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.N 187.
Berantwortl. Redakteur PH. Klausner
in Heidelberg.
Samstag, 13. August
Sruck und Mrlag von Wurm L Pfeffer
in Heidelberg.
1887.
Deutsches Reich.
Berlin, 10. Aug. Den „Politis ch en Nachrich t en"
zufolge sind die Ansführungsbestimmungen zum Brannt-
weinsteuergesetz den Provinzialbehörden mitgetheilt
worden, damit diese sich bis zum 28. August darüber gut-
achtlich äußern; außerdem seien behufs Einziehung von
Gutachten aus dem Handelsstande Einberufungen aus diesen
Kreisen für die nächsten Tage zu erwarten. Aus den
Kreisen der landwirthschaftlichen Interessenten seien bereits
Sachverständige gehört. Die Ausführungsbestimmungen
dürften den Wünschen dieser Kreise entsprechend verschiedene,
wenn auch nur wenige Modifikationen erfahren; zweifellos
beabsichtige die Regierung, allen berechtigten Wünschen
innerhalb der Grenzen des Möglichen gerecht zu werden.
München, 9. Aug. Der 2. internationale Con.greß
der Volapükisten wurde heute mit dem Ausfluge nach
Starnberg geschlossen. Am Samstag kamen die ersten
Theilnehmer hier an; Abends fand die Begrüßungsfeier
unter sehr zahlreicher Betheiligung statt. Am Sonntag
wurde sodann im großen Saale des Löwcnbräukellers die
erste öffentliche Versammlung gehalten. Bei der Wahl
der Vorstandschaft wurde Pfarrer Schleyer zum Ehren-
präsidenten, Univ.-Prof. Dr. Kirchhoff-Halle zum 1. und
Oberst a. D. Gras v. Tauffkirchen zum 2. Präsidenten
gewählt. Nach einer Ansprache des Pfarrers Schleyer be-
gannen die Vorträge. Zunächst sprach Einstein-Nürnberg
über „frühere Versuche einer Weltsprache", sodann Prof.
Kirchhoff Halle über die „Ziele für die Fortentwicklung
der Weltsprache." Der Lehrer Gutenson München erstattete
Bericht über die „Statistik der Weltsprache", Hcrol-München
über die „Identität der Lautverschiebung in Volapük und
anderen Sprachen", Kolling-Ludwigshafen über „Art der
Verbreitung der Weltsprache." Mehrere Redner wiesen
darauf hin, daß die Weltsprache in den 8 Jahren ihres
Bestehens große Ausdehnung gewonnen habe und zur Zeit
schon in allen Ländern verbreitet sei. Nach einem ge-
nieinsamen Miitagsmahle wurden Nachmittags in einer
geschlossenen Sitzung innere Fragen berathen. In einer
weiteren Sitzung wurde über die Frage der Gründung
eines Centralweltspracheblattcs berathen und hierbei be-
schlossen, ein solches Organ unter Oberleitung des Er-
finders Schleyer und Leitung eigener Redacteure in
Konstanz hcrauszugeben. Das bisher unter Leitung
Schleyers erschienene Blatt soll zu diesem Zwecke ver-
größert und als Centralblatt herausgegeben werden. Auch
wurde die Gründung eines Weltvereins beschlossen, ebenso
ist die Errichtung einer Volapükakademie in Aussicht ge-
nommen, welche über das System zu wachen und in
Streitfragen zu entscheiden bat. Die Regierungen sollen
ferner ersucht werden, die Weltsprache unter die zum ge-
wöhnlichen Telegraphen-Tarife zuzulassendcn Sprachen auf-
zunehmen. Dem Congresse wohnten Theilnehmer aus allen
Theilen Deutschlands, dann aus Oestereich, der Schweiz,
Holland, Frankreich, England und Nordamerika an.
Moskau und Petersburg waren durch Aufträge vertreten.
