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Heiberg, Johan L.
Geschichte der Mathematik und Naturwissenschaften im Altertum — München, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.23924#0101
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Vir. Medizin

91

nur als eine Geheimwissenschaft von den Zauberkräften der Metalle und
Edelsteine.1 Dagegen wurde die Zoologie etwas mehr in wissenschaftlichem
Geiste getrieben. Von Timotheos aus Gaza (um 500) sind Bruchstücke
eines AVerks über indische Tiere erhalten,'2 und in der großen Exzerpten-
sammlung des Konstantinos Porphyrogennetos wurde neben Ailianos
und Timotheos auch der von Aristophanes aus Byzanz gemachte Aaszag
benutzt.3 Von einigem Interesse sind auch die Fachschriften über Falken-
jagd und Hundezucht.4 Daneben gab es auch eine volkstümliche Literatur
mit einem Zug ins Märchenhafte. Kosmos (Indicopleustes) gibt kurze
Beschreibungen (mit Abbildungen) von Tieren (auch Fabeltieren) Indiens,
vom Pfefferbaum und Kokusnuß (B. XI S. 318 AVinstedt, mit Tai. XI—XIV).
Um 1300 beschrieb Manuel Phil es in 2 Gedichten den Elefanten und
allerlei andere Tiere, wirkliche und phantastische.5 An dem Volksbuch
des Physiologus mit seinen AVundergeschichtenzehrte dann jahrhunderte-
lang das Mittelalter und seine Kunst in Europa und Vorderasien.6

VIL Medizin
Hecker, Geschichte der Heilkunde, I—II, Berlin 1822—29.

K. Sprengel, Versuch einer pragmatischen Geschichte der Arzneikunde, I4 (von
Rosenbaum besorgt, nur bis zur pragmatischen Schule), Leipzig 1846.
Daremberg, Histoire des sciences medicales, I—II, Paris 1870.

H. Haeser, Lehrbuch der Geschichte der Medicin und der epidemischen Krank-
heiten, I3, Jena 1875.

Puschmann. Geschichte des medicinischen Unterrichts, Leipzig 1889.
Zuverlässige Texte wird erst das im Erscheinen begriffene Corpus medicoram Grae-
corum schaffen. A'erzeichnis der vorhandenen Hss. Diels, Berk Ak. Abh. 1905—6.

I. Schon in den homerischen Gedichten stehen die anatomischen Kennt-
nisse und die Chirugie auf einer ziemlich hohen Stufe.7 Die Verwundungen
aller Art werden in der Ilias nüchtern und sachkundig beschrieben und
ganz rationell behandelt, offenbar für ein Publikum, das Bescheid weiß
und ordentlichen Bescheid vom Dichter verlangt, m angenehmem Gegen-
satz zu den wenig sachgemäßen Imitationen der Aeneis und den Über-
treibungen und Bravaden mittelalterlicher Epen. Die Helden verstehen
selbst Wunden zu behandeln,8 aber es gibt schon Berufsärzte,9 und sie

1 Typisch Psellos TTeoI UOcov dwä/uecog bei
Ideler, Physici et medici Graeci minores
I (Berlin 1841) S. 244 ff.

2 M. Haupt, Opuscula III (1876) S.274ff.

3 Sp.Lambros (oben S.90 Anm. 5), Sup-
plementum Aristotelicum I (Berlin 1885);
darin auch Fragmente des Timotheos. V.
Pose, Anecdota II (Berlin 1870) S. 1 ff.

4 Ein 'hoay.ooöcpiov eines Demetrios in
Herchers ÄelianII(LeipziglS66) S.333ff.,
ein 'Ooveoooqpiov ebd. S. 517 ff., ein anderes
S. 575 ff. und ein Kvroaöqpiov ebd. S. 585 ff.

5 Poetae bucolici et didactici, Paris 1862
(3. Abt.); ebd. Averse von ihm über einige
Pflanzen und den Seidenwurm; auch ein
kleines anonymes Gedicht IJeoi ßorarwv,
2. Abt, S. 173 ff.

6 Krumbacher,Gesch.d.byz.Lit.2S.874f.

7 Daremberg, La medecine dans Ho-
mere, Paris 1865.

8 Il.V 112. 694; XIII 598. XI 829 ff. wird
es mit der Abwesenheit der Aerzte moti-
viert, wie Idomeneus XIII 213 sie gerufen
hat, weil er seinen verwundeten Kamera-
den verlassen hat. Machaon und Podaleirios
sind Kämpfer und Aerzte zugleich; ihre
Kunst haben sie von ihrem Vater Askle-
pios geerbt (II. II 731 f., äfivfMVog tyrfjgos
IV 194, XI 518); dieser hat cpagfiaxa von
Oheiron bekommen (IV 219).

9 Auch die Götter haben ihren Arzt,
Paieon (Il.V 401, 899 f.; neben Apollon ge-
nannt bei Hesiodos, Fragm. 194 Rzach) ; die
Aerzte sind IJairjorog ysvsdbjg (Od. IV 232).
Wanderärzte als örj/aoeoyoi kennt die Odys-
see (XVII 382 ff.).
 
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