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Heidelberger Zeitung — 1898 (Januar bis Juni)

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Nr. 1 - 25 (1. Januar 1898 - 31. Januar 1898)
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ags ausgenommen.
Preis
mit Familienblättern
monatlich SO Pf.
frei in's Haus gebracht.
Durch die Post bezogen.
Vierteljahr!. 1.35
ausschließlich Zustellgebühr.
Telephon-Anschluß Nr. 82.

WÄtM ZeitiW

ZMkttoKSgebüAr
15 Pf. flr die IspalÄU-
Petitzeile od. deren .
Für hiesige Geschäfts- MS
Privatanzeigen bedrntriHq
ermäßigt.

«ratis-Auschlas
der Jmerate auf den PlaiM
tafeln der Heidelb. Zeitmez
und den Plakatsäulen.

Telephon-Anschluß Nr. 82.

üir. 20. Erstes Ml.

Dienst^, -e« 25. Januar

1898.

Bestellungen
auf die Heidelberger Zeitung für die Monate Februar
und März «erden bei allen Postanstalten, den Briefträgern,
den Agenten, bei den Trägern in der Stadt, sowie in der
Expedition, Untere Neckarstraße Nr. 21, angenommen.
Bezugspreis: monatlich nur 50 Pfg., frei in's Haus
gebracht; durch die Post bezogen für die Monate Februar
und März, wenn am Schalter abgeholt, 84 Pfennig, mit
Zustellgebühr Mk. 1.14._
Erklärungen des Staatssekretärs v Bülow
In der Budgetkommission des Reichstags fragte gestern
der Abg. Richter an, was der Staatssekretär v. Bülow
über die Affaire Dreyfus mittheilen könne. Der Staats-
sekretär erwiderte: „Sie werden es verstehen, wenn ich
auf das eben berührte Thema nur mit großer Vorsicht
eingehc, das Gegentheil könnte mir und könnte uns als
Einmischung in innere französische Angelegenheiten aus-
gelegt werden, und auch den Anschein einer solchen haben
wir stets sorgsam vermieden. Ich beschränke mich darauf,
auf das allerbestimmteste zu erklären, daß zwischen dem
gegenwärtig auf der Teufelsinsel befind-
lich en Exkapitän Dreyfus und irgend welchen
deutschen Organen Beziehungen oder Verbindungen
irgend welcher Art niemals bestanden haben. Die
Namen Walsin-Esterhazy und Picquart habe ich vor drei
Wochen zum ersten Male in meinem Leben gehört. Die
Geschichte von einem angeblich in einem Papierkorbe ge-
fundenen Briefe eines mysteriösen Agenten würde sich
vielleicht in einem Hintertreppenroman hübsch ausnehmen,
existirt aber natürlich nur in der Phantasie und hat in
Wirklichkeit nicht stattgefunden. Ich möchte mit Be-
friedigung konstatiren, daß die sogenannte Dreyfus-Affaire
zwar viel Staub aufgewirbelt hat, aber die zwischen
Deutschland und Frankreich bestehenden gleichmäßig ruhigen
Beziehungen nicht zu zerstören vermochte." Auf eine An-
frage des Abgeordneten Hammacher fügte der Staatssekretär
hinzu, daß ihm von Reisen des Dreyfus nach Elsaß-
Lcthringen nichts bekannt wäre und noch viel weniger
davon, daß dem Genannten besondere Erleichterungen von
deutscher Seite zu Theil geworden wären.
In Bezug auf die Regelung der griechischen
Finanzen theilte der Staatssekretär mit, der von den
Finanzdelegirten im Einvernehmen mit dem griechischen
Finanzminister ausgearbeitete Controlgcsctzentwurf unter-
liege jetzt der Beschlußfassung des Cabinets und der
griechischen Regierung. Die Veröffentlichung des Ent-
wurfs sei noch nicht freigegeben. Die von der Presse
gebrachten Mittheilungen seien im Großen und Ganzen
unzutreffend. Die deutsche Regierung habe die Rechte der
deutschen Gläubiger sich bei allen Gelegenheiten angelegen
sein lassen und werde diese Rechte auch fernerhin ent-
schieden vertreten. Sie habe dies um so lieber gethan,
als sie dabei auch für nichtdeutsche Gläubiger Griechen-
lands gefochten habe. Es stehe zu hoffen, Griechenland
werde einsehen, daß die Finanzkontrole in wohlverstandenem
Interesse Griechenlands liege, denn ohne solche Kontrole
würde Griechenland nicht die für die Kriegsentschädigung
und sonst nöthigen Gelder erhalten. Griechenland hänge
von der Wiederherstellung seines Credits ab.
Bezüglich Kretas erklärte der Staatssekretär, Deutsch-
lands Interessen beständen vorzüglich darin, daß Kreta
nicht Gegenstand von Differenzen unter den Mächten oder
der Ausgangspunkt neuer Beunruhigungen und Wirren
im Orient werde.
Was die portugiesische Gläubigerfrage an-
gehe , so seien die bisherigen Versuche, die portugiesische

