beleidigungzu drei Wochen verurtheilt; beantragt waren
sechs Monate.
Darmstadt, 18. Jan. Der Großherzog von
Hessen begibt sich im Laufe der nächsten Woche mit der
Prinzessin Irene nach San Remo zum Besuche des
Kronprinzen.
Gskrrreich-MiWrs.
Wien, 18. Jan. Das „Fremdenblatt" sagt, die in
dem Erlaß des russischen Kaisers an den Gouver-
neur von Moskau ausgedrückte Friedenshoffnung
entspreche vollkommen dem überall bestehenden lebhaften
Wunsche nach Erhaltung des Friedens. Freilich dürfte
nicht verkannt werden, daß trotz der in dieser Hinsicht aus-
gewendeten Bemühungen die auf allen Gebieten lastende
Beunruhigung und die Zweifel über die Gestaltung der
Zukunft nicht weichen wollen. Demselben Blatt zufolge
hätte die bulgarische Frage die Cabinete auch in den
letzten Tagen nicht beschäftigt; es sei von keiner Seite ein
Vorschlag unterbreitet oder sonst ein Anstoß zu einem Ge-
dankenaustausch gegeben worden.
Pest, 17. Jan. Im Abgeordnetenhause er-
regte die versöhnliche Rede des Hermannstädter Abgeord-
neten Oskar Meltzl allgemeine Aufmerksamkeit. Er be-
zeichnete den Ausgleich mit den Siebenbürger Sachsen als
ein eminent ungarisches Staatsinteresse, welches bei einiger
Versöhnlichkeit leicht Befriedigung finde. Man erwartet
ebenso eine entgegenkommende Erwiderung Tisza's.
Pest, 18. Jan. In unterrichteten Kreisen verlautet,
Tiszas Antwort auf die Anfrage über die Lage, die nächsten
Samstag erfolgt, werde friedlich, aber ausweichend, in der
bulgarischen Frage versöhnlich lauten. — Fejervary er-
klärte, die Verschärfung des Wehrgesetzes betreffs der Ein-
jährigen sei nur förmlich, da eine scharfe Handhabung des
alten Wehrgesetzes zu demselben Ziele führen würde.
IraMreich-
Paris, 18. Jan. Die „Republique Franoaise" läßt
sich angeblich aus Rom vom 17. d. M. schreiben: „Auf
dem Ministerium des Aeußern herrscht große Erregung.
Wie man aus sicherer Quelle erfährt, hat Minister Flo ir-
re n s sich bei dem italienischen Ministerpräsidenten CrisPi
über die Verzögerung, welche die Erledigung des
Zwischenfalls von Florenz erleide, und über den
Richter, der gedroht habe, abermals in das franz. Consulat
einzudringen, in aller Form beschwert. Thatsache ist, daß
Richter Tossini den Erben Hussein Paschas, El Melik,
aufgefordert hat, sich am 20. d. M. mit ihm vor dcks
französische Consulat zu begeben; er wolle dann die von
ihm am 22. December angelegten Siegel abnehmen, mit
Gewalt in das Archiv des franz. Consulats eindringen,
falls der Consul nicht freiwillig die Thür öffne. Flourens
hat nun Crispi benachrichtigt, daß er, falls der franz.
Consul in dieser Woche vergewaltigt werde, sofort den
Botschafter beim König Humbert abberufen würde; die
franz. Regierung werde alsoann diejenigen Maßregeln
treffen, welche ihr die Interessen und die Ehre Frankreichs
vorschrieben."
Paris, 18. Jan. Die aus Rom datirte Mittheilung
der „Repub. Franc." ist offenbar ein Ausfluß der starken
Verstimmung, welche sich der Franzosen bemächtigt
hat, weil ihnen die Erledigung des Streitfalles von
Florenz schon zu lange dauert. Allgemein wird von
Minister Flourens ein entschiedenes Vorgehen gefordert.
Crispi, sagt der „Matin", benehme sich wie der Minister
eines Negerkönigs, den man kräftig all den Ohren ziehen
müsse, um ihn zu Verstand zu bringen. Gefährlicher noch
ist es bei der ohnedies zwischen den franz, und italienischen
Arbeitern bestehenden Feindschaft, daß die radicalen
Blätter bei der Nichtbewilligung der franz. Forderungen
Ausweisung aller Italiener Vorschