1676 erschien die Abhandlung Arcus L. Septimi
Severi Augusti Anaglypha cum explicatione von
Joseph Maria Suarez (1599-1677), die sich mit den
Reliefs des Bogens befaßt. Dieser war 203 n. Chr.
aus Anlaß der Siege des Kaisers Septimius Severus
über die Parther (erster Krieg gegen die Parther
195 n. Chr., zweiter Krieg 197/98 n. Chr.) errich-
tet worden. Suarez erläutert das Monument mit
Hilfe seines Apparatus historicus ad explicationem
arcus L. Septimii Severi Aug. Darin beschreibt er
zunächst die genaue Lage des Bogens und preist
dessen Schönheit. Anschließend zählt er die
spätantiken Schriftquellen und die damaligen
Autoren wie Marliano oder Panvinio auf, die über
den Bogen berichten. Er zitiert die Inschriften und
schildert die historischen Ereignisse des Krieges.
Dann umreißt er kurz die Publikations- und
Rezeptionsgeschichte des Bogens, berichtet über
vorgenommene Restaurierungen und nennt
Münzen, auf denen der Bogen zu sehen ist.
Danach folgen die Abbildungen, die Pietro Santi
Bartoli gestochen hat:86 Die erste Tafel zeigt eine
Gesamtansicht des Bogens (Abb. 121), auf der al-
lerdings auf dem Attikageschoß Ergänzungen nach
Münzabbildungen vorgenommen worden sind.
Die Inschrift ist genau kopiert, sogar die
Dübellöcher sind erkennbar. Nur die Abbildungen
auf den beiden mittleren Sockelfronten stimmen
nicht. Es ist je eine Viktoria mit Palmenzweig und
Tropaeum dargestellt - statt, wie auf den beiden
äußeren Säulensockeln, Soldaten mit gefangenen
Markomannen. Die folgenden Tafeln A bis E bil-
den Einzelansichten der Reliefs ab (Abb. 122); diese
sind entsprechend der Abfolge der Kämpfe ange-
ordnet.87 Suarez interpretiert die Darstellungen in
der Regel richtig88 und verliert sich nicht in einer
Objektikonographie. Die Stiche Bartolis sind wie-
derum sehr genau; es wird deutlich, daß die Reliefs
des Septimius-Severus-Bogens denen der Mark-
Aurel-Säule künstlerisch nahestehen, auch wenn
sie gut ein Jahrzehnt später entstanden sind als
diese.
Suarez’ Abhandlung über den Severus-Bogen
diente Bellori als Vorbild für sein Werk über die
Triumphbögen Roms Veteres arcus augustorum
triumphis insignes ex reliquiis quae Roma ad huc
supersunt cum imaginibus triumphalibus restituti
antiquis nummis etc.89 Dessen Erklärungen »ap-
paratus historicus« zum Septimius-Severus-Bogen
übernimmt er.90 Das Werk will einen Überblick
über alle je in Rom errichteten Bögen geben;
Bellori bildet dazu die Reliefs all der Bögen ab
(Abb. 123), von denen noch Überreste existieren.91
Die nicht mehr vorhandenen Bögen stellt er an-
hand von Münzabbildungen dar.92 Einen Teil der
erhaltenen Bögen93 (Abb. 124) bildet er in rekon-
struiertem Zustand nach Münzabbildungen ab
(Abb. 125), die anderen in ihrem damaligen
Zustand. Außer diesem Überblick führt er nicht
weiter in diesen Monumententypus ein; dessen
Entwicklung geht Bellori noch nicht nach. Die
Stellen, an denen Figuren fehlen, macht er als sol-
che durch Schraffur kenntlich.94 Seine Erläuterun-
gen sind durchweg korrekt, er nennt Ort, Erbauer,
Anlaß, Datierung und gibt eine kurze Übersicht
über das Bildprogramm. Der Text geht aber nicht
nur auf die Darstellungen ein, sondern enthält oft
auch Zitate antiker Schriftsteller zu den
Darstellungen und gleitet in eher belanglose
Details ab.95 Bei der Interpretation der vier großen
Reliefs des Attikageschosses auf der Südseite des
Konstantinsbogens unterläuft ihm ein Lapsus: Die
Reliefs schildern Ereignisse aus dem Krieg gegen
die Quaden und Markomannen, stilistisch sind sie
den Reliefs der Mark-Aurel-Säule verwandt.
Bellori erkennt aber in den Darstellungen nicht
Mark Aurel, sondern Trajan, da viele Teile des
Bogens von trajanischen Denkmälern stammen.96
Auch sind die Kaiserköpfe der acht Reliefs in der
Attika des Konstantinsbogens in den Jahren
1732/33 von Pietro Bracci restauriert worden, so
daß sich kaum noch feststellen läßt, welchen Kaiser
die spätantike Umarbeitung darstellte.97 Bellori
belegt seine Interpretationen stets mit Münzab-
bildungen (Abb. 126). Zitate antiker Schriftssteiler
finden sich in seinen eigenständigen Deutungen
nicht mehr. Die Reliefs hat Bartoli originalgetreu
gestochen, d. h. etwa auch die unterschiedlichen
Stile am Konstantinsbogen entsprechend abgebil-
det.