Straßbnrg, 6. Aug. Drstch kaiserl. Verordnung war
bestimmt worden, daß in diesem Jahre zwei Belage-
rungsübungen stattfinden sollen, und zwar die eine
bei Mainz, die andere bei Straßburg. Während die bei
Mainz am vergangenen Montag begonnen haben, sollen
die Uebungcn im Festungsbereich Straßburg in kommender
Woche beginnen. Das „Els. Journ." schreibt darüber:
Am Freitag, den 12. ds., werden diese Hebungen im
Festungsgürtel von Straßburg beginnen, und zwar soll
das Fort Bose (auf dem badischen Ufer des Rheins) das
Angriffsobject bilden. Diese Uebungcn werden ungefähr
12—14 Tage dauern. Während bei Mainz die Pioniere
und die Luftballvnabtheilung, wie es scheint, in erster
Linie zur Anwendung gelangen, soll beim Fort Bose
hauptsächlich die Artillerie und die elcctrische Beleuchtung
durch einen hiefür ganz besonders erfundenen Beleuchtungs-
wagen, wie man hört, in Thätigkeit treten.
Oesterreich-Nsgsr».
Wien, 11. Aug. Auf dem Bahnhof zu Temes-
var erschienen während der Durchreise des Gefolges des
Prinzen von Coburg der Generalstabschef des 7. Armee-
corps, sowie der Platzhaüptmann und forderten den Major
Laba, den Secretär des Prinzen, auf, das Coups zu
verlassen, und erklärten ihm, er habe die Wahl, seinen
militärischen Charakter zu quiltiren oder nach Wien zurück-
zukehren. Major Laba unterzeichnete sofort das Aus-
trittsgesuch. Der Chef verbeugte sich und sagte: „Ich
danke Ihnen, daß Sie uns nicht in Verlegenheit gebracht."
Dann konnte der Zug die Reise fortsetzen. Der Prinz
vermied cs, wie auf dem Pester, so auch auf dem Temes-
varer Bahnhofe sich der angefammelten Menge zu zeigen,
lieber den Reiseplan des Prinzen wurden absichtlich falsche
Nachrichten verbreitet, weil sich in dem rumänischen Donau-
hafen zahlreiche bulgarische Flüchtlinge eingefuuden hatten.
Die rumänische Regierung traf sehr weitgehende Maß-
regeln, um etwaige Anschläge seitens der Flüchtlinge zu
verhüten. Laut Meldung der „Neuen Freien Presse" hatte
sich ein Mitglied des bulgarischen diplomatischen Corps in
Turn Severin dahin geäußert, der Coburger sei vom
Fürsten Alexander den Bulgaren empfohlen. Es ist sehr
wohl möglich, daß die Parteigänger Stambulows und des
Coburgers diese Aeußernng gethan haben; dagegen muß
die innere Wahrscheinlichkeit des Inhalts dieser Aeußernng
als sehr gering erscheinen.
Wien, 11. Aug. Die Proclamation des Prinzen
von Coburg an die Bulgaren führt nach der „Fr.
Ztg." aus, daß er mit der Annahme der Wahl gezaudert
habe, weil er Alles daran setzen wollte, um die Zustim-
mung der Mächte zu bekommen. Sein Bestreben sei jedoch
nicht erfolgreich gewesen, so daß er ohne Zustimmung der
Mächte komme. Nun wolle er mit Bulgarien Alles
theilen, was die Zukunft in ihrem Schooße berge. Er
wolle die Bulgaren den Segnungen der Civilisation ent-
gegenführen. Heilig sei ihm der Wille des Volkes, welcher
dasselbe stets zum Siege geführt habe. Dieser Wille solle
nun auch der seinige sein und er hoffe, das Volk werde
ihn unterstützen. — An den Sultan richtete der Prinz
eine Depesche voller Ergebenheit. In derselben heißt es:
Ich theile der hohen Pforte mit, daß ich die Wahl der
bulgarischen Sobranje annehme und heute den Boden Bul-
gariens betreten werde. Ich hoffe, daß dieser Schritt den
Wünschen und Jntensionen Ew. Majestät begegnen werden.
Ew. Majestät mögen überzeugt davon sein, daß ich das
bulgarische Volk mit großer Gerechtigkeitsliebe regieren und
alle Confesstonen als gleichberechtigt gelten lassen werde.
Dänemark.
