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DHeidelherg:; monatlid 45 RPfg. mit Trägerlohn, dur die
Boft Sezogen vierteljährl. . 1,25 ohne Zuftelungsgebüihr,



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Druc und Berlag von Wxrm & Pfeffer in Heidelberg.
Grpebition Brunnengaſſe M.

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fitr auswärts 10 Pfg. Bei mehrmaligem Erſcheinen Rabatt.





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1885.





Abonuements⸗Einladuug.

Mit dem 1. Januar hat ein neues Uunartal
auf das

„Heidelberger Tageblall

(General⸗Anzeiger)

nebſt dem wöchentlich einmal erſcheinenden

illuſtrirten Ankexhallungs- Blalt
begonnen, weshalb wir zu recht zahlreichen Beſtel⸗
lungen höflichſt einladen. Der Preis beträgt bei
der Poſt abgeholt nur 1 M, 25 Pf., durch den
Brieftraͤger in’8 Haus gebracht 1 ME 65 Pf. Bei
unſeren bekannten Agenturen 1 Ml. 50 Pf. pro
Quartal. In Heidelberg und nächſter Umgebung,
monatlich 45 Pfg. Beſtellungen nehmen alle Poſt⸗
anſtalten und Landbriefträger, ſowie unſere Herren
Agenten jederzeit entgegen. Die Expedition.

Deutſches Reich.

Elberfeld, 2. Jan. Es iſt hier ein Schreiben
des Reichskanzlers vom 29. Dez. eingelaufen, worin
er den Gebern für die Spende von 20146 Mark
E, Pf dankt. Er ſieht in der großen Anzahl kleiner
Beträge eine Bezeugung des lebhaften Eindrucks
des Reichstagsvotums vom 15. Dezember, in den
ubereinſtimmenden Kundgebungen ein Zeichen, daß
die Nation die Gefahr erkennt, die in der Majorität
liegt, die nur in Oppoſition einig iſt, aber zerfaͤllt,
fobald ſie die Regierung vilden vder ı ftügen ſoll.
Der Reichskanzler hofft, über die Verwendung der
Spende, welche zur Deckung der abgelehnten Etats⸗
pofition unthunlich ſei, Vorſchläge zu machen, welche
den Beifall der Geber finden ſollen.

Oeſterreich⸗ungaru.

Peſt, 1. Januar. Bei dem heutigen Empfang
einer Gratulationsdeputation der liberalen Partei
betonte der Miniſterpräſident Tisza, daß die gegen—
waͤrtige liberale Partei an denſelben Prinzipien wie
die frühere feſthalte und die Kräftigung des ungari—
ſchen Staatsweſens, die Erhöhung desſelben auf die
hoͤhere Stufe, auf welcher ſich die anderen europai—





ſchen Kulturſtaaten befänden, ſowie dir Fortent—
wickelung der liberalen Richtung als ihre Aufgabe
betrachte! Das Ergebniß der juͤngſt ſtattgehabten
Wahlen mache es zuͤr Pflicht, unbedingt jene Fahne
hochzuhalten, unter welcher die verſchiedenen Klaſſen
der Bevölkerung zu einer Nation geworden ſeien
und nicht zu geſtaͤtten, daß die einheitliche Nation
in verſchiedene Klaſſen zerfalle. Zum Schluß er—
klärte der Miniſterpräfident noch, daß er an den
Grundprinzipien der Oberhaus-Reform unbedingt
feſthalte.
Rußland.

Petersburg, 2. Jan. Bezüglih der von Wiener
Blätiern jüngſt gebrachten Nachrichten aus Belgrad
ſchreibt das „Joͤurnal de St. Petersbourg“ Die
ruſſiſche Regierung und ihre Vertreter in Sophia
und Belgrad hätten nie einen anderen Rath gegeben
als den, eine billige Löſung der Schwiexigkeiten
auf verſöhnlichem Wege zu ſuchen. Das „Journal
de St. Petersbourg“ hofft, daß dieſes Reſultat
werde erreicht werden und meint, daß dasſelbe zu
ſehr den Intereſſen beider Länder entſpreche, als
daß es zu fantaſtiſchen Vermuthungen in den Blät⸗
tern hätte Veranlaſſung geben dürfen.

Caypten,

Kairo, 2. Jan. General Wolſeley erhielt geſtern
einen Zettel, welcher die Worte enthielt: Kartun all
right. Gordon, 14. Dez. Das Papier trägt das
Siegel Gordons; ſeine Authencität iſt nicht zu be—
zweifeln.

Amertila.

