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Curtius: Zur Topographie von Athen. 23
Theseus, Entwickelungen der Cultur und Veränderungen der Be-
völkerung durch Zuzug, Anschliessen und Herrschendwerden be-
stimmter Bevölkerungstheile zu gruppiren. Wir können in vielen
Punkten ihm beistimmen, besonders in dem Nachweis jener uralten
Felsenstadt des Kranaos auf der Hügelgruppe von Pnyx zum Nym-
phenbügel, sowie der einen eigenthümlich ionischen, von maratho-
nischer Ebene aus eingezogenen Ansiedelung um den Ilissos , aber
wir müssen davor warnen, nun auch vor der grossen städtischen
Einigung durch Theseus, dem Synoikismos, der von Curtius mit
vollem Recht S. 24 von der politischen Einigung der ganzen Land-
schaft noch unterschieden wird, der sich in dem Synoikion neben
den Panathenäen auch später im Cultus aussprach, zeitlich auf ein-
ander folgende vier Perioden anzunehmen. Ich sehe keinen Grund
die Namen Kranaos, Kekrops, Erechtheus nur nach einander, nicht
auch neben einander als Vertreter gleichzeitig bestehender Ver-
hältnisse einzelner städtischer und religiöser Anlagen zu fassen.
Und wenn man die Kekrops- von der Erechtheuszeit scheiden will,
so ist dann die durch die Sage durchschimmernde Thatsache einer
auf kriegerischem Wege errungenen Präponderanz der Kephissos-
ebene Athens gegen die von Eleusis und die Verpflanzung der
Hauptgottheiten von dort als nun friedliche aber in zweite Linie
gestellte besonders zu betonen.
Ein zweiter Punkt ist es, in welchem wir von dem verehrten
Verf. entschieden abweichen, es ist das jene bestimmt auf S. 10
ausgesprochene und weiterhin näher entwickelte Ansicht, dass zur
Stadt Athen der Grund gelegt sei von fremden Ansiedlern, Phöni-
kiern, von Karern, Lelegern und anderen Seefahrerstämmen die zunächst
an der Küste, an der Fähre von Salamis das Herakleion gegründet
hätten, dann in das Innere vorgedrungen und hier den Gau
Melite als Anfangspunkt der städtischen Niederlassung Athens be-
setzt, hier den Heraklesdienst, ja selbst den des Baal, der mit
dem des Zeus verschmolzen ward, gestiftet. Es setzt gin so mas-
senhaftes Einströmen des fremden semitischen Elementes voraus,
um auch nur einigermassen sich unter den Eingeborenen halten zu
können, ein solches Uebergewicht über diese, wie es in Sprache,
Sitte, religiöser Anschauung auf dem Boden Athens ebenso wie in
Rhodos oder Theilen von Cypern auch noch später nachweisbar sein
müsste, aber nicht im Mindesten nachweisbar ist. Und wird nicht
ausdrücklich von Thukydides (I, 7) die Anlagen der alten griechi-
schen Städte wögen der lang andauernden ληΰτεέα als abseits vom
Meere &αλάΰΰης) und nach dem Innern des Landes in der
Höhe (ανωκι,ΰ μένος) bezeichnet und werden nicht gerade als die
ληΰταό die die Insel innehabenden Karer und Phöniker bezeichnet,
vor denen man sich also schützen wollte, und dieses auf Athen
ausdrücklich angewendet (II, 15)? Ist dies nicht der volle Wider-
spruch zu der Ansicht, Melite eine phönikische Niederlassung sei
Ausgangspunkt der Gründung Athens gewesen? Nein, wir haben
 
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