Wir zuletzt bei dem Chinesenthum an und versteinerten. Nur muß
man bei allen Kämpfen einen Sammelpunkt haben.
Der Sammelpunkt für uns ist das Reich, nicht wie es Einzelne
wünschen, sondern wie es ist. Deshalb bitte ich Sie, einzustimmen:
Hoch Kaiser und Reich! (Stürmische, begeisterte Zustimmung.)
In jubelnder Begeisterung stimmte die Versammlung
in die Hochrufe ein, die sich minutenlang fortsetzten.
Dann trank der Fürst den Chargirten aus dem Bierpokal
zu, stieg die Treppe herab, um sich mit einzelnen Studen-
ten zu unterhalten. Darauf vertheilte er von den ihm ge-
sendeten Sträußen viele unter die Studentenschaft, die
unausgesetzt Hochrufe auf den Fürsten unter Zusammen-
schlagen der Rapiere ausbrachte. Die Zahl der Studen-
ten betrug etwa 3000. Der Anmarsch hatte etwa eine
halbe Stunde gedauert.
Deutsches Weich.
Berlin, 1. April. Der Kaiser richtete an den
Fürsten Bismarck heute ein längeres Glückwunschtele-
gramm. Namens des Sultans beglückwünschte der tür-
kische Botschafter den Fürsten persönlich in Friedrichsruh.
— Der Reichsanzeiger schreibt an der Spitze des
Blattes: Fürst Bismarck vollendet heute das 80. Lebens-
jahr. Die zahllosen Beweise aufrichtiger Liebe und Ver-
ehrung, welche ihm aus diesem Anlaß von nah und fern,
von hoch und niedrig in den letzten Tagen und Wochen
zutheil geworden sind, legen Zeugniß ab, daß die Dank-
barkeit für die unsterblichen Verdienste um Deutschlands
Macht und Größe unauslöschlich in den Herzen des
deutschen Volkes eingegraben sind. Möchte den heißen
Wünschen für sein ferneres Wohlergehen, die heute überall,
wo Deutsche zusammen wohnen, zu Gott emporsteigen, die
Erfüllung beschieden sein, und Deutschlands großer Sohn
noch lange Jahre hindurch die Freude haben, das von
ihm im Dienste des glorreichen Heldenkaisers geschaffene
Werk der deutschen Einheit immer mehr wachsen und sich
befestigen zu sehen.
— Die Bismarckfeier am Nationaldenkmal
in Rüdesheim war von etwa 3000 Personen besucht. Auch
die Prinzessin Luise von Preußen wohnte, von Wiesbaden
kommend, ihr bei.
Baden. PfarrerHansjakob in Fr eiburg hat einem
katholischen Studenten auf dessen Anfrage, ob er wohl an
der Huldigungsfahrt nach Friedrichsruh theilnehmen solle,
erwidert: „Wenn ich Student wäre und könnte den
Festzug nach Friedrichsruh mitmachen, würde ich mich keine
Sekunde besinnen und mitgehen zu einem Tag bleibender
Erinnerung. Das Centrum hat vom christlichen und
politischen Standpunkt aus einen großen Fehler gemacht,
daß es sich nicht — unter Protest gegen den Kultur-
-tzaKMt 4M^betheM-it,L,L^ Der
durfte es auch das Centrum und jeder Katholik. Die
Zukunft wird lehren, daß man klüger gethan hätte, mit-
zuthun. Dies meine Anschauung, von der Sie Jedermann
Mittheilung machen können, und die ich vor Jedermann,
der sie wissen will, vertrete."
Bayern. München, 31. März. Der Bundesrath-
bevollmächtigte, Ministerialrath von Landmann, ist
heute zum Kultusminister ernannt worden.
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Mit Entschließung Großh. Generaldirektion der Staats-
eisenbahnen vom 26. März d. I. wurden Betriebsassistent Max
Scheid beim Stationsamt Heidelberg zum Stationsamt Frei-
burg, Betriebsassistent Otto Deger beim Stationsamt Freiburg
zur Versetzung der Stationsverwalterstelle nach Weingarten und
Expeditionsassistent Felix Fig le stahl er bei Großh. Betriebs-
inspektor in Offenburg zu Großh. Eisenbahnhauptkasse in Karls-
ruhe versetzt.
— Nach Z 137 der Gewerbeordnung dürfen Wöchnerinnen
in Fabriken während vier Wochen nach ihrer Niederkunft über-
haupt nicht und während der folgenden zwei Wochen nur be-
schäftigt werden, wenn das Zeugniß eines approbirten Arztes
dies für zulässig erklärt. Gelegentlich der Fabrikrevisionen ist
nun mehrfach die Wahrnehmung gemacht worden, daß Wöchne-
rinnen, um nach vier Wochen schon wieder zur Beschäftigung in
der Fabrik zugelassen zu werden, sich statt durch einen appro-
birten Arzt durch die Hebamme ein Zeugniß ausstellen ließen und
auf Grund desselben wieder in die Arbeit ausgenommen worden
sind. Wir machen darauf aufmerksam, daß Arbeitgeber, welche
ohne das vorgeschriebene Zeugniß eines approbirten Arztes zu
erheben oder sich vorlegen zu lassen, Wöchnerinnen schon nach
vier Wochen seit der Niederkunft wieder beschäftigen, nach 8 146
Ziffer 2 der Gewerbeordnung strafbar sind.
