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Heidelberger Zeitung — 1898 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 125 - 149 (1.Juni 1898 - 30. Juni 1898)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42069#0645

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Telephon-Anschluh Nr. 82.

HeidckkW M«


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Telephon-Anschluß Nr. 82.

Xi-. 141.

AienslWi den 21. Inni

1898.

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werden bei allen Postanstalten, den Briefträgern, den
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Der amerikanisch-spanische Krieg.
Madrid, 19. Juni. Eine Kundgebung der ka-
talanischen Verbindung, unterzeichnet von 35 Vereinen und
18 Zeitungen Kataloniens tadelt die Regierung und führt
u. a. aus: Der Angriff der Vereinigten Staaten sei un-
qualifizirbar, aber Spanien müsse in dem ungleichen und
verderblichen Kampfe nachgeben. Die Einwilligung in
die Loslösung eines Theiles seines Gebietes würde jetzt
weniger schmerzhaft und weniger kostspielig sein als später.
— Tie Panzer „Lepanto", „CisueroS" und „Asturias"
werden noch vor einem Monat zum Abgehen bereit sein.
Die Regierung hat keine Bestätigung der Kapitulation
Manilas erhalten.
Madrid, 20. Juni. Nach einer Privatdepesche ist
der amerikanische General Shafter gestern an der Küste
von Santiago de Cuba gelandet und beabsichtigt, un-
verzüglich zum Angriff zu schreiten. Eine Depesche des
Generalgouverneurs Marschall Blanco an den Kriegsminister
erklärt die Behauptung, die Leichen gefallener Amerikaner
seien von den Spaniern verstümmelt worden, für unwahr.
In einem Gefecht des Oberst Numez mit den Aufständi-
schen bei Puerto Principe wurden 38 Aufständische ge-
tödtet. Die Spanier hatten 6 Tobte und 44 Verwundete.
Madrid, 20. Juni. Die Regierung versichert, daß
kein Grund vorliege, daß eine unmittelbare Einmischung
irgend einer Macht in der Philippinenfrage zu er-
warten sei. — Aus Manila wird dem Jmparcial vom
13. telegraphirt: Gestern Abend ging eine auf Vorposten
am Pasig-Fluß stehende Eingeborenen-Compagnie zum
Feind über. Ein spanischer Lieutenant und ein Unter-
offizier, die sich widersetzten, wurden nach furchtbarem
Kampfe getödtet. Die Carbineros und die eingeborene
Gendarmerie auf Vorposten in dem nordwestlichen Tondo-
Stadtviertcl, jenseits des Pasig, meuterten. Heute
Mittag wurde großer Alarm geblasen. .Ueberhaupt haben
die Truppen Tag und Nacht keine Ruhe. Jeden Augen-
blick hört man aus allen Richtungen schießen. Die Ge-
fahr wächst stündlich. — Aus Hongkong wird telegraphirt,
der japanischeDampfer „Junesang" kam mit 140
Passagieren, darunter 60 Europäern und unter diesen 30
Nonnen, von Manila hier an. Nach der Aussage der
Amerikaner vor Cavite liegen die fremden Kriegsschiffe in
der Mitte der Bucht. Außerdem liegen 22 Handelsschiffe
auf der Reede, die mit flüchtigen Ausländern über-
füllt sind.
Paris, 20. Juni. Nach einem Telegramm des New-
Jork Herald aus Hongkong vom 19. ds. ist an diesem
Tage dort ein am 14. von Manila mit 1002 Reisen-
den abgegangenes Schiff angekommen. Unter den Reisen-
den befanden sich 70 Europäer. Davon waren 37 fran-
zösische Mönche. Es verlautet, obschon die Aufständischen
in der Lage seien, Manila zu nehmen, verhindere Admiral
Dewey sie daran, da Manila nur von Amerikanern ge-
nommen werden dürfe. Nach einem anderen Telegramm
aus Manila vom 14. haben die Aufständischen Calocan
genommen und rücken vorwärts. Die Eisenbahnstation
von Tucudan und andere Außenposten bei Malate und
Santa Ana werden noch von den Spaniern vcrtheidigt. —
Der New-Jork Herald erhält von einem Berliner Be-
richterstatter folgendes Telegramm: „Ich bin von dem
hiesigen Staatssekretär des Auswärtigen dazu ermäch-
tigt, die der Regierung der Vereinigten Staaten bereits
gegebenen Versicherungen zu erneuern, daß Deutschland
auf den Philippinen keine andere Absicht verfolgt, als
Leben und Eigenthum der Deutschen, Schweizer und
Portugiesen zu schützen. Eine Absicht, einzugreifen, ist
durchaus nicht vorhanden.
New-Jork, 20. Juni. Dem New-Jork Herald wird
aus Santiago gemeldet: Zwischen Guantanamo und
Cuevo, 13 Meilen westlich von Santiago, ist eine Ver-
bindung durch Kuriere hergestellt. Letzterer Ort soll als
Kommunikationsbasis zwischen Admiral Sampson und den
Kubanern, von denen 500 Mann Cuevo besetzt hätten,
dienen.
Washington, 20. Juni. Bei Santiago wurden
gestern mehrere Versuche gemacht, einen geeigneten Lan-
dungsplatz zu finden. Diese Versuche haben gezeigt, daß
das Ufer auf 15 Meilen von den Spaniern bewacht wird.

