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Heidelberger Zeitung — 1898 (Januar bis Juni)

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Nr. 1 - 25 (1. Januar 1898 - 31. Januar 1898)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42069#0093

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Erscheint täglich
Sonntags ausgenommen.
Preis
mit Familienblättern
monatlich 50 Pf.
frei in's Haus gebracht.
Durch die Post bezogen.
Vierteljahr!. 1.25
ausschließlich Zustellgebühr.
Telephon-Anschluß Nr. 82.

HeiiMM Zitiij

ZtsterttousgedührT
15 Pf. Mr dte LspMM-
Petitzeile od. deren ÄLML
Für hiesige Geschäfts- mA
Privatanzeigen bedmterchq
ermäßigt.
Gratis-Anschlag
der Jmerate aut den PlÄsK
tafeln der Heidelb. Zeit«««
und den Plakatsäule«.

Telephon-Anschluß Nr. 82.

Xr. 21.

Mittwoch, Len 26. Jamm

1898.

Bestellungen
auf die Heidelberger Zeitung für die Monate Februar
und März werden bei allen Postanstalten, den Briefträgern,
den Agenten, bei den Trägern in der Stadt, sowie in der
Expedition, Untere Neckarstraße Nr. 21, angenommen.
Bezugspreis: monatlich nur 50 Pfg., frei in's Haus
gebracht; durch die Post bezogen für die Monate Februar
und März, wenn am Schalter abgeholt, 84 Pfennig, mit
Zustellgebühr Mk. 1.14._
Ein Kapitel für Heul- und Klageweiber
Die Ortsgruppen der deutschen Friedensgescllschaften
zu Mannheim, Pforzheim, Offenburg, Konstanz und Lörrach
haben eine Petition wegen Reform des Schulunterrichtes
in ihrem Sinne an die bad. Kammer gerichtet. Die Petitions-
commission hat den Uebergang über diese Petition zur
Tagesordnung abgclehnt, vielmehr mit kleiner Mehr-
heit beschlossen, die Bittschrift sei der Großh. Regierung
zur Kenntnißnahme zu überweisen in dem Sinne, daß die
Geschichts- und Lesebücher der Volks- und
Mittelschulen einer sorgfältigen Prüfung und
Sichtung des Stoffes unterzogen werden und zwar
Nach folgenden Grundsätzen: I. Alles chauvinistische
Beiwerk ist fernzuhalten; 2. die Geschichte der
Kriege ist nur in ihren allgemeinen Umrissen zu fassen;
3. die Kulturgeschichte der Völker ist in verstärktem
Maße zu pflegen.
Die Gründe für diesen Beschluß sind von dem Com-
missionsberichterstatter, dem Abg. Pfarrer Werr (Centr.),
in dem Commissionsbericht dargelegt. In diesem Bericht
findet man ganz merkwürdige Dinge. Der Herr Bericht-
erstatter hat den 2. und 3. Theil unseres Volks-
schullesebuchs auf den von den Friedensleuten beanstandeten
„Chauvinismus" hin untersucht und folgende Stellen ge-
funden, bezüglich deren es die Commissionsmehrheit der
Erwägung der Großh. Regierung anheimgibt, ob dieselben
nicht wenigstens in pädagogischer Hinsicht zu Bedenken An-
laß geben können.
Der geneigte Leser, der unser Volksschullesebuch seiner-
zeit dnrchgemacht hat, wird einigermaßen neugierig sein,
Zu erfahren, was das für „bedenkliche Stellen"
find, die unter der neuen ultramontan-demokratischen Aera
herausgefunden worden sind. Hier folgen sie:
Im zweiten Theil e.
Seite 162 in „Der Tod Schwerins in der Schlacht bei Prag"
die Worte: „Fünf Kugeln hatten ihn getroffen,
eine Hinterm Ohre in's Genick, eine durch's
Herz und drei in den Unterleib."
Seite 16t in „Geschichte aus dem siebenjährigen Kriege" die
Worte: „DerTeufelhat sie fdieKa nonen)
gehol t."
Seite 182 in „Der Anfang des Krieges 1870 und 1871" die
Worte: „um den Erbfeind zu bekämpfen".
Seite 184 in „Der Trompeter von Gravelotte" die Worte:
„Wir haben sie niedergeritten." „Unser zweiter
Mann ist geblieben." „Die Brust durchschossen,
die Stirne zerklafft, so lagen sie bleich auf
dem Rase n."
Im dritten Theile:
Den Perserkriegen und den altrömischen Eroberungskriegen
und 16 volle Seiten gewidmet. (Schrecklich l D. Red.)
Seite 381 in „Die Kämpfe in Antiochien und die Eroberung
Jerusalems" finden sich die Worte: „Bald stieg die
Ermattung und Verzweiflung der Ehr i-
sten auf das Neußer st e. DieQuslen des
Hungers waren für chtbar, man sahdie
Menschen an Baumwurzeln und Schuh-
sohlen nagen und um todte Ratten und
Katzen raufe n."
Seite 863 und 364 in „Aufruf" (Theodor Körner) die Worte:
„Du soll st den Stahl inFeindesherzen
tauchen." „Das höchste Heil, das letzte,
- liegt im Schwerte." „Die Schande deiner