Karlsruhe, 1. April. Am Freitag, 29. März,
früh 8 Uhr, besuchten der Kaiser und die Kaiserin die
Großh. Herrschaften im Niederländischen Palais unter den
Linden und verweilten daselbst bis zur Abreise Ihrer
Königlichen Hoheiten von Berlin. Um 12 Uhr trafen die
Höchsten Herrschaften in Weimar ein und wurden am
Bahnhof dortselbst von dem Großherzog von Sachsen, der
Erbgroßherzogin, sowie dem Hofstaat empfangen und zum
Großherzoglichen Residenzschloß geleitet, wo die Großherzogin
i dieselben liebevoll begrüßte. Auch Prinz Hermann und
! dessen Sohn Prinz Bernhard waren dort anwesend. Die
Großherzoglichen Herrschaften verbrachten den halben Frei-
tag und Samstag bis Nachmittags im engsten Familien-
kreise. Am Samstag verließen der Großherzog und die
Großherzogin Weimar Nachmittags halb 2 Uhr, trafen
gegen 9 Uhr Abends in Frankfurt ein und nahmen in
den Räumen des Bahnhofs ein Abendessen ein. Dieselben
beabsichtigten, die übrige Zeit zu einem Besuch Ihrer
Königlichen Hoheit der verwittweten Landgräfin Anna von
Hessen zu benützen. Ihre Königliche Hoheit kam den
Großherzoglichen Herrschaften jedoch zuvor und verweilte
mit ihrer Tochter der verwittweten Erbprinzessin von An-
halt bei Ihren Königlichen Hoheiten bis zur Weiterreise
gegen 11 Uhr. Die Ankunft in Karlsruhe erfolgte Nachts
2 Uhr. Gestern Vormittag wurde der Großherzog durch
vielerlei Geschäfte in Anspruch genommen, während die
Großherzogin der Konfirmationsfeier und Einsegnung der
Konfirmanden durch Oberhofprediger v. Helbing bis zum
Schluffe anwohnte. Abends 6 Uhr besuchten Ihre König-
lichen Hoheiten gemeinsam den Gottesdienst in der Schloß-
kirche. Heute Abend um 8 Uhr nahm der Großherzog an
der in der Festhalle von der Stadtgemeinde veranstalteten
Bismarckfeier Theil.
Ausland.
England. London, 31.März. Der Ministerrath hat sich
dem Vernehmen nach in längerer Berathung mit der armeni-
schen Frage beschäftigt, sowie auch über die Angelegen-
heit betr. das Erscheinen französischer Expeditionen
am Niger und die Eingriffe Frankreichs in englisches
Gebiet verständigt. Der nächste Ministerrath soll Mitte
dieser Woche stattfinden.
Asien. Simonoseki, 31.März. Der Verbrecher,
welcher das Attentat auf Li-Hung-Tschang ausgeübt hat,
ist zu lebenslänglichem Zuchthaus verurtheilt worden. —
Nach amtlichen Berichten des Obersten Ito von den
Fischerinseln haben die Japaner am 26. dss. Mts. die
dortigen Forts eingenommen und sind jetzt im Besitz der
Hiroshima, 1. April. Der Berscht des Oberst
Ito über die Einnahme der Fischer-Inseln
sagt: Das Castell Makung wurde erst nach zweimaligem
Angriffe genommen. Der Verlust der Chinesen betrug 30
Todte und 60 Gefangene, der der Japaner 1 Todten und
11 Verwundete. Auf der Halbinsel Aenkung ergaben sich
1000 Chinesen. Die Japaner eroberten 9 schwere Geschütze
und eine große Anzahl Gewehre. Die Chinesen sprengten
ein Magazin auf einer der Inseln in die Luft.
Aus Stadt und Land.
8 Heidelberg, 2. April. In Anwesenheit des Herrn Ober-
bürgermeisters Dr. Wilckens und anderer Vertreter des Stadt-
und Beiraths beging die Realschule gestern Morgen um
9 Uhr das Bismarcksfest in würdiger Weise. Die Lieder und
Gedichte der Schüler wurden in gewohnter Art flott und sicher
zum Vortrage gebracht. Herr Direktor Salzer feierte den
deutschen Nationalheros in markiger Rede. Er entrollte in
kurzen Zügen ein scharfes Bild der ungeahnten Entwicklung und
der glorreichen Schicksale unseres Vaterlandes unter seinem ge-
waltigen ersten Kanzler und schloß mit einem kräftigen Appell
an die deutsche Jugend, ihren Dank für des einzigen Mannes
unsterbliche Thaten durch stets lebendige Vaterlandsliebe zu be-
thätigen. Die Feier machte auf alle Anwesenden einen mächtigen
Eindruck und legte aufs neue Zeugniß ab von dem guten Geiste,
der die Anstalt beseelt.
sich Heidelberg, 2. April. Aus Anlaß des 80. Geburts-
tages des Fürsten Bismarck fand gestern in der schön
geschmückten Turnhalle des Gymnasiums ein Festakt statt. Der-
selbe wurde durch einen Chorgesang eingeleitet, worauf der Ver-
auf der Bühne nicht mehr die frische Freudigkeit der Hoch-
saison vorhanden. Jedenfalls war man gestern recht unsicher
aus den Breitern, gelangte zu langsam vorwärts im Text
und versprach sich nach Herzenslust- Das kommt natürlich
einem flott zu spielenden Lustspiel nicht sonderlich zu statten.
Man lachte zwar auch gestern über das Schönlhanffche, mit
etwas Journalisten-Komik durchwachsene Lustspiel, in dem
drei Akte lang mit der netten Idee eines unsichtbaren Haus-
gespenstes gearbeitet wird, nm dann zum Schluß das lorbeer-
gekrönte Hausideal und -gespenst in derberer Postenweise als
stacheligen Igel zu enthüllen, aber so lustig wie einst wirkte
es nicht. Von den ziemlich unsicheren Durchschnittsleistungen
stachen nur einzelne angenehm ab. Herr Kallenberger,
wenn auch auf ganz besonders gespanntem Fuß mit dem
Wortlaut seiner Rolle, bemühte sich, recht lebendig zu sein.
Mit einer richtigen Charakterfigur, ostpreußisch gefärbt,
erfreute Herr Huth als Roderich Heller, dem groben Rechts-
anwalt — einer Species, die bei der starken Concurrenz
übrigens recht selten werden dürfte — der Morgens nach
berühmtem Muster die Akten auf die Kanzlei mit mehr Ge-
schick tragen dürfte, als er Abends den Helicon als Stamm-
lokal besucht.
Das sonntäglich gestimmte Publikum erwies sich dem Stück
und der Darstellung gleich liebenswürdig. Dr. 8.
* *
L*r Heidelberg, 2. April.
„Minna von Barn Helm." Festvorstellung. Auch
das Theater hat es für eine Ehrenpflicht erachtet, seine Gabe
zu der Feier des großen deutschen Mannes zu spenden. Und
diese Festgabe wurde von dem Publikum, das vollzählig er-
schien, festfreudig hingenommen.
Auf die einleitende Rienziouverture folgte ein von Henzen
gedichtetes, von Frl. Fern au am Fuße eines Bismarck-
standbildes — wie Heidelberg es sich wünscht — gesprochener
Prolog. Er ist dem Verfasser von echtem Patriotismus und
echter Begeisterung für den Gefeierten dictirt und eindring-
lich, warm und schwungvoll von Fräulein Fern au vor-
getragen worden.