Deutsches Reich.
Berlin, 20. Juni.
— Der Aufenthalt des Kaiserpaares in Palä-
stina ist nach der Köln. Volksztg. auf 16 Tage be-
messen. Das Gefolge wird aus 90 Personen bestehen.
— Die Absendung eines Huldigungstelegramms

an den Kaiser ab gelehnt hat, wie der Fränk. Kour.
aus Eisenach erfährt, der dort alljährlich zu Pfingsten
tagende allgemeine Delegirten-Konvent der deutschen Burschen-
schaften. Als Grund für diesen auffallenden Beschluß
gibt das genannte Blatt an, daß bisher nie eine Antwort
auf die burschenschaftliche Huldigungs-Adresse seitens des
Kaisers eingelaufen sei.
Cronberg, 20. Juni. Das griechische Kron-
prinzenpaar ist gestern Mittag nach Stuttgart abge-
reist, um der Herzogin Wera von Württemberg, der Tante
des Kronprinzen, einen mehrtägigen Besuch abzustatten.
Cuxhaven, 20. Juni. Bei dem gestrigen Festmahl
an Bord der „Prütoria" brachte Bürgermeister Versmann
ein Hoch auf den Kaiser aus, welcher dasselbe erwiderte,
indem er auf die Bedeutung Hamburgs für den Welt-
handel und den Werth einer starken Marine hinwies.
Seine Majestät schloß mit einem Hoch auf Hamburg und
den Regattaverein. Der Kaiser verweilte bis nach Mitter-
nacht auf der „Prätoria".
Baden. L.O. Karlsruhe, 20. Juni. Der conser-
vative Parteiausschuß hat in seiner gestrigen Sitzung be-
schlossen, die Herren Kirchenbauer, Keerl und Roth
nicht mehr als Parteimitglieder zu betrachten, weil sie die
Politik der Parteileitung nicht mitmachten. Mit diesem
schweren Geschütz soll wahrscheinlich das Prestige des
Freiherr» v. Stockhorner, das durch den Mißerfolg
der Wahlen ins Wanken gerathen ist, wieder gestärkt wer-
den. Ob ein so schwer wiegender Beschluß spurlos vor-
übergeht, wird die Zukunft zeigen. Das beste Mittel, die
Einigkeit in der conservativen Partei wiederherzustellen, ist
ja durch die Stichwahlen gegeben. Die Wege der beiden
Gruppen schieden sich, weil der eine Theil die feindselige
Haltung gegen die Nationalliberalen im Hinblick auf die
sozialistische Gefahr nicht mitverantworten wollten. Dieser
Gefahr zu begegnen, sind alle einig. Es wäre also leicht
gewesen, sich unter einem gemeinsamen Zeichen wieder zu
versöhnen, anstatt einen Bruch zu vollziehen, der die con-
servative Partei doch nur schwächen und den radicalen
Parteien nur nützen kann.
— Unter der Ueberschrift: „Der rechte Mann für
den Freiburger Erzstuhl" wird der Berliner Post
geschrieben: „Die von der katholisch-theologischen Fakultät
der Universität Freiburg i. Br. soeben vollzogene Ernen-
nung des Dekans und Pfarrers Lender von Sasbach zum
Ehrendoktor der Theologie ist ein Wort und eine That
zur rechten Zeit, die alle patriotischen Katholiken des bad.
Landes mit der größten Freude erfüllen wird. Dekan
Lender war, wie nach der Wahl Komps zum Erzbischof
bekannt wurde, der von der bad. Regierung in erster Linie
für den Metropolitanstuhl von Freiburg in Aussicht ge-
nommene Kandidat; seine Wahl scheiterte aber an dem
Widerstand der extrem-ultramontanen Partei, die Lender mit
tödtlichem Hasse verfolgt, seitdem er der Entwicklung der
bad. Centrumspartei zum vollendeten Demokratismus ent-
gegengetreten ist und lieber auf die Führerschaft verzichtete,
als daß er die Verantwortung für das revolutionäre Treiben
eines Wacker mit übernahm. Indem die höchsten Reprä-
sentanten der theol. Wissenschaft im Lande diesem würdigen
Geistlichen in diesem Augenblick die theol. Doktorwürde
verleihen, deuten sie ganz unmißverständlich an, wen sie
für den geeignetsten Nachfolger des so unerwartet aus dem
Leben geschiedenen Erzbischofs Komp halten. Der zum
Bischof Erwählte soll nach dem kanonischen Recht entweder
Doktor der Theologie oder des kanonischen Rechts sein.
Fällt die Wahl auf einen Kandidaten, der keine der ge-
nannten Würden besitzt, so wird in der Regel die betreffende
theol. Fakultät veranlaßt, den Doktorhut zu verleihen.
Indem jedoch die Freiburger theol. Fakultät in diesem
Falle mit der Ehrung voranging, scheint sie damit dem
Wunsche aller patriotischen Katholiken Ausdruck geben zu
wollen, daß Lender den Erzstuhl von Freiburg besteige.
Die Regierung wird davon Veranlassung nehmen, mit allem
Nachdruck die Kandidatur Lenders in Rom ebenfalls zu
vertreten, damit dem Wunsche der verständigen Katholiken
willfahrt wird. Auch die Kurie wird sich der Erkenntniß
nicht entziehen, daß dem Wohle des Landes und der kath.
Kirche Badens besser gedient ist, wenn der Mann, der das
Vertrauen der ersten wissenschaftlichen Korporation und
aller verständigen und vaterlandsliebenden Katholiken be-
sitzt, Erzbischof wird, als wenn ein Werkzeug Wackers den
Hirtenstab führt. Da die Wahl diesmal dem Domkapitel
entzogen ist und der alleinigen Verständigung zwischen Rom
und Karlsruhe unterliegt, so kann die Erreichung des Zieles
nicht schwer sein."

