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den Erforſchern des Xingu Stromes (Nebenfluß des
Amazonenſtromes) in einer ihnen zu Ehren von der
Geographiſchen Geſellſchaft in Rio de Janeiro an—
beraumten Feſtſitzung zu Theil. Der Kaiſer von
Brafilien und eine auͤs den erſten Kreiſen der Haupt—
ſtadt beſtehende Verſammlung von Damen und
Herren wohnten dieſer Feier bei, welche in dem
glänzend geſchmuͤckten Muſeumsſaale abgehalten
wurde. Der weite Raum war mit hochragenden
Palmen und anderen tropiſchen Gewächſen, ſowie
mit deutſchen und braſilianiſchen Flaggen geſchmuͤckt,
welche ſich um die Bildniſſe des Kaiſers von Deutſch⸗
land und des Kaiſers von Braſilien gruppirten.

Deutſcher Reichstag.

Berlin, 28. Jan. (Fortgeſetzte Berathung des
Antrags Kable) Guerber iſt durch die geſtrigen
Ausführungen des Unterſtaatsſekrtärs von Putt—
kamer nicht von der Nothwendigkeit des Diktatur-
paragraphen überzeugt. Lenzmann für den Antrag.
Hammerftein iſt dagegen, ebenſo Boͤtticher Namens
der nationalliberalen Partei: Elſaß-Lothringen ſei
zur Sicherung des Reiches einverleibt worden; kein
Reich ſei gegenüber einem eroberten Gebiete ſo
ſchonend verfahren, wie Deutſchland gegenüber El—
ſaß-Lothringen. Zorn, v. Bulach ſtimmt für den
Antrag Haͤcke. Die Unzufriedenheit in Elſaß—
Lothringen ſei keine politiſche, ſondern eine wirth—
ſchaftliche. Nach weiteren Bemerkungen Stauffen—
berg's, welcher den Ausführungen Bötticher's ent—
gegentritt, und Windhorſt's, welcher erklärte, daß
das Reichsland keinen beſſeren Statthalter als Man-
teuffel erhalten könne, daß aber die endliche blei—
bende Regelung der Rechtsverhältniſſe der Reichs—
lande nöthig ſei, wird die erſte Leſung geſchloſſen,
worauf Winterer als Mitantragſteller den Antrag
zuruͤckzieht, da die Klagen der Elſäſſer nunmehr
verhandelt, der Zweck ſomit erreicht ſei. Der Nach—
tragsetat für‘ das Botſchaftsgebäude in Rom wird
ohne Berathung in dritter Leſung genehmigt. Nächſte
Sitzung Morgen 1 Uhr. Tagesordnung: Anfrage
Hammerſtein.





Aus Nah und Feru.

D Kirchheim, 29. Jan. Ein hieſiger Bürger
haͤtte in Handſchuhsheim eine Wirthſchaft gekauft,
weil er beabſichtigte, demnächſt wieder in die Ehe
zu treten. Vor einigen Tagen ſchrieb ihm nun
feine Braut einen Abſagebrief, infolge deſſen ſich
der Mann derart unglücklich fühlte, daß er heute
früh todt zu Boden ſank. Aus welchen direkten
Urſachen, konnte jedoch noch nicht feſtgeſtellt werden.

$ Plankjtadt, 29. Jan. Es iſt in letzter Zeit
nicht mehr geheuer bei uns, denn in einer der letz—
ten Nächte wurde in ein Privathaus eingebrochen
und wäre da der Dieb faſt im Kellerloch ſtecken ge—
blieben und bald darauf mußte man gewahren,
daß auch in unſerem Rathhaus ein Einbruchsdieb⸗
ſtahl verübt wurde, woſelbſt der Verſuch gemacht
wurde, den Kaſſenſchrank zu erbrechen und als dies

nicht gelang, begnuͤgte man ſich damit, Kleider mit—
zunehmen. Der Thäter iſt noch nicht ermittelt.

AKirchardt, 27. Jan. Ein bedauerlicher
Ungluͤcksfall hat ſich geſtern Abend hier zugetragen,
indem der 16jährige Sohn eines hieſigen Landwirths
von der Scheuer, woſelbſt er in der Abend—
dämmerung noch Stroh bolen wollte, herabfiel und
ſich, wie es ſcheint bedeutende innere Verletzungen
zuzog. Das alte ländliche Sprichwort: Die Jungen
können und die Alten müſſen ſterben, hat ſich in
letzter Zeit hier recht bewahrheitet, indem im Ver—
lauf der letzten 10 Tagen nicht weniger als 6 Be—
erdigungen ſtattfanden und zwar mit einer einzigen
Ausnahme nur bejahrte Frauen.