Ein urdeutsches Stück war sodann zu Ehren des ur-
demschen Mannes einstudirt worden: Lessings Minna.
Der frische, freudige Zug, der am vorhergehenden Abend
so vollständig zu vermissen war, war für diesen wiedergekehrt
und verschaffte dem elastischen Lustspiel seine ganze sonnige
Klarheit.
Frl. St. Georges hatte sich als Gast eingestellt, um
eine herzgewinnende, liebenswürdige Minna so recht in den
Mittelpunkt des Stückes zu stellen. Sie spielte sie weniger
auf den neckischen Scherzton als auf den Ton inniger Em-
pfindung. Sie war zart, warmfühlend, heiter ohne Ueber-
muth. Auch gestern wurde der beliebte Gast mit reichstem
Beifall und schönsten Blumengaben bedacht.
Minnas weiblicher Adjutant, Franziska, die in der Regel
ihre Herrin in der Gunst gründlich aussticht, suchte bei Frl.
Gerstäcker seine Rechte und fand sie. Wenn auch diese
Rolle gar nicht dem Wesen der talentirten Schauspielerin
entspricht, die mehr scharf geprägteren Charaktern als dem
zierlichen zuneigt, so hat sie doch, Dank ihrem Talent, die
Rolle lebendig mit Lust und Liebe durchzuführen gewußt.
Herr C olling, der den Tellheim spielte, ist ein außerordent-
lich gewissenhafter, sicherer Schauspieler, dem man gern das
wärmste Lob zugesteht. Aber er hat einen weichen Klang im
Organ, das ihm oft bei energischen Gestalten hinderlich wird.
So hat er das Ruhige, Herzliche in Tellheim vollauf glaub-
haft gemacht, nicht aber das Starre, Eigensinnige dieses
Charakters. Sehr brav hielt sich Herr Daghofer als
Just, nicht minder Herr Kallenberger als Wirth, bei
dem nur neben dem Schwätzer und neugierigen Patron der
Filou etwas stärker hätte hervortreten können. Herr Sigl
brachte dem Werner seinen ganzen guten Willen und seine
sicher gehende Veranlagung entgegen. Es gelang ihm auch,
einen leichteren Ton anzuschlagen, als sonst seine Art ist,
nicht aber den vollen Humor der Rolle zu finden. Fräulein
Jerrwitz leiste mit Anstand ihre Aufgabe als Dame in
Schwarz, und Herr Huth legte den Ricaut seinem Fein-
gefühl entsprechend an, wenn ihm auch das Französische nicht
gerade leicht und natürlich von den Lippen floß. vr. 8.
in Küche und Büffet und entwendete Weißzeug,
und gewöhnliche Löffel und Gabeln und Wur ....
sammtwerthe von 100 .-k Den Ruckweg nahm ste u
Fenster der Wirtschaft. Am 9. December schach s" Vichts
Wohnung der Wittwe Christian Hoffmann em und MM
anlassung entsprechende Deklamationen und Vortrage von Schü-
lern folgten. Die Festrede auf Fürst Bismarck hielt Herr
Professor Egenolff, der seine begeisternde Ansprache mit
einem Hoch auf Bismarck und daran anschließend mit einem
Hoch auf Kaiser und Großherzog und das deutsche Reich schloß.
Mit dem Gesang des Liedes „Deutschland, Deutschland über
alles" endete die einfache aber würdige Feier.
lH Heidelberg, 2. April. Die Höhere Mädchenschule
hielt gestern Vormittag in der festlich geschmückten Turnhalle ihre
Bismarckfeier ab. Nachdem zwei Seminaristinnen Weber's
Jubel-Ouverture und Schülerinnen der oberen Klassen Gedichte
auf Bismarck vorgetragen hatten, legte Director Dr. Thorbecke
in einer zündenden Ansprache der versammelten Schuljugend die
Bedeutung des Tages dar. Die schöne Feier war durch die An-
wesenheit von Oberbürgermeister Dr. Wilckens, sowie den
Stadträthen Professor Eisenlohr und Leimbach ausgezeichnet.
Zur dauernden Erinnerung an den nationalen Feiertag wurde
den Lchülerinnen die Festschrift „Unser Bismarck" (Leipzig,
Spanier) aus Mitteln der Stadtgemeinde eingehändigt.
** Heidelberg, 2. April. Die Feier des gestrigen Tages
schlossen in schönster und wirksamster Weise die Höhenbe-
leucht u n g e n ab. Kurz nach 8 Uhr erstrahlten die Bismarck-
höhe, der Gaisbergthurm und der Michaelsthurm auf dem vor-
deren Heiligenberg in magischem bengalischen Rothfeuer. Beson-
ders hell glänzte die Bismarckhöhe, der Michaelsthurm ragte
sehr wirkungsvoll wie eine rothe Rauchsäule aus einem Vulkan
empor. Vom Gaisberg, dessen Thurm nach der Stadtseite fast
ganz hinter Bäumen versteckt ist, zeigte sich nur ein rother
Schein, der sich aber von dem dunkeln Nachthimmel effektvoll
abhob. Punkt 8 Uhr wurde das Freudenfeuer auf der Kohlhof-
höhe in Anwesenheit einer Anzahl Zuschauer aus der Stadt ent-
zündet. In der Richtung nach Sinsheim wurden an vier ver-
schiedenen Orten Feuer gesehen, wovon eines, wahrscheinlich
jenes auf dem Steinsberge bei Weiler, kräftig hervortrat. In
weiter Ferne war zeitweise eine lichte Stelle bemerkbar, die jeden-
falls vom Wartberg bei Heilbronn oder von der Werbertreu
stammte. Gegen Osten war noch ein Feuer zu sehen, ohne
Zweifel vom Dilsberg; auf dem Katzenbuckel zeigten sich vorüber-
gehend Helle Punkte.
Z Heidelberg, 2. April. Am 10. April d. I. steht abermals
die Feier eines 70. Geburtstages in dem Kreise unserer
Hochschullehrer bevor. Herr Geh.Rath Heinze, ein hochangesehenes
Mitglied der juristischen Facultät hiesiger Universität, blickt an
dem genannten Tage auf ein 70-jähriges Leben zurück.