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Königlich Preußischen Staats- und Justizminisler Schönstedt
das Großkreuz mit Eichenlaub des Ordens vom Zähringer
Löwen, dem Bürgermeister Josef Stadler in LauSheim die
silberne Verdienstmedaille, dem Bürgermeister Johann Vogt
in Gündelwangen die silberne Verdienstmedaille verliehen, den
Vostsekretär Karl Mann aus Osthosen (Großherzogthum
Hessen) zum Oberpostdirektionssekrelär bei der Kaiserlichen
Oberpostdirektivn Karsruhe, den Jngenieurpraktikanten Richard
Roth von Baden zum Regierungsbaumeister ernannt, den
Professor Philipp As al an der Oberrealschule zu Mannheim
in gleicher Eigenschaft an die Oberrealschule in Karlsruhe
versetzt. Regierungsbaumeister Roth wurde mit der Leitung
der Geschäfte des in Eppingen errichteten Baubureaus für

die Herstellung der Bahnlinie von Eppingen nach Steinsfurth
und Sinsheim betraut. Dem charakterisirten Polizeikommissär
Eduard Stier in Pforzheim wurde die etatsmäßige Amts»
stelle eines Polizeikommissärs übertragen. Betriebsassistent
Karl Reet anus in Appenweier wurde nach Mannheim ver-
setzt, Steuerkontroleur Franz Zimmermann, sowie die
Hauptamtsassistenten Heinrich Ri tzb a upt undEugen Förster
vom Hauptzollamt Mannheim wurden in gleicher Eigenschaft
zum Hauptsteueramt daselbst versetzt und ferner Hauptamts-
assistent Hermann Englert beim Hauptsteueramt Säckingen
zum Buchhalter ernannt und dem Hauptsteueramt Mannheim
zugetheilt.
— V-Züge- Auf 1. Juli werden die zwischen (Mai-
land—)B asel—Mannheim (—Köln—London verkehrenden
Schnellzüge Nr. 40 (Basel B. B. ab 9°' V.) und Nr. 41
(Mannheim ab' 4" Nachm.) in Durchgangs- (0-) Züge umge-
wandelt werden; es kommt somit bei Benützung dieser Züge
außer dem geordneten Fahrgeld noch Platzgebühr zur Er-
hebung.

