nant Bronsart v. Schellendorf, rechtfertigt die Ausgaben i
als durch das Militärgesetz unvermeidlich und verhältniß-
mäßig nicht zu hoch. Die Regierung sei in jeder Be-
ziehung bereit, nachzuweisen, daß die Forderungen un-
erläßlich seien. Abg. Bennigsen tritt für Commisstons-
berathung ein, da es sich zum Theil um Angelegenheiten
handle, welche sich der öffentlichen Verhandlung entzögen.
Die Finanzlage des Reichs sei verhältnißmäßig nicht un-
günstig. Die Steuerkrast sei noch unerschöpft. Es sei
bedauerlich, daß die Steuervorlagen so lange verzögert
würden. Schatzsecretär Dr. Jacobi bezeichnet das Ge-
rücht über die Vertagung der Zuckersteuer als unbegründet.
Die Regierung sei fortdauernd mit Prüfung der Vorschläge
beschäftigt. Abg. v. Maltzahn-Gültz spricht für Com-
missionsberathung. Abg. Rickert bezeichnet die Auskunft
des Schatzsecretärs als unzureichend. Endlich einmal müsse
gegenüber den Forderungen der Militärverwalung eine
Compensation bezüglich der übrigen Bedürfnisse eintreten.
Die strengste Prüfung sei geboten. Der Kriegsminister
entgegnet, die Forderungen hätten sich nicht früher über-
sehen und fixiren lassen. Was gefordert werde, sei zur
Erhöhung der Schlagfertigkeit unerläßlich. Nach weiterer
wenig erheblicher Debatte (woran die Abgg. Delbrück,
Richter, Grad und Schumacher theilnahmen) wurde
der Nachtragsetat der Budgetcommission überwiesen. Die
Gesetze über die Quartier- und Naturalleistung für die
bewaffnete Macht im Frieden wurde nach kurzer Debatte
einer einundzwanziggliedrigen Commission überwiesen. Nächste
Sitzung Dienstag 1 Uhr. Tagesordnung: Antrag Kräcker
auf Einstellung des Strafverfahrens gegen Singer und
Servistarif, Clasfeneintheilung der Orte u. s. w.
Berlin, 25. April. Das Abgeordnetenhaus
nahm die ersten vier Artikel der Kirchenvorlage nach un-
erheblicher Erörterung an. Bei Artikel 5 (Zulassung der
Orden) spricht Abg. Virchow dagegen und verlangt eine
authentische Interpretation um nachträglich eine unver-
muthete Auslegung zu verhindern. Abg. Gneist erklärt,
die nationalliberalen sehen sich außer Stande, für die Vor-
lage mit dem Ordensartikel zu stimmen. Abg. Dziem-
bowski äußert politische Bedenken gegen den Ordens-
artikel. Fürst Bismarck erklärt, die Regierung ver-
schließe sich den geäußerten Bedenken keineswegs, müsse
aber im Gesammtinteresse des Vaterlandes Gewicht auf
das Zustandekommen des Gesetzes legen. Alle Bedenken
müssen deßhalb zurücktreten. Abg. Windthorst ist gegen
die von Virchow geforderte authentische Interpretation.
Trotz des erhobenen Widerspruchs nahm das Haus den
Artikel 5 der Vorlage (Zulassung der Orden) in nament-
licher Abstimmung mit 230 gegen 117 Stimmen an. Die
Polen und das Centrum stimmten geschlossen für den Ar-
tikel, die Nationalliberalen dagegen. Der Rest ver Vorlage
wurde unverändert genehmigt.
München, 24. April. Frecher v. Leonrod, Präsident
des Landgerichts München I. und Bruder des Erzbischofs
von Eichstätt ist, lt. „Frkf. Ztg.", soeben zum Justiz-
minister ernannt worden. — Die bayerischen Officiere,
die jetzt den neuen Helm, die Pickelhaube, in und außer
Dienst tragen dürfen, sind angewiesen worden, ihre Raupen-
helme aufzubewahren, da bei einer plötzlich eintretenden
Mobilmachung, bevor die ganze Armee mit dem neuen
Helme versehen sei, der alte Helm der Gleichheit halber
auch von den Officieren wieder ausgenommen werden müsse.
Mukgarierr.
Sofia, 25. April. Nach der „Agence Havas" schloß
die Regentschaft eine Anleihe von 25 Millionen Franken
mit einer englischen Kapitalistengruppe, vertreten durch
Standard-Correspondent Clarol, ab. Die Pforte beschloß
die Rückberufung Rizas.
Tante gratuliren. Ach, nun giebt's bald eine Hochzeit
und ich kann hoffentlich dann mit freiem, leichten Herzen
tanzen."
„Du sprichst in letzter Zeit immer so geheimnißvoll,
Kind, daß man bald zu der Vermuthung kommen kann,
Du habest etwas recht Wichtiges zu verbergen."
„Das habe ich auch, liebe Tante, o, etwas sehr
Wichtiges", sagte Julie, die alte Dame in ihre Arme
schließend; „aber bald ist's mit der Heimlichkeit vorbei
und dann ist Alles vorbei. Dann sollst Du Dich einmal
wundern, was Deine Julie allein gekonnt hat, mehr, als
eine ganze Welt zu Stande gebracht, und ich weiß auch,
Du wirst Dich darüber freuen, denn so wenig Du es mir
auch hast merken lassen, daß — Nun, wir wollen es gut
sein lassen, Tante, später einmal mehr davon."