-f- Heidelberg, 2. April. Herr Eugenio v. Pir an: hat
seine Villa in Handschuhsheim verkauft und wird schon m den
nächsten Tagen nach Berlin, dem Felde seiner früheren Thatig-
keit, übersiedeln. Er hat elf Jahre unter uns verbracht und
unsere reizende Gegend, die schon so viele Künstler und Poeten
inspirirt hat, regte auch den italienischen Componisten zu manchen
seiner bekanntesten Werke an, wir gedenken vor allem der sym-
phonischen Dichtung „Im Heidelberger Schloß", die auch bei uns
öfters zur Aufführung gelangte.
** Heidelberg, 2. April. Der Heidelberger Fremden-
verkehr im Monat März belief sich auf 8454 Personen.
Davon logirten a) in Hotels und Gasthöfen 3546 Personen,
dazu Januar und Februar mit 5781 Personen, zusammen 9327
Personen; b) in Herbergen 4908 Personen, dazu Januar und
Februar mit 9269 Personeu, zusammen 14177 Personen. Zu-
sammen im 1. Vierteljahr 1895: 23 504 Personen.
** Heidelberg, 2. April. Die Schifffahrt auf dem Neckar
ist seit gestern wieder eröffnet.
1. Neckarbischofsheim, 1. April. Unsere Stadt prangt zu
Ehren des 80. Geburtstages des Fürsten Bismarck rm
F^aaenschmuck. Ans gleichem Anlaß hatte unser Gemernderaty
auf der sogen. „Schildwacht" abbrennen lassen, was Jung und
Alt auf die Beine brachte. Von der Helmstadter Höhe aus bot
das Feuer ein prächtiges Schauspiel, das noch lange in. der
Erinnerung fortleben wird. Heute Abend findet im Fränznick'schen
Saale Bismarckcommers statt.
Mosbach 29. März. Gestern Nachmittag zog ein ziemlich
heftiges Gewitter mit starkem Hagelschlag verbunden
über unsere Stadt. Schaden wurde nicht angerichtet.
ch Mannheim, 31. März. Die hiesige nationalliberale Partei
veranstaltete heute zur Feier des 80. Geburtstages des
Fürsten Bismarck ein großes Festbankett im Saalbau.
Saal und Gallerie waren zum Erdrücken voll. Unter den An-
wesenden befanden sich die Spitzen der Staats- und städtischen
Behörden, sowie das gesammte Offizierkorps. Auch vom Lande
waren zahlreiche Verehrer des Fürsten Bismarck anwesend.
Viele der Erschienenen mußten wieder umkehren, da sie keinen
Platz mehr zu finden vermochten. Das Bankett verlief auf das
Glänzendste. Die Begrüßungsrede hielt Herr Reichstagsabge-
ordneter Bassermann, während man als Festredner auf den
Fürsten Bismarck Herrn Professor Dr. Ziegler aus Straßburg
gewonnen hatte. Im klebrigen enthielt das Programm Chor-
lieder der hiesigen vereinigten Männergesangvereine, Gesangssolls
hiesiger hervorragender Solisten, Musikpiecen der hiesigen Gre-
nadierkapelle, sowie verschiedene weitere Reden, Toaste, Prologe
und allgemeine Gesänge, letztere theils unter Orgelbegleitung.
Herr Stadtrath Dr. Clemm theilte mit, daß ein Comito be-
schlossen habe, dem Fürsten Bismarck dahier ein Denkmal zu
errichten, welchen Vorschlag die Versammlung mit stürmischer
Begeisterung annahm. Dem Fürsten Bismarck wurde dieser
Beschluß in einem Telegramm mitgetheilt. Das ganze Fest
nahm einen wahrhaft imposanten Verlauf. Gestern Abend
hielten verschiedene kleinere Vereine Festlichkeiten ab, während
der Verein jugendlicher Mitglieder der nationalliberalen Partei
bereits am vergangenen Donnerstag einen Festkommers ver-
anstaltet hatte. ...
Mannheim, 29. März. Der Mannheimer Gen.-Anz. schreibt:
Vor einigen Tagen brachte die hiesige N. B. L. die Namen der
vier von der Theaterkommission angeblich zur engeren Wahl ge-
stellten Bewerber um den hiesigen Hoftheater.-Jrtten-
d antenposten. Wie wir nun von ganz zuverlässiger seire
erfahren, ist diese Mittheilung der N. B. L. fast in allen ihren
Theilen unzutreffend. Bis jetzt sind von der Theaterkommlssto»
nur drei Bewerber zur engeren Wahl gestellt worden und unrer
diesen drei Kandidaten befindet sich nur ein einziger derjenige»
Bewerber, welche die N. B. L, als zur engeren Wahl bezesEA
hat. Die übrigen drei Namen sind von der N. B. L. vollständig
aus der Luft gegriffen worden Ueber einen vierten zur engerer
Wahl zu stellenden Kandidaten wird die Theaterkommifston en
in einer weiteren demnächst stattfindenden Sitzung entscheiden.
Mannheim, 29. März. (Strafkammer. Schluß.) 2) Hi
traurige Familienszene enthüllte die Verhandlung Men "
45 Jahre alten Schuhmacher Philipp Hauck von ^Heidelberg-
In einem am 5. Januar d. I. zwischen ihm und seiner K
entstandenen Streite, wobei ihn die Frau mit dem Schrlw
angegriffen, hatte Hauck zur Schusterkneippe gegriffen und l
Frau mit diesem gefährlichen Instrument einen tiefen Smy
die Lendengegend versetzt. Die Wunde war lebensgefayriM
fesselte die Frau 8 Wochen aufs Krankenbett. Der Mann, " >
heute erklärte, seine Frau trage an dem Vorkommmß mehr DM
als er, wurde zu 9 Monaten Gefängniß verurtheilt, auf
Strafe 83 Tage der verbüßten Untersuchungshaft MM
wurden. - 3) Wegen raffinirter Diebstähle hatte
mit Zuchthaus vorbestrafte 29 Jahre alte Dienstmagd
Schreiber von Trappstadt zu verantworten, ^ni Aven
18. November v. I. schlich sie sich in die Theodor Rapp
Wirtschaft in Heidelberg ein, wo sie sicher gedient und
Schlüssel entwendet hatte, begab sich nach Schlünder W
in Küche und Büffet und entwendete Weißzeug, Kleider, 1
und gewöhnliche Löffel und Gabeln und Wurstwaarell m
sammtwertbe 100 Den Ruckweg nahm sie VN -
man bei allen Kämpfen einen Sammelpunkt haben.
