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141) oder exzerpthaft (Abb. 18) - zusammenge-
stellt, um die Angaben der literarischen Quellen
zu veranschaulichen. Finden sich keine passen-
den Abbildungen auf antiken Monumenten,
wurden Schaubilder auch nur nach Angaben der
schriftlichen Quellen erstellt. Gewöhnlich wer-
den sowohl die archäologische als auch die li-
terarische Überlieferung berücksichtigt. Die er-
sten Schaubilder sind in dem Werk Guillaume Du
Chouls Discours de la religion des anciens ro-
mains8 von 1556 abgebildet. Darin zeigt er zwei
Zeichnungen mit der Darstellung eines Jupiter-
und eines Janus-Tempels (Abb. 5, 6), die er von
Jacobo Strada erhalten hat, der sie nach
Münzabbildungen rekonstruiert hatte. Auch bil-
det Du Choul schon einzelne Gegenstände ab,
die sich auf archäologischen Denkmälern
(Porticus Octaviae) fanden und aus ihrem ur-
sprünglichen Zusammenhang graphisch genau
herausgelöst sind. Als Erfinder dieser Methode
gilt in der bisherigen Forschung Pirro Ligorio,9
der sie ebenfalls anwandte, um Schaubilder zu er-
stellen, wie die Abbildungen in seinen Manus-
kripten, seiner Romkarte (Abb. 49)10 und in den
Werken Panvinios und Mercuriales belegen.
Aufgrund der Abbildungen in Du Chouls Werk
kann wohl Jacobo Strada, der in seinen frühen
Jahren auch als Maler und Goldschmied tätig
war,11 als deren Erfinder gelten,12 denn er stellte
Du Choul die Abbildungen zur Verfügung.13
Schließlich bildet Du Choul auch Schaubilder ab,
die ausschließlich auf der Grundlage von
Textquellen rekonstruiert worden sind
(Abb. 137). Weitere Schaubilder finden sich in
den Romguiden (z. B. Abb. 57, 60, 61) und in den
Werken zu den antiquitates (z. B. Abb. 141, 147,
152). Besonders in den Werken der zuletzt ge-
nannten Gattung treten sie sehr häufig auf, da oft
nur durch sie die antiken Sitten und Gebräuche
und die Verwendung der Realia dargestellt werden
können. In ihnen offenbart sich die umfassende
Denkmalkenntnis ihrer Verfasser, denn für die
bildlichen Zusammmenstellungen mußte der
Bildervorrat vieler antiker Denkmäler herange-
zogen werden. Diese Denkmalkenntnis wurde
den Antiquaren in erster Linie durch Zeichnungs-
corpora wie etwa den Codex Ursinianus vermit-
telt. Die Schaubilder werden noch bis in das 18.

Jahrhundert verwendet, wie Bernard de
Montfaucons L’ Antiquite expliquee et repre-
sentee enfigure von 1724 belegt.
3. Die Illustrationen zur Numismatik
Die frühesten Abbildungen in den numismatischen
Werken erscheinen noch im ersten Viertel des 16.
Jahrhunderts: In den sogenannten Kaiserreihen-
oder Bildnisvitenbüchern werden erstmals ar-
chäologische Überreste - Münzaverse - im Druck
abgebildet, denn Münzen boten den leichtesten
Zugang zu Abbildungen. Sie hatten den Untergang
der Antike überdauert und ließen sich zudem recht
sicher datieren. Sie waren in großer Zahl vorhanden
und nicht nur in Italien, sondern auch in den ent-
legensten Teilen Europas für Sammler erreichbar,14
und ihre Abbildungen gaben Informationen über
nahezu alle Aspekte des antiken Lebens und sei-
ner Geschichte.
Für die Münzabbildungen in den ersten ge-
druckten Bildnisvitenbüchern wird die Technik
des Holzschnittes verwendet (Abb. 2, 4, 8); die
Abbildungen sind daher sehr grob und von ein-
heitlicher Größe. Die Darstellung von Feinheiten
wie der Münzlegende ist in diesen Publikationen
nicht so sehr von Interesse; das Hauptaugenmerk
liegt auf der Ikonographie der dargestellten
Personen.15 Sie sind für ein breites Publikum ge-
dacht, im Gegensatz zu den Werken des dritten
Typus, der sich um eine wissenschaftliche
Klassifizierung und eine Deutung der Abbildun-
gen auf den Münzen bemüht und sich eher an
Fachgelehrte und Künstler wendet. In ihm wird
auch die neue Technik des Kupferstichs zum er-
sten Mal in numismatischen Werken angewandt,
nämlich von Enea Vico (Abb. 12, 13). Durch die
Verwendung dieser Technik nimmt die
Genauigkeit der Münzabbildungen zu; es können
jetzt auch ikonographische Details und Attribute
getreu dargestellt werden (Abb. 20, 24). Die
Möglichkeiten des Kupferstichs werden aber von
den Numismatikern des 16. und 17. Jahrhunderts
nicht vollständig genutzt, denn aufgrund des mit
einer Münzsammlung und deren Publikation ver-
bundenen Prestiges werden die Münzen
grundsätzlich ohne jegliche Gebrauchsspuren und

184 Illustrationen in antiquarischen Werken
 
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