2. Mythologische Reliefs
Gedruckte Abhandlungen zu Reliefs mit mytho-
logischen Darstellungen gibt es im 16. Jahrhundert
Antiquarische Werke zu Reliefs 145
Severi Augusti Anaglypha cum explicatione von
Joseph Maria Suarez (1599-1677), die sich mit den
Reliefs des Bogens befaßt. Dieser war 203 n. Chr.
aus Anlaß der Siege des Kaisers Septimius Severus
über die Parther (erster Krieg gegen die Parther
195 n. Chr., zweiter Krieg 197/98 n. Chr.) errich-
tet worden. Suarez erläutert das Monument mit
Hilfe seines Apparatus historicus ad explicationem
arcus L. Septimii Severi Aug. Darin beschreibt er
zunächst die genaue Lage des Bogens und preist
dessen Schönheit. Anschließend zählt er die
spätantiken Schriftquellen und die damaligen
Autoren wie Marliano oder Panvinio auf, die über
den Bogen berichten. Er zitiert die Inschriften und
schildert die historischen Ereignisse des Krieges.
Dann umreißt er kurz die Publikations- und
Rezeptionsgeschichte des Bogens, berichtet über
vorgenommene Restaurierungen und nennt
Münzen, auf denen der Bogen zu sehen ist.
Danach folgen die Abbildungen, die Pietro Santi
Bartoli gestochen hat:86 Die erste Tafel zeigt eine
Gesamtansicht des Bogens (Abb. 121), auf der al-
lerdings auf dem Attikageschoß Ergänzungen nach
Münzabbildungen vorgenommen worden sind.
Die Inschrift ist genau kopiert, sogar die
Dübellöcher sind erkennbar. Nur die Abbildungen
auf den beiden mittleren Sockelfronten stimmen
nicht. Es ist je eine Viktoria mit Palmenzweig und
Tropaeum dargestellt - statt, wie auf den beiden
äußeren Säulensockeln, Soldaten mit gefangenen
Markomannen. Die folgenden Tafeln A bis E bil-
den Einzelansichten der Reliefs ab (Abb. 122); diese
sind entsprechend der Abfolge der Kämpfe ange-
ordnet.87 Suarez interpretiert die Darstellungen in
der Regel richtig88 und verliert sich nicht in einer
Objektikonographie. Die Stiche Bartolis sind wie-
derum sehr genau; es wird deutlich, daß die Reliefs
des Septimius-Severus-Bogens denen der Mark-
Aurel-Säule künstlerisch nahestehen, auch wenn
sie gut ein Jahrzehnt später entstanden sind als
diese.
Suarez’ Abhandlung über den Severus-Bogen
diente Bellori als Vorbild für sein Werk über die
Triumphbögen Roms Veteres arcus augustorum
triumphis insignes ex reliquiis quae Roma ad huc
supersunt cum imaginibus triumphalibus restituti
antiquis nummis etc.89 Dessen Erklärungen »ap-
paratus historicus« zum Septimius-Severus-Bogen
übernimmt er.90 Das Werk will einen Überblick
über alle je in Rom errichteten Bögen geben;
Bellori bildet dazu die Reliefs all der Bögen ab
(Abb. 123), von denen noch Überreste existieren.91
Die nicht mehr vorhandenen Bögen stellt er an-
hand von Münzabbildungen dar.92 Einen Teil der
erhaltenen Bögen93 (Abb. 124) bildet er in rekon-
struiertem Zustand nach Münzabbildungen ab
(Abb. 125), die anderen in ihrem damaligen
Zustand. Außer diesem Überblick führt er nicht
weiter in diesen Monumententypus ein; dessen
Entwicklung geht Bellori noch nicht nach. Die
Stellen, an denen Figuren fehlen, macht er als sol-
che durch Schraffur kenntlich.94 Seine Erläuterun-
gen sind durchweg korrekt, er nennt Ort, Erbauer,
Anlaß, Datierung und gibt eine kurze Übersicht
über das Bildprogramm. Der Text geht aber nicht
nur auf die Darstellungen ein, sondern enthält oft
auch Zitate antiker Schriftsteller zu den
Darstellungen und gleitet in eher belanglose
Details ab.95 Bei der Interpretation der vier großen
Reliefs des Attikageschosses auf der Südseite des
Konstantinsbogens unterläuft ihm ein Lapsus: Die
Reliefs schildern Ereignisse aus dem Krieg gegen
die Quaden und Markomannen, stilistisch sind sie
den Reliefs der Mark-Aurel-Säule verwandt.
Bellori erkennt aber in den Darstellungen nicht
Mark Aurel, sondern Trajan, da viele Teile des
Bogens von trajanischen Denkmälern stammen.96
Auch sind die Kaiserköpfe der acht Reliefs in der
Attika des Konstantinsbogens in den Jahren
1732/33 von Pietro Bracci restauriert worden, so
daß sich kaum noch feststellen läßt, welchen Kaiser
die spätantike Umarbeitung darstellte.97 Bellori
belegt seine Interpretationen stets mit Münzab-
bildungen (Abb. 126). Zitate antiker Schriftssteiler
finden sich in seinen eigenständigen Deutungen
nicht mehr. Die Reliefs hat Bartoli originalgetreu
gestochen, d. h. etwa auch die unterschiedlichen
Stile am Konstantinsbogen entsprechend abgebil-
det.
2. Mythologische Reliefs
Gedruckte Abhandlungen zu Reliefs mit mytho-
logischen Darstellungen gibt es im 16. Jahrhundert
Antiquarische Werke zu Reliefs 145