12)

Aus dem Geleise.
Novelle von Hermann Birkenfeld.
(Fortsetzung.)
„Nee, Gerd, Geschäftsmann bist Du noch nicht. Ich weiß
la noch gar nicht, worin das Anerbieten besteht."
Gerd wurde roth.
„Du hast Recht."
Des Weiteren setzte er dann dem Freunde das Gründungs-
vroiekt auseinander: Der Justizrath schoß das Anlagekapital,
Mrd seine Arbeitskraft ein; der Gewinn sollte beiden zu
gleichen Theilen anheimfallen.
„Du wirst sehen, daß ich doch noch zu etwas Reellem
gut bin, Peter! Ich habe mit hervorragenden Fachleuten
verhandelt und einstimmig die Versicherung erhalten, daß
weine Erfindung sich rentiren müsse", schloß er geradezu
begeistert, so daß Grothus wieder lächelte.
„Junge, Junge! Wer Dich vor vier Jahren gekannt hat
und nun hört, wie Du Dich für plebejische Änstreichersarben
begeistern kannst! — 0 tsmxoral"
Gerd lachte mit.
^Aber nun — was meinst Du?"
Peter fuhr mit einer Hand hinter dem Ohr herum.
„Hm! — na ja-was soll ich meinen? Kenne den
ulten Berner nur zum Theil — wie gesagt, er ist ein ge-
riebener Patron, der nebenbei aus seiner Praxis genaueste
Lücken""^ Geschäfte für sich bat — mit sammt ihren
Gerd wurde nun doch ängstlich.
k„r."dahfuhr sein Freund fort; „ich will nicht andeuten,
vu» er diese Kenntniß zu Deinem Nachtheil ausbeuten würde,
"7.einen Vorschlag mache ich Dir: Zieh' die Entschei-
kom " ' 'eh von meiner traurigen Mission zurück-

