Berlin, 15. Sept. In der geſtrigen Sitzung
der freien Kommiſſion der Fondoͤbörſe über die
Handhabung des Börſenſteuergeſetzes war belannt,
daß Seitens des Bundesrathes Inſtruktionen für
die Beamten zu erwarten ſind. Man beſchäftigte
ſich mit der Frage wie die Steuer unter die ver⸗
ſchiedenen Intereſfenten zu vertheilen ſei; die Mak—
lerbanken meinten, dieſe Steuer nicht tragen zu
können. In langſtündiger Verhandlung wurde die
Frage berathen und es ſteht zu erwarien, daß bis
zur nächſten nach der Publikation der Inſtruktionen
des Bundesraths ſtattfindenden Sitzung die Makler⸗
angelegenheit in einer alle Theile befriedigenden
Weiſe geordnet ſein duͤrfte.
Türtei.
In Macedonten tauchten in der letzten Zeit
wiederholt Räuberbanden auf, die jedoch jedesmal
raſch von den türliſchen Truppen zerſtreut wurden.
So wurde eine aus 50 Bulgaren beſtehende Bande
in der Nähe des ſechs Stunden von Wodena ent:
fernt gelegenen Dorfes Oſtrova von 200 Mann
türkiſcher Truppen, welche in dieſer Gegend Streif⸗
züge unternahmen, angegriffen. Die Briganten
leiſtelen hartnäckigen Widerſtand und der Kampf
dauerte den ganzen Tag. Der Führer der Bande,
ein gewiſſer Alexi, und vier Mitglieder derſelben
wurden hierbei getödtet, zehn andere ſchwer ver—
wundet, der Reſt flüchtete fich in's Gebirge. Von
den Soldaten erlitten 5 Mann ſchwere Verwun—
dungen. Man vermuthet, daß dieſe Bande mit
jener, welche Anfangs Mai d. J. aus Bulgarien
in Mecedonien eingefallen war, indentiſch iſt. Aus
Dibreh wurde einigen Konſtantinopeler Blättern ge⸗
meldet, daß 300 Perſonen aus dieſem Kreiſe kuͤrz⸗
lich von Raͤubern fortgeſchleppt worden ſeien und
daß unter der Bevölkerung in Folge deſſen eine
waͤhre Panik herrſche. Dieſe Melduͤng iſt jedoch
nach officiellen Berichten ſehr uͤbertrieben. Denſel⸗
ben zu Folge ſind im Ganzen nur 20 Perſonen
entführt worden, von denen 16 bald durch die zur
Verfolgung der Raͤuber entſendeten Truppen befreit
wurden. Die Behörden von Dibreh haben bis
Ende Auguſt 76 Briganten dingfeſt gemacht, die
ſich nun in Haft befinden. Gegenwärtig herrſcht in
Dibreh und Umgebung wieder die volle Sicherheit.
Von den erwähnten Thatſachen abgeſehen wird noch
über einzelne Entführungen und raͤuberiſche Ueber—
faͤlle aus Macedonien berichtet. Ueber Athen be—
richtet der Spezial Correſpondent des „Standard“
vom II. ds.: „Die Berichte aus Epirus ſtimmen
darin aberein, daß die Zuſtände in jener Provinz
für den chriſtlichen Theil der Bevoͤlkerung faſt un⸗
erträglich geworden ſind. In Folge der tuͤrkiſchen
Mißherrſchaft bieten viele Theile des Landes ein
Bild der Verödung. Albaniſche Deſerteure plün-
dern beſtändig die chriſtlichen Dörfer und ſchleppen
ſolche der Einwohner, die ein Löſegeld zu zahlen
in Stande ſind, mit ſich hinweg. Die von den
türkiſchen Behörden aufgelegten ſchweren Contribu⸗
tionen verſchlimmern die Lage. Viele Chriſten, die
auf dieſe Weiſe ruinirt worden find, wandern aus;
und nicht wenige albaniſche Notabeln, die von der
Anarchie in ihrem Lande zur Verzweiflung getrie⸗
ben worden, haben ſich ihnen angeſchloſſen und ſich
nach Bosnien begeben. Wie gemeldet wird, gehen
Dieß war ein kleines, reinlich gehaltenes Ge⸗
mach, mit wenigen eichenen Möbel und einem guten
Bette verſehen, das friſch und ſauber bezogen war.
Der Fußboden war weiß geſcheuert. Einige Jagd⸗
gewehre und ein Paar Piſtolen hingen als Zierrath
über dem Bette. Die Wände waren mit roh aus⸗
gefuͤhrten Fre&comalereien, Wald⸗ und Gebirgsland⸗
ſchaften daͤrſtellend, verſehen. So einfach die Aus⸗
ſtatiung war, machte das Zimmer doch bis in die
tleinſten Einzelheiten einen wohlthuenden Eindruck.