WM- Das Nomanfeuilleton findet der Leser im heutigen
zweiten Blatt.
Stadttheater.
O Heidelberg, 25. Januar.
Erstes Gastspiel des fliegenden Ballets. Vorher Hans Hucke-
bein, Schwank in 3 Akten von Oskar Blumenthal und Gustav
Kadelburg.
Nach einer sehr flotten Aufführung des Hans Huckebein, der
gestern weit besser wirkte, als bei der etwas schwerfällig ge-
spielten Premiere, brachten die graziösen Darbietungen des
fliegenden Ballets eine angenehme Abwechslung in unser
Theaterleben. Die durch unsichtbare Drähte gelenkten Tanz-
künstlerinnen bewegen sich in der Luft so natürlich
und gefällig, daß die Illusion wirklichen Fluges bei dem Zu-
schauer erreicht wird. Nach den Klängen einer sehr
anmuthigen Musik schweben die mit Flügeln geschmückten
Darstellerinnen zusammen und auseinander und ver-
einigen sich wieder im rhythmischen Tanze, daß das Ganze aus-
sieht, wie aus einem Märchenbuche genommen, wie ein Elfenreigen
in der Mondnacht, eine Illusion, die durch die angewandte Wald-
dekoration noch verstärkt wird.
„Hans Huckebein" war theilweise neu besetzt. Herr Göbel,
der gestern die Rolle des Athleten Tobias Krack spielte, wirkte
sehr gut durch seine drastische Darstellungsweise und sein Streben
nach Natürlichkeit. Das flotte Zusammenspiel gab dem ganzen
Schwank ein besseres Aussehen. Derselbe dürste in dieser
Form noch einige ebenso wohl besetzte Häuser bringen wie
gestern. L. L.

Kleine Zeitung.
— Gelsenkirchen, 24. Jan. Auf dem Bahnhofe Ueckendors
fuhr NachtS ein Güterzug auf einen Rangirzug. Viele
Wagen wurden vollständig zertrümmert, der Lokomotivführer
und Bremser schwer, der Zugführer leicht verletzt. Der
Materialschaden ist groß.

