Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfetsch, Frank R. [Hrsg.]; Bubner, Rüdiger [Hrsg.]; Universitäts-Gesellschaft <Heidelberg> [Hrsg.]
Heidelberger Jahrbücher: Konflikt — Berlin, Heidelberg [u.a.], 48.2004 (2005)

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.2229#0090

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Konflikte im Vorderen und Mittleren Orient1

PAMELA JAWAD

Die Region des Vorderen und Mittleren Orients (VMO)2 wird vielfach als
„Wiege der Zivilisation" bezeichnet, da sich hier verschiedene Hochkulturen
entwickelten, die ersten Städte, Gesetzesbücher und Alphabete entstanden
und die drei Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam hier ihren Ur-
sprung haben. Spätestens seit den Ereignissen des 11. September 2001 ist die-
se Region erneut Brennpunkt der Aufmerksamkeit in der Weltöffentlichkeit
geworden. Die Mehrzahl der Attentäter stammte aus diesem geographischen
Großraum, der aufgrund seiner Energieressourcen von enormer Bedeutung
für die Weltwirtschaft ist. Die fortwährende Instabilität durch die anhaltende
Gewalt im Irak, der noch immer ungelöste Nahostkonflikt, innenpolitische
Spannungen zwischen den Bevölkerungen und ihren Regierungen, zuneh-
mender religiöser Fundamentalismus und das Streben nach Massenvernich-
tungswaffen stellt die westliche Welt derzeit vor große sicherheitspolitische
Herausforderungen wie kaum eine andere Region.3

1 Konfliktbegriff

Politische Konflikte werden hier als „Interessengegensätze (Positionsdifferen-
zen) um nationale Werte von einiger Dauer und Reichweite zwischen mindes-
tens zwei Parteien (organisierte Gruppen, Staaten, Staatengruppen, Staaten-
organisationen), die entschlossen sind, sie zu ihren Gunsten zu entscheiden"4,
verstanden. Nationale Werte bzw. Konfliktgegenstände sind Territorium, Se-
zession, Dekolonisation, Autonomie, System/Ideologie, nationale Macht, re-
gionale Vorherrschaft, internationale Macht, Ressourcen und Sonstiges.

Die Autorin dankt Angel Jimenez Sanchez, dem Datenbank-Administrator des Heidelberger Instituts für
Internationale Konfliktforschung (HIIK), für einige Auswertungen der Datenbank KOSIMO 2.0.
Der Begriff „Orient" stammt aus dem Lateinischen [sol] oriens, was „aufgehend[e Sonne]" bzw. „Osten"
bzw. „Morgen[land]" bedeutet und im Gegensatz zum das Abendland bezeichnenden „Okzident" steht.
Bezog sich der Begriff in der Antike noch vornehmlich auf den Bereich der vorderasiatischen Hochkul-
turen, so umfasste er seit dem Mittelalter weitgehend die islamischen Länder des Nahen Ostens und
Nordafrikas und weitete sich mit der Expansion des Islam auch auf den Mittleren Osten aus.
Vgl. Jaeger 2004.
HIIK 2003,2; in Anlehnung an Pfetsch 1991,8.
 
Annotationen