New⸗hort, 31. Dez. Frankreich hat ſich in
Wirklichkeit von dem de Leſſepſchen Plane zur An—
legung des Panama-Kanals zurückgezogen. Wie
Waſhingtoner Diplomaten glauben, hat M. Grevy
— nicht als amtliche Inſtruktion, ſondern als ſeine
perſönliche Anſicht — M. Rouſtan mitgetheilt, daß
es beſſer ſei, die Panama und Nicaragua-Ange⸗
legenheit, nicht mit Mr. Frelinghuyſen zu erörtern,
da die franzöſiſchen Intereſſen in dieſer Sache durch⸗
aus unbedeutend, und das Unternehmen des Herrn
de Leſſeps, ſowie die Rothſchild'ſche Anleihe rein
privater Natur ſeien. Die Gewißheit, daß Frank—



reich ſich in der Sache gänzlich fern hält, wird
natürlich den Senat in Betreff des vorliegenden
Nicaragua⸗Vertrages in hohem Grade beeinfluſſen.



Aus Yah und Lern.

Karlsruhe, 2. Januar. Unter perſönlicher
Theilnahme des Großherzogs und der Prinzen
wurde heute die feierliche Begehung der vollendeten
Landgrabenkorrektion durch den Stadtrath vorge—
nommen. Der Landgraben, ein urſprünglich der
Flößerei und Entwäſſerung ausgedehnter Laͤndereien
dienender, tief eingeſchnittener Waſſerlauf, im Stadt—
gebiet nach und nach überwölbt und fuͤr die Ab—
waſſer benüßt, war allmälig verſumpft, hauptſaͤch—
lich wegen der Mühlburger Nuͤhle und ſeit Jahr—
zehnten eine Calamität für die Stadt. Nach vielen
halben Maßregeln der Verwaltung arbeitete im
Jahre 1879 der ſtädtiſche Ingenieur Schück eine
durchgreifende rationelle Korrektion, wofuͤr der Stadt⸗
rath bedeutende Mittel genehmigte. Hiernach war
die Sohle auf 5 Kilometer Länge durchſchnittlich
um 1'/, Meter tiefer und in gleichmäßigen Fall
zu legen und mittelſt waſſerdichten Betonmauerwerks
zu befeſtigen, ſo daß der Landgraben den geeignetſten
Hauptkanal für die Kanaliſation der ganzen Stadt
ergab, überhaupt dieſelbe ermöglichte. Die Aus-
führung dieſer, bei dem tiefen Einſchneiden in das
Grundwaſſer und dem nothwendigen Unterfangen
zahlreicher hochliegender Widerlager und Hausfun—
damente ebenſo zeitraubender als ſchwierigen, meiſt
unterirdiſch geführten Arbeiten wurde der Frank—
furter Firma Philipp Holzmann u. Co. übertragen
und von derſelben unter der Leitung ihres In—
genieurs Held in einer Weiſe durchgeführt, welche
heute ebenſo wie die Geſammtanlage allſeitige Aner⸗
kennung fand. Bemerkt ſei noch, daß die Herren
Holzmann, Held und Schück vom Großherzog mit
dem Orden vom Zähringer Löwen bedacht wor—
den ſind und ſich der Großherzog und ſeine Be—
gleitung ſehr anerkennend über die Arbeit aus—
ſprachen.

Schwetzingen, 2. Jan. In der Sylveſternacht
wurde ein Fuhrknecht der hieſigen Aktienbrauerei,





Ein Lichtſtrahl in dunkler Nacht.

(5. Foriſetzung)

„Das weiß ich“, ſprach der Doktor und ſeine
Stimme wurde milder. „Ich weiß es ſelbſt nicht,
was ſo lebhaft den Wunſch in ihr erweckt haben
kann, hier zu bleiben. Mehr als einmal hat ſie
mich — Du wirſt es ja ſelbſt wiſſen — gebeten,


zu geben. Ich habe ihre Bitten abgeſchlagen — ich
hätte es vielleicht nicht thun ſollen, allein es wurde
mir ſchwer, mich von ihr zu trennen, ich wäre
dann in dieſem geräumigen Hauſe ganz allein ge—
weſen, hätte Niemand gehabt, mit dem ich bei
meiner Heimkehr hätte plaudern können. Ich konnte
ſie nicht entbehren, dennoch bereue i& jetzt, daß
ich ſie nicht ſchon früher zu ihrer Tante geſandt
habe. Ich ſehe ein, daß meine Erziehung nicht die
richtige geweſen iſt. Marie iſt gut und ſanft, ihr
Charaͤkter iſt ſchmiegſam und ſo hoffe ich, daß
meine Schweſter noch jetzt an ihrer Erziehung nach—
holen wird, was ich verſäumt habe. Ich will es
Dir geſtehen Paula, daß es meine Pflicht iſt, Marie
längere Zeit in der Reſidenz zu laſſen. Ich mochte
es hier noch nicht ſagen, um ihr den Abſchied nicht
zu erſchweren. Iſt fie erſt einige Wochen dort, haͤt
e das Leben und ihre Zerſtreuuͤngen in der großen
Stadt erſt kennen gelerni, ſo wird ſie ſich weniger
zuruͤckſehnen und meinen Entſchluß ruhiger aufneh⸗
men. Ich habe mit mir gekämpft — es iſt mir
Ihwer geworden dieſen Entſchluß zu faſſen, weil
Du hier nun allein biſt — ich mußte es thun,
Paula, nun fühle auch Dich darein.“