Finanzlage durch neue Anleihen und Conversionen zu
bessern, erfolglos gewesen. Die deutsche Regierung sei
bisher amtlich nicht in Anspruch genommen worde», werde
aber gern die für die Interessen der deutschen Gläubiger
geeigneten Schritte prüfen und fördern. Die Beziehungen
zwischen Deutschland und Portugal seien freundschaftliche.
In Prag werde im Einverständnisse mit der öster-
reichisch-ungarischen Regierung ein deutsches Berufsconsulat
errichtet.
Die Verhandlungen mit der chinesischen Regie-
rung wegen der Genugthuung für die Ermordung der
deutschen Missionare in Süd-Shantung hätten folgendes
Ergebniß gehabt: 1) Der Gouverneur der Provinz Shan-
tung sei abgesetzt und für immer unfähig erklärt worden,
ein höheres Amt zu begleiten. Außerdem seien sechs von
Deutschland bezeichnete obere Beamte aus der Provinz
versetzt und bestraft worden. Gegen die am Morde selbst
betheiligten Verbrecher sei das Strafverfahren eingeleitet.
2) Die chinesische Regierung verspricht, an die Mission für
den erwachsenen Materialschaden für gute Werke 3000
Taels zu zahlen. 3) Zur Sühne des Todes der Mis-
sionare werden drei Kirchen errichtet werden, die mit
kaiserlichen Schutztafeln versehen werden; eine in Tsinnig,
eine in Tschao-Tschou-Fu, eine am Thatorte selbst. Die
chinesische Regierung weist für jede Kirche 66 000 Taels
an, außerdem freie Bauplätze. Ferner wurden für den
Bau von 7 sicheren Wohnhäusern für die katholische Prä-
fektur in Tsao-Tschou-Fu 24000 Taels angewiesen.
Alle Geldzahlungen erfolgen durch die deutsche Gesandt-
schaft. 4) Zum Schutze der deutschen Mission wird ein
besonderes kaiserliches Edikt erlassen. Staatssekretär
v. Bülow fügt hinzu: „Die chinesische Regierung be-
willigte damit unsere Forderungen in dieser Richtung.
Nach Ansicht des Bischofs Anzer wird durch die Gewährung
von drei kaiserlichen Schutztafeln, eine in China seltene
Vergünstigung, das Ansehen der katholischen Missionare
bei den Chinesen wesentlich erhöht werden. Die deutsche
Regierung glaubt, hiermit alles für die Sühnung Nöthige
gethan und gleichzeitig in Zukunft ähnliche» Ereignissen
vorgebeugt zu haben. Die beste Bürgschaft erblickt die
kaiserliche Regierung in der vertragsmäßig dauernden An-
wesenheit der deutschen Kriegsschiffe und der deutschen Be-
satzung in der Kiaotschaubucht, wodurch die Behörden
und die Bevölkerung hoffentlich nicht wieder vergessen
werden, daß kein gegen Reichsangehörige begangenes Un-
recht ungesühnt bleibt."

Deutsches Reich.
Berlin, 24. Januar.
— Die Hamb. Nachr. veröffentlichten vor fast zwei
Jahren folgende Zuschrift aus dem Kreise ihrer Mit-
arbeiter: Es ist aus verschiedenen Gründen vielleicht zeit-
gemäß, an die Insolenzen zu erinnern, die uns einst,
9 Jahre nach dem Verschleudern der ersten deutschen
Flotte, durch Palmerstons Leibjournal Morning Post
ins Gesicht gesagt wurden. So lautet der betreffende
Artikel vom 6. April 1861: „Preußen sehnt sich nach
dem Besitz von Kiel. Einmal im Besitz dieses prachtvollen
Hafens würde eine ehrsüchtige und gewissenlose Macht
Schleswig zu erwerben suchen. Darum eifern die deutschen
Professoren und Propagandisten, welche den Kreuzzug
gegen England predigen, so sehr für die Vereinigung
Schleswigs und Holsteins; sie wissen wohl, daß Preußen
oder Deutschland im Besitz der Herzogthümer nicht nur
einen Hafen ersten Ranges, sondern auch ein Land besitzen

— Altkirche», 24. Jan. Aus der Strecke Juenkerath-Köln
entgleisten in der Nähe von Satzweg einige Wagen eines
Güterzuges. 15 Wagen sind vollständig zertrümmert. Der
Materialschaden ist sehr groß. Das Zugpersonal konnte sich
rechtzeitig durch Abspringen retten.
— Herme, 24. Jan. Heute früh ist der Berlin-Kölner Schnell-
zug bei der hiesigen Station entgleist. Mehrere Wagen wurden
aus dem Gleise geworfen. Dem Herner Tagebl. zufolge wurden
bei dem Eisenbahnunglück drei Personen getödtet. zwölf ver-
wundet, darunter einige lebensgefährlich. Die Ursache des Un-
falls ist dem genannten Blatt zufolge darauf zurückzuführen, daß
bei dem Uebergang über die Weiche die Lokomotive, der Tender
und der Postwagen auf ein falsches Gleise übersprangen, während
der übrige Theil des Zuges sich losriß und auf dem richtigen
Gleise weiterging. Die Strecke ist gesperrt.

