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Heiberg, Johan L.
Geschichte der Mathematik und Naturwissenschaften im Altertum — München, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.23924#0083
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IV. Optik

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8. Hjeqi awöfjtazojioirjrmfjg,1 Beschreibung und Anleitung zur Verfertigung
eines kleinen Theaters, worauf kleine Szenen automatisch vorgeführt
werden können. Es werden zwei Arten beschrieben, die vTtdyovxa, wo der
Schauplatz selbst sich hin und zurückbewegt mitsamt den beweglichen
Figürchen, und die orazd (Kap. 20 ff.) mit feststehendem Schauplatz, dessen
Türen sich automatisch zwischen den Akten öffnen und schließen. Für
die letztere Form wird Philon als Vorgänger genannt (20, 1, 3), für erstere
andere angedeutet und kritisiert (5, 1—2), und in der Tat ist es unzweifel-
haft, daß Heron auch hier wesentlich von anderen abhängig ist und höch-
stens einige praktische Verbesserungen angebracht hat. Die Beschreibung
läßt so AYesentliches im unklaren (was kaum durch die schlechte Über-
lieferung allein erklärt werden kann), daß man nicht ohne Grund das
Ganze als mehr papieren denn wirklich verwendbar bezeichnet hat.2

9. Kauaoixä, vom Gewölbebau,3 kommentiert von Isidoros aus Milet,4
einem der Baumeister der Sophienkirche, der offenbar durch das Problem
der Biesenkuppel der Kirche zum Studium des Werks veranlaßt wurde.

Außer diesem Kommentar und den Auszügen im V1LL Buch des Pappos
liegt nichts vor über spätere Beschäftigung mit Mechanik bei den Griechen.
Die Römer hatten sich die griechische Technik der Belagerungsmaschinen
angeeignet, wie u. a. die Kämpfe um Massilia im J. 49 zeigen.y Mit theo-
retischer Mechanik haben sie sich nicht befaßt. Vitruvins beschreibt in
seiner ungeschickten Weise nach griechischen Quellen sowohl Kriegs-
maschinen6 als Uhren, Wasserräder, die Hydraulis usw.:7 er fußt zum
großen Teil auf denselben Quellen als Heron.

IV. Optik*

1. Über das Sehen haben die griechischen Philosophen von jeher Theorien
aufgestellt.9 Am verbreitetsten war durch das ganze Altertum die An-
sicht, daß es dadurch zustande komme, daß die Augen Licht ausstrahlten:
nur Demokritos und die Epikureer meinten, daß das Eindringen von
Bildern der Gegenstände in das Auge die Ursache sei. Piaton bildete
nach dem Vorgang des Empedokles die Theorie einer orravyeia aus; das
innere Licht des Auges vereinige sich mit dem äußeren Tageslicht (Ti-

1 Ed. W. Schmidt. HeronisUpp.I S. 335 ff.

2 Olivieri. Riv.fil.XXIX (1901) S.424f.:
gegen ihn W. Schmidt. Hermes XXXVIII
S. 274 ff. Doch fordert Heron die Fach-
genossen anf, seine Verbesserungen durch
Versuche zu prüfen (Autom. 5, 1; 20. 1).

3 Probleme dieser Art Metr. II 13—15.
Dioptr. 17. Stereom. 28—42, Mensur. 16.

4 Archimedis Opp. III S. 84, 8 ff.

5 Caesar. De hello civ. II 8 ff. Vegetius
gibt IV 13—30 Bemerkungen über Be-
lagerungsmaschinen und ihre Anwendung,
II 25 über die ferrdmmta (die Artillerie),
die jede Legion mit sich führt.

ü X 15—22. Terquem, La seience Ro-
maine ä, l'epoque dAuguste, Paris 1885.

7 IX 9. X 9—12. X 13. Heronis Opp. I
S. 490 ff., II S. 374 ff., und was oben aus

ihm angeführt ist.

8 G.A^enturi, Considerazioni sopra varie
parti dell'ottica presso gli antichi, Bologna.
1811. E.Wilde, Lieber die Optik der Grie-
chen, Berlin 1832. j. Hirschberg, Ge-
schichte der Augenheilkunde. I (Leipzig
1899) S. 149 ff.

9 v. Baumhauer, De sententiis veterum
philosophorum Graecorum de visu lumine
et coloribus, Traiecti ad Ehen. 1843. J.
Herschberg, Zeitschr. f. Augenh. XLLTI
S. 1 ff. — Vgl. Veckenstedt, Geschichte
der griechischen Farbenlehre, Paderborn
1888. W.Schultz, Das Farbenempfindungs-
system der Hellenen, Leipzig 1904. H.Mag-
nus, Die geschichtliche Entwickelung des
Farbensinnes. Leipzig 187*7.
 
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