Eduard's Begleiter entfernte fich, nachdem er das
Licht auf den Tiſch geſtellt. Haſtig entkleidete ſich
der Gaſt und warf fich auf die wülkommene Ruhe⸗
ſtätte, um in einem erquickenden Schlafe die Er⸗
holung zu ſuchen, deren ſein ermuͤdeter Körper be⸗
durfte. Aber wie es immer der Fall, wenn der
Geiſt in außergewöhnlicher Weiſe erregt iſt, floh
ihn der Schlaf. Die Gedanken durchkreuzten bunt
und wirr ſein Hirn und unruhig warf er ſich bald
auf die eine, bald auf die andere Seite.
Unaufhörlich beſchäftigte ſeine Phantaſie ſich
mit dem ungluͤcklichen Maͤdchen, das in der Blüthe
ſeines Lebens den Tod gefunden, mit dem Ringe,
an deſſen märchenhaften Zauber ſich ſo viele glü-
hende Wünſche knüpften, und zwiſchen all dieſen
verworrenen Vorſtellungen mochte ſich wohl ein Bild
drängen, das laͤngſt die geheimen Fibern ſeiner
Seele beherrſchte.
Der Mond ſchien faſt mit Tageshelle in das
Zimmer. Seine Strahlen zuckten und zitterten ſelt⸗
fam über die Berge und See, die Bäume, Sträucher
und Blumen hin, die an den Wänden ſchimmerten,
und die feierliche Stille der Nacht wurde nur durch
das Rauſchen des Muͤhlrades unterbrochen, das
die Emigranten damit um, die öſterreichiſchen Be⸗
hörden um Schutz anzurufen, da ihnen kein anderer
Weg offen zu ſtehen ſcheint, um der Vernichtung zu
Das bitterſte Gefühl herrſcht gegen die
Tuͤrken vor, die beſtändig ihre Verpflichtungen unter
dem Berliner Vertrage verletzen.“
Aus Yah uus Fern.
Z Mosbach, 16. Sept. Der badiſche Rath⸗
ſchreiber⸗Verein läßt Einladung ergehen zu der am
Sonntag den 4. Oktober dahier ſtattfindenden General⸗
Verſammlung. Die Tagesordnung enthaͤlt drei
Gegenſtände und zwar Abänderung der Statuten
der Sterbekaſſe, Petition wegen Beſſerſtellung der
Rathſchreiber, und Rechnungsweſen Der Verein
wird Vormittags 9 Uhr im Rathauſe hier tagen.
Des ferneren kann ich Ihnen mittheilen, daß wir
nächſten Monat mit einem Theater beglüct werden.
Der ſeiner tuͤchtigen Leiſtungen wegen überall gerne
geſehene Theaterdireltor verr Feigel wird mit
feiner Geſellſchaft hier eintreffen und im Gaſthaus
zur Krone“ einen Cyelus gediegener Stuücke er⸗
öffnen.
Neckarbiſchofsheim, 15. September. Heute
Mittag nahm die Schlußprufung der Haushaltungs⸗
ſchule ihren Anfang und hatten ſich zu derſelben
von auswärts die Herren Landescommiſſär Frech aus
Nannheim, ſowie Dekan Schellenberg und Dr.
Mittermeier von Heidelberg eingefunden. Die Zahl
der Schülerinnen betrug 20 und wurde die Feier⸗
lichkeit mit einem ſehr gut einſtudirten und vorge—
tragenen Geſang eingeleitet. Das Weſen und Ziel
der Haushaltungsſchulen für Bauerntöchter und die
Nothwendigkeit der erſteren anlangend, kann be—
mertt werden, daß dieſe Inſtitute, welche ſich gott⸗
lob überall der ungetheilteſten Sympathieen zu er—
freuen haben, Unterrichtsanſtalten ſind, welche den
Zweck verfolgen, den Töchtern der landwirthſchaft⸗
iichen Bevölkerung diejenigen Fertigkeiten und Kennt-
niſſe zu verleihen und in denſelben diejenigen
Tugenden zu pflegen, bezw. zu wecken, welche zur
gedeihlichen Fuͤhrung einer laͤndlichen Haushaltung
nothwendig find. Die Fertigkeiten und Kenntniſſe
der Hausfrau eignen ſich die Schuͤlerinnen dadurch
an, daß erſtens die Schulkenntniſſe in ihnen be—
feſtigt und für’® praktiſche Leben erweitert werden
und fie praktiſche Anleitung in den einzelnen Zweigen
der laͤndlichen Hauswirthſchaft (auch Krankenpflege
2c.) empfangen und ſich unter Aufficht zu üben
haben. Die Haushaltungsſchulen entſprechen einem
Bedurfniß der laͤndwirihſchaftlichen Bevöllerung.