Vermischtes.
— (Heilversuche mit Röntgenstrahlen.) Aus
Wien wird der Franks. Ztg. geschrieben: Im Hotel Kaiserhof
bezw. iu dem damit verbundenen Augusta Victoria-Bad werden
zur Zeit durch den dirigirenden Arzt, Herrn Sanitätsrath Dr.
Pfeiffer, und dessen Assistenten, Herrn Dr. Belzer, interessante
Heilversuche mittelst Belichtung durch Röntgenstrahlen ausgeführt.
Thatsache ist, daß ein erblich belasteter Gichtiger, welcher mit
total steifem und stark geschwollenem Kniegelenk seit etwa einer
Woche hier weilt, nach einer Sitzung die Beweglichkeit des Ge-
lenkes und nach drei täglichen Bestrahlungen seinen gewöhnlichen
Gang wieder erlangt und die Geschwulst des Knies gänzlich ver-
loren hat. In gleicher Weise ist eine Anschwellung des einen
Handgelenkes gewichen. Der Patient behauptet, in früheren
Fällen erst nach vielwöchentlichen Kuren zu solchen Resultaten
gekommen zu sein. Ein alter in der Stadt lebender Herr, welcher
in schwerem Grade unter Rheumatismus leidet und in dem Ge-
brauche seiner sämmtlichen Glieder behindert war, vermochte nach
der ersten Behandlung, nach seiner eigenen Aussage zum ersten

würde, dessen Küsten von Fischern und Matrosen
wimmeln. Wir vertrauen jedoch, daß die politische Ehre,
die gemeine Redlichkeit, der gesunde Menschenverstand
Europas und die Großmächte ein schreiten, bevor
es zu spät ist, und solch' einen verwegenen Raubzug ver-
hindern werden. . . . Die Deutschen, heißt es weiter,
mögen den Boden pflügen, mit den Wolken
segeln und Luftschlösser bauen, aber nie seit dem
Anfang der Zeiten hatten sie das Genie, das Weltmeer
zu durchfurchen oder auch nur die schmalen Gewässer zu
befahren." Berthold Auerbach hat diesen un-
verschämten Blödsinn echt englischer Ueberhebung in seinem
Volkskalender von 1862 citirt und die Zuversicht hin-
zugefügt: „Es wird die Zeit kommen, da uns
Deutschen diese Londoner noch aus der Hand
fressen." Gewiß wird und muß sie kommen. Aber wir
müssen dazu thun. Transvaal hat bewiesen, daß sie nach
wie vor auf uns mit der alten Ueberhebung herabschauen.
Ob die Erinnerung daran verdampfen darf, ehe unsere
Reichsboten vor die Frage gestellt werden, was sie für
Vermehrung unserer Flotte bewilligen wollen? Die ganze
Erinnerung ist auch für die unmittelbare Gegenwart in so
hohem Maße zutreffend, daß ihre Wiederauffrischung
durchaus gerechtfertigt ist.
Deutscher Reichstag. Berlin, 24. Januar. Das
Haus setzt die zweite Berathung des Etats des
Reichsamtes des Innern bei Kapitel 7a fort.
Abg. v. Czarlinski (Pole) bringt bei Titel 16 Mißstände
und Unzuträglichkeiten des Gesetzes betreffend die Jnvaliditäts-
und Altersversicherungen zur Sprache. Davon würden beson-
ders die Handwerker des Kleingewerbes und der Landwirthschaft
betroffen.
An die Ausführungen des Redners knüpft sich eine längere
Besprechung, in der die Redner der einzelnen Parteien ihre
Wünsche bezüglich der Reform des Alters- und Jnvaliditätsver-
sicherungsgesetzes Vorbringen.
Staatssekretär Dr. Graf v. Posadowsky erklärt, er wolle
gern bei den Versicherungsanstalten erneut in Anregung bringen,
daß diese ihre Kapitalien mehr als bisher zur Kreditgewährung
verwenden, besonders auch als ländlichen Kredit, insoweit sich
dies mit den Bestimmungen über die pupillarische Sicherheit der
Anlagen vertrage. Eine Herabsetzung der Altersgrenze von 70
auf 60 Jahre würde eine ungeheure Summe erfordern. Die
Regierung halte es für vollkommen indiskutabel, Kreise der Be-
völkerung wie die ländlichen Arbeiter und Dienstboten wieder
von den Wohlthaten des Gesetzes auszuschließen. Die Frage der
Vereinfachung des Alters- und Jnvaliditätsverstchernngsgesetzes
liegt noch lange nicht klar, trotz der Fülle von Broschüren, die
darüber erschienen sind. Hat doch auch die allgemeine Wehr-
pflicht 50 Jahre gebraucht, um dann so zu funktioniren, wie jetzt.
Auch die allgemeine Versicherungspflicht wird sich nur mit der
Zeit verbessern und vereinfachen lassen.
Im weiteren Verlaufe der Berathung bringt Abg. Dr.Hah n
(Bund der Landw.) eine Reihe von Uebelständen im Aus-
wanderungswesen zur Sprache. Die internationale Concurrenz
zwinge ja die Gesellschaften zu sparen, aber es sei Pflicht des
Reichstages, darüber zu wachen, daß die nationalen Interessen
nicht darunter leiden.
Staatssecretär Dr. Graf v. Posadowsky bemerkt: Wir
haben die Bestimmung, daß jedes Rettungsboot mit vier Ruder-
kundigen bemannt sein muß. Die Auswanderungscommissäre
lassen hin und wieder Proben abhalten, die z. B. beim Nord-
deutschen Lloyd vorzüglich ausgefallen seien. Was die Jugend-
lichkeit der Schiffsärzte betrifft, so ist es fraglich, ob sich viele
ältere Aerzte bereit finden werden, Seereisen zu machen. Die
Zahl der farbigen Mannschaften unserer Kauffahrteischiffe beträgt
nur 5,7 pCt. Sie eignen sich zu Maschinisten sehr gut.
Der Titel Auswanderungswesen wird schließlich bewilligt.
Beim Titel Börsenausschnß bemerkt
Abg. Dr. Barth (freis. Verein.), das Börsengesetz sei durch-
aus verfehlt. Redner führt die Consequenzen an, die das
Börseugesetz gehabt habe durch die Beseitigung der Berliner Pro-
duktenbörse, die eine Weltbedeutung hatte. Diese Beseitigung
habe gerade der Landwirthschaft geschadet; das beweise unter
anderem das Gutachten der Bcomberger Handelskammer.
Abg. Gamp (Rp.) führt aus, jedenfalls habe man mit dem
Börsengesetz erreicht, daß der Staat Einblick in das Börsen-