TöchterschreitumRache." „Wenn wir en t-
zücktdiejugendlichenLeiberhinwerfen
in die Schaaren eurer Räuber." „Was
kümmern Dich die Hügel Deiner Leichen?"
Seite 364 und 365 in „Das Lled vom Feldmarschall" die Worte:
„Daß vielen Tausend Wälschen der Athem
ging aus." „Und nehmt, Ohnehosen, denWal-
fisch zumGrab!" .Damußten sie springen,
wie Hasen über's Fel d."
Seite 366 und 367.in „Die Kriegserklärung" die Worte: „Jetzt
wurde das Heer (der Franzosen) gerüstet, den
frechen Raub auszuführen."
Seite 368 in „Kriegslied" (1870) (Em. Geibel) das Wort: „Der
Erbfeind bot dir Schmach und Spott."
Seite 370 in „Hurra, Germania!" (Ferd. Freiligrath) die Worte:
„W eh', daß ein Räuber dir das Schwert frech
in die Hand gedrückt!"
Seite 371 in „Die Kämpfe bet Saarbrücken" die Worte: „Der
ganze Umkreis der Stadt ist nämlich von Steinkohlenlagern
erfüllt, welche längst die Habgier der Franzosen
gereizt hatten."
Seite 374 und 375 das ganze Gedicht: „Am 18. August
1870" (Franz Jahn).
Seite 375 in „Die Kämpfe bei Sedan" die Worte: „Der Rest
des bei Wörth auf das Haupt geschlagenen fran-
zösischen Heeres war westwärts geflohen."
„Die Franzosen wurden in wilder Flucht über die
Maas gejagt, Tausende derselben niedergemacht."
„Gottes Strafgericht war über die hof-
färtigen Frevler ergangen."
Herr Werr hat außerdem das Lesebuch von Palda-
mus, 5. Theil. für Mittelschulen, verglichen und mit Schrecken
gefunden, daß dasselbe zwar eine größere Zahl Lesestücke aus
der Kulturgeschichte enthält, manche Schilderungen kriegerischer
Ereignisse jedoch in sehr breitem Rahmen gehalten sind. Die
Schilderung der „Schlacht bei Sedan" nimmt 10V, Seiten ein,
der „Aufschwung Preußens 1813" 7'/, Seiten.
Mit erschreckender Deutlichkeit steht man aus diesen
naiven Beschlüssen der Petitionscommission, wie Demokratie
und Ultramontanismus daran arbeiten, das deutsche Volk
herunterzuziehen. Wer leben will und vorwärts kommen,
der muß kämpfen. Das ist doch eine allgemein an-
erkannte Wahrheit. Der Kampf ums Dasein ist ja zu
einem Schlagwort geworden, das die gesammte moderne
Kultur- und Geschichtsauffassung kennzeichnet. Wer nicht
kämpfen will, muß untergeben, denn er ist untauglich.
Das gilt von dem Einzelnen wie von den Völkern. So
lange die Kampfinstinkte und die Kampfelemente in einem
Volke oben auf sind, so lange wird dies Volk vorwärts
schreiten, wenn aber die Müden und Matten, die Kampfes-
unlustigen, die Leidensschafe und Friedenshämmel die
Oberhand gewinnen, dann ist es um ein Volk geschehen,
dann geht es mit ihm unaufhaltsam rückwärts. Der Be-
schluß der Petitionkommission der Zweiten bad. Kammer
erleuchtet die Situation gleich einem grellen Blitz; er zeigt,
wie weit die Entartung eines Theiles des deutschen Volkes schon
gediehen ist. Die Aufgabe Aller, die cs mit dem deutschen
Volke gut meinen, ist es, der schwächlichen kampfesscheuen,
welken Stimmung und Gesinnung entgegenzuwirken.

Deutsches Reich.
Berlin, 25. Januar.
— In Bezug auf Kiaotschau erklärte der Staats-
sekretär v. Bülow in der Budgetkommission des Reichs-
tags außer dem schon kurz Mitgetheilten noch Folgendes:
Es schwebten über die Einzelfragen, z. B. betreffs Bahn-
anlagen und Ausbeutung von Kohlenlagern, noch Ver-
handlungen, die Aussicht auf ein günstiges Ergebniß böten.
Zu den einzelnen erwähnten Punkten bemerkte der Staats-
sekretär, er habe von der Anwesenheit Zweier englischer
Schiffe in Kiaotschau in den Zeitungen gelesen, von
anderer Seite liege darüber nichts vor. Bezüglich der für
Kiaotschau zutreffenden handelspolitischen Maßregeln könne