Kopenhagen, 10. Aug. In emem bezeichneter Weise
„Moskovitisme" überschriebenen Artikel zieht das Linken-
blatt „Politiken" gegen den dänischen Chauvinismus
los. Das unabhängige Blatt schreibt: „Die Pläne der
dänischen Regierung kennt das Volk nicht. Das Verhält-
niß zwischen dieser Regierung und den Repräsentanten des
dänischen Volkes ist ein solches, daß zwischen den beiden
über Politik nicht gesprochen wird. Wir sind ebenso un-
wissend hinsichtlich der Pläne des Ministeriums als das
deutsche Volk; kein Volk der Welt kann den Handlungen
der dänischen Regierung mit tieferem Mißtrauen folgen
als das dänische Volk. Aber, wofür wir einstehen können,
das sind die Gefühle des Volkes. Die große Mehrheit
in Dänemark wünscht nichts anderes als gute Nachbar-
schaft mit Deutschland. Die Rüstungen, welche die Auf-
merksamkeit des deutschen Volkes erregt haben, sind von
den Vertretern des Volkes verworfen, verabscheut und ver-
haßt im Lande; was auch die Gedanken der Regierung
sein mögen, sie werden vom Volke nicht getheilt; wenn
sie feindlich gegen Deutschland sind, so werden sie Wider-
stand finden und dieser Widerstand wird stark genug sein,
um sie in Schach zu halten." — Ein Theil des Gefolges
des russischen Kaiserpaares ist bereits in Kopenhagen ein-
getroffen. Der Czar und die Czarin werden in acht
Tagen nachfolgen und gedenken längere Zeit am dänischen
Hofe zu bleiben.
Bulgari««.
Orsowa, 11. Aug. Prinz Ferdinand von Co-
Die InseLksmgm.
16) Aus dem Englischen von Ed. Wagner.
(Fortsetzung.)
Die Frauen öffneten die Thür der Gruft und ent-
fernten sich in Begleitung von Lady Dora. Nur eine
Frau blieb zurück; es war Mary, welche Blanche's Wär-
terin in ihrer Kindheit gewesen und ihrer Herrin treu und
Wit inniger Liebe und Verehrung ergeben war.
Als die Frauen fort waren, verschloß Blanche die
schwere, massive Thür, drückte auf einen großen Nagel-
kvpf, worauf sich eine viereckige Oeffnmig in der Thür
wffthat, groß genug, den Arm hindurchstccken zu können.
Dies that Lady Blanche und schob den draußen befind-
lichen, eisernen Riegel vor; dann verschloß sie die Oeff-
"ung wieder und sagte:
„Niemand wird denken, daß wir hier sind, um so
wehr der Riegel von der Außenseite vorgeschoben ist. Doch
^sr Lärm kommt näher; des Grafen Leute sind in den
Kellern. Wir haben keine Zeit zu verlieren."
Wohin gehen wir?" fragte Max.
„Du sollst es gleich erfahren, folge mir", antwortete
das Mädchen mnthig.
Max nahm die Laterne, die von den Frauen zurück-
gelassen worden war, und folgte mit Mary der Lady
Blanche. Diese schritt hastig dahin und blieb endlich vor
"nein Sarge stehen, welcher, wie alle anderen, auf der
Marniorplatte des Deckels mit einer liegenden Bronze-
uatue versehen war, die einen Ritter in voller Rüstung
»arstcllke.
„Unter diesem Sarge beginnt ein geheimer Gang",
wlfie Blanche. „Mein Vater theilte mir auf seinem
Sterbebette das Gehcimniß mit, gerade wie es ihm von
'""ein Vater mitgetheilt worden war. Außer mir weiß
Niemand von dem Vorhandensein dieses geheimen Ganges."
Als sie sich niederbeugte, um die Stellen zu suchen, welche
zum Oeffnen des Eingangs dienten, drang das Poltern
und Lärmen der Feinde in dem nächsten Gange an ihr Ohr.
„Sie kommen!" rief das Mädchen leise. „Es ist die
höchste Zeit, daß wir uns entfernen, denn hier sind wir
keinen Augenblick sicher."
Ja, Blanche hatte Recht, hier gab es kein Säumen,
sollten sie nicht dem Feind in die Hände fallen.
