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Warschawski" muß sich mit seinen Beschwerden an die
russische Politik Gortschakow's und seiner Freunde halten.
Die allein führten das Berliner Traktat herbei; die allein
lieferten zwei Jahre vor demselben Bosnien und Herzego-
wina in die Hände Oesterreichs aus. Das Berliner Ca-
binet würde aus eigenem Antrieb niemals auf den Ge-
danken gekommen sein, sich mit der Berufung eines Kon-
gresses wegen der Orientfrage zu befassen. Die Frage
betreffend Bosnien und der Herzegowina sei für die deusche
Politik jederzeit interesselos gewesen.
Berlin, 28. April. Mit der Annahme des Kirchen-
gesetzes durch die große Mehrheit von 243 gegen 100
Stimmen ist der Kulturkampf vorläufig beendigt. Ver-
wahrungen selbst von konservativer und freiconservativer
Seite gegen einzelne Bestimmungen des Gesetzes, nament-
lich bezüglich der Orden sind nicht ausgeblieben und er-
klären die größtentheils Seitens derselben Parteien statt-
gehabten 42 Stimmenenthaltungen. Der Vorgang hat ein
mehr als geschichtliches Interesse, sofern dem Centrum
dadurch handgreiflich bewiesen ist, daß es bei der etwaigen
Wiederaufnahme des Kampfes nicht nur mit den National-
liberalen zu rechnen haben würde.
Berlin, 29. April. Die „National-Zeitung" will
wissen, über Elsaß-Lothringen solle zur Abwehr
landesverrätherischcr Anzettelungen der Kriegszustand
verhängt werden.
England.
London, 28. April. Die Lage in Irland hat sich
noch nicht gebessert; zahlreiche Pächter bereiten bewaffneten
Widerstand gegen die Austreibungen vor. Das Haus der
Gemeinen in Kanada nahm eine Resolution zu Gunsten
der irischen Homeruler an. Alle englischen Zollstätten haben
Befehl erhalten, die aus dem äußersten Osten kommenden
Schiffe zu überwachen, da man die Einfuhr von Spreng-
stoffen befürchtet, welche aus San Franzisco abgesandt
wurden.
Loudon, 29. April. Wie das „Bureau Reuter" er-
fährt, ist noch immer Grund zur Annahme vorhanden, es
werde dem Emir von Afghanistan gelingen, seine
Autorität über die Insurgenten wieder herzustellen; sollte
jedoch der Emir gestürzt werden, so seien bereits Pläne
zur Verhinderung von Complicationen erwogen worden,
so daß der Sturz des Emirs England und Rußland
Gelegenheit geben dürfte, gemeinsame Vorkehrungen
zu treffen, um einen Krieg der afghanischen Stämme unter-
einander zu unterdrücken und Afghanistan unter einen von
England und Rußland geschützten, beiden Mächten ge-
nehmen Herrscher zu stellen.
Petersburg, 29. April. In der gestrigen Nacht
wurden die Personen, welche der Betheiligung an dem
Mordanschlage vom 13. März beschuldigt werden, unter
starker Gendarmeriebcdeckung aus der Festung nach dem
Untersuchungsgefängniß gebracht. Dort stellten sich die
Gendarmen in langen Reihen mit einem Schritt Zwischen-
raum auf und auf beiden Seiten nahmen Officiere Stel-
lung; dann wurden die Gefangenen einzeln aus ihren
Zellen gerufen und, als sie vortraten, von je zwei Gen-
darmen in die Mitte genommen; viele der Gefangenen
bewahrten eine erkünstelte Ruhe, einige, auch eine Frau,
zeigten ein höhnisches Lächeln. Auffallend ist die Jugend
der meisten Angeklagten. Der Gefängnißdirector ließ sich
vom Gendarmerieofficier eine schriftliche Quittung darüber
geben, daß er ihm alle Gefangenen überliefert habe. Dann
ging es vom Gefängniß durch einen langen unterirdischen
Gang, in dem alle fünf Schritte Militärposten aufgestellt
waren, nach dem Gerichtssaal. Dort nahmen die Ange-
klagten auf drei Bänken Platz. Die Gendarmen stellten
sich mit gezogenem Säbel zu ihren Seiten auf; vor den

besttzers. Er hatte als Nachbar Besuch im Schlosse ge-
macht und war dort sehr bald ein gern gesehener Gast
geworden.