Sie hatte unter diesem Geplauder ihren Anzug beendet
und nahm den großen Familienschirm.
„Siehst Du, Kind, das kommt von Deinem Leicht-
sinn", sagte die alte Dame, „nun mußt Du gar den
großen Schirm nehmen, weil Du Deinen neuen verloren
hast. Bringe mir nur nicht auch noch dies alte Erb-
stück weg."
„Ohne Sorge, beste Tante, ich will vorsichtig sein.
Du sollst Dich nicht beklagen, und zu Weihnachten schenkst
Du mir einen neuen; denn ich finde, dieser sieht doch ein
wenig zu groß aus."
Sie küßte die Tante leicht auf die Stirn und eilte
dann schnellen Schrittes fort.
Tante Donitz lächelte, als sie dem Mädchen nach-
blickte, wie sie mit dem großen Schirm dahineilte.
Dann trat sie vom Fenster zurück.
Sie hatte nicht mehr gesehen, wie ein Mann auf
Julie zutrat.
„An Fräulein Julie Streitmann", sagte der Mann,
Julie ein Billet überreichend.
„Die bin ich — doch bitte, von wem?"
„Born Grafen Horn." (Fortsetzung folgt.)
Aus Nah and Fern»
* Karlsruhe, 25. April. Das Programm zur 25-
jährigen Stiftungsfeier des hiesigen Arbeiterbildungs-
vereins liegt nunmehr im Druck vor. Das Fest nimmt
seinen Anfang am Samstag Nachmittag, den 30. April,
mit Empfang der von auswärts erscheinenden Gäste und
schließt am Montag, den 2. Mai, mit einem feierlichen
Friedhofsakte zu Ehren der verstorbenen Mitglieder des
Vereins. Die eigentliche Stiftungsfeier wird im Vereins-
hause (Wilhelmstraße) am Sonntag, den 1. Mai, Vor-
mittags 11'/z Uhr stattfinden; daran schließt sich sodann
ein gemeinsames Mittagsmahl, Abends 8 Uhr ist Banket
und Tanz im großen Saale der Festhalle. Eine besondere
Weihe wird der Feier noch verliehen werden durch das
persönliche Erscheinen unseres geliebten Landesherrn, S.
K. H. des Großherzogs, bei dem Stiftungsfeierakte.
* Karlsruhe, 25. April. Die gestrigen großen
Rennen auf dem Exercierplatze wurden einige Zeit durch
eine Art von Sandsturm gestört, der in afrikanischer
Samum-Manier vorüberfegte und eine förmlich gelbe
Atmosphäre erzeugte. Der fesselnde Sport verlief nicht
ohne einige Unfälle, von welchen der bedeutenste einen
Officier des Manen-Regiments Nr. 7 betraf, dessen Chef
der Großherzog ist Der mit seiner Gemahlin anwesende
Großherzog ließ in einer Hofequipage den Verletzten nach
Hause und in die Fürsorge des Generalarztes v. Beck
verbringen. Dem Vernehmen nach ist ein Bruch des
Achselbeines festgestellt, dessen Heilung hoffentlich ohne miß-
liche Weiterungen erfolgen dürfte.
* Neckarau, 24. April. Zum dritten Male wurde
heute früh ein junger Mensch von der Ausführung eines
Selbstmordes abgehalten, indem man den verhängniß-
vollen Strick, an dem er sich aufknüpfen wollte, durch-
schnitt.
<5 Meckesheim, 25. April. Bei der diesjährigen
Aushebung der Rekruten in Neidenstein wurde nach einem
unbekannten, doch dort einheimischen Emil Baumann ge-
fahndet. Endlich stellte sich heraus, daß ein Fehler be-
gangen bei der Eintragung in's Geburtsbuch. Es war
der Bezeichnete eine „sie" und zwar die Tochter des Stern-
Wirths dort und so mußten sich auf amtlichen Befehl der
Vater sammt dessen Tochter am Dienstag vor Gericht
stellen und bezeugen, daß Elisa wirklich ein Mädchen und
kein Sohn, also militärfrei sei. — Herr Hauptlehrer Blum
von Meckesheim feiert am nächsten Montag sein 50jähriges
Dienstjubiläum.
* Waldshut, 23. April. Heute früh 2 Uhr brannten
im benachbarten Gurtweil 4 Wohn- und Oekonomiegebäude
nieder; eine Frau kam in den Flammen um und ein
junger Mann erhielt so schwere Brandwunden, daß an
seinem Aufkommen gezweifelt wird. Etwa 20 Stück Vieh
sind verbrannt.
* Heilbronn, 25. April. Vorgestern Nachmittag wurde
der Leichnam des seit Palmsonntag vermißten italienischen
Arbeiters im Neckar unterhalb des Kleinäuleins gefunden.
Uhr und Papiere waren noch vorhanden, während die
Baarschast fehlte. Ob hier ein Unglücksfall oder, wie
vielfach angenommen wird, ein Mord oder Selbstmord
vorliegt, dürfte die Untersuchung ergeben.
* Frankfurt, 20. April. Gegenwärtig verweilen, wie
die „Fr. Ztg." mittheilt, viele Mitglieder fürstlicher und
gräflicher Familien in Frankfurt. Es ist dies eine Zu-
sammenkunft, welche die betreffenden Familien alljährlich
hier um diese Zeit veranstalten. Heute Abend veranstalten
dieselben einen großen Ball im „Russischen Hofe", an
welchem auch zwei schwedische Prinzen theilnehmen. —
Der vor wenigen Tagen verstorbene Stadtgerichtssecretär
Dr. ,jnr. I. L. Eysen hat nach der „Kl. Presse" sein auf
300000 Mk. taxirtes Vermögen dem evangelisch-lutherischen
Almosenkasten vermacht; seine Schwester hat er testamen-
tarisch mit einer Rente genügend versorgt.
