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Ficker: Zur Geschichte des Lombardenbundes.
sie durch die Städteboten erhielten, während die Concessio die
endgültige Vereinbarung enthält, welche nur in der Form verändert
in dem eigentlichen Friedensschluss sich wiederfindet, weshalb auch
der Text durch Zusammenhaltung beider Stücke wesentlich ver-
bessert werden kann. Auf die richtige Zutheilung der Urkunden
führen schon die Ueberschriften derselben, in dem Communalregister
von Modena, welchem die Abschrift entnommen ist, und die beim
Abdruck in den Mon. Germ, nicht hätten fortgelassen werden sollen.
Das sind in aller Kürze die von Ficker mit seiner gewohnten
Umsicht und Sorgfalt festgestellten Resultate, welche gesichert und
erläutert werden durch eine eingehende Betrachtung der geschicht-
lichen Verhältnisse, und zugleich über diese neues Licht verbreiten,
indem Forderungen und Gegenforderung jetzt in beiden Fällen sich
gegenüber stehen. In dieser Beziehung ist Ficker’s Resultat, dass
im Jahr 1175 die Lombarden sehr friedensbedürftig waren, und
sich zu dem Acte der Demüthigung verstanden,. welcher von Got-
frid von Viterbo u. a. berichtet und mit Unrecht bezweifelt wor-
den ist. Es wird dafür auch eine Stelle aus des Tolosanus Chronik
von Faenza angeführt, welche zwei Distichen über diesen Vorfall,
und darin vielleicht ein Fragment eines verlorenen Epos enthält.
Die Chronik ist mir nicht zugänglich, so dass ich diese Wahrneh-
mung, welche möglicherweise Beachtung verdient, nicht verfolgen
kann; Ficker scheint die Verse nicht bemerkt zu haben. Der Ver-
trag von Montebello war keineswegs nur ein Waffenstillstand, son-
dern ein fertig abgeschlossener Frieden, indem beide Theile sich
ohne Vorbehalt dem Schiedspruch unterwarfen. Als aber der Kaiser
sein Heer entlassen hatte, brachen die Lombarden den Vertrag,
theils weil die Verhandlungen mit dem Pabst scheiterten, theils
weil sie sich ’ nicht entschliessen konnten, Alexandria preiszugeben.
Weiter aber weist nun Ficker nach, dass auch bei dem endlichen
Friedensschluss der Kaiser sich gar nicht so nachgiebig erwiesen
hat, wie man gewöhnlich anzunehmen pflegt, dass vielmehr die
Städte von ihren Forderungen sehr bedeutend haben nachlassen
müssen. Er hielt schon längst nicht mehr den Standpunkt des
roncalischen Reichstages fest, er erkannte die Selbstverwaltung der
Stadtgemeinden und den Uebergang der Regalien an dieselben rück-
haltslos an, aber er bewahrte durch die Investitur die Anerkennung
seiner Oberhoheit, sicherte seinem'Machtboten einen bedeutenden
Einfluss, und erwarb sehr erhebliche Geldleistungen für seine Schatz-
kammer.
Auf diese wichtige Berichtigung der herkömmlichen Auffassung
mit kurzen Worten hinzuweisen, ist der Zweck dieser Zeilen; ein
Bedenken ist mir nur p. 344 bei der Classification der im Frieden
genannten Städte gekommen: ob nämlich nicht Muratori’s Inter-
punction: Cenete. Ferrarie autem herzustellen und das unmög-
liche Semicolon vor autem wieder zu beseitigen ist, was dann
auf den Sinn des ganzen Satzes einen bedeutenden Einfluss hat,
aber so weit ich sehe, keinen schädlichen. W. Watteilbach.
Ficker: Zur Geschichte des Lombardenbundes.
sie durch die Städteboten erhielten, während die Concessio die
endgültige Vereinbarung enthält, welche nur in der Form verändert
in dem eigentlichen Friedensschluss sich wiederfindet, weshalb auch
der Text durch Zusammenhaltung beider Stücke wesentlich ver-
bessert werden kann. Auf die richtige Zutheilung der Urkunden
führen schon die Ueberschriften derselben, in dem Communalregister
von Modena, welchem die Abschrift entnommen ist, und die beim
Abdruck in den Mon. Germ, nicht hätten fortgelassen werden sollen.
Das sind in aller Kürze die von Ficker mit seiner gewohnten
Umsicht und Sorgfalt festgestellten Resultate, welche gesichert und
erläutert werden durch eine eingehende Betrachtung der geschicht-
lichen Verhältnisse, und zugleich über diese neues Licht verbreiten,
indem Forderungen und Gegenforderung jetzt in beiden Fällen sich
gegenüber stehen. In dieser Beziehung ist Ficker’s Resultat, dass
im Jahr 1175 die Lombarden sehr friedensbedürftig waren, und
sich zu dem Acte der Demüthigung verstanden,. welcher von Got-
frid von Viterbo u. a. berichtet und mit Unrecht bezweifelt wor-
den ist. Es wird dafür auch eine Stelle aus des Tolosanus Chronik
von Faenza angeführt, welche zwei Distichen über diesen Vorfall,
und darin vielleicht ein Fragment eines verlorenen Epos enthält.
Die Chronik ist mir nicht zugänglich, so dass ich diese Wahrneh-
mung, welche möglicherweise Beachtung verdient, nicht verfolgen
kann; Ficker scheint die Verse nicht bemerkt zu haben. Der Ver-
trag von Montebello war keineswegs nur ein Waffenstillstand, son-
dern ein fertig abgeschlossener Frieden, indem beide Theile sich
ohne Vorbehalt dem Schiedspruch unterwarfen. Als aber der Kaiser
sein Heer entlassen hatte, brachen die Lombarden den Vertrag,
theils weil die Verhandlungen mit dem Pabst scheiterten, theils
weil sie sich ’ nicht entschliessen konnten, Alexandria preiszugeben.
Weiter aber weist nun Ficker nach, dass auch bei dem endlichen
Friedensschluss der Kaiser sich gar nicht so nachgiebig erwiesen
hat, wie man gewöhnlich anzunehmen pflegt, dass vielmehr die
Städte von ihren Forderungen sehr bedeutend haben nachlassen
müssen. Er hielt schon längst nicht mehr den Standpunkt des
roncalischen Reichstages fest, er erkannte die Selbstverwaltung der
Stadtgemeinden und den Uebergang der Regalien an dieselben rück-
haltslos an, aber er bewahrte durch die Investitur die Anerkennung
seiner Oberhoheit, sicherte seinem'Machtboten einen bedeutenden
Einfluss, und erwarb sehr erhebliche Geldleistungen für seine Schatz-
kammer.
Auf diese wichtige Berichtigung der herkömmlichen Auffassung
mit kurzen Worten hinzuweisen, ist der Zweck dieser Zeilen; ein
Bedenken ist mir nur p. 344 bei der Classification der im Frieden
genannten Städte gekommen: ob nämlich nicht Muratori’s Inter-
punction: Cenete. Ferrarie autem herzustellen und das unmög-
liche Semicolon vor autem wieder zu beseitigen ist, was dann
auf den Sinn des ganzen Satzes einen bedeutenden Einfluss hat,
aber so weit ich sehe, keinen schädlichen. W. Watteilbach.