er nichts erklären. Es würde nur den deutschen Grund-
sätzen entsprechen, wenn wir uns auch in dieser Richtung
von dem Grundsätze leiten lassen: Leben und leben lassen!
Von geheimen Zusicherungen, welche die chinesische Re-
gierung beim Friedensschlüsse von Schimonoseki an Deutsch-
land gemacht haben soll, wisse er nichts. Deutschland
übernahm bei der Besetzung von Kiaotschau keine besonderen
Verbindlichkeiten nach irgend einer Seite. Bei der Loyalität,
Friedfertigkeit und Milde des deutschen Vorgehens seien
besondere Erklärungen vor oder nach der Entsendung des
Geschwaders nicht nöthig gewesen. Unsere Beziehungen zu
den anderen Mächten würden durch die ostasiatische Aktion
nicht gestört. Auf die Frage, ob andere Punkte nicht
vielleicht geeigneter wären als Kiaotschau, antwortete
v. Bülow, er gehöre nicht zu denen, die sich die Butter
vom Brode nehmen lassen. Man müsse aber mit den
Verhältnissen rechnen; man könne nur da zugreifen, wo
die Gelegenheit günstig sei und kein anderes Recht ent-
gegen stände. Der Vorzug von Kiaotschau sei, daß weder
die englische noch die französische Interessensphäre, noch
das russische Machtgebiet zu nahe sei, unsere Besetzung
daher die Interessen jener nicht verletze. Auf die Frage,
ob Prinz Heinrich die Häfen Chinas, Japans und Koreas
besuchen werde, erklärte v. Bülow, nicht antworten zu
können. Das hänge von den Verhältnissen ab. Auf eine
Anfrage Richters erwidert der Staatssekretär: Zweifellos
übernehme der Reichskanzler gern die Verantwortung für
die Kieler Aeußerungen des Kaisers; er ersuche aber, die
Person des Kaisers nicht in die Verhandlung zu ziehen.
Bezüglich der Kosten werde der Schatzsekretär in der
nächsten Sitzung alle gegenwärtig möglichen Mittheilungen
machen. Der Staatssekretär verlas die Denkschrift des
Geheimen Bauraths Franzius über die Verhältnisse in
Kiaotschau. Die Regierung stelle den Platz nicht als
Dorado dar. Er werde auch von heute auf morgen nicht
gleich ein Hongkong oder Shanghai werden, er biete aber
dennoch nach allen sachkundigen Berichten Gewähr für eine
stete commercielle Entwicklung.
— Das Landgericht Berlin verurtheilte heute den Ver-
antwortlichen Redakteur des Kladderadatsch, Johannes
Trojan, wegen M ajestät s bel eid i gung zu zwei
Monaten Festungshaft.
Deutscher Reichstag. Berlin, 25. Januar. Bei
sehr schwach besetztem Haus führte der Reichstag heute die
Etatsberathung weiter fort.
Zur Diskussion stand der Etatstitel Börseuausschuß, was zu
einer Debatte über das Böisengesetz führte. Die Linke bezeichnete
das Gesetz als verunglückt, während auf der Rechten behauptet
wurde, dasselbe wirke segensreich. In Folge desselben sei eine
gewisse Stetigkeit der Getreidepreise eingetreten. Der Abgeordnete
H ilp ert (daher. Bauernbund) erklärte, seine Landsleute seien
mit den Getretdepreisen durchaus zufrieden.
Bei dem Kapitel Reichsgesundheitsamt beantragen Abgg.
Müller-Sagan (freis. Vp.) und Genossen einen Ergänzungs-
etat von 30 000 Mk. zur Errichtung einer physiologischen Ver-
suchsanstalt für wissenschaftliche Erforschung wirthschafllich nutz-
barer Beziehungen von Pflanzen und Thieren. Staatssekretär
Dc. Graf v. Posadowsky erklärt, daß der Reichskanzler dem
Anträge durchaus wohlwollend gegenüberstehe. Im Reichsgesund-
heitsamte seien bereits Hilfsarbeiter mit den ersten Vorarbeiten
beschäftigt. Eine Kommission von Sachverständigen zur Prüfung
der Angelegenheit werde demnächst zusammentreten. Vielleicht
könne dann an eine besondere Abtheilung des Reichsgesundheits-
amts gedacht werden.
Das Hous stellt sich freundlich zu diesem Antrag.
Weiterberathung morgen.
Baden. Die Bad. Landeszeitung erklärt in
Bezug auf Ei sen b a h nr e f or me n, daß sie, außer der
Verminderung bezw. Beseitigung der ersten Klasse, die
Abschaffung der Schnellzugszuschläge und der Erleichterung
des Familienverkehrs auch noch andere Forderungen als