* Wiesbaden, 21. April. Heute Abend um 5 Uhr
wurde der am 18. ds. Mts. hier an Unterlcibsentzündung
verstorbene Reichsgraf Alfred Adelmann von Adelmanns-
felden unter Vorantritt der Regimentskapelle des Hess.
Füsilirregiments Nr. 80 auf dem neuen Friedhof der
Stadtgemeinde beerdigt. Voraufgegangcn war in dem
Trauerhause „Villa Riviera", von deren Zinne die deutsche
Fahne auf Halbmast gesenkt wehte, ein Trauergottesdienst,
gehalten von dem protestantischen ersten Pfarrer unserer
Gemeinde, Dr. Bickel; der katholische Clerus hatte näm-
lich es abgelehnt, den Entschlafenen zur ewigen Ruhe
einzusegnen und ihn auf dem letzten Wege zu begleiten.
* Dresden, 21. April. Wiederum ist eine mächtige
Hochburg der Fremdwörter gefallen: die alte, verwelschte
„Schieß-Instruktion für die Infanterie" ist durch eine
Schießvorschrist ersetzt worden, die fast kein entbehrliches
Fremdwort enthält. Die soeben bei Mittler und Sohn
in Berlin erschienene Schießvorschrift räumt gründlich mit
dem alten Fremdwörterwust auf. Das Haar manches
Soldaten aus der alten Schule wird sich sträuben, wenn
er in ihr die schönen Wörter Kulminationspunkt, Centrum,
Ordinaten, Verticalachsen, Distanzen, Traversen nicht mehr
findet, wenn er die Theorie des Schießens durch die
Schießlehre verdrängt sieht, wenn er statt Chaineposten
Abschießungsposten, statt Controlschuß Probeschuß, statt
cylindrisch walzenförmig, statt normal regelrecht, statt
Schießprämien Schießpreise, statt Concurrenz Wettbewer-
bung u. a. lesen wird. Aber der wahre Freund unserer
Muttersprache wird den Verfassern dieser Schießvorschrift
aus vollem Herzen danken; sie haben den Fremdwörtern
einen Streich versetzt, dessen ganze Schwere der erkennt,
der weiß, daß dieses Buch jedem Offizier und Unter-
offizier beinahe dem Wortlaute nach bekannt sein muß, daß
nur die von ihm gebrauchten Ausdrücke beim Unterricht
über das Schießen gehört werden dürfen, daß, mit einem
Wort, die gesamte Schießausbildung des Volkes in Waffen
auf diesem Buche begründet ist.
Vermischtes. b
— sEine Millionen-Erbsch aftj soll der Stadt °
Berlin zugefallen sein. Wie nämlich die „Voss. Ztg."
meldet, hat eine Frau P. Dietrich der Stadtgemeinde den ü
Betrag von 2400000 M. testamentarisch zugewandt.
— sWas eine Apotheke einbringen kann.)
Nach den Angaben einer Petition, welche vom Reichstage
eine Regelung der Apothekerfrage erbittet, sollen in letzter e
Zeit verkauft worden sein; 1) Die Simons-Apotheke in b
Berlin nach 8jährigem Besitze, mit ca. 300000 Mark "
Gewinn; 2) die Bellcveu-Apvtheke in Berlin nach ca.
3jährigem Besitze mit ca. 500000 Mk. Gewinn; 3) die d
Westend-Apotheke in Berlin nach ca. 1 jährigem Besitze mit A
150000 Mk. Gewinn; 4) die Engel-Apotheke in Chemnitz "
nach ca. Mhrigem Besitze mit ca. 70000 Mk Gewinn; z'
5) die Stadtapotheke in Bautzen nach ca. 12jährigem Be- A
sitze mit ca. 150000 Mk. Gewinn; 6) die Apotheke in g
Burgstädt, Kreis Leipzig, nach ca. lOjährigem Besitze mit
100000 Mk. Gewinn.
— Der Ausbau des Ulmer Münsters wird in „
wenigen Jahren vollendet sein. Am Thurm fehlen nur ä
noch 14 Meter bis die Gesammthöhe von 160 Meter er-
reicht und dieser Thurm damit der höchste der Welt sein
wird. Für die Restaurationsarbeiten wurden bis jetzt «
3^/2 Mill. Mark verausgabt. fi
— fFo lgen derUnmäßigkeit.s In einer Wirth- F
schäft der Neustraße in Hohenfelde aß am Samstag Abend ff
ein Arbeiter trotz wiederholter Warnungen des Wirthes
und seiner Kollegen ca. 20 fast hart gekochte Eier auf. st
Als er bald darauf nach Hause zurückgekchrt war, fiel er
plötzlich zu Boden und war eine Leiche. Ein zur Stelle
gerufener Arzt constatirte, daß der Mann in der That T
ein Opfer seiner Unmäßigkeit geworden war. st
— Paris, 18. April. Als die Singhalesen im Oc-
tober vorigen Jahres den hiesigen Jardin d'Acclimatation
verließen, um sich zur Einschiffung nach Hamburg zu be- ft
geben, erzählte man sich von einigen rührenden Scenen, «
welche da stattgefunden hätten, von „Dämchen", die sich
von einigen bronzefarbenen Jünglingen kaum trennen -r
konnten und ohnmächtig wurden, als man sie mit Gewalt D
aus dem Ringe wegführte. Zwei dieser Jünglinge dachten -
unterwegs sehnsüchtig an die nach Opoponax und Moschus
duftenden Pariserinnen, an ihre liebedürstenden Blicke und
ihren glänzenden Schmuck und verschwanden eines Tages, E
als ihr Schiff in einemWafen angelegt hatte. Eine nor-
wegische Brigg nahm sie auf und so langten die beiden b,
vor einigen Tagen in Paris an, wo sie sich kaum die hi
Zeit sgönnten, ihren Matrosenanzug etwas zu ordnen.