Er war ein großer, schöner Mann, mit dunkelblondem
Haar und Bart. Wie manches Mädchen hatte ein Auge
auf den jungen Mann geworfen; auf ihn aber hatte ein-
zig die schöne Gräfin vom ersten Tage ihrer Bekanntschaft
an einen so tiefen Eindruck gemacht, daß sein Herz bald
in heißer Liebe für sie entbrannte. Anfangs freilich lag
ihm Nichts ferner, als der Gedanke an eine Verbindung
mit ihr. Als aber die Unterhaltung einmal auf Rang
und Titel kam und er aus der Gräfin eigenem Munde
hörte, daß es wohl ganz hübsch klinge, sich Baronin,
Komteß, Gräfin nennen zu lassen, wie lächerlich es aber
sei, daß es Menschen gäbe, die sich durch dieses hohle
Wort in ihrem Entschluß über ihr ganzes Leben beein-
flussen ließen, von da an wagte er es, dem Gedanken
Raum zu geben, um die Gräfin zu freien und sich die
Liebe Derjenigen zu erringen, der sein Herz entgegen-
klopfte, mit mächtigen Schlägen und deren Besitz für ihn
einen Himmel voller Seligkeit in sich faßte.
Außer Rang und Titel fehlte Konrad Herbig Nichts,
worin er sich Marianne nicht hätte gleichstellen können.
Als der einzige Sohn seines Vaters, der weit umher als
der reichste Mann in der ganzen Gegend bekannt war,
konnte er dessen Besitzthum gewissermaßen als sein eigen
ansehen.
Es war eines Abends, als die Gräfin wieder bei
einem Besuch bei ihrer Freundin mit ihm zusammentraf.
Die Stunde des Aufbruchs war gekommen und der Diener
meldete, daß der Wagen vorgefahren sei. Da äußerte
Marianne ihr Bedauern, an solch' einem herrlichen Abend
nicht zu Fuß über die Felder und durch die Wiesen heim-
gehen zu können. Eilfertig bot er sich ihr erfreut als
Begleiter an und der Helle Mond auf einsamer Flur gab
ihm Muth, das Wort zu sprechen, welches ihm in ihrer
Nähe schon so oft auf den Lippen gebebt, aber das er nie
gewagt hatte auszusprechen. (Fortsetzung folgt.)

Angeklagten saßen die Vertheidiger. Das Publikum wurde
nicht zugelasseu. Um 11 Uhr hieß es, die Richter kom-
men; alle, auch die Gefangenen, standen auf. Die Sitzung
begann nun mit der Verlesung der langen Anklageschrift.
Am meisten bloßgestellt erschienen unbedingt Generalow
und Androjewski, beide Studenten von kosakischer Ab-
stammung. Im Ganzen befinden sich neun Studenten
unter den Angeklagten, unter diesen zwei mit den pol-
nischen Namen Lukaschewitz und Pilsutzki; auch der Apo-
theker aus Wilna, der die Gifte für die Bomben geliefert,
ist Pole. Die Frauen sind zwei Hebammen und eine ganz
junge Volksschullehrerin; letztere ist durch einen Brief
bloßgestellt, welcher den Anschlag angekündigt. Die Bücher,
welche die Bomben enthielten, sind Bände der Gynäko-
logie von Herz; das Innere war aus denselben heraus-
geschnitten, das Aeußere dagegen unverändert gelassen.

