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Nr. 8. HEIDELBERGER 1869.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
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Rink: Eskimoiske Eventyr og Sagn.

(Schluss.)
Diese zeigen sich auch als ganz besonders wirksam, wo es
sich darum handelt, den eskimoischen Volksstamm gegen andere
Nationen zu beschirmen; so in den dunkeln Sagen über die Be-
wohner des innern Landes (die Indianer), wie in den neuesten über
die europäischen Wallfischfänger. Stets treffende Pfeile, Unsicht-
barkeit und Unverwundbarkeit stehen dem schwachen Küstenbe-
wohner jederzeit zur Verfügung. Der gefahrvolle Fang der See-
thiere findet gleichfalls seine Helfer in den Ingnersuit, einer Art
Schutzgeister, die in den Klippen am Meeresufer leben und häufig
in den Sagen auftreten. Diese und ähnliche Stoffe, auf die wir
noch näher zurückkommen, liegen der Mehrzahl der vorliegenden
Erzählungen zu Grunde. »Dagegen gibt es eine Klasse Unglück-
licher, die sich in andern Ländern von hilfreichen Geistern unter-
stützt und getröstet, in Grönland aber ihren eigenen Kräften über-
lassen sehen; dies sind die unglücklich Liebenden. Nicht einmal
ein Liebestrank steht zu ihrer Verfügung, sie werden in dem grön-
ländischen Roman nicht einmal der Erwähnung werth geachtet.«
Was die historischen Sagen betrifft, so sind sio an Zahl und In-
halt nur sehr dürftig; namentlich ist es bemerkenswert!!, dass
z. B. die Berührung mit den alten Skandinaven und ihr erstes
Zusammentreffen mit den späteren Entdeckern so geringe Spuren
in der Ueberlieferung der Eskimos zurückgelassen hat; es scheint,
als ob die ältesten Erinnerungen aus der Zeit, wo sie mit den Be-
wohnern des innern Landes, d. h. den Indianern Nordamerikas in
Contact waren, die neuern verdrängt oder umgestaltet haben. Rink
meint daher annehmen zu können, dass die grosse Masse der münd-
lichen Ueberlieferungen aus jener Urperiode stammt und das Alte
stets benutzt worden ist, um das Neue auszuschmücken und sagen-
haft herzurichten. Dass äusser dem Nationalen und Besondern
auch Allgemeinmenschliches den Eskimos Anlass zu Sagen und
Märchen geliefert hat, lässt sich a priori annehmen und findet sich
durch die That bestätigt. Selbst unter den bereits angeführten
Sagenklassen ist gar manches, was auch anderwärts angetroffen wird
und daher einem Bedürfniss zu entsprechen scheint, das sich bei
allen Menschen einer gewissen Culturstufe hinsichtlich des Ueber-
natürlicheu oder Wunderbaren mehr oder minder geltend machen
muss. So kehren die oben erwähnten immertreffenden Pfeile, das
LXIL Jahrg. 2. Heft. g
 
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