Der Sammelpunkt für uns ist das Reich, nicht wie es Einzelne
wünschen, sondern wie es ist. Deshalb bitte ich Sie, einzustimmen:
Hoch Kaiser und Reich! (Stürmische, begeisterte Zustimmung.)
In jubelnder Begeisterung stimmte die Versammlung
in die Hochrufe ein, die sich minutenlang fortsetzten.
Dann trank der Fürst den Chargirten aus dem Bierpokal
zu, stieg die Treppe herab, um sich mit einzelnen Studen-
ten zu unterhalten. Darauf vertheilte er von den ihm ge-
sendeten Sträußen viele unter die Studentenschaft, die
unausgesetzt Hochrufe auf den Fürsten unter Zusammen-
schlagen der Rapiere ausbrachte. Die Zahl der Studen-
ten betrug etwa 3000. Der Anmarsch hatte etwa eine
halbe Stunde gedauert.
Deutsches Weich.
Berlin, 1. April. Der Kaiser richtete an den
Fürsten Bismarck heute ein längeres Glückwunschtele-
gramm. Namens des Sultans beglückwünschte der tür-
kische Botschafter den Fürsten persönlich in Friedrichsruh.
— Der Reichsanzeiger schreibt an der Spitze des
Blattes: Fürst Bismarck vollendet heute das 80. Lebens-
jahr. Die zahllosen Beweise aufrichtiger Liebe und Ver-
ehrung, welche ihm aus diesem Anlaß von nah und fern,
von hoch und niedrig in den letzten Tagen und Wochen
zutheil geworden sind, legen Zeugniß ab, daß die Dank-
barkeit für die unsterblichen Verdienste um Deutschlands
Macht und Größe unauslöschlich in den Herzen des
deutschen Volkes eingegraben sind. Möchte den heißen
Wünschen für sein ferneres Wohlergehen, die heute überall,
wo Deutsche zusammen wohnen, zu Gott emporsteigen, die
Erfüllung beschieden sein, und Deutschlands großer Sohn
noch lange Jahre hindurch die Freude haben, das von
ihm im Dienste des glorreichen Heldenkaisers geschaffene
Werk der deutschen Einheit immer mehr wachsen und sich
befestigen zu sehen.
— Die Bismarckfeier am Nationaldenkmal
in Rüdesheim war von etwa 3000 Personen besucht. Auch
die Prinzessin Luise von Preußen wohnte, von Wiesbaden
kommend, ihr bei.
Baden. PfarrerHansjakob in Fr eiburg hat einem
katholischen Studenten auf dessen Anfrage, ob er wohl an
der Huldigungsfahrt nach Friedrichsruh theilnehmen solle,
erwidert: „Wenn ich Student wäre und könnte den
Festzug nach Friedrichsruh mitmachen, würde ich mich keine
Sekunde besinnen und mitgehen zu einem Tag bleibender
Erinnerung. Das Centrum hat vom christlichen und
politischen Standpunkt aus einen großen Fehler gemacht,
daß es sich nicht — unter Protest gegen den Kultur-
-tzaKMt 4M^betheM-it,L,L^ Der
durfte es auch das Centrum und jeder Katholik. Die
Zukunft wird lehren, daß man klüger gethan hätte, mit-
zuthun. Dies meine Anschauung, von der Sie Jedermann
Mittheilung machen können, und die ich vor Jedermann,
der sie wissen will, vertrete."
Bayern. München, 31. März. Der Bundesrath-
bevollmächtigte, Ministerialrath von Landmann, ist
heute zum Kultusminister ernannt worden.
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Mit Entschließung Großh. Generaldirektion der Staats-
eisenbahnen vom 26. März d. I. wurden Betriebsassistent Max
Scheid beim Stationsamt Heidelberg zum Stationsamt Frei-
burg, Betriebsassistent Otto Deger beim Stationsamt Freiburg
zur Versetzung der Stationsverwalterstelle nach Weingarten und
Expeditionsassistent Felix Fig le stahl er bei Großh. Betriebs-
inspektor in Offenburg zu Großh. Eisenbahnhauptkasse in Karls-
ruhe versetzt.
— Nach Z 137 der Gewerbeordnung dürfen Wöchnerinnen
in Fabriken während vier Wochen nach ihrer Niederkunft über-
haupt nicht und während der folgenden zwei Wochen nur be-
schäftigt werden, wenn das Zeugniß eines approbirten Arztes
dies für zulässig erklärt. Gelegentlich der Fabrikrevisionen ist
nun mehrfach die Wahrnehmung gemacht worden, daß Wöchne-
rinnen, um nach vier Wochen schon wieder zur Beschäftigung in
der Fabrik zugelassen zu werden, sich statt durch einen appro-
birten Arzt durch die Hebamme ein Zeugniß ausstellen ließen und
auf Grund desselben wieder in die Arbeit ausgenommen worden
sind. Wir machen darauf aufmerksam, daß Arbeitgeber, welche
ohne das vorgeschriebene Zeugniß eines approbirten Arztes zu
erheben oder sich vorlegen zu lassen, Wöchnerinnen schon nach
vier Wochen seit der Niederkunft wieder beschäftigen, nach 8 146
Ziffer 2 der Gewerbeordnung strafbar sind.