Aus Nah rmd Fe«»
* Karlsruhe, 29. April. Schon wieder ist in den
Mauern hiesiger Stadt ein Menschenleben umgekommen,
ohne daß über die näheren Umstände sofortige Gewißheit
geworden wäre: der in der Bahnhofstraße wohnhafte Kauf-
mann Josef Disch aus Triberg, ein junger Mann von
20 Jahren und bei Herrn Hofwagner Kautt beschäftigt,
hatte die Gewohnheit, Nachts einen Revolver bei sich zu
tragen und beim Zubettgehen unter das Kopfkissen zu
legen — seit er im »etzten Winter einmal Nachts in der
Kronenstraße räuberisch überfallen worden war. Der da-
malige Thäter, ein gewisser Welz von hier, erhielt 1 Jahr
Zuchthaus. Gestern Abend nun kam der junge Mann in
heiterster Stimmung nach Hause und hatte bereits die
Stiesel vor die Zimmerthüre gestellt, als aus seinem Ge-
mach ein Schuß ertönte und der junge Mann die Worte
ausrief: „Ich habe mich geschossen!" Der nebenan woh-
nende Hausherr sprang sofort zu Hilfe. Beim Eintreten
in das Zimmer sank aber Disch zu Boden und war eine
Leiche. Eine Kugel aus dem Revolver war ihm in die
Brust gedrungen und hatte ihn getödtet. Es wird ver-
muthet, daß der unglückliche junge Mann, der in hohem
Grade kurzsichtig gewesen, vielleicht mit dem Revolver
spielte, bevor er ihn gewohnheitsmäßig unter das Kopf-
kissen schieben wollte und derselbe dabei losgegangen ist.
Eine Absicht, sich das Leben zu nehmen, ist bei der strengen
Solidität des Disch vollständig ausgeschlossen, so daß ledig-
lich die Annahme eines Unglücksfalls übrig bleibt.
* Karlsruhe, 29. April. Das Großh. Bezirksamt
theilt mit, daß nach neuerlich ihm zugekommenen Mit-
theilungen z. Z. wieder massenhaft Loose oder Anerbietungen
von Loosen auswärtiger Lotterien per Post hier einlaufen,
ohne daß die betreffenden Lotterien im Großherzogthum
Baden zugelassen wären. Die Eingangs bezeichnete Be-
hörde erachtet es für nöthig, diesen als Belästigung des
Publikums aufzufassenden, schwindelhaften Anerbietungen
mit allen gesetzlichen Mitteln zu steuern, so ersucht dieselbe,
derartige Sendungen unter Beischluß des betreffenden
Couverts oder Kreuzbandes an sie (das Großh. Bezirks-
amt) gelangen zu lassen, damit das Geeignete veranlaßt
werden könne.
* Dossenheim, 28. April. Bei der heutigen Ge-
meinderathswahl wurden gewählt die Herren Peter Lorenz,
Karl Ruland I., Georg Apfel, Georg Riesenacker.
U" Bargen, A. Sinsheim, 28. April. Heute Nach-
mittag wurde der hiesigen Gemeinde eine nicht geringe
Freude zu Theil; denn Se. Königl. Hoheit hat sich gnädigst
bewogen gefunden, dem hiesigen Amtsvorstande, Herrn
Bürgermeister Schemenau, die silberne Verdienst-Medaille
zu verleihen. Dieselbe überbrachte Herr Oberamtmann
Bekker aus Sinsheim im Namen Sr. Königl. Hoheit, wo-
bei genannter Herr die Verdienste schilderte, die sich Herr
Bürgermeister Schemenau während seiner nun nahezu 27-
jährigen Dienstzeit erworben hat. Insbesondere aber schil-
derte der Herr Oberamtmann die Pflichten, die ein Bürger-
meister zu erfüllen hat, um seinem schwierigen Amte ge-
treu nachzukommen, ferner aber auch, welchen Nutzen eine
Gemeinde hat, einen thatkräftigen, friedliebenden Ortsvor-
stand zu besitzen. Zum Schluffe wünschte Herr Ober-
amtmann dem Jubilar noch eine Reihe gesunder und
glücklicher Jahre, das weitere Vertrauen der hiesigen Ein-
wohner, damit er zum Heile Aller sein Wichtes Amt noch
lange begleite. Zur Beglückwünschung und gemüthlichen
Unterhaltung begaben sich die Herren Gemeinderäthe,
Lehrer, Rathschreiber u. A. in's Gasthaus zur Pfalz. Bei
verschiedenen Reden und Toasten verstrichen die wenigen
Abendstunden nur zu schnell. Man trennte sich mit dem
Wunsche, der liebe Gott möge unfern Jubilar noch ein-
mal fünfundzwanzig Jahre in unserer Mitte erhalten.