Male seit drei Monaten, den Hut auf- und avzunehmen; er kann
jetzt nach wenigen Tagen ohne fremde Hilfe frei von einem
niedrigen Sopha wieder aufstehen. Von Erfolgen ließen sich noch
weitere aufzählen. So gab .eine seit 10 Jahren leidende Dame
an, schon nach 3 Sitzungen die Knie so leicht bewegen zu können
wie seit drei Jahren nicht.
— Ein bekanntes Mittel gegen überschüssige
Mag en säure oder Sodbrennen ist doppelkohlensaures
Natron. Indessen ist man oft nicht in seinem Besitz und ver-
sucht allerlei, dies eigenthümliche Brennen zu vertreiben. Als
ganz vorzügliches Mittel, das sogar in jedem Bauernhaus vor-
handen, ist, nach der sehr empfehlenswerthen Zeitschrift Prakti-
scher Wegweiser, Würzburg (Abonnement 30 Pfg. Vierteljahr!.),
— rohes eingemachtes Kraut (Sauerkraut) oder ein Gläslein
Salzwasser oder eine Messerspitze Kochsalz.

Literarisches.
—Z Lieder des Lebens und der Liebe. Unter
diesem Titel hat der Candidat der Medictn Eugen Berger
von Kiel ein Bündchen Gedichte auf unfern Büchertisch
niedergelegt, wofür wir ihm nur dankbar sein können. Die
schlichte, gemüthswarme Sprache kommt von Herzen und dürfte
nicht verfehlen, den Weg zum Herzen besonders der ihm so nahe
stehenden Jugend zu finden. Berger ist weit umhergekommen
und in seinen kleinen Liedern vernimmt ein aufmerksames Ohr
das Rauschen der Nordsee, wie des Föhus um die schneebedeckten
Häupter der Alpen. Mit scharfem Blick hat er sich überall um-
geschaut und mit immerfrohem oder -wehem Gefühl sich rn
manches Herz eingesenkt; aber auch an sittlichen Konflikten und
ernsteren Erlebnissen fehlt es der Sammlung nicht. Möge es
dem Dichter nicht an Anerkennung und dem hübsch ausgestatteten
(bei Lipsius u. Tischer in Leipzig und Kiel zu einer Mark zu
erstehenden) Büchlein nicht an Lesern fehlen. 6. vv.
 
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