Karlsruhe, 1. April. Am Freitag, 29. März,
früh 8 Uhr, besuchten der Kaiser und die Kaiserin die
Großh. Herrschaften im Niederländischen Palais unter den
Linden und verweilten daselbst bis zur Abreise Ihrer
Königlichen Hoheiten von Berlin. Um 12 Uhr trafen die
Höchsten Herrschaften in Weimar ein und wurden am
Bahnhof dortselbst von dem Großherzog von Sachsen, der
Erbgroßherzogin, sowie dem Hofstaat empfangen und zum
Großherzoglichen Residenzschloß geleitet, wo die Großherzogin
i dieselben liebevoll begrüßte. Auch Prinz Hermann und
! dessen Sohn Prinz Bernhard waren dort anwesend. Die
Großherzoglichen Herrschaften verbrachten den halben Frei-
tag und Samstag bis Nachmittags im engsten Familien-
kreise. Am Samstag verließen der Großherzog und die
Großherzogin Weimar Nachmittags halb 2 Uhr, trafen
gegen 9 Uhr Abends in Frankfurt ein und nahmen in
den Räumen des Bahnhofs ein Abendessen ein. Dieselben
beabsichtigten, die übrige Zeit zu einem Besuch Ihrer
Königlichen Hoheit der verwittweten Landgräfin Anna von
Hessen zu benützen. Ihre Königliche Hoheit kam den
Großherzoglichen Herrschaften jedoch zuvor und verweilte
mit ihrer Tochter der verwittweten Erbprinzessin von An-
halt bei Ihren Königlichen Hoheiten bis zur Weiterreise
gegen 11 Uhr. Die Ankunft in Karlsruhe erfolgte Nachts
2 Uhr. Gestern Vormittag wurde der Großherzog durch
vielerlei Geschäfte in Anspruch genommen, während die
Großherzogin der Konfirmationsfeier und Einsegnung der
Konfirmanden durch Oberhofprediger v. Helbing bis zum
Schluffe anwohnte. Abends 6 Uhr besuchten Ihre König-
lichen Hoheiten gemeinsam den Gottesdienst in der Schloß-
kirche. Heute Abend um 8 Uhr nahm der Großherzog an
der in der Festhalle von der Stadtgemeinde veranstalteten
Bismarckfeier Theil.
Ausland.
England. London, 31.März. Der Ministerrath hat sich
dem Vernehmen nach in längerer Berathung mit der armeni-
schen Frage beschäftigt, sowie auch über die Angelegen-
heit betr. das Erscheinen französischer Expeditionen
am Niger und die Eingriffe Frankreichs in englisches
Gebiet verständigt. Der nächste Ministerrath soll Mitte
dieser Woche stattfinden.
Asien. Simonoseki, 31.März. Der Verbrecher,
welcher das Attentat auf Li-Hung-Tschang ausgeübt hat,
ist zu lebenslänglichem Zuchthaus verurtheilt worden. —
Nach amtlichen Berichten des Obersten Ito von den
Fischerinseln haben die Japaner am 26. dss. Mts. die
dortigen Forts eingenommen und sind jetzt im Besitz der
Hiroshima, 1. April. Der Berscht des Oberst
Ito über die Einnahme der Fischer-Inseln
sagt: Das Castell Makung wurde erst nach zweimaligem
Angriffe genommen. Der Verlust der Chinesen betrug 30
Todte und 60 Gefangene, der der Japaner 1 Todten und
11 Verwundete. Auf der Halbinsel Aenkung ergaben sich
1000 Chinesen. Die Japaner eroberten 9 schwere Geschütze
und eine große Anzahl Gewehre. Die Chinesen sprengten
ein Magazin auf einer der Inseln in die Luft.
Aus Stadt und Land.
8 Heidelberg, 2. April. In Anwesenheit des Herrn Ober-
bürgermeisters Dr. Wilckens und anderer Vertreter des Stadt-
und Beiraths beging die Realschule gestern Morgen um
9 Uhr das Bismarcksfest in würdiger Weise. Die Lieder und
Gedichte der Schüler wurden in gewohnter Art flott und sicher
zum Vortrage gebracht. Herr Direktor Salzer feierte den
deutschen Nationalheros in markiger Rede. Er entrollte in
kurzen Zügen ein scharfes Bild der ungeahnten Entwicklung und
der glorreichen Schicksale unseres Vaterlandes unter seinem ge-
waltigen ersten Kanzler und schloß mit einem kräftigen Appell
an die deutsche Jugend, ihren Dank für des einzigen Mannes
unsterbliche Thaten durch stets lebendige Vaterlandsliebe zu be-
thätigen. Die Feier machte auf alle Anwesenden einen mächtigen
Eindruck und legte aufs neue Zeugniß ab von dem guten Geiste,
der die Anstalt beseelt.
sich Heidelberg, 2. April. Aus Anlaß des 80. Geburts-
tages des Fürsten Bismarck fand gestern in der schön
geschmückten Turnhalle des Gymnasiums ein Festakt statt. Der-
selbe wurde durch einen Chorgesang eingeleitet, worauf der Ver-
auf der Bühne nicht mehr die frische Freudigkeit der Hoch-
saison vorhanden. Jedenfalls war man gestern recht unsicher
aus den Breitern, gelangte zu langsam vorwärts im Text
und versprach sich nach Herzenslust- Das kommt natürlich
einem flott zu spielenden Lustspiel nicht sonderlich zu statten.
Man lachte zwar auch gestern über das Schönlhanffche, mit
etwas Journalisten-Komik durchwachsene Lustspiel, in dem
drei Akte lang mit der netten Idee eines unsichtbaren Haus-
gespenstes gearbeitet wird, nm dann zum Schluß das lorbeer-
gekrönte Hausideal und -gespenst in derberer Postenweise als
stacheligen Igel zu enthüllen, aber so lustig wie einst wirkte
es nicht. Von den ziemlich unsicheren Durchschnittsleistungen
stachen nur einzelne angenehm ab. Herr Kallenberger,
wenn auch auf ganz besonders gespanntem Fuß mit dem
Wortlaut seiner Rolle, bemühte sich, recht lebendig zu sein.
Mit einer richtigen Charakterfigur, ostpreußisch gefärbt,
erfreute Herr Huth als Roderich Heller, dem groben Rechts-
anwalt — einer Species, die bei der starken Concurrenz
übrigens recht selten werden dürfte — der Morgens nach
berühmtem Muster die Akten auf die Kanzlei mit mehr Ge-
schick tragen dürfte, als er Abends den Helicon als Stamm-
lokal besucht.
Das sonntäglich gestimmte Publikum erwies sich dem Stück
und der Darstellung gleich liebenswürdig. Dr. 8.
* *
L*r Heidelberg, 2. April.
„Minna von Barn Helm." Festvorstellung. Auch
das Theater hat es für eine Ehrenpflicht erachtet, seine Gabe
zu der Feier des großen deutschen Mannes zu spenden. Und
diese Festgabe wurde von dem Publikum, das vollzählig er-
schien, festfreudig hingenommen.
Auf die einleitende Rienziouverture folgte ein von Henzen
gedichtetes, von Frl. Fern au am Fuße eines Bismarck-
standbildes — wie Heidelberg es sich wünscht — gesprochener
Prolog. Er ist dem Verfasser von echtem Patriotismus und
echter Begeisterung für den Gefeierten dictirt und eindring-
lich, warm und schwungvoll von Fräulein Fern au vor-
getragen worden.