Gerd Halle sich wieder an den Tych geletzt, den Kops aus
die Hand gestützt-
„Währenddem geht Berner, und ein Anderer, der etwas
wagt, findet sich so bald nicht."
Da fühlte er Grothus' Hand auf seiner Schulter.
„Weißt Du — eigentlich wollte ich dieser Andere sein und
war deßhalb nach Berlin gekommen. Aber nun — die Con-
seguenzen-Du verstehst!-Sie rüst, und ich komme
-nein, nein, sieh mich nicht so an!-fällt mir nicht
ein, zu denken, sie könne mir im Unglück etwa geneigt werden,
wo sie's im Glück nickt war — so bitter es mir ankommt",
fügte er leise hinzu. Dem Freunde aber soll sie nicht ver-
geblich sich vertraut haben." j
„Alter treuer Peter!" rief Gerd mit feuchtem Blick.
Peter reichte ihm die Hand.
„Keine Rühricene! Was Dich angeht — Dein Patent >
läuft Dir nicht fort — jedenfalls aber nimm Dich vor Berner j
in Ächt und schreibe mir, ehe Du mit ihm abschließest."
Das versprach Gerd willig.
Grothus aber hatte lein Gesicht dem Fenster zugewandt
und starrte in das Geflimmer der tausend und abertausend
Lichter des abendlichen Moabit. Blendete es ihn? Erfuhr
mir der Hand über die Augen ....

Die Erfüllung des dem Freunde gegebenen Versprechens
hielt Gerd Stövesand nach einiger Ueberlegung eigentlich nur
für eine Formalität. Warum sollte sich Berner, der, wie
Grothus selbst zugegeben hatte, für sehr wohlhabend bekannt
war und für niemand zu sorgen brauchte, auf unehrenhafte
Weise bereichern wollen?
So war er denn in den nächsten Tagen weder für Berner
noch für seinen Genossen — einen Herrn von Oswiezimsky,
der mit ihm das neue Unternehmen leiten sollte — zu sprechen,
bis beide ihn eines Tages auf der Straße abfingen. Wie
wenig doch oft das Gewühl der Weltstadt vor unerwünschten
Begegnungen schützt! Gerd wurde unwillkürlich an Rudolf

Lmdau's „Kleine Well" erinnert, als er den Justizralh, Arm
in Arm mit dem jungen Polen, auf sich zusteuern sah.
Hier gab es kein Entrinnen.
„Endlich! Sie Vielbeschäftigter! Haben einen Droschken-
gaul schon fast zu Schanden gefahren, Sie zu treffen. Könnten
ihn eigentlich gleich in die Betriebskosten einsetzen.-
Was meinst Du, Stani?"
Stanislaus von Oswiezimski lächelte nur verbindlich und
betheuerte seine große Freude, den verehrten Herrn Stöve-
sand wiederzusehen. Dieser sprach etwas von Bedauern und
vieler Arbeit, worauf die andern kaum hörten.
Aber sein Wort wollte Gerd halten.
„Das Beste ist, daß wir ihn haben. Wohin nun mit
ihm?" fragte der Justizrath.
Man war den Linden nahe. Stani schlug deßhalb

Dressel vor.
Lokale wie Dressel oder Uhl waren Gerd eigentlich nur
von Hörensagen bekannt. Ungern folgte er den Herren und
fand sich dann in seinem Arbeitsanzuge unter den ihn um-
gebenden Elegants recht unbehaglich.
Justizrath Berner war nicht der Mann, das ungenützt
vorübergehen zu lassen. -
„Aus gutes Gedeihen gemeinsamer Arbeit denn! rief er,
Gerd jovial zunickend, als die ersten Gläser gefüllt waren.
„Und nun — wann machen wir die Sache schriftlich? Paßt
Ihnen morgen Nachmittag? — Nicht? — Schön, sagen wir
übermorgen, ja? — Eile thut Noth, Verehrtester; gerade in
diesen Tagen ist mir ein altes Bauwerk angeboten, das sich
mit Leichtigkeit für unsere Zwecke verwerthen läßt; spott-
billig, sage ich Ihnen. Stani hat's vorgestern mit mir an-
gesehen"
„Herr Stövesand kann doch nicht so zu sagen die Katze
im Sack kaufen! Wenn wir gemeinsam das Grundstuck be-
sichtigten?" schlug der Pole vor. „ , . ,
(Fortsetzung folgt.)
 
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