* Bom Odenwald, 28. April. Allgemach bringen
die Landwirthe und Localspcculanten ihre Hafervorräthe
los. Es geschieht dies zu ganz gedrückten Preisen, 10ff^
Mark frei Station wird wohl das Höchste sein, was er-
zielt wird. Seit mehreren Jahren haben nun die Specu-
lationen auf Krieg und dem folgenden Steigen der Fourage-
preise fehlgeschlagen und den Unternehmern große Verluste
verursacht. Trotzdem gibt es immer wieder Leute, die
sich im Herbste einige tausend Centner Früchte kaufen,
und auf Gewinn hoffen. Besser fuhren diejenigen, welche
auf Spelz lagerten. Derselbe kostet 13.50 bis 14 Mark.
Ebenso ist Weizen gesucht und wird mit 18—19 Mark
bezahlt. Die Wintersaat steht häufig dünn und hat sich
nicht recht bestockt, da die befruchtenden warmen Regen
fehlen, was auch die Sommersaat nicht recht aufkommen läßt.
fD Aus dem Scheffleuzthal, 29. April. Heute früh
brachte ein Tünchergeselle nicht nur die Bewohner der Wirth-
schaft „z.Engel" in Kletneicholzheim, sondern auch deren Nach-
barschaft in große Aufregung. Der Mensch hatte nämlich ein
großes offenes Messer in der Hand, fuchtelte im Wirthszimmer
wie ein Rasender umher mit demselben, bis er durch zwei

Gendarmen geschlossen abgeführt und ins Amtsgefänguiß nach
Mosbach verbracht wurde. Wie mir mitgetheilt wird,
soll der Mensch in Mittelschefflenz dadurch einen gleichen
Unfug getrieben habe, daß er einer Anzahl Hühner die
Köpfe abschnitt.
x Boxberg, 29. April. Heute Nacht zwischen 10
und 11 Uhr brach im Hause des Handelsmann Qnenzer
in Wölchingen Feuer aus, wodurch zwei Wohnhäuser und
zwei Scheuern ein Raub der Flammen wurden; durch
rasches Eintreffen der Boxberger Feuerwehr wurde weiteres
Umsichgreifen noch rechtzeitig verhindert.
Krautheim, 29. April. Vorgestern Abend 5 Uhr
traf der hochw. Herr Erzbischof Dr. Roos in Begleitung
seines Hofkaplans und des Domkapitulars Rudolph von
Oberwittstadt herkommend hier ein. Derselbe ertheilte
im Laufe des gestrigen Vormittags in der hiesigen Pfarr-
kirche die Firmung. Nachmittags 3 Uhr erfolgte die Weiter-
reise desselben, begleitet von einer stattlichen Anzahl Fuhr-
werken, nach Königshofen.
* Vou der badischen Grenze, 26. April. Im
Herbste v. I. starb im Dorfe W. eine alte Bäuerin,
deren ganzes Vermögen an entfernte Verwandte fiel, da
Kinder nicht vorhanden waren. Zu großem Verwundern
der Leute wurde nur wenig baares Geld und auch bloß
einige tansend Mark Ausstände gefunden, während man
ein bedeutendes Vermögen erwartet hatte. Die vorhandenen
Früchte wurden versteigert und von einem Bäcker erstanden.
Außerdem fanden sich nicht weniger als 37 Häfen mit
Schmalz gefüllt und acht Töpfe mit Honig vor, welche
gleichfalls verkauft wurden. Einer der Käufer des letzteren,
welcher denselben nochmals aussieden wollte, war aber
sehr verwundert, als im Grunde bes Topfes sich Silber-
münzen vorfanden und er schließlich 12 alte Kronenthaler
herausfischte. Die Sache sprach sich herum, die Käufer
der anderen Töpfe suchten ebenfalls nach und in allen
wurden bald mehr oder weniger alte Münzen gefunden.
Auch der Bäcker fand, als er die ersteigerte Frucht in
der Mühle aufschüttete, in einem Sack einen Strumpf
solchen Geldes. Im Ganzen beträgt der Fund bereits
an 3500 Mark. Man sucht jetzt alles alte Gerümpel im
Hause durch, da man nicht ohne Grund glaubt, daß der
größte Theil der Kapitalien und Staatspapiere, welche
vermißt werden, in irgend einem Verstecke liege. Die
Steuerbehörde ist ebenfalls gespannt, da von der Besitzerin
bislang keine Rentensteuer bezahlt wurde.