Dann eilten sie zu den Schönen, aber diese wollten die
braunen Knaben nicht wiedererkennen, verhöhnten sie oder
ließen sie von ihren Zofen an die Luft setzen. Ein so di
kurzes Gedächtniß war den Natursöhncn unbegreiflich und K
sie hofften, ihre früheren Bewunderinnen würden noch an- 0
deren Sinnes werden. Als sie aber erkannten, daß sie A
sich geirrt hatten, stellten sie sich kleinlaut dem Director
des Jardin d'Acclimatation vor, der ihnen väterlich den Kops A
wusch und sie dann nach der englischen Botschaft führte.
Durch Vermittlung derselben sollen die Enttäuschten baldigst ,
heimbefördert werden.
— Genua, 20. April. Gestern früh ist die Pulver-
fabrik von Pontremoli in die Luft geflogen. Bis jetzt sind
10 Todte und zahlreiche Verwundete ans dem Trümmer-
haufen ausgegraben worden; man vermuthet, daß die Zahl
der Todten 20 betragen werde. Es ist an dieser Stelle
schon die vierte Pulverfabrik, die in die Lust geflogen ist.
» ——— — - y
Lokales. b<
* Heidelberg, 26. April. (II. Jmmatriculation.) Die II. bi
Jmmatriculation findet nächsten Samstag, Nachmittags 3 Uhr tz
in der Aula des Universitätsgebäudes statt. ,
* Heidelberg, 26. April. (Wieder eingetroffen.) Wie wir! ff
au dieser Stelle schon mittheilten, nahmen mit dem gestrigen ei
Tage die Vorlesungen an unserer Hochschule allgemein ihren
Anfang und mit der an unserem Großherzoglichen Hause ge-i
wohnten Pünktlichkeit trafen auch noch sm gestrigen Tage und zwar _
mit dem um II Uhr 34 Minuten hier eintreffendm Bahnzuge
unsere beiden Prinzen wieder ein, um ihre im verflossenen A
Semester mit so großem Eifer aufgenommenen Studien fort- -4
zusetzen.
* Heidelberg, 26. April. (Auf der Durchreise.) Gestern «'
Nachmittag 3 Uhr 35 Min. traf Se. Exzellenz der Herr Erz- U
bischof Roos von Freiburg hier ein, um nach etwa V, stündigem w
Aufenthalt seine Reise nach Osterburken auf der Odenwaldbahn G
fortzusetzen. Der hohe Reisende spendet bekanntlich dort an- M
fangend das hl. Sakrament der Firmung. S
L. Heidelberg, 25. April. (Pfalzgaü-Verband der Militär- B
vereine.) Gestern Nachmittag waren in der Concerthalle di( Z-
Vorstände der zum Pfalzgau-Verband gehörigen Militärvereink B
versammelt, um über das im Laufe dieses Jahres abzuhaltend! S
Gauverbandfest zu berathen. Der I. Präsident, Herr Premier
lieutenant Hofpauer, eröffnete die Versammlung und verlad A
den Stärkerapport, nach welchem der Verband 21 Vereine mb
nahezu 2000 Mitgliedern zählt. Hieraus machte er die Mit- P
theilung, daß nach einem Schreiben aus dem geheimen Cabinet, A
das Erscheinen S. K. H. des Großherzogs bei dem Verbands-
fest in Aussicht gestellt wird. Die Festsetzung des Tages, a« Uj
welchem das Fest abgehaltrn werden soll, rief eine lebhafte De
batte hervor, an der sich namentlich die Herren Thurecht w
Grieser, Endlich u. A. betheiligten. Zuletzt einigte man fick ve
auf den 5. Juni und beschloß zugleich, die Wahl des Locals de»
Militürverein Heidelberg zu überlassen. Nach dem vorläufig fest
gesetzten Programm ist ein Festzug durch dis Straßen der Stadt
Parademarsch vor S. K. H. dem Großherzog auf dem Ludwigs
platz und dann Festbanket — wenn möglich im Bandhaus
in Aussicht genommen. Nachdem der Vorsitzende bezüglich bei
Parademarsches noch einige von den Vereinen zu beherzigend! /r
Winke gegeben, schloß er den officiellen Theil der Versammlung H
Ein großer Theil der Kameraden blieb noch zu gemüthlichet zu
Unterhaltung beisammen und lauschten den präcis vorgetragenet -
Liedern der Gesangsabtheilung des hiesigen Militüroereins.
