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F. von Weech.
der Lehre feind seind, auch nit sie, sonder uns Selbsten darumben zu
schelten haben, das wir inen Ursacb dazue geben, das Recht verdunkeln
lassen und sie darinnen gebrauchen, auch aus obangezognen Ursachen
necessario gebrauchen müessen, wiewol jetzt merertheils Doctores der-
massen geschaffen, das mancher Herr einen Esel für ein Pferd kauft.
Also obschon unsere Nachkommen mit iren schweren Besoldungen
nit verderben, das doch merern Tlieils Doctores zuletzt dahin gerathen,
auch albereith gerathen seind, das sie selbst die Gesetz nit verstehen
noch wissen, wo sie in irem Codice und ff verirret seind und derhalben
das Hinderst für das Vorderst rathen. Daraus dan unzelige vil Zank
und Hader zwischen den Nachbaurn und Geschlechtern entstehen, welches
alles Irrungen im Reich gibt. Und das auch der merer Theil Doctores
also geschaffen, das sie nit wissen, wo sie in irem Codice seind, auch
wie sie den Herren rathen und sich in dem weitlenfigen Irrgarten des
Rechtens verhalten sollen.
So ist erstlich zu merken, das in den Universiteten die Zucht
und Gottsforcht unter der Jugent wenig gehandhabt wird.
Zum andern, das man die Jugend in der Grammatic und Dia-
lectic nicht recht fundiren lesset, da doch dasselb die Basis ist, neben
der Gottsforcht, daraus das Recht entspringet. Denn wann ein Doctor
nit in einer jeden Sach die Umbstende recht erwegen und ausfüren kan,
auch was einer jeden Sach Eigenschaft und Fundament sei, so kan er
nit daraus kommen, also das man aus der Erfahrung siebet, das die
Dialectic und Rhetoric seind natürliche Gaben, die dem Menschen ein-
gepflanzt, daraus er das Recht selbs abmessen kan und es allein in
Regeln, der Natur zu guetem, in solche beide Bücher der Dialectic und
Rhetoric getragen, also das, wer ein gut sanum Judicium hat, von
Natur ein guter Dialecticus, Rhetoricus und Jurist ist, wie dann (wann
durch Adams Fall nit verdunkelt wer worden) solche Eigenschaft gar
perfect in dem Menschen were, auch die beide Definitiones Justiciae et
Jurisprudentiae ausweisen, nemblich quod Justicia sit constans et per-
petua voluntas, ins suum cuique tribuendi und Jurisprudentia divinarum
atque humanarum rerum noticia, justi atque injusti scientia. Und findet
man, wie die Erfahrung gibt, das mancher verstendiger und klueger
sei, aus der natürlichen Dialectic und Rhetoric sein Sach oft besser ver-
steht, vorbringt und beweist aus natürlichen und rechten Fundamenten
als mancher Doctor, der meinet, er habe das Gras hören wachsen.
Der dritte Feel ist mit der Jugent, das man auf den Universi-
teten kein rechten Methodum Bett, die Jura zu lernen, dann mancher
F. von Weech.
der Lehre feind seind, auch nit sie, sonder uns Selbsten darumben zu
schelten haben, das wir inen Ursacb dazue geben, das Recht verdunkeln
lassen und sie darinnen gebrauchen, auch aus obangezognen Ursachen
necessario gebrauchen müessen, wiewol jetzt merertheils Doctores der-
massen geschaffen, das mancher Herr einen Esel für ein Pferd kauft.
Also obschon unsere Nachkommen mit iren schweren Besoldungen
nit verderben, das doch merern Tlieils Doctores zuletzt dahin gerathen,
auch albereith gerathen seind, das sie selbst die Gesetz nit verstehen
noch wissen, wo sie in irem Codice und ff verirret seind und derhalben
das Hinderst für das Vorderst rathen. Daraus dan unzelige vil Zank
und Hader zwischen den Nachbaurn und Geschlechtern entstehen, welches
alles Irrungen im Reich gibt. Und das auch der merer Theil Doctores
also geschaffen, das sie nit wissen, wo sie in irem Codice seind, auch
wie sie den Herren rathen und sich in dem weitlenfigen Irrgarten des
Rechtens verhalten sollen.
So ist erstlich zu merken, das in den Universiteten die Zucht
und Gottsforcht unter der Jugent wenig gehandhabt wird.
Zum andern, das man die Jugend in der Grammatic und Dia-
lectic nicht recht fundiren lesset, da doch dasselb die Basis ist, neben
der Gottsforcht, daraus das Recht entspringet. Denn wann ein Doctor
nit in einer jeden Sach die Umbstende recht erwegen und ausfüren kan,
auch was einer jeden Sach Eigenschaft und Fundament sei, so kan er
nit daraus kommen, also das man aus der Erfahrung siebet, das die
Dialectic und Rhetoric seind natürliche Gaben, die dem Menschen ein-
gepflanzt, daraus er das Recht selbs abmessen kan und es allein in
Regeln, der Natur zu guetem, in solche beide Bücher der Dialectic und
Rhetoric getragen, also das, wer ein gut sanum Judicium hat, von
Natur ein guter Dialecticus, Rhetoricus und Jurist ist, wie dann (wann
durch Adams Fall nit verdunkelt wer worden) solche Eigenschaft gar
perfect in dem Menschen were, auch die beide Definitiones Justiciae et
Jurisprudentiae ausweisen, nemblich quod Justicia sit constans et per-
petua voluntas, ins suum cuique tribuendi und Jurisprudentia divinarum
atque humanarum rerum noticia, justi atque injusti scientia. Und findet
man, wie die Erfahrung gibt, das mancher verstendiger und klueger
sei, aus der natürlichen Dialectic und Rhetoric sein Sach oft besser ver-
steht, vorbringt und beweist aus natürlichen und rechten Fundamenten
als mancher Doctor, der meinet, er habe das Gras hören wachsen.
Der dritte Feel ist mit der Jugent, das man auf den Universi-
teten kein rechten Methodum Bett, die Jura zu lernen, dann mancher