* Speyer, 28. April. Soeben kurz nach 12 Uhr
Mittags machte der Commis der Neidhard'schen Buch-
handlung dahier einen Selbstmordversuch, indem er sich
mit einem Revolver in den Mund schoß. Was den jungen
Mann zu dieser unseligen Thal getrieben, ist unbekannt;
derselbe wurde sofort aus der Behausung seines Prinzipals
in das zunächst gelegene Spital verbracht. An seinem
Aufkommen wird gezweifelt.
* Riedlingen, 26. April. Am Samstag Nachmittag
hatten sich laut „St.-Anz." in Neutlingenuedorf die Hand-
werksleute von einem Scheuernbau zum Vespertrunk in
ihr Quartier begeben, nachdem sie den massiv konstruirten
Giebel bis zur Firstspitze fettig gestellt hatten; kaum dort
angekommen, erschreckte sie ein donnerähnliches Getöse; es
war ihr „stolzer Bau", der bis auf den Grund in sich
zusammengestürzt war, so daß kein Stein auf dem anderen
blieb. Beschädigt wurde glücklicherweise Niemand.
* Heilbronn, 29. April. Bei den Ausgrabungen zu
einem Neubau an der Clarastraße kam eine Erdschichte zum
Einsturz und verletzte einen Arbeiter schwer. — Ein im
besten Alter stehender, gebildeter und sehr tüchtiger junger
Mann hat in vergangener Nacht durch Oeffnen der Puls-
ader seinem Leben ein Ende gemacht. Der Unglückliche
war mit Verfolgungswahn behaftet.
* Würzburg, 29. April. Urtheilsspruch in Sachen
des Würzburger Eisenbahnunglück vom 1. Juli 1886.
Die Angeklagten Sauer, Meixner, Ermel, Krapf, Ram-
bacher wurden sreigesprochen. Oberlechner zu 6 Monaten,
Dörr zu 1 Jahr 3 Monaten und Waidncr zu 9 Monaten
Gefängniß verurtheilt.
* Stuttgart, 29. April. Die Electrotechnische Fabrik
in Cannstatt brannte heute Nacht vollständig ab. Der
Betrieb sieddlt einstweilen nach Eßlingen über.
* Bielefeld, 29. April. Im März d. I. traf der
städtische Waldwärter W. zu Wiedenbrück auf seinem nächt-
lichen Patrouillengange einen Holzfrevler an, der eben da-
mit beschäftigt war, mit einer Harke Tannennadeln aufzu-
häufen. Als er denselben arretiren wollte, widersetzte sich
der Mann, und im Kampfe erschoß der Waldwärter seinen
Gegner. Gestern nun stand der Mann, der seine That
aufs Tiefste beklagt, vor den Geschworenen, die ihn nach
der Lage der Sache und in Anbetracht des Umstandes,
daß der Erschossene ein sehr schlecht beleumundeter Mann
war, freisprachen.
* Braunschweig, 28. April. Die Stadtverordneten
beschlossen heute im Einverständnis) mit dem Magistrat,
sich mit Etablissements zur Anlage von elektrischen Stationen
wegen Einführung der elektrischen Beleuchtung in unserer
Stadt in Verbindung zu setzen.
Lokales.
* Heidclbcrg, M. April. (Bergbahn.) Wie wir
in letzter Stunde erfahren, hat der Stadtrath in seiner
gestrigen Sitzung in Sachen der Bcrgbahnsragc nicht nur
das Maische Projekt: Kliugenteich - Schloß - Molkenkur,
sondern auch das Sanatoriumsprojcct zur Genehmigung
empfohlen.
* Heidelberg, 30. April. (Academisches.) Gestern fand, und
zwar für die theologische, philosophische und juristische Facultät
nn Auditorium 1, 2 und 3 der Universität und für die medizi-
nische Facultät, sowie Mathematik im Friedrichsbau die Facul-
tätswahl statt. Auf Heute ist eine allgemeine Studentenver-
sammlung im Auditorium 7 angekündigt, die sich mit folgender
Tagesordnung ,u befassen hat: 1. Bericht über die Thätigkeit
i des Ausschusses im Winter-Semester 1886/8?' und der Fenen-
I commission. 2. Dechargeertheilung.
 
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