Von der Tauber, 29. Jan. Dienstag Nacht
(von Montag auf Dienſtag) hatten wir die größte
Kälte des Winters. Das Barometer zeigte auf 12
Grad. In der Nacht vom Dienſtag auf Mittwoch
war Thauwetter eingetreten und haiten wir geſtern
8 Grad Wärme. — Bei einem Treibjagen in Mon—
feld vergangenen Samſtag wurden 5 Wildſchweine
erlegt.

*Aus Baden, 29. Jan. In der Nähe von
Katenhorn am Unterſee, Gem. Oehninaen, iſt ein
junger Mann, Sattler Beerli von Mammern, auf
dem Eiſe eingebrochen und ertrunken. Letzten Sonn⸗
tag brach zu Neudingen, A. Donaueſchingen,
Feuer in der Mübhle von Gehringer aus. Muͤller
G. und deſſen Ehefrau wurden der Brandſtiftung
verdächtig verhaftet. — Die Eheleute Pfrangen in
Thiengen ließen, während ſie in der Fabrik be—
ſchäftigt waren, ihr 2jähriges Kind unter Obhut
einer Nagd zurück. Waͤhrend letztere ſich auf kurze
Zeit entfernte, um bei Nachbarn Milch zu holen,
fiel das Kind in einen mit heißer Schweinetränke
gefüllten Zuber. Trotz der Verletzungen hätte es
zerettet werden können, wenn ſofort ärztliche Hilfe
in Anſpruch genommen worden wäre. Die Magd
aber glaubie, es ſei beſſer, nach dem Rath einer
Nachbarin die Schmerzen des unglücklichen Ge—
ſchöpfes durch Einreiben mit Tinte zu mildern.
Dieſes ungewöhnliche Heilmittel hatte zur Folge,
daß das Kind nach qualvollen 19 Stunden an Blut-
vergiftung ſtarb. Dem Vernehmen nach ſoll auf
der Eiſenbahnſtrecke Straßburg⸗Appenweier der Per-
ſonenverkehr wieder, wie früher, von der badiſchen
Eiſenbahnverwaltung in Betrieb genommen werden.

- Der ledige Th. Lehmann von Pfohren, Amt
Donaueſchingen, fiel von der Scheuer in die Tenne
hinab und erlag nach wenigen Stunden ſeinen Ver⸗
letzungen. Geraͤde vor elnem Jahre hat im gleichen
Hauſe, deſſen damaliger Beſitzer, Karl Felrenbach,
auf die oben erwähnte Weiſe den Tod gefunden.

Vermiſchtes.

Eine neue Betriebskraft) wurde in
England eingeführt. Von einer Centralſtelle an der
Themſe wird den Kaufleuten und Induſtriellen die
für den Betrieb ihrer Maſchinen erforderliche Ar—
beitskraft in der Geſtalt unter hohem Drucke ſtehen—
den Waſſers zugeführt. Da ſich dieſe Einrichtung



glänzend bewährt hat, wird dieſelbe über ganz Lon—
don ausgedehnt werden.

— funſere Kinder) Der zwölfjaͤhrige
Bengel Heinrich zieht ein Packet Cigarren aas der
Taſche uͤnd bietet eine ſolche ſeinem Großvater an
Der alte Mann iſt ganz entruͤſtet über die Frech—
heit des Jungen. — „Ich habe niemals geraucht,
Bürſchchen, das ſollteſt Du wiſſen!“ — „O, in
Deinem Alter wuͤrde ich Dich bitten, e& auch nicht
anzufangen.“

Ein Lehrerl hatte 100 Knaben in ſeiner
Klaſſe. „Wie werden Sie mit den 100 Jungen
fertig?“ fragte ihn Jemand. — „Oh, mit den
Jungen geht es ſchon, aber die 200 Alten machen
mir oft das Leben ſauer.“

Lolales.

Heidelberg, 30. Jan. (Gut zu Fuß) Geſtern
gingen zwei hieſiße Männer die Wette ein, daß einer der—
jelben — ein früherer Soldat — in 10 Minuten den
Weg vom Jägerhaus in Schlierbach bis zum Wolfsbrunnen
und retour zurüclege. Der Schnelllaͤufer gewann richtig
die Wette.

