Hayes: Ras offene Polarmeer.
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gehindert, die hier in einer äusserst lebendigen Weise geschildert
werden. Wir können es uns nicht versagen, wenigstens eine Stelle
der Art S. 63 f. auszuheben:
»Wir sind dem Lande nicht näher gekommen und befinden
uns fast noch da, wo wir zu Mittag waren. Der Sturm dauert fort
wie zuvor, und trifft uns dann und wann so stark wie je. Die
Aussicht vom Verdeck ist unbeschreiblich prachtvoll. Die Phantasie
kann sich keine wildere Scene vorstellen. Nach Norden hängt eine
dunkle Wolke und lässt die weissen Abhänge von Cap Alexander
kühn hervortreten. Ueber die Klippen wälzen sich grosse Massen
vom Winde getriebenen Schnees, und Ströme desselben ergiessen
sich in allen Rissen und Schluchten herab. Wirbelwinde treiben
ihn von den Gipfeln der Hügel empor und drehen ihn durch die
Luft. Die Ströme, die sich durch die Schluchten ergiessen, glei-
chem dem Flugwasser grosser Wasserfälle, und durch die flatter-
hafte Wolke dringen hier und da die dunklen Felsen hervor, ver-
schwinden und dringen wieder hervor. Ein Gletscher, der durch
ein Thal zur Bai herabsteigt, ist mit einem breiten Mantel von
sich wälzendem weissem Stoff bedeckt. Die Sonne geht an einem
schwarzen, unheilverkündenden Horizont unter. Aber die wildeste
Scene befindet sich auf dem Meere. Dem Vorgebirge gegenüber ist
Alles Schaum. Das Wasser, vom Winde dahingetragen, fliegt durch
die Luft und schiesst über die hohen Eisberge hinweg. Es ist ein
wundervolles Schauspiel. Ich habe vergebens versucht, es mit dem
Pinsel zu malen. Meine Feder vermag es eben so wenig. Es ist
mir unmöglich , dieser Seite ein Bild von der ungeheuren Masse
Schaum beizugeben, der über dem Meere flattert und, mit jedem
Pulsschlag des unbeständigen Windes steigend und fallend, gegen
den dunklen Himmel bervorsteht, oder von den Wolken, die dro-
ben hinfliegen, beim Heulen des Sturmes wild und scheu, quer über
den Himmel eilend. Erde und Meer sind mit brüllenden Tönen er-
füllt. Auf der Luft wird Klagen, Schreien und Jammern getragen,
laut und bang wie das des Höllenwirbelwindes, der unten in dem
zweiten Kreise der Verdammten den italienischen Barden erschreckte,
und die Schnee- und Dunstwolkeu werden von den zornigen Win-
den hin und her geschleudert, — bald hinauf, bald hinab, — wie
Geister, die, verdammt von Minos auf ihrer unglücklichen Flucht
in breiten, dichtgedrängten Schaaren, gepeitscht vom grausen Wir-
belwind, Hierhin und dort, hinauf, hinunter fahren.«
Nachdem alle Vorbereitungen für den Winteraufenthalt ge-
troffen waren, wurden in das Land hinein Fahrten mit Hundsge-
spann unternommen, die Umgegenden des Hafens und der nahe
gewaltige Gletscher — das grönländische mer de glace — besucht,
was auch nicht ohne Gelahr abging, da die Reisegesellschaft, nach-
dem sie eine Höhe von fünftausend Fuss über dem Spiegel des
Meeres erreicht batte, von einem furchtbaren Sturme überfallen
ward, welcher zur schnellen Rückkehr nöthigte, und erst Halt zu
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gehindert, die hier in einer äusserst lebendigen Weise geschildert
werden. Wir können es uns nicht versagen, wenigstens eine Stelle
der Art S. 63 f. auszuheben:
»Wir sind dem Lande nicht näher gekommen und befinden
uns fast noch da, wo wir zu Mittag waren. Der Sturm dauert fort
wie zuvor, und trifft uns dann und wann so stark wie je. Die
Aussicht vom Verdeck ist unbeschreiblich prachtvoll. Die Phantasie
kann sich keine wildere Scene vorstellen. Nach Norden hängt eine
dunkle Wolke und lässt die weissen Abhänge von Cap Alexander
kühn hervortreten. Ueber die Klippen wälzen sich grosse Massen
vom Winde getriebenen Schnees, und Ströme desselben ergiessen
sich in allen Rissen und Schluchten herab. Wirbelwinde treiben
ihn von den Gipfeln der Hügel empor und drehen ihn durch die
Luft. Die Ströme, die sich durch die Schluchten ergiessen, glei-
chem dem Flugwasser grosser Wasserfälle, und durch die flatter-
hafte Wolke dringen hier und da die dunklen Felsen hervor, ver-
schwinden und dringen wieder hervor. Ein Gletscher, der durch
ein Thal zur Bai herabsteigt, ist mit einem breiten Mantel von
sich wälzendem weissem Stoff bedeckt. Die Sonne geht an einem
schwarzen, unheilverkündenden Horizont unter. Aber die wildeste
Scene befindet sich auf dem Meere. Dem Vorgebirge gegenüber ist
Alles Schaum. Das Wasser, vom Winde dahingetragen, fliegt durch
die Luft und schiesst über die hohen Eisberge hinweg. Es ist ein
wundervolles Schauspiel. Ich habe vergebens versucht, es mit dem
Pinsel zu malen. Meine Feder vermag es eben so wenig. Es ist
mir unmöglich , dieser Seite ein Bild von der ungeheuren Masse
Schaum beizugeben, der über dem Meere flattert und, mit jedem
Pulsschlag des unbeständigen Windes steigend und fallend, gegen
den dunklen Himmel bervorsteht, oder von den Wolken, die dro-
ben hinfliegen, beim Heulen des Sturmes wild und scheu, quer über
den Himmel eilend. Erde und Meer sind mit brüllenden Tönen er-
füllt. Auf der Luft wird Klagen, Schreien und Jammern getragen,
laut und bang wie das des Höllenwirbelwindes, der unten in dem
zweiten Kreise der Verdammten den italienischen Barden erschreckte,
und die Schnee- und Dunstwolkeu werden von den zornigen Win-
den hin und her geschleudert, — bald hinauf, bald hinab, — wie
Geister, die, verdammt von Minos auf ihrer unglücklichen Flucht
in breiten, dichtgedrängten Schaaren, gepeitscht vom grausen Wir-
belwind, Hierhin und dort, hinauf, hinunter fahren.«
Nachdem alle Vorbereitungen für den Winteraufenthalt ge-
troffen waren, wurden in das Land hinein Fahrten mit Hundsge-
spann unternommen, die Umgegenden des Hafens und der nahe
gewaltige Gletscher — das grönländische mer de glace — besucht,
was auch nicht ohne Gelahr abging, da die Reisegesellschaft, nach-
dem sie eine Höhe von fünftausend Fuss über dem Spiegel des
Meeres erreicht batte, von einem furchtbaren Sturme überfallen
ward, welcher zur schnellen Rückkehr nöthigte, und erst Halt zu