Ausland.
Frankreich. Paris, 20. Juni. Heute Vormittag
setzte Sarr ien seine Besprechungen und Berathungen fort.
Um 3 Uhr begab er sich ins Elysee. Er übernahm amt-
lich den Auftrag, ein neues Kabinet zu bilden.
Unter seinen Mitarbeitern werden genannt Fre ycinct für
das Aeußere. Dclombre Finanzen, Delcasse Marine.
Die Reichstagswahlen.
Die Wahlresultate sind nun sämmtlich bekannt. Gewühlt
sind: 38 Konservative, 10 Reichspartei, 85 Centrnm, 5
Reformpartei, 10 Natio nallib erale, 1 freisinnige
Vereinigung, 1 freisinnige Volkspartei, 1 Bund der Land-
wirthe, 32 Sozialdemokraten, 13 Polen, 1 Däne, 9 Wilde,
3 Bauernbündler; 188 Stichwahlen sind erforderlich, wo-
ran bethciligt sind: 48 Konservative, 25 Reichspartei, 40
Centrum, 6 Reformpartei, 70 Nationalliberale, 11 freisinnige
Vereinigung, 38 freisinnige Volkspartei, 8 deutsche Volks-
partei, 7 Bund der Landwirthe, 101 Sozialdemokraten,
4 Polen, 9 Wilde, 4 Welfen, 1 Christlich-Sozialer, 4
Banernbündler.
Nach der in der Karlsruher Ztg. veröffentlichten Zu-
sammenstellung der Abstimmungsergebnisse in den einzelnen
Reichstagswahlkreisen haben in Baden erhalten: die Kandi-
daten der nationallib. Partei 90150 Stimmen, die Kandi-
daten der konservativen Partei 3037, der „Bund der
Landwirthe" 4912, das Centrnm 97 563, die Freisinnigen
1929, die Demokraten 10 493, die Antisemiten, Bauernbund
und Handwerkerpartei zusammen 6456, die Sozialdemokraten
50 270 Stimmen. Im ganzen sind abgegeben worden rund
264000 Stimmen.
Das Central-Wahlkomitee der sozialdemokratischen
Partei fordert im Vorwärts die Parteigenossen auf, bei
der Reichstagsstichwahl für diejenigen Kandidaten zu stimmen,
welche sich bereit erklären, in: Reichstage einzutreten für
Aufrechterhaltung des bisherigen Wahlrechts und das Budget-
recht des Reichstags, für Schaffung eines Reichsvereins-
gesctzes gegen Einführung von Ausnahmegesetzen, gegen
Vermehrung von Armee und Marine und gegen
die Einführung neuer indirekter Steuern. Weigert sich
ein Kandidat der gegnerischen Parteien diese Verpflichtungen
zu übernehmen, so sollen die Parteigenossen unter allen
Umstanden strikte Stimmenthaltung üben. Nach obigem
ist anzunehmen, daß die gleichen Fragen auch dem Kandi-
daten des Centrums im 12. bad. Wahlkreis (Heidelberg-
Eberbach-Mosbach) Herrn Landgerichtsrath Armbruster
vorgelegt worden sind. Die Sozialdemokratie hat da ein rich-
tiges caudinisches Joch aufgerichtet; ihren thörichten Haß gegen
unsere Wehrkraft zu Wasser nud zu Lande muß ihr der
CentrnmSkandidat zustimmend bescheinigen, wenn er auf
sozialdemokratische Stimmen rechnen will. Zwar sind die
Militär- und Marineverhältnisse für die nächste Zeit geord-
net; allein die Sozialdemokraten sind Prinzipienreiter, sie
wollen vie Parteien, die ihre Unterstützung wünschen, dazu
pressen, daß sie der sozialdemokratischen Abneigung gegen
Heer und Marine zustimmen. Werden die Centrums-
kaudidateu, die da in Betracht kommen, sich dazu ver-
stehen ?
Mannheim, 20. Juni. Das demokratisch-
freisinnige Wahl-Comitee faßte heute Mittag den Be-
schluß, den Anhängern der demokratischen und freisinnigen
Partei zu empfehlen, bei der Stichwahl für den sozial-
demokratischen Kandidaten August Dreesbach einzu-
treten.

Die Einweihung der Sternwarte.
§ Heidelberg, 21. Juni.
Ueber die Ankunft der Gr oßherzoglich en H errschaften
zur gestrigen Einweihung der Sternwarte haben wir noch in
unserer gestrigen Nummer berichten können. Während auf dem
Bahnhofe die Begrüßung stattfand, hatten sich in der festlich ge-
schmückten Aula der Universität die Dozenten, sowie Abord-
nungen der Studirenden und eine Anzahl von geladenen Damen
und Herren eingefunden. Gegen 1 Uhr schritten das Großherzog-
liche Paar mit seinem Gefolge, Prinz Karl, die zur Feier ge-
kommenen Mitglieder der Landstände und die zur Begrüßung
auf dem Bahnhofe anwesend gewesenen Herren in den Saal.
Die Großherzoglichen Herrschaften und Prinz Karl nahmen auf
drei unmittelbar vor dem Katheder stehenden Polsterstühlen Platz.
Alsdann ergriff der derzeitige Prorektor der Universität, Geh.
Hofrath Kehrer, das Wort. Durch den Besuch der Groß-
herzoglichen Herrschaften sei der Tag zu einem Festtag für
Stadt und Unversität geworden. Dankbaren Herzens sei die
Universität eingedenk der zahllosen Wohlthaten, die sie empfangen.
Redner skizzirte dann die Vorgeschichte der Errichtung der Stern-
 
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