* Heidelberg, 26. April. (Wieder angekommen.) Gestell! ,
trafen die Appenzeller Senner und Sennerinnen nebst ihre!»
vierfüßigen Gefolge, lauter prächtige Thiere, aus den Alpen hü!
als durch das Militärgesetz unvermeidlich und verhältniß-
mäßig nicht zu hoch. Die Regierung sei in jeder Be-
ziehung bereit, nachzuweisen, daß die Forderungen un-
erläßlich seien. Abg. Bennigsen tritt für Commisstons-
berathung ein, da es sich zum Theil um Angelegenheiten
handle, welche sich der öffentlichen Verhandlung entzögen.
Die Finanzlage des Reichs sei verhältnißmäßig nicht un-
günstig. Die Steuerkrast sei noch unerschöpft. Es sei
bedauerlich, daß die Steuervorlagen so lange verzögert
würden. Schatzsecretär Dr. Jacobi bezeichnet das Ge-
rücht über die Vertagung der Zuckersteuer als unbegründet.
Die Regierung sei fortdauernd mit Prüfung der Vorschläge
beschäftigt. Abg. v. Maltzahn-Gültz spricht für Com-
missionsberathung. Abg. Rickert bezeichnet die Auskunft
des Schatzsecretärs als unzureichend. Endlich einmal müsse
gegenüber den Forderungen der Militärverwalung eine
Compensation bezüglich der übrigen Bedürfnisse eintreten.
Die strengste Prüfung sei geboten. Der Kriegsminister
entgegnet, die Forderungen hätten sich nicht früher über-
sehen und fixiren lassen. Was gefordert werde, sei zur
Erhöhung der Schlagfertigkeit unerläßlich. Nach weiterer
wenig erheblicher Debatte (woran die Abgg. Delbrück,
Richter, Grad und Schumacher theilnahmen) wurde
der Nachtragsetat der Budgetcommission überwiesen. Die
Gesetze über die Quartier- und Naturalleistung für die
bewaffnete Macht im Frieden wurde nach kurzer Debatte
einer einundzwanziggliedrigen Commission überwiesen. Nächste
Sitzung Dienstag 1 Uhr. Tagesordnung: Antrag Kräcker
auf Einstellung des Strafverfahrens gegen Singer und
Servistarif, Clasfeneintheilung der Orte u. s. w.
Berlin, 25. April. Das Abgeordnetenhaus
nahm die ersten vier Artikel der Kirchenvorlage nach un-
erheblicher Erörterung an. Bei Artikel 5 (Zulassung der
Orden) spricht Abg. Virchow dagegen und verlangt eine
authentische Interpretation um nachträglich eine unver-
muthete Auslegung zu verhindern. Abg. Gneist erklärt,
die nationalliberalen sehen sich außer Stande, für die Vor-
lage mit dem Ordensartikel zu stimmen. Abg. Dziem-
bowski äußert politische Bedenken gegen den Ordens-
artikel. Fürst Bismarck erklärt, die Regierung ver-
schließe sich den geäußerten Bedenken keineswegs, müsse
aber im Gesammtinteresse des Vaterlandes Gewicht auf
das Zustandekommen des Gesetzes legen. Alle Bedenken
müssen deßhalb zurücktreten. Abg. Windthorst ist gegen
die von Virchow geforderte authentische Interpretation.
Trotz des erhobenen Widerspruchs nahm das Haus den
Artikel 5 der Vorlage (Zulassung der Orden) in nament-
licher Abstimmung mit 230 gegen 117 Stimmen an. Die
Polen und das Centrum stimmten geschlossen für den Ar-
tikel, die Nationalliberalen dagegen. Der Rest ver Vorlage
wurde unverändert genehmigt.
München, 24. April. Frecher v. Leonrod, Präsident
des Landgerichts München I. und Bruder des Erzbischofs
von Eichstätt ist, lt. „Frkf. Ztg.", soeben zum Justiz-
minister ernannt worden. — Die bayerischen Officiere,
die jetzt den neuen Helm, die Pickelhaube, in und außer
Dienst tragen dürfen, sind angewiesen worden, ihre Raupen-
helme aufzubewahren, da bei einer plötzlich eintretenden
Mobilmachung, bevor die ganze Armee mit dem neuen
Helme versehen sei, der alte Helm der Gleichheit halber
auch von den Officieren wieder ausgenommen werden müsse.
Mukgarierr.
Sofia, 25. April. Nach der „Agence Havas" schloß
die Regentschaft eine Anleihe von 25 Millionen Franken
mit einer englischen Kapitalistengruppe, vertreten durch
Standard-Correspondent Clarol, ab. Die Pforte beschloß
die Rückberufung Rizas.
Tante gratuliren. Ach, nun giebt's bald eine Hochzeit
und ich kann hoffentlich dann mit freiem, leichten Herzen
tanzen."
„Du sprichst in letzter Zeit immer so geheimnißvoll,
Kind, daß man bald zu der Vermuthung kommen kann,
Du habest etwas recht Wichtiges zu verbergen."
„Das habe ich auch, liebe Tante, o, etwas sehr
Wichtiges", sagte Julie, die alte Dame in ihre Arme
schließend; „aber bald ist's mit der Heimlichkeit vorbei
und dann ist Alles vorbei. Dann sollst Du Dich einmal
wundern, was Deine Julie allein gekonnt hat, mehr, als
eine ganze Welt zu Stande gebracht, und ich weiß auch,
Du wirst Dich darüber freuen, denn so wenig Du es mir
auch hast merken lassen, daß — Nun, wir wollen es gut
sein lassen, Tante, später einmal mehr davon."