„Nein, nein, eher den Tod", flüsterte Blanche,
während ihre Finger hastig über die Statue hinglitteu.
Jetzt hatte sie einen Kopf entdeckt, auf den sie kräftig
drückte, worauf sich der Sargdeckel mit der Figur lang-
sam in die Höhe hob. Max hielt die Lampe empor und Alle
schauten in die Tiefe, die sich vor ihnen aufthat. Unwillkürlich
bebte Blanche zurück und ein Frösteln durchzitterte ihre
Gestalt — eine Ocffnung, dunkel wie das Grab, lag vor
ihnen. Da, in diesem Augenblicke, tönte der wilde Lärm
der Soldaten an der Thür des Gewölbes.
„Fort", stieß Blanche leise hervor, „soll unsere Spur
nicht noch im letzten Augenblick entdeckt werden, soll nicht
Alles verloren sein — folgt mir und — wir sind gerettet!"
Blanche hieß Max und ihre Dienerin durch die Ocff-
nung, unterhalb der eine Treppe in die Tiefe führte,
hinabsteigen, dann folgte sie selbst, indem sie den Deckel
vermittelst einer niederhängenden, eisernen Stange fallen ließ.
Blanche stand noch auf der Treppe und lauschte auf-
merksam, als sie lautes Stoßen gegen die Thür vernahm.
„Sie sind an der Thür der Gruft", flüsterte sie.
„Die Thatsache, daß die Thür von draußen verriegelt ist,
täuscht sie. Doch nein, sie schieben den Riegel zurück.
Sie werden denken, daß wir in dieser Gruft Zuflucht ge-
nommen haben."
Sie stieg nun ebenfalls die Stufen hinab und die
Flüchtlinge befanden sich in einem kleinen, viereckigen Raum.
„Meinst Du, Blanche, daß wir hier warten sollen,
bis die Feinde sich entfernt haben?" fragte Max.
„Nein, wir dürfen hier nicht verweilen", antwortete
das Mädchen. „Unsere Feinde möchten in ihrer Wuth
die Särge dcmolircn und so dieses Versteck entdecken."
„Auch dürften wir lange warten müssen, bis der
Graf mit seinen Leuten vom Schlosse abzieht", bemerkte
Max. „Aber, was soll nun geschehen?"
Lady Blanche öffnete eine Thür.
„Hier ist ein Gang, welcher in's Freie führt", sagte
sie. „Laßt uns eilen!"
Sie traten in den Gang und Blanche verschloß die
Thür hinter ihnen.
Max ging mit der Laterne voran, während ihm
Blanche und Mary folgten. Nach geraumer Zeit, während-
dessen sie rüstig weiterschritten, gelangten sie zu einer
ziemlich großen, luftigen Höhle, welche die Natur in einem
Felsen gebildet hatte; hier machten die Flüchtlinge Halt.
Die Höhle war unregelmäßig gebildet, und einige
Bänke befanden sich in derselben. Das Mädchen erzählte,
daß in früheren, schweren Zeiten hier stets Lebensmittel
vorrüthig gehalten worden seien für Fälle der Noth; jetzt
aber waren solche nicht vorhanden, da sie nicht an die
Möglichkeit gedacht hatte, daß dieser Gang und diese Höhle
jemals wieder in Benutzung kommen werde.
„Willst Du hier bleiben, Blanche, während ich gehe,
um Mittel und Wege zu unserm Fortkommen aufzusuchen?"
fragte Max.
„Und wenn wir solche Mittel finden, wohin sollen
wir uns wenden?" sagte das Mädchen.
Diese Frage war nicht so leicht zu entscheiden. Max
führte seine Geliebte nach einer der Bänke und sie setzten
sich nebeneinander, um zu berathen, was sie thun, wohin
sie gehen sollten.
Kein Laut, kein Geräusch einer Verfolgung ließ sich
vernehmen. Sie waren ihren Verfolgern entgangen, aber
eine andere Sorge beschäftigte sie jetzt und das war die
Frage, was sie ferner beginnen sollten.
„Der Graf wird Soldaten ins Schloß beordern, um