Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heiberg, Johan L.
Geschichte der Mathematik und Naturwissenschaften im Altertum — München, 1925

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.23924#0077
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
III. Mechanik

67

gläubischen, gnostisch gefärbten Charakter hatte und ihn immer behielt:
sie ist kaum älter als das 2.—'S. Jahrh.1 und muß scharf getrennt werden
von der handwerksmäßigen Fälschung der Edelmetalle, wofür Rezepte in
zwei Papyri vorliegen.2

Die erhaltene alchymistische Literatur ist meist ziemlich spät und z. T.
mit großen Namen der Vorzeit geschmückt, z.B. Demokritos; ein Haupt-
werk rührt von einem Zosimos her (um 300). Eine Sammlung dieser
Schriften ist herausgegeben von dem berühmten Chemiker M. Berthelot
(mit philologischer Hilfe von Puelle);3 die Ausgabe hat nicht alles mit-
genommen und genügt überhaupt nicht ; als Vorbereitung einer Neubearbei-
tung werden vorerst die vorhandenen Hss. katalogisiert (Catalogue des
manuserits aichimiques grecs, I—III, Bruxelles 1924).

III. Mechanik

1. Als Begründer der wissenschaftlichen Mechanik bezeichnet Geminos
ibei PapposVIII 3) den Archimedes; man wird aber ohne Zweifel schon
vor ihm die Gleichgewichtsbedingung empirisch festgestellt und manches
andere mechanische Problem praktisch gelöst haben. Daß solche Fragen
in der Schule des Aristoteles behandelt wurden, zeigen die unter seinem
Namen erhaltenen M^yanxd^ eine bunte Sammlung von Problemen von
höchst ungleichem V\Tert, u. a. den Hebel und die Wage betreffend; die
Beweise sind zuweilen in mathematischer Form, z. B. für den Satz vom
Parallelogramm der Kräfte (23). Schon Archytas scheint sich mit Me-
chanik beschäftigt zu haben, aber wenn Plutarchos (Marcell. 14) und
Diogenes Laertios (VIII 83) ihn als den ersten bezeichnen, der Mathe-
matik und Mechanik zueinander in Beziehung gesetzt habe, beruht das,
wie der Zusammenhang der Stellen zeigt, nur auf seiner oben S. 5 er-
wähnten Lösung des delischen Problems und berechtigt nicht, in ihm den
Schöpfer der rationellen Statik zu erblicken.5 Die zwei Schriften De gravi
et levi und De ponderibus, die (fragmentarisch) arabisch und lateinisch
unter Euklids Namen vorliegen, sind unecht.0

Die Schriften des Archimedes über Mechanik gehören wahrscheinlich
seiner Frühzeit (vgl. oben S. 24). Die in unsrer Überlieferung vereinigten
2 Bücher vom Gleichgewicht planer Figuren (Archimedis Opp.II S. 124ff.,
S. 164 ff.) gehören nicht zusammen; die Parabelquadratur setzt Buch I
voraus und wird im II. Buch vorausgesetzt, und die Titel sind verschieden.
Buch I ('ErruTtdon' tooooomcöv !] xevTga ßaoöjv iniTtedcov) fängt mit einer

1 J. Hammer-Jexsen, Die älteste Alchy- grecs, I—III, Paris 1888 (mit Einleitung
mie, DVS., hist.-philol. Sehr. IV 2, Kopen- und Uebersetzung).

liagen 1921. 4 Ed. (). Apelt, Leipzig 1888; mit guten

2 Pap. Leid. X und Pap. Holmiensis (ed. Erläuterungen J.P.vanCappelle, Amster-
Lagercrantz, Uppsala 1913). Vgl. J.Ham- dam 1812. Vgl. Duhem, Les origines de la
mer-Jensen, ODVS: 1916 S. 279 ff. — Statique, Paris 1905, S.5ff., der das Buch
Diels, Antike Technik2. "Leipzig 1920. auf gleiche Linie mit Archimedes stellt;
S. 121 ff. — E. v. Lippmann, Entstehung richtig beurteilt es Tannery, MSc. III
und Ausbreitung der Alchemie, Berlin S. 32 ff.

1919. Berthelot, Die Chemie im Alter- 5 Ueber seine mechanischen Erfindungen

tum und Mittelalter (deutsch von E. Kal- s. unten S. 706.

liwoda), Wien 1909. 6 Heiberg, Studien üb. Euklid S. 9 ff.,

3 '^ollection des anciens alchimistes wo die Literatur angegeben ist.
 
Annotationen