Sie hatte unter diesem Geplauder ihren Anzug beendet
und nahm den großen Familienschirm.
„Siehst Du, Kind, das kommt von Deinem Leicht-
sinn", sagte die alte Dame, „nun mußt Du gar den
großen Schirm nehmen, weil Du Deinen neuen verloren
hast. Bringe mir nur nicht auch noch dies alte Erb-
stück weg."
„Ohne Sorge, beste Tante, ich will vorsichtig sein.
Du sollst Dich nicht beklagen, und zu Weihnachten schenkst
Du mir einen neuen; denn ich finde, dieser sieht doch ein
wenig zu groß aus."
Sie küßte die Tante leicht auf die Stirn und eilte
dann schnellen Schrittes fort.
Tante Donitz lächelte, als sie dem Mädchen nach-
blickte, wie sie mit dem großen Schirm dahineilte.
Dann trat sie vom Fenster zurück.
Sie hatte nicht mehr gesehen, wie ein Mann auf
Julie zutrat.
„An Fräulein Julie Streitmann", sagte der Mann,
Julie ein Billet überreichend.
„Die bin ich — doch bitte, von wem?"
„Born Grafen Horn." (Fortsetzung folgt.)
Aus Nah and Fern»
* Karlsruhe, 25. April. Das Programm zur 25-
jährigen Stiftungsfeier des hiesigen Arbeiterbildungs-
vereins liegt nunmehr im Druck vor. Das Fest nimmt
seinen Anfang am Samstag Nachmittag, den 30. April,
mit Empfang der von auswärts erscheinenden Gäste und
schließt am Montag, den 2. Mai, mit einem feierlichen
Friedhofsakte zu Ehren der verstorbenen Mitglieder des
Vereins. Die eigentliche Stiftungsfeier wird im Vereins-
hause (Wilhelmstraße) am Sonntag, den 1. Mai, Vor-
mittags 11'/z Uhr stattfinden; daran schließt sich sodann
ein gemeinsames Mittagsmahl, Abends 8 Uhr ist Banket
und Tanz im großen Saale der Festhalle. Eine besondere
Weihe wird der Feier noch verliehen werden durch das
persönliche Erscheinen unseres geliebten Landesherrn, S.
K. H. des Großherzogs, bei dem Stiftungsfeierakte.
* Karlsruhe, 25. April. Die gestrigen großen
Rennen auf dem Exercierplatze wurden einige Zeit durch
eine Art von Sandsturm gestört, der in afrikanischer
Samum-Manier vorüberfegte und eine förmlich gelbe
Atmosphäre erzeugte. Der fesselnde Sport verlief nicht
ohne einige Unfälle, von welchen der bedeutenste einen
Officier des Manen-Regiments Nr. 7 betraf, dessen Chef
der Großherzog ist Der mit seiner Gemahlin anwesende
Großherzog ließ in einer Hofequipage den Verletzten nach
Hause und in die Fürsorge des Generalarztes v. Beck
verbringen. Dem Vernehmen nach ist ein Bruch des
Achselbeines festgestellt, dessen Heilung hoffentlich ohne miß-
liche Weiterungen erfolgen dürfte.
* Neckarau, 24. April. Zum dritten Male wurde
heute früh ein junger Mensch von der Ausführung eines
Selbstmordes abgehalten, indem man den verhängniß-
vollen Strick, an dem er sich aufknüpfen wollte, durch-
schnitt.
<5 Meckesheim, 25. April. Bei der diesjährigen
Aushebung der Rekruten in Neidenstein wurde nach einem
unbekannten, doch dort einheimischen Emil Baumann ge-
fahndet. Endlich stellte sich heraus, daß ein Fehler be-
gangen bei der Eintragung in's Geburtsbuch. Es war
der Bezeichnete eine „sie" und zwar die Tochter des Stern-
Wirths dort und so mußten sich auf amtlichen Befehl der
Vater sammt dessen Tochter am Dienstag vor Gericht
stellen und bezeugen, daß Elisa wirklich ein Mädchen und
kein Sohn, also militärfrei sei. — Herr Hauptlehrer Blum
von Meckesheim feiert am nächsten Montag sein 50jähriges
Dienstjubiläum.
* Waldshut, 23. April. Heute früh 2 Uhr brannten
im benachbarten Gurtweil 4 Wohn- und Oekonomiegebäude
nieder; eine Frau kam in den Flammen um und ein
junger Mann erhielt so schwere Brandwunden, daß an
seinem Aufkommen gezweifelt wird. Etwa 20 Stück Vieh
sind verbrannt.
* Heilbronn, 25. April. Vorgestern Nachmittag wurde
der Leichnam des seit Palmsonntag vermißten italienischen
Arbeiters im Neckar unterhalb des Kleinäuleins gefunden.
Uhr und Papiere waren noch vorhanden, während die
Baarschast fehlte. Ob hier ein Unglücksfall oder, wie
vielfach angenommen wird, ein Mord oder Selbstmord
vorliegt, dürfte die Untersuchung ergeben.
* Frankfurt, 20. April. Gegenwärtig verweilen, wie
die „Fr. Ztg." mittheilt, viele Mitglieder fürstlicher und
gräflicher Familien in Frankfurt. Es ist dies eine Zu-
sammenkunft, welche die betreffenden Familien alljährlich
hier um diese Zeit veranstalten. Heute Abend veranstalten
dieselben einen großen Ball im „Russischen Hofe", an
welchem auch zwei schwedische Prinzen theilnehmen. —
Der vor wenigen Tagen verstorbene Stadtgerichtssecretär
Dr. ,jnr. I. L. Eysen hat nach der „Kl. Presse" sein auf
300000 Mk. taxirtes Vermögen dem evangelisch-lutherischen
Almosenkasten vermacht; seine Schwester hat er testamen-
tarisch mit einer Rente genügend versorgt.