Ein urdeutsches Stück war sodann zu Ehren des ur-
demschen Mannes einstudirt worden: Lessings Minna.
Der frische, freudige Zug, der am vorhergehenden Abend
so vollständig zu vermissen war, war für diesen wiedergekehrt
und verschaffte dem elastischen Lustspiel seine ganze sonnige
Klarheit.
Frl. St. Georges hatte sich als Gast eingestellt, um
eine herzgewinnende, liebenswürdige Minna so recht in den
Mittelpunkt des Stückes zu stellen. Sie spielte sie weniger
auf den neckischen Scherzton als auf den Ton inniger Em-
pfindung. Sie war zart, warmfühlend, heiter ohne Ueber-
muth. Auch gestern wurde der beliebte Gast mit reichstem
Beifall und schönsten Blumengaben bedacht.
Minnas weiblicher Adjutant, Franziska, die in der Regel
ihre Herrin in der Gunst gründlich aussticht, suchte bei Frl.
Gerstäcker seine Rechte und fand sie. Wenn auch diese
Rolle gar nicht dem Wesen der talentirten Schauspielerin
entspricht, die mehr scharf geprägteren Charaktern als dem
zierlichen zuneigt, so hat sie doch, Dank ihrem Talent, die
Rolle lebendig mit Lust und Liebe durchzuführen gewußt.
Herr C olling, der den Tellheim spielte, ist ein außerordent-
lich gewissenhafter, sicherer Schauspieler, dem man gern das
wärmste Lob zugesteht. Aber er hat einen weichen Klang im
Organ, das ihm oft bei energischen Gestalten hinderlich wird.
So hat er das Ruhige, Herzliche in Tellheim vollauf glaub-
haft gemacht, nicht aber das Starre, Eigensinnige dieses
Charakters. Sehr brav hielt sich Herr Daghofer als
Just, nicht minder Herr Kallenberger als Wirth, bei
dem nur neben dem Schwätzer und neugierigen Patron der
Filou etwas stärker hätte hervortreten können. Herr Sigl
brachte dem Werner seinen ganzen guten Willen und seine
sicher gehende Veranlagung entgegen. Es gelang ihm auch,
einen leichteren Ton anzuschlagen, als sonst seine Art ist,
nicht aber den vollen Humor der Rolle zu finden. Fräulein
Jerrwitz leiste mit Anstand ihre Aufgabe als Dame in
Schwarz, und Herr Huth legte den Ricaut seinem Fein-
gefühl entsprechend an, wenn ihm auch das Französische nicht
gerade leicht und natürlich von den Lippen floß. vr. 8.
in Küche und Büffet und entwendete Weißzeug,
und gewöhnliche Löffel und Gabeln und Wur ....
sammtwerthe von 100 .-k Den Ruckweg nahm ste u
Fenster der Wirtschaft. Am 9. December schach s" Vichts
Wohnung der Wittwe Christian Hoffmann em und MM
anlassung entsprechende Deklamationen und Vortrage von Schü-
lern folgten. Die Festrede auf Fürst Bismarck hielt Herr
Professor Egenolff, der seine begeisternde Ansprache mit
einem Hoch auf Bismarck und daran anschließend mit einem
Hoch auf Kaiser und Großherzog und das deutsche Reich schloß.
Mit dem Gesang des Liedes „Deutschland, Deutschland über
alles" endete die einfache aber würdige Feier.
lH Heidelberg, 2. April. Die Höhere Mädchenschule
hielt gestern Vormittag in der festlich geschmückten Turnhalle ihre
Bismarckfeier ab. Nachdem zwei Seminaristinnen Weber's
Jubel-Ouverture und Schülerinnen der oberen Klassen Gedichte
auf Bismarck vorgetragen hatten, legte Director Dr. Thorbecke
in einer zündenden Ansprache der versammelten Schuljugend die
Bedeutung des Tages dar. Die schöne Feier war durch die An-
wesenheit von Oberbürgermeister Dr. Wilckens, sowie den
Stadträthen Professor Eisenlohr und Leimbach ausgezeichnet.
Zur dauernden Erinnerung an den nationalen Feiertag wurde
den Lchülerinnen die Festschrift „Unser Bismarck" (Leipzig,
Spanier) aus Mitteln der Stadtgemeinde eingehändigt.
** Heidelberg, 2. April. Die Feier des gestrigen Tages
schlossen in schönster und wirksamster Weise die Höhenbe-
leucht u n g e n ab. Kurz nach 8 Uhr erstrahlten die Bismarck-
höhe, der Gaisbergthurm und der Michaelsthurm auf dem vor-
deren Heiligenberg in magischem bengalischen Rothfeuer. Beson-
ders hell glänzte die Bismarckhöhe, der Michaelsthurm ragte
sehr wirkungsvoll wie eine rothe Rauchsäule aus einem Vulkan
empor. Vom Gaisberg, dessen Thurm nach der Stadtseite fast
ganz hinter Bäumen versteckt ist, zeigte sich nur ein rother
Schein, der sich aber von dem dunkeln Nachthimmel effektvoll
abhob. Punkt 8 Uhr wurde das Freudenfeuer auf der Kohlhof-
höhe in Anwesenheit einer Anzahl Zuschauer aus der Stadt ent-
zündet. In der Richtung nach Sinsheim wurden an vier ver-
schiedenen Orten Feuer gesehen, wovon eines, wahrscheinlich
jenes auf dem Steinsberge bei Weiler, kräftig hervortrat. In
weiter Ferne war zeitweise eine lichte Stelle bemerkbar, die jeden-
falls vom Wartberg bei Heilbronn oder von der Werbertreu
stammte. Gegen Osten war noch ein Feuer zu sehen, ohne
Zweifel vom Dilsberg; auf dem Katzenbuckel zeigten sich vorüber-
gehend Helle Punkte.
Z Heidelberg, 2. April. Am 10. April d. I. steht abermals
die Feier eines 70. Geburtstages in dem Kreise unserer
Hochschullehrer bevor. Herr Geh.Rath Heinze, ein hochangesehenes
Mitglied der juristischen Facultät hiesiger Universität, blickt an
dem genannten Tage auf ein 70-jähriges Leben zurück.