Paula verſicherte ihn, daß ſie gern in dem Hauſe
allein ſein wolle, wo ſie eine ſo freundliche Auf—
nahme und ſo viel Liebe gefunden habe.

Prell ſtreckte ihr die Hand entgegen. Sie zitterte
leiſe. Dies war das einzige Zeichen wodurch er
ſeine innere Aufregung verrieth.

„Ich vertrete ja Vaterſtelle an Dir,“ ſprach ex.
„Ich meinte es gut mit Dir und deßhalb habe
ſtets dasſelbe Vertrauen zu mir, welches Du zu
Deinem Vater gehabt haſt. Wenn Du Wuͤnſche haſt,
Paula, ſage ſie mir offen und wenn Du Dich allein
fühlſt auf Deinem Zimmer — komm jeder Zeit
hierher zu mir — auch ich fühle jetzt mehr wie
früher das Bedürfnis mich auszuſprechen.“

Er hatte ihre Hand in der ſeinigen behalten,
mit ſeinen dunkeln, leuchtenden Augen ſah er ſie
an — dann ſprang er haſtig auf und verließ das
Haus, weil er noch einen Kranken beſuchen müſſe.

* *
*

Prells Benehmen gegen Paula fand in der
ganzen Stadt die allgemeinſte Billigung. Selbſt
diejenigen, welche ihm feindlich geſinnt waren, muß-
ten anerkennen, daß er als Vormund dieſes Mäd—
chens nicht mehr zu thun im Stande war. Wie
ſein Kind hatte er ſie in ſeinem Hauſe aufgenom—
men. Die Hinterlaſſenſchaft ihres Vaters haͤtte er
auf dem Vormundſchaftsgerichte niedergelegt und er
ſelbſt machte auch nicht den geringſten Anſpruch
daran. Alle Bedürfniſſe Paula's beſtritt er, und
ſie durfte kaum einen Wunſch äußern, ſo erfuͤllte er
denſelben.

Er ſelbſt nannte ſie Andern gegenüber ſtets nur
ſein zweites Kind.



Mehr als ein junger Mann in der Stadt blickte
mit ſtiller Liebe auf Paula. Sie war ſchön und
wen ſie mit ihren großen dunkeln Augen freundlich
ange blickt hatte, der fühlte ſich durch ſie auch ge—
feſfelt. Es gibt ja Geſichter, durch welche ſich ein
Jeder auf den erſten Anblick angezogen fühlt und
es gibt auch Augen, welche die Macht beſitzen, über
Jeden eine unſichtbare Schlinge zu werfen, aus der
er ſich ſchwer wieder zu befreien vermag, und die
dieſe Schlinge feſter und feſter ziehen, wie ſie es
wollen.

Paula beſaß dieſe Macht, allein / ſie kannte die—
ſelbe noch nicht, unbewußt übte ſie dieſelbe aus.

Von Allen, welche mit liebendem Auge auf
Paula blickten, hatten wohl zwei die meiſte Aus—
ſicht, ihre Hand zu gewinnen. Es war der junge
Kaufmann Berger und der gleichfalls noch junge
Förſter Hellmann. Beide bewarben ſich auf das
eifrigſte um Paula's Liebe.

Berger war der einzige Sohn des reichſten
Kaufmanns in der Stadt — der einzige Erbe ſeines
Vaters. Sein Vermoͤgen war für die Verhältniſſe
der Provinzialſtadt ein bedeutendes und es walre
auch groß genug geweſen, ihm in der Reſidenz ein
glänzendes Leben zu geſtatten. Der junge Berger
war Kaufmann wie ſein Vater, indeß ſchien er e&
nicht aus Neigung geworden zu ſein, ſondern nur,
um das alte Geſchäft fortzuführen und nicht in
andere Hände übergehen zu laſſen.

Er war es, auf den Paula's Vater ſie noch
auf dem Sterbebette aufmerkſam gemacht hatte.
Berger beſaß in der That einen trefflichen Charakter.
Dafür war er freilich an äußeren Vorzſigen nicht
reich. Er war durchaus nicht hübſch zu nennen,


 
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