-
lebens Sr. Königl. Hoheit des Grossherzogs musste die Fest-
vorstellung im Theater am nächsten Tage ausfallen. Die
Kranzniederlegung am Goethe- und Schillerdenkmal wurde
in aller Stille vorgenommen.


Verschiedenes.
Die schwedische Akademie und der Litteratur-
preis der Nobelstiftung. Aus Stockholm schreibt man
der „Tägl. Rundschau“: Unter den fünf Ehrenpreisen der
Nobelschen Millionenstiftung ist neben dem sogenannten
Friedenslegat der internationale Litteraturpreis vor-
wiegend geeignet, die Anteilnahme des Auslandes in Anspruch
zu nehmen. Die erstmalige Vergebung dieses Preises findet,
wie schon früher mitgeteilt wurde, am 10. Dezember Ifd. Js.
statt; mit der Ausarbeitung der Preisanträge, deren Anmelde-
frist übrigens am 10. Februar ds. Js. zu Ende geht, ist die
schwedische Akademie in Stockholm laut Bestimmung des
Erblassers betraut worden. Einen schätzbaren Anhalt für
die allgemeinen Gesichtspunkte, die seitens der Aka-
demie bei der Auswahl der Preisarbeiten schöngeistiger
Richtung Berücksichtigung finden werden, bietet eine aus-
führliche Darlegung, in der sich ein Mitglied der Akademie
— Professor Esaias Tegner-Lund — bei Gelegenheit der
jüngsten Jahresversammlung der Akademie über den
Nobelschen Litteraturpreis verbreitete.
„Die Schwedische Akademie“, so äusserte sich der be-
rühmte südschwedische Aesthetiker, „sei nicht gerade leichten
Herzens an die ihr zugewiesene Aufgabe herangetreten.
Oberflächlich angesehen, möge es nicht weiter schwierig er-
scheinen, irgend einem litterarischen Meister von aner-
kannt em Werte einen Ehrenpreis zuzuteilen; wo es sich
aber darum handle, dieses „Meisterwerk“ im Laufe jedes
Jahres aus den Litteraturen aller Kulturvölker der
Erde auszuscheiden und wo die Höhe der zu vergebenden
Preissumme ein ganzes Vermögen darstelle, — da gestalte
 
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