* Heidelberg, 30. Januar. (Ein Hochftablerpaar.)
Geſtern wurde, neben anderen Verhaftüngen auch ein
Hochſtablerpärchen hier dingfeſt gemacht, über deſſen Wirk
famkeit in letzter Zeit die Unterſuchung Licht verbreiten
wird.





Schöffengericht Heidelberg.

Sitzung vom 29. Jan. Vorſitzender Herr Oberamts⸗
richter Süpfle, Vertreter der Großh. Staatsbehörde Herr
Referendär Dr. Puchelt, Gerichtoͤſchreiber Herr4 Rechts⸗
praktikant Strohmeier, Schöffen die Hexren Gemeinde—
techner Haaf jun von Mauer und Landwirth Peter Trei—
ber von Kirchheim. Zur Verhandlung kamen folgende
Straffälle:

1. Der Leinenweber Georg Daum von Falkengeſäß
wurde durch das Kanonenfieber zur unerlaubten Aus
wanderung getrieben, ſo daß er in contumaciam zu 50
Mark oder 5 Tagen Haft verurtheilt werden muß.

2. Nachfolgende Studenten haben ſich wegen Wider—
ſtand gegen die Staatsgewalt, Beleidigung eines Beamten
u Ruheſtörung zu verantworten: Theodor Porth von Zotzen⸗
heim, Franz Laͤngheinecken von Chemnig, Otto Simons,
jebt in Marburg, Paul Fochtmann von Buttſtätt, Johann
Stoll in Giefen Rudolf v. Schauenburg von Gaisbadh
und Friedrich Pickenbrock von Friedrichsroda. Dieſelben
waren am 24. Juli v! J die Veranlaſſung jener unlieb—
famen Scene auf dem Mainneckarbahnhof, welche einige
Zeit hindurch hier den allgemeinen Geſpraͤchsſtoff bildete.
Burch die haitige Hauptverhandlung wurde nunmehr
dargethan, daß eben doch die Angeklagten es waren—
welche ſich bei der Affaire nichts weniger denn ſtudentiſch
benommen haben, denn ſie leiſteten erſtens dem ſtellver—
tretenden Baͤhnvorſtand keine Folge, Porth nannte viel
mehr denſelben einen „traurigen Schwanz“ und fuchtelte
ibm mit einem Stock und Glas um den Kopf herum.
Außerdem wurde ein großer Hund auf die, dem ſo ge—
fährdeten Beamten beiſpringenden Bahnarbeiter gehetzt,
furz ein Scandal verführt, wie er in einem Bahnhof
nicht vorkommen ſollte. Auch der Bahnvorſtand, Herr
Malſch ſelbſt, welcher ſchließlich intervenirte, wurde gröb⸗—
ſich beleidigt, fo daß die Geſchichte keinen burſchikoſen
Charakter mehr trug. Es ergingen denn auch folgende
Sirafen gegen die uͤbermüthigen Studios und zwar gegen
Foͤrch 14 Tage Gefängniß und 20 k, Langheinecke 20
Tage Haft und 20 M, Simon3 6 Tage Halt und 23
Mif., Stoll 40 Mt., v. Schauenburg 40 ME., Fochtmann
und Pickenbrock wurden freigeſprochen. Es iſt ja wahr,
der academiſchen Jugend ſoll manches zu gute gehalten









Ich bin Paula's Vormund und verlange daß
ſie mir folgt!

Immer noch hielt Paula Körbers Arm feſt.
Sie war ihrer Sinne kaum mächtig. Der Gedanke
mit dem Doktor, deſſen Leidenſchaftlichkeit ſie kennen
gelernt, deſſen Blick ſie erzittern machte, erfuͤllte ſie
mit namenloſer Angſt.

„Nein — nein — ich kann es nicht!“ rief ſie
mit gepreßter Stimme.

„Ich befehle es Dir! Geh zuruͤck in das Haus!“
rief Prell laut.

„Fräulein — Sie ſtehen unter meinem Schutze
— ich werde Sie führen, wohin ſie wuͤnſchen!“

„Sie wagen es, mir hier zu trotzen!! unter—
brach ihn der Doktor. Kein Wort mehr, Herr
Commiſſär!“

Ich wage nichts — ich komme nur meiner Pflicht
nach, entgegnete Körber kaltblütig.

