Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Hrsg.]
Neue Heidelberger Jahrbücher — 14.1906

DOI Artikel:
Sillib, Rudolf: Über Verlegungspläne der Universität Heidelberg
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29092#0020
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
14 Rudolf Siliiii

Jüngling sich dann etwa im 18. Jahr ein Hauptstudinm gewiihlt, so
verfolgt er von nun an dieses ganz allein und bedarf keiner Zeit mehr
zu Nebenstudien. Eine wissenschaftliche Anstalt dieser Art kann, so-
fern sie mit den bestehenden Instituten in Mannheim verbunden wird,
mit einem jährlichen Zuschuss von 12—16000 Gulden bestehen. „Der
Fiirst hat hierbei die Gelegenheit, wenn er Wohltbaten ausiiben will,
eine Anzahl Jünglinge aus allen Ständen auf seine Kosten daselbst zu
unterhalten und so auf die nützlichste Art fürs Yaterland selbst zu
Hülfe zu kommen.“ J) Zur Aufnahme dieses Maximilinaeums ist das
Zeughaus, das Jesuitenkollegium mit einer Erweiterung des Gartens
oder das Karmeliterkloster geeignet.

Traitteur schliesst mit folgenden Worten: „Da also das Staats-
aerarium in seinem Aufwande um so Vieles für die eigentlichen Lehr-
wissenschaften erleichtert wird, mag dasselbe umso mehr für die Unter-
haltung seiner Akademie ganz zum Nutzen des Staats nach dem be-
wussten Plan verwenden und somit höhere Zwecke vollkommener er-
reichen. Dixi salvo meliori.“

Ausser diesem Promemoria ist im Geheimen Hausarchiv in Mtin-
chen noch eine Denkschrift Traitteur’s erhalten, 1 2) die ausführlich über
die wissenschaftlichen Anstalten in Mannheim und die Pflege der Künste
in der rheinischen Pfalz handelt, wie sie gewesen, wie sie sind und wie
sie sein könnten. Die Frage, ob diese Schriftstücke amtlichen Charakter
haben oder nur private Meinungen wiedergeben, ist schwer zu ent-
scheiden. Obwohl sie sich „an einen durchlauchtigsten und einsichts-
voll alles wohlwollenden Fürsten und dessen weise Minister“ wenden,
liegen kaum Anhaltspunkte vor, ob sie iiberhaupt je an ihre Adressaten
gelangt sind, viel weniger, ob sie gar in amtlichem Auftrag ausge-
arbeitet sind. Immerhin berechtigt die Stellung Traitteurs zur Annahme
einer offiziösen Behandlung dieser Angelegenheit. Andererseits kommen
namentlich in dem Promemoria in seltsamer Mischung gemeinnützige
und selbstsüchtige Gedanken so stark zum Ausdruck, dass die Ver-
mutung, die ganze Erörterung der Frage sei im letzten Grund auf
Traitteurs eigene Person zugeschnitten, nahe liegt. Nach dem Tode
Lameys war Traitteur neben dem ßegierungsrat Medicus der einzigc
Vertreter der Mannheimer Akademie; eine gewisse Chance, seine ehr-
geizigen Pläne durchzusetzen, d. h. in leitende Stellung an dem neuzu-

1) Eine merkwürdige Parallelo zu dem von Maximilian U. 1852 in Miinclien
gegriindeton Maximilianeum.

2) Hs. Nr. 215. 195 Folioseiten.
 
Annotationen