Wenngleich die Erziehung im elterlichen Hauſe un⸗
erſetzlich iſt, ſo genügen die blos vererbten Kennt⸗
niſſe und Fertigkeiten heutzutage auf keinem Gebiete
des Lebens mehr. Dies find die Intenfionen
der Inſtitute und war das Ergebniß der heutigen
Prüfung, welche um 5 Uhr beendet war ein über-
aus befriedigendes, ſo daß wir überzeugt find, die
ſegensreichen Folgen, werden ſich bald in vielen
Familien erkennen laſſen.
Uuterſchüpf, 13. Sept. Die Hopfenernte iſt
bei uns faſt beendet. Wer mit dem Einſammeln
die noch ſtehenden uͤberreif werden und dann keine
ſchöne Farbe mehr gekommen. Geſtern wurden 6
gleichmäßig in dumpfen Toͤnen an ſein Ohr ſchlug.
Die Unruhe ward zuletzt ſo mächtig in ihm,
er fühlte ſich ſo gedruͤckt und beklommen, daß er
aufſprang und, naͤchdem er ſich haſtig in die Kleider
geworfen, das Fenſter öffnete und fich dann hinaus
lehnte.
Der tiefblaue Nachthimmel zeigte kein Wölkchen
Lau und mild ſtrömte der Luftzug ihm entgegen,
doch friſch genug um ſeine Stirn zu kühlen. Unter
ſeinem — hüpften die mondbeglänzten Wellen
des Baches hin. Ihr leiſes Plätſchern miſchte fich
mit dem Saͤuſeln des Schilfes, das am Uferrand
des See's wucherte, dort in geringer Entfernung
von der Mühle, wo derſelbe einen Einſchnitt in das
Land machte.
Er warf einen Blick auf die hell vom Mond⸗
licht beſchienene Waſſerfläche, ſiber welche ein auf-
geſcheuchter Vogel mit trägem Fluͤgelſchlage hin⸗
ſtrich. Er ſah das ſchwarze Kreuz, das wie ein
drohendes Nachtgeſvenſt über dem dunkeln Strudel
Wache zu halten ſchien. Ununterbrochen haftete ſein
Auge auf der geheimnißvollen Stelle, die ihn mit
magnetiſcher Gewalt anzog.
„Wer den Rubinenring beſitzt, wird glucklich
durch Liebe und Treue,“ fluͤſterte er dann vor ſich
hin.“ —
Hatte der Strudel wirklich einen Zauber, der
gelöſt werden mußte? Eduard war nicht abergläu-
biſch, aber er fand keine Erkläruug dafür, was ihn
ſo ünwiderſtehlich nach dem düfteren Waſſergrabe
binzog. Eine Unruhe, die ſein ganzes Weſen er-
ſchuͤtterte, ließ ihn ſein Stlibchen wie eine enge Ge⸗
fängnißzelle erſcheinen, machte ſein Herz ungeſtum
pochen und benahm ihm faſt den Adem. Es war
Centner zum Preiſe von 40—43 Mk. verkauft
Da man hier und in der Umgebend ſchon ziemlich
ſackbare Waare hat, wuͤrde es für größere Haͤndler
ſich lohnen, wenn ſie unſere Gegend beſuchen
würden.
Würzburg, 13. Sept. In der Nacht vom
Mittwoch auf Donnerſtag entſprang eine in dem
Entbindurgshauſe dahier befindlich geweſene, vor
nicht langer Zeit zu bjähriger Zuchthausſtrafe ver⸗
urtheilte weibliche Gefangene Thereſe Muller, in⸗
dem fie mittelſt einer Leiter durchs Fenſter das Freie
gewann. Bis jetzt konnte deren Verbleib nicht aus⸗
gekundſchaftet werden.
»Aus Baden, 15. Sept. Der 55 Jahre alte
Dienſtknecht Johann Straͤßle von Weild orf, A.
Ueberlingen, wurde im Wald bei Lonſtanz erhängt
aufgefunden. — Die Gemeinde Villingen hat in
Verbindung mit dem landwirthſchaftlichen Bezirks⸗
verein zur Hebung der Viehmärkte in Villingen be⸗
ſchloſſen, für die Zufuhr zaͤhreicher, ſchöner Thiere
Wegprämien im Betrag von zuſammen 150 Marf
ausjuſetzen, welche am kommenden Matthaͤusmarkt
(21. Sept) erſtmals vergeben werden ſollen.