In lichtem Kleide hatte Paula das Haus ver—
laſſen. Es war ein kalter, rauher Abend. Körber
nahm den Mantel ab, in den er ſich gehüllt hatte
und hing ihn Paula um, die es willenlos geſchehen

ließ. —
Ich werde

Kommen Sie Fräulein, ſprach er.
Sie begleiten.

„Nicht dorthin — nicht in das Haus!“ rief
Paula.

„Ich führe Sie, wohin Sie es wuͤnſchen, kom—
men Sie.“

Ohne den Doktor
digen, erfaßte Paula
ſich zu führen.

Schweigend hatte

weiter eines Blickes zu wür⸗
Körbers Arm, um ſie mit

Prell einige Minuten dage⸗




ſterem Blicke zugeſehen.

„Halt!“ rief er jetzt entſchloſſen vor ihn hin—
tretend. „Keinen Schritt weiter! Paula geht mit
mir!“

Der Abend war nicht ſo dunkel, daß Körber
nicht das zornige SGlühen ſeiner Augen bemerkt
hätte, allein er war zu oft in ähnlichen Lagen ge—
weſen und kannte keine Furcht. Seine Ruhe ver—
ließ ihn in ſolchen Augenblicken am wenigſten und
bewährte ſtets ihr Uebergewicht.

„Sie geht mit mir!“ entgegnete er ruhig und
feſt. „Weshalb ſie meines Schutzes bedarf Herr
Dokto-, das wird ſich ja aufklären und daruͤber
werde ich Rechenſchaft von Ihnen verlangen.“

Mit feſtem Schritte ging er weiter und zog
Paula mit ſich.

Prell ließ es geſchehen.
da. Sollte er ihnen nacheilen, ſollte er ſie mit
Gewalt zurückhalten, ſollte er — — die Kraft des
ſo feſten, beſonnenen, kalten Mannes war ge—
brochen — er lachte laut und wild auf — er
fuhr mit der Hand nach der Stirn — in die Luft
er rang nach Athem und ohnmächtig ſank er dann
nieder.

Mit ſchnellen Schritten hatte Körber Paula
aus dem Park, aus dem Beſitzthum des Doktors
geführt, bis dahin hatte die Angſt ſie aufrecht er—
halten, jetzt ſchwand ihre Kraft. Sie brach in
heftiges Schluchzen aus. Vergebens ſuchte Koͤrber
ſie zu beruhigen, ſie war nicht im Stande ſich zu
faſſen.

Er mochte nicht in fie dringen, um die Urſache,
weshalb ſie vor dem Doktor geflohen, zu erfahren,

Unſchlüſſig ſtand er



jetzt zum wenigſten nicht. Nur die Frage richtete
er an ſie, wohin er ſie geleiten ſolle.

Ich weiß es nicht, erwiderte Paula ſchluchzend.
Ich habe Niemand.

So vertrauen ſie ſich mir an, ſprach Körber,
ich werde ſie an einen Ort bringen, wo Sie eben

ſo ſicher ſind, als ſie freundlich aufgenommen
werden.

„Wohin — wohin?“ rief Paula.

Körber nannte den Namen von Hellmanns
Mutter.

„Nein — nicht zu ihr!“ rief Paula und ſtand

zögernd ſtill.

Koͤrber begriff die Weigerung des Mädchens.

„Fräulein“ ſprach er, „Hellmann iſt nicht der
Norder Bergers! Hier meine Hand zum Ehren—
pfande, daß ich die Wahrheit ſpreche.“

„Es iſi nicht ſein Mörder?“ fragte Paula er—
ſtaunt.

„Er iſt es nicht, wenn er auch deshalb im Ge—
fängniß ſitzt. Haben Sie Vertrauen zu mir es
muß ſich ja nun bald Alles aufklaren. Hellmann
iſt unſchuldig, Sie können dreiſt bei ſeiner Mutter
Zuflucht ſuchen. Kommen Sie — Sie haben mein
Ehrenwort als Pfand!“

Einen Augenblick zögerte Paula noch — dann
folgte ſie entſchloſſen.

Mit wenigen Worten klärte Körbex ſeine Braut
und deren Mutter, als er Paula zu ihnen brachte,
über das Vorgefailene auf. Beide boten der Hilfs—
loſen bereitwillig ihren Schutz an.

(Gortſetzung folgt)

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worten. Da
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