* Wiesbaden, 21. April. Heute Abend um 5 Uhr
wurde der am 18. ds. Mts. hier an Unterlcibsentzündung
verstorbene Reichsgraf Alfred Adelmann von Adelmanns-
felden unter Vorantritt der Regimentskapelle des Hess.
Füsilirregiments Nr. 80 auf dem neuen Friedhof der
Stadtgemeinde beerdigt. Voraufgegangcn war in dem
Trauerhause „Villa Riviera", von deren Zinne die deutsche
Fahne auf Halbmast gesenkt wehte, ein Trauergottesdienst,
gehalten von dem protestantischen ersten Pfarrer unserer
Gemeinde, Dr. Bickel; der katholische Clerus hatte näm-
lich es abgelehnt, den Entschlafenen zur ewigen Ruhe
einzusegnen und ihn auf dem letzten Wege zu begleiten.
* Dresden, 21. April. Wiederum ist eine mächtige
Hochburg der Fremdwörter gefallen: die alte, verwelschte
„Schieß-Instruktion für die Infanterie" ist durch eine
Schießvorschrist ersetzt worden, die fast kein entbehrliches
Fremdwort enthält. Die soeben bei Mittler und Sohn
in Berlin erschienene Schießvorschrift räumt gründlich mit
dem alten Fremdwörterwust auf. Das Haar manches
Soldaten aus der alten Schule wird sich sträuben, wenn
er in ihr die schönen Wörter Kulminationspunkt, Centrum,
Ordinaten, Verticalachsen, Distanzen, Traversen nicht mehr
findet, wenn er die Theorie des Schießens durch die
Schießlehre verdrängt sieht, wenn er statt Chaineposten
Abschießungsposten, statt Controlschuß Probeschuß, statt
cylindrisch walzenförmig, statt normal regelrecht, statt
Schießprämien Schießpreise, statt Concurrenz Wettbewer-
bung u. a. lesen wird. Aber der wahre Freund unserer
Muttersprache wird den Verfassern dieser Schießvorschrift
aus vollem Herzen danken; sie haben den Fremdwörtern
einen Streich versetzt, dessen ganze Schwere der erkennt,
der weiß, daß dieses Buch jedem Offizier und Unter-
offizier beinahe dem Wortlaute nach bekannt sein muß, daß
nur die von ihm gebrauchten Ausdrücke beim Unterricht
über das Schießen gehört werden dürfen, daß, mit einem
Wort, die gesamte Schießausbildung des Volkes in Waffen
auf diesem Buche begründet ist.
Vermischtes. b
— sEine Millionen-Erbsch aftj soll der Stadt °
Berlin zugefallen sein. Wie nämlich die „Voss. Ztg."
meldet, hat eine Frau P. Dietrich der Stadtgemeinde den ü
Betrag von 2400000 M. testamentarisch zugewandt.
— sWas eine Apotheke einbringen kann.)
Nach den Angaben einer Petition, welche vom Reichstage
eine Regelung der Apothekerfrage erbittet, sollen in letzter e
Zeit verkauft worden sein; 1) Die Simons-Apotheke in b
Berlin nach 8jährigem Besitze, mit ca. 300000 Mark "
Gewinn; 2) die Bellcveu-Apvtheke in Berlin nach ca.
3jährigem Besitze mit ca. 500000 Mk. Gewinn; 3) die d
Westend-Apotheke in Berlin nach ca. 1 jährigem Besitze mit A
150000 Mk. Gewinn; 4) die Engel-Apotheke in Chemnitz "
nach ca. Mhrigem Besitze mit ca. 70000 Mk Gewinn; z'
5) die Stadtapotheke in Bautzen nach ca. 12jährigem Be- A
sitze mit ca. 150000 Mk. Gewinn; 6) die Apotheke in g
Burgstädt, Kreis Leipzig, nach ca. lOjährigem Besitze mit
100000 Mk. Gewinn.
— Der Ausbau des Ulmer Münsters wird in „
wenigen Jahren vollendet sein. Am Thurm fehlen nur ä
noch 14 Meter bis die Gesammthöhe von 160 Meter er-
reicht und dieser Thurm damit der höchste der Welt sein
wird. Für die Restaurationsarbeiten wurden bis jetzt «
3^/2 Mill. Mark verausgabt. fi
— fFo lgen derUnmäßigkeit.s In einer Wirth- F
schäft der Neustraße in Hohenfelde aß am Samstag Abend ff
ein Arbeiter trotz wiederholter Warnungen des Wirthes
und seiner Kollegen ca. 20 fast hart gekochte Eier auf. st
Als er bald darauf nach Hause zurückgekchrt war, fiel er
plötzlich zu Boden und war eine Leiche. Ein zur Stelle
gerufener Arzt constatirte, daß der Mann in der That T
ein Opfer seiner Unmäßigkeit geworden war. st
— Paris, 18. April. Als die Singhalesen im Oc-
tober vorigen Jahres den hiesigen Jardin d'Acclimatation
verließen, um sich zur Einschiffung nach Hamburg zu be- ft
geben, erzählte man sich von einigen rührenden Scenen, «
welche da stattgefunden hätten, von „Dämchen", die sich
von einigen bronzefarbenen Jünglingen kaum trennen -r
konnten und ohnmächtig wurden, als man sie mit Gewalt D
aus dem Ringe wegführte. Zwei dieser Jünglinge dachten -
unterwegs sehnsüchtig an die nach Opoponax und Moschus
duftenden Pariserinnen, an ihre liebedürstenden Blicke und
ihren glänzenden Schmuck und verschwanden eines Tages, E
als ihr Schiff in einemWafen angelegt hatte. Eine nor-
wegische Brigg nahm sie auf und so langten die beiden b,
vor einigen Tagen in Paris an, wo sie sich kaum die hi
Zeit sgönnten, ihren Matrosenanzug etwas zu ordnen.