-f- Heidelberg, 2. April. Herr Eugenio v. Pir an: hat
seine Villa in Handschuhsheim verkauft und wird schon m den
nächsten Tagen nach Berlin, dem Felde seiner früheren Thatig-
keit, übersiedeln. Er hat elf Jahre unter uns verbracht und
unsere reizende Gegend, die schon so viele Künstler und Poeten
inspirirt hat, regte auch den italienischen Componisten zu manchen
seiner bekanntesten Werke an, wir gedenken vor allem der sym-
phonischen Dichtung „Im Heidelberger Schloß", die auch bei uns
öfters zur Aufführung gelangte.
** Heidelberg, 2. April. Der Heidelberger Fremden-
verkehr im Monat März belief sich auf 8454 Personen.
Davon logirten a) in Hotels und Gasthöfen 3546 Personen,
dazu Januar und Februar mit 5781 Personen, zusammen 9327
Personen; b) in Herbergen 4908 Personen, dazu Januar und
Februar mit 9269 Personeu, zusammen 14177 Personen. Zu-
sammen im 1. Vierteljahr 1895: 23 504 Personen.
** Heidelberg, 2. April. Die Schifffahrt auf dem Neckar
ist seit gestern wieder eröffnet.
1. Neckarbischofsheim, 1. April. Unsere Stadt prangt zu
Ehren des 80. Geburtstages des Fürsten Bismarck rm
F^aaenschmuck. Ans gleichem Anlaß hatte unser Gemernderaty
auf der sogen. „Schildwacht" abbrennen lassen, was Jung und
Alt auf die Beine brachte. Von der Helmstadter Höhe aus bot
das Feuer ein prächtiges Schauspiel, das noch lange in. der
Erinnerung fortleben wird. Heute Abend findet im Fränznick'schen
Saale Bismarckcommers statt.
Mosbach 29. März. Gestern Nachmittag zog ein ziemlich
heftiges Gewitter mit starkem Hagelschlag verbunden
über unsere Stadt. Schaden wurde nicht angerichtet.
ch Mannheim, 31. März. Die hiesige nationalliberale Partei
veranstaltete heute zur Feier des 80. Geburtstages des
Fürsten Bismarck ein großes Festbankett im Saalbau.
Saal und Gallerie waren zum Erdrücken voll. Unter den An-
wesenden befanden sich die Spitzen der Staats- und städtischen
Behörden, sowie das gesammte Offizierkorps. Auch vom Lande
waren zahlreiche Verehrer des Fürsten Bismarck anwesend.
Viele der Erschienenen mußten wieder umkehren, da sie keinen
Platz mehr zu finden vermochten. Das Bankett verlief auf das
Glänzendste. Die Begrüßungsrede hielt Herr Reichstagsabge-
ordneter Bassermann, während man als Festredner auf den
Fürsten Bismarck Herrn Professor Dr. Ziegler aus Straßburg
gewonnen hatte. Im klebrigen enthielt das Programm Chor-
lieder der hiesigen vereinigten Männergesangvereine, Gesangssolls
hiesiger hervorragender Solisten, Musikpiecen der hiesigen Gre-
nadierkapelle, sowie verschiedene weitere Reden, Toaste, Prologe
und allgemeine Gesänge, letztere theils unter Orgelbegleitung.
Herr Stadtrath Dr. Clemm theilte mit, daß ein Comito be-
schlossen habe, dem Fürsten Bismarck dahier ein Denkmal zu
errichten, welchen Vorschlag die Versammlung mit stürmischer
Begeisterung annahm. Dem Fürsten Bismarck wurde dieser
Beschluß in einem Telegramm mitgetheilt. Das ganze Fest
nahm einen wahrhaft imposanten Verlauf. Gestern Abend
hielten verschiedene kleinere Vereine Festlichkeiten ab, während
der Verein jugendlicher Mitglieder der nationalliberalen Partei
bereits am vergangenen Donnerstag einen Festkommers ver-
anstaltet hatte. ...
Mannheim, 29. März. Der Mannheimer Gen.-Anz. schreibt:
Vor einigen Tagen brachte die hiesige N. B. L. die Namen der
vier von der Theaterkommission angeblich zur engeren Wahl ge-
stellten Bewerber um den hiesigen Hoftheater.-Jrtten-
d antenposten. Wie wir nun von ganz zuverlässiger seire
erfahren, ist diese Mittheilung der N. B. L. fast in allen ihren
Theilen unzutreffend. Bis jetzt sind von der Theaterkommlssto»
nur drei Bewerber zur engeren Wahl gestellt worden und unrer
diesen drei Kandidaten befindet sich nur ein einziger derjenige»
Bewerber, welche die N. B. L, als zur engeren Wahl bezesEA
hat. Die übrigen drei Namen sind von der N. B. L. vollständig
aus der Luft gegriffen worden Ueber einen vierten zur engerer
Wahl zu stellenden Kandidaten wird die Theaterkommifston en
in einer weiteren demnächst stattfindenden Sitzung entscheiden.
Mannheim, 29. März. (Strafkammer. Schluß.) 2) Hi
traurige Familienszene enthüllte die Verhandlung Men "
45 Jahre alten Schuhmacher Philipp Hauck von ^Heidelberg-
In einem am 5. Januar d. I. zwischen ihm und seiner K
entstandenen Streite, wobei ihn die Frau mit dem Schrlw
angegriffen, hatte Hauck zur Schusterkneippe gegriffen und l
Frau mit diesem gefährlichen Instrument einen tiefen Smy
die Lendengegend versetzt. Die Wunde war lebensgefayriM
fesselte die Frau 8 Wochen aufs Krankenbett. Der Mann, " >
heute erklärte, seine Frau trage an dem Vorkommmß mehr DM
als er, wurde zu 9 Monaten Gefängniß verurtheilt, auf
Strafe 83 Tage der verbüßten Untersuchungshaft MM
wurden. - 3) Wegen raffinirter Diebstähle hatte
mit Zuchthaus vorbestrafte 29 Jahre alte Dienstmagd
Schreiber von Trappstadt zu verantworten, ^ni Aven
18. November v. I. schlich sie sich in die Theodor Rapp
Wirtschaft in Heidelberg ein, wo sie sicher gedient und
Schlüssel entwendet hatte, begab sich nach Schlünder W
in Küche und Büffet und entwendete Weißzeug, Kleider, 1
und gewöhnliche Löffel und Gabeln und Wurstwaarell m
sammtwertbe 100 Den Ruckweg nahm sie VN -