Der Geineinde Utzenfeld, A. Schönau, wurde be⸗
hufs Herſtellung einer Waſſerleitung ein Staatsbet-
lrag von 6000 ME. bewilligt. Der „Untere Mark-
graͤfler Geſangbereing⸗Verband“ halt am 20. d8.
in Mallheim feinen Sängertag. — Der beim Hoͤllen⸗
thalbahnbau in der Wichre beſchaͤftigte 24 Jahre
aite Arbeiter Joſ. Hahn aus Riederich (Wuͤrttem⸗
berg) kam unter einen Rollwagen und war alsbald
eine Leiche. — In Gausbach, Amt Raſtatt, das 580
Seelen zählt, iſt ſeit Neujahr außer einem Säug—
ling Niemand geſtorben.
Bermiſchte⸗.
— Kreuznach, 10. Sept. Ein vochſtapler
iſt, der „K. 3.“ zufolge, unſerer Polizei in die
Haͤnde gefallen Eine hier zur Kur weilende Dame
aus Duͤſfeldorf, Inhaberin eines dortigen großen
Juwelengeſchäftes, erkannte hier im Kurpark unter
den dort Promenirenden die Perſon wieder, welche
vor drei Jahren in ihrem Geſchaͤfte einen großen
Juwelendiebftahl ausführte; u. A hatte der Dieb
einen Brillanten im Werthe von 1600 Mark ge
flohlen. Der betreffende Herr, zur Zeit Impreſari
einer Künftlerin mit farflichen Namen, behauptet
Levyſohn zu heißen, zur Zeit des Diebſtahls in
Gefaͤngniß geſeſſen zu haben, da er wegen Ver⸗
breuung unfittlidjier Schriften zu einem Iahre
Gefaͤngniß verurtheilt worden ſei. Dem gegenuber
will die Dame in dem Verhafteten beſtimmt den
Dieb wieder erkennen. Die Unterſuchung iſt im
Gange.
_— [BWie ſteht es in dex Hölle aus?]
Dieſe Frage beantwortet der gelehrte Hieronymu⸗
Drexel in einer längeren Abhandlung, die 1431
erfchien. Datin heißt es: Die Gölle hat 7 GE
mächer und 3 Pforten; in jeder Wohnung
Feuerfläffe und 7 Fluͤſſe von Hagel; in jedẽ
Wohnung befinden ſich 7000 Locher in jedem Loc⸗
7000 Riſſe; in jedem Riſſe 7000 Storpioney,
deren jeder 7 Gelenke hat, und in jedem Gelenle
1000 Tonnen Gift. Na!
faft ein Schwindel, der ihn hinabzuziehen ſchien f
die feuchten Wellen des Baches, fort mit rafchent?
Sturze nach dem tiefen Grabe, das alles Weh und
alles Herzeleid für immer von ſeinem Haupte neh⸗
men mußte.
„I6 wil ihn in der Naͤhe ſehen!“ rief er end
lich üiſchloffen, ols wolle er damit den wilden Drang
beſchwichtigen, der ihn zu einem noch lollkühnere
Wagniß antrieb. Er ſchlich nach der Thuͤr, die er
leiſe öffnete, und horchte hinaus.
G3 war alle8 iM unten im Hauſe, und nachdel
er rajh feinen Anzug verbolljtändigt, jchritt &*
Jangfam die Treppe hinab, ging zwiſchen den 4
fulllen Mehlſäcken, die zu Rechten und Linken der
Hausflur aufgeſpeichert lagen, hindurch, bis er 2
Hausthuͤr erreichte, die nur verriegelt war. Jede
Geraͤuſch ſorgfaͤltig vermeidend, öffnete er ſie un
trat dann ſchnell in's Freie hinaus
Er ſchlug einen Fuͤßſteig ein, der am Ufer
See’8 hinführte. — Unwillürlih durchforfchte 1° «
Auge die Schilfmaſſen, ob nicht irgendwo ein ga
verborgen lag, aber er gewahrte nicht®, was *
Fahrzeug aͤhnlich geſehen hätte und faſt —
jeßte er ſeinen Weg fori. Bald verlor ſich *
Fuͤßſteig im Sande. Der Boden war unebe
Rachdem er mehrere wellenformige Huͤgel 2
ſchritten, ſtand er vor einem ſteil ſich Aheber? *
Schieferfelſen, deſſen kahler Rucken mit tariwlerte
Geſtruͤpp und ſpaͤrlichem Gruͤn bekleidet 24*
zwiſchen welchen hier und dort das graue Geſte
fichtbar war.
—
Gortſetzung folgt.)
i
—
8
—
— —
— —
k RR da D A Ca R O AAA € —
—
—
—
—
*
—
8
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Ara
Sarı