Dann eilten sie zu den Schönen, aber diese wollten die
braunen Knaben nicht wiedererkennen, verhöhnten sie oder
ließen sie von ihren Zofen an die Luft setzen. Ein so di
kurzes Gedächtniß war den Natursöhncn unbegreiflich und K
sie hofften, ihre früheren Bewunderinnen würden noch an- 0
deren Sinnes werden. Als sie aber erkannten, daß sie A
sich geirrt hatten, stellten sie sich kleinlaut dem Director
des Jardin d'Acclimatation vor, der ihnen väterlich den Kops A
wusch und sie dann nach der englischen Botschaft führte.
Durch Vermittlung derselben sollen die Enttäuschten baldigst ,
heimbefördert werden.
— Genua, 20. April. Gestern früh ist die Pulver-
fabrik von Pontremoli in die Luft geflogen. Bis jetzt sind
10 Todte und zahlreiche Verwundete ans dem Trümmer-
haufen ausgegraben worden; man vermuthet, daß die Zahl
der Todten 20 betragen werde. Es ist an dieser Stelle
schon die vierte Pulverfabrik, die in die Lust geflogen ist.
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Lokales. b<
* Heidelberg, 26. April. (II. Jmmatriculation.) Die II. bi
Jmmatriculation findet nächsten Samstag, Nachmittags 3 Uhr tz
in der Aula des Universitätsgebäudes statt. ,
* Heidelberg, 26. April. (Wieder eingetroffen.) Wie wir! ff
au dieser Stelle schon mittheilten, nahmen mit dem gestrigen ei
Tage die Vorlesungen an unserer Hochschule allgemein ihren
Anfang und mit der an unserem Großherzoglichen Hause ge-i
wohnten Pünktlichkeit trafen auch noch sm gestrigen Tage und zwar _
mit dem um II Uhr 34 Minuten hier eintreffendm Bahnzuge
unsere beiden Prinzen wieder ein, um ihre im verflossenen A
Semester mit so großem Eifer aufgenommenen Studien fort- -4
zusetzen.
* Heidelberg, 26. April. (Auf der Durchreise.) Gestern «'
Nachmittag 3 Uhr 35 Min. traf Se. Exzellenz der Herr Erz- U
bischof Roos von Freiburg hier ein, um nach etwa V, stündigem w
Aufenthalt seine Reise nach Osterburken auf der Odenwaldbahn G
fortzusetzen. Der hohe Reisende spendet bekanntlich dort an- M
fangend das hl. Sakrament der Firmung. S
L. Heidelberg, 25. April. (Pfalzgaü-Verband der Militär- B
vereine.) Gestern Nachmittag waren in der Concerthalle di( Z-
Vorstände der zum Pfalzgau-Verband gehörigen Militärvereink B
versammelt, um über das im Laufe dieses Jahres abzuhaltend! S
Gauverbandfest zu berathen. Der I. Präsident, Herr Premier
lieutenant Hofpauer, eröffnete die Versammlung und verlad A
den Stärkerapport, nach welchem der Verband 21 Vereine mb
nahezu 2000 Mitgliedern zählt. Hieraus machte er die Mit- P
theilung, daß nach einem Schreiben aus dem geheimen Cabinet, A
das Erscheinen S. K. H. des Großherzogs bei dem Verbands-
fest in Aussicht gestellt wird. Die Festsetzung des Tages, a« Uj
welchem das Fest abgehaltrn werden soll, rief eine lebhafte De
batte hervor, an der sich namentlich die Herren Thurecht w
Grieser, Endlich u. A. betheiligten. Zuletzt einigte man fick ve
auf den 5. Juni und beschloß zugleich, die Wahl des Locals de»
Militürverein Heidelberg zu überlassen. Nach dem vorläufig fest
gesetzten Programm ist ein Festzug durch dis Straßen der Stadt
Parademarsch vor S. K. H. dem Großherzog auf dem Ludwigs
platz und dann Festbanket — wenn möglich im Bandhaus
in Aussicht genommen. Nachdem der Vorsitzende bezüglich bei
Parademarsches noch einige von den Vereinen zu beherzigend! /r
Winke gegeben, schloß er den officiellen Theil der Versammlung H
Ein großer Theil der Kameraden blieb noch zu gemüthlichet zu
Unterhaltung beisammen und lauschten den präcis vorgetragenet -
Liedern der Gesangsabtheilung des hiesigen Militüroereins.
* Heidelberg, 26. April. (Wieder angekommen.) Gestell! ,
trafen die Appenzeller Senner und Sennerinnen nebst ihre!»
vierfüßigen Gefolge, lauter prächtige Thiere, aus den Alpen hü!