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>· 30. HEIDELBERGER 1869.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Biichsenscliütz: Traum und Traumdeutung im
Altertlium.

. (Schluss.)
Seine Erörterung schliesst dann mit folgenden Worten: »So
Viel möge genügen, um eine Anschauung von dem Verfahren der
Traumdeuter zu geben. Es geht wenigstens das aus dem hier mit-
getheilten hervor, dass, so viel Mühe und Scharfsinn auch von
einer grossen Zahl mehr oder weniger begabter Männer während
einer Reihe von Jahrhunderten aufgewendet worden ist, um den
Schlüssel zu den Geheimnissen des Traumes zu finden und dem
Menschengeschlecht einen Zugang zu seinen Orakeln zu eröffnen,
ein befriedigendes Resultat nach keiner Seite zu gewinnen war, und
dass die Mittel, welche man gefunden zu haben glaubte, um in
diese Geheimnisse einzudringen, dem Boden trügerischer Erfahrung
und persönlicher Willkür nicht entrückt werden konnten.« Die
Anmerkungen S. 73 — 94 enthalten, wie schon oben bemerkt, die
betreffenden Belegstellen griechischer und römischer Autoren zu
dem Inhalt des Ganzen, und wird man hier kaum Etwas von Be-
lang vermissen. Um so mehr fiel es uns auf, dass die bekannte
Stelle des Herodotus VII, 16 wo dem Perser Artabanus die grie-
chischen Anschauungen über die Träume in den Mund gelegt wer-
den, keine Berücksichtigung gefunden hat; und doch enthält sie
gewissermassen die Lehre des gesunden Menschenverstandes der
Griechen, welcher den uns in der Nacht, im Schlaf anwandelnden
Traum auf das zurückfübrt, womit unser Geist vorher, bei Tage,
zunächst beschäftigt war, und, wenn in dem Traum Etwas Weite-
res, eine Beziehung auf die Gottheit erkannt werden soll, dann auch
noch Etwas Besonderes, wie z. B. die öftere Wiederholung des
Traumes unter veränderten Verhältnissen verlangt; dieselbe An-
sicht hatte auch, offenbar nach griechischen Vorbildern, der Dich-
ter Attius ausgesprochen, bei Cicero De Divin. I, 22. Nicht minder
wird man bei dem, was über die Ansichten der neuplatonischen
Schule bemerkt wird, eine Erwähnung des Synesius und seiner
Schrift von den Träumen vermissen. — Die äussere Ausstattung
der Schrift nach Format, Lettern und Papier ist eine recht ge-
fällige. Chr. Bähr.
LXII. Jahrg. 6. Heft.. 30
 
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