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Heiberg, Johan L.
Geschichte der Mathematik und Naturwissenschaften im Altertum — München, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.23924#0089
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V. Musik

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Graecae speciniina2, Berlin 1883, tab. VIII) bezieht sich auf die Gleichgewichts-
bedingung und den Schwerpunkt, das übrige handelt von parabolischen
und sphärischen Hohlspiegeln und bildet die natürliche Fortsetzung des
alten Fragments; die Bestimmung des Brennpunkts eines parabolischen
Spiegels scheint eigene Leistung des Verfassers. Im alten Stück meint
er die Spiegelkonstruktion, wodurch Archimedes die römischen Schiffe ver-
brannt hat, wiederhergestellt zu haben, indem er die Unmöglichkeit der
gewöhnlichen Annahme, es sei durch einen einzelnen Hohlspiegel geschehen,
klar erkannt hat (Kap. 2).

Vitruvius hat das seit Piaton (Resp. X 602c) populäre Beispiel der
Refraktion, das im Wasser gebrochen erscheinende Ruder (VI 2, 2), wie
Sextos Empirikos mehrmals (Hypotyp.1119; Adv. logic.I 244, 414); außer-
dem erwähnt er die Reflexion von polierten silbernen Spiegeln (VII3, 9).
Notizen über Brenngläser aus griechischen und römischen Schriftstellern
hat Th. Martin zusammengestellt Bull. Boncompagni 1868.

Uber den dritten Teil der Optik, die ox^voyoacpia, liegt recht wenig in
der Literatur vor: sie war offenbar wesentlich Sache der Praxis. Nach
Geminos (Heroms Opp.IV S. 106) und Proklos (in Euch S. 40, 19 ff.) beant-
wortet sie die Frage: nojg ngoorptei yodcpeiv rag elxövag tojv oixodofJLYjfjLaxc&v
so, daß sie natürlich erscheinen, lehrt also die perspektivische Darstellung.
Diese soll nach Vitruvius (VII praef. 11) Agatharchos, Zeitgenosse des
Aischylos, zuerst in einer Schrift dargelegt haben. Die Wichtigkeit der
Perspektive für den Architekten hebt Vitruvius VI 2 hervor, und Geminos
nennt die Entasis der Säulen als Mittel gegen die Gesichtstäuschung, die
eine zylindrische Säule in der Mitte eingesunken erscheinen läßt. Das Pro-
blem der Entasis ist bekanntlich meist mit großer Feinheit in der griechischen
Architektur gelöst ; ob das aber wirklich auf exakter Berechnung beruht
oder vielmehr auf Handwerkerpraxis, ist zweifelhaft; es gab aber eine reiche
Literatur über architektonische Fragen, dieVitruvius anführt (Vllpraef.llff.),
aber nicht ersetzen kann. Die perspektivischeVerschiebung von zwei parallelen
Säulenreihen, daß der Abstand kleiner zu werden scheint, ist ein beliebtes
Beispiel der Gesichtstäuschungen (orod fteiovgog Sextos Emp., Adv. logic.
I 244: Geminos in Herons Deff. 135,9; Schöne zu Damianos S. 23): die
theoretische Begründung gibt Euklids Optik 6.

V. Musik

1. Es ist bekannt, daß die Akustik1 in den erhaltenen griechischen
Theatern eine vortreffliche ist. Bei der auch heute noch großen Schwierig-
keit der Sache kann das nicht auf exakter Theorie beruhen; daß man aber
empirisch gewisse grundlegende Beobachtungen gemacht hatte, steht fest.
Über die Natur des Schalles waren die Griechen einigermaßen im klaren.
Die aristotelischen Probleme, die überhaupt (XI) viele Beobachtungen über
Schall und Stimme enthalten, definieren die cp<x>yr] als ar\Q xig io/^jLiario^evog
aal cpegofievog (XI 23, 51) oder gvoig zig (XI45); die tiefe Stimme setzt mehr
Luft in Bewegung, aber nur für eine kürzere Strecke (XI19); während das

1 A. Eichhorn, Die Akustik großer lin 1888 (traut doch wohl den Griechen
Räume nach altgriechischer Theorie, Ber- zu viel Theorie zu).
 
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