Schreiber: Maximilian I. 9
Zur Rechtfertigung des von Maximilian im Jahr 1647 mit den
Schweden, und Franzosen eingegangenen Neutralitätsvertrages, wo-
durch er sich bei den Katholiken den übelsten Ruf zuzog, gibt der
Verfasser an: »Die Churfürstin, wiewohl eine habsburgische Prin-
zessin, verwarf die Politik Oesterreichs, und drang auf Abschluss
eines Stillstands. Aus banger Sorge für ihre Söhne suchte sie die
Selbstständigkeit Bayerns gegen Frankreich und Schweden, und
besonders geg:en Oesterreich zu retten.« Demnach hielt
Maria Anna auch ihren Bruder, den Kaiser Ferdinand III. der
Schandtthat eines Raubesan ihren Kindern fähig? Diese ihr mit
Unrecht unterstellte, beliebig erfundene schlechte Meinung wider-
legt wohl am besten die unbekannte Thatsache, dass der Kaiser,
als seine Schwester' nach Maximilian’s Tod eine Abänderung der
testamentarischen Verfügung hinsichtlich der Regentschaft von ihm
verlangte, diesem Alleinherrschaft bezweckenden Ansinnen sich wider-
setzte, und Maximilians Anordnung aufrecht erhielt.*) Also nicht
einmal zu einer Einmischung in die bayerischen Angelegenheiten
geschweige zu engeren Schritten konnte die raubsüchtige öster-
reichische Politik bewogen werden. An diesen Vorgang schliesst
sich folgende Angabe des Verf. S. 903 gut an. Er sagt: »An den
Obersthofmarschall Grafen Kurtz schrieb der Ch. Kriegscommissär
Schäffer, am Wiener und Madrider Hof spreche man ohne Scheu,
dass man nur auf den Tod Maximilians warte, dann werde der
Kaiser der Churfürstin Wittwe einen gewissenlosen Vertrag ab-
nöthigen, Bayern mit Oesterreich verbinden und sich dadurch gegen
das Elsass entschädigen. Der General - Commissär drang in den
Qbersthofmarschall, den Churfürsten zu bitten, dass er mit Frank-
reich ein Schutz- und Trutzbündniss schliesse, um Bayern gegen
die Eroberungssucht Oesterreichs zu sichern.« Sollte man nicht
glauben, der kritische Scharfsinn des Verf. oder seine Gewissen-
losigkeit (er ist königl. bayer. Hofkaplan) hätten sich gesträubt,
Schäffers Bericht für baäre Münze zu geben und dagegen zu ver-
muthen, dass nach einem zwischen den bayerischen Ministern ab-
gekarteten Plan mit Schäffers Bericht auf den misstrauischen und
altersschwachen Churfürsten ein Schreckschuss gezielt war, um ihn
für ein französisches Bündniss willfährig zu machen? Zu dieser
Anschauung konnte Herr Schreiber nicht gelangen, denn er sagt
im Folgenden: »Schäffers Berichte machten auf Maximilian und
seine Minister den tiefsten Eindruck. K e i n e r b e z w e i f e 11 e mehr,
dass vom Kaiser kein Heil zu hoffen sei.« Die stets
feindliche Haltung Spaniens und dessen Einfluss zu Wien führten
sie zur Ueberzeugung, dass die Habsburger nach dem Tode Maxi-
milians Bayern bei der Minderjährigkeit des Erbprinzen unter
irgend einem Vorwande dem österreichischen Staate einverleiben
werden, — weiter oben ist diese Eventualität für den Fall von
*) Aus der Correspondenz der Churfürstin-Wittwe mit Ferdinand III.
im kaiserlichen Staatsarchiv.
Zur Rechtfertigung des von Maximilian im Jahr 1647 mit den
Schweden, und Franzosen eingegangenen Neutralitätsvertrages, wo-
durch er sich bei den Katholiken den übelsten Ruf zuzog, gibt der
Verfasser an: »Die Churfürstin, wiewohl eine habsburgische Prin-
zessin, verwarf die Politik Oesterreichs, und drang auf Abschluss
eines Stillstands. Aus banger Sorge für ihre Söhne suchte sie die
Selbstständigkeit Bayerns gegen Frankreich und Schweden, und
besonders geg:en Oesterreich zu retten.« Demnach hielt
Maria Anna auch ihren Bruder, den Kaiser Ferdinand III. der
Schandtthat eines Raubesan ihren Kindern fähig? Diese ihr mit
Unrecht unterstellte, beliebig erfundene schlechte Meinung wider-
legt wohl am besten die unbekannte Thatsache, dass der Kaiser,
als seine Schwester' nach Maximilian’s Tod eine Abänderung der
testamentarischen Verfügung hinsichtlich der Regentschaft von ihm
verlangte, diesem Alleinherrschaft bezweckenden Ansinnen sich wider-
setzte, und Maximilians Anordnung aufrecht erhielt.*) Also nicht
einmal zu einer Einmischung in die bayerischen Angelegenheiten
geschweige zu engeren Schritten konnte die raubsüchtige öster-
reichische Politik bewogen werden. An diesen Vorgang schliesst
sich folgende Angabe des Verf. S. 903 gut an. Er sagt: »An den
Obersthofmarschall Grafen Kurtz schrieb der Ch. Kriegscommissär
Schäffer, am Wiener und Madrider Hof spreche man ohne Scheu,
dass man nur auf den Tod Maximilians warte, dann werde der
Kaiser der Churfürstin Wittwe einen gewissenlosen Vertrag ab-
nöthigen, Bayern mit Oesterreich verbinden und sich dadurch gegen
das Elsass entschädigen. Der General - Commissär drang in den
Qbersthofmarschall, den Churfürsten zu bitten, dass er mit Frank-
reich ein Schutz- und Trutzbündniss schliesse, um Bayern gegen
die Eroberungssucht Oesterreichs zu sichern.« Sollte man nicht
glauben, der kritische Scharfsinn des Verf. oder seine Gewissen-
losigkeit (er ist königl. bayer. Hofkaplan) hätten sich gesträubt,
Schäffers Bericht für baäre Münze zu geben und dagegen zu ver-
muthen, dass nach einem zwischen den bayerischen Ministern ab-
gekarteten Plan mit Schäffers Bericht auf den misstrauischen und
altersschwachen Churfürsten ein Schreckschuss gezielt war, um ihn
für ein französisches Bündniss willfährig zu machen? Zu dieser
Anschauung konnte Herr Schreiber nicht gelangen, denn er sagt
im Folgenden: »Schäffers Berichte machten auf Maximilian und
seine Minister den tiefsten Eindruck. K e i n e r b e z w e i f e 11 e mehr,
dass vom Kaiser kein Heil zu hoffen sei.« Die stets
feindliche Haltung Spaniens und dessen Einfluss zu Wien führten
sie zur Ueberzeugung, dass die Habsburger nach dem Tode Maxi-
milians Bayern bei der Minderjährigkeit des Erbprinzen unter
irgend einem Vorwande dem österreichischen Staate einverleiben
werden, — weiter oben ist diese Eventualität für den Fall von
*) Aus der Correspondenz der Churfürstin-Wittwe mit Ferdinand III.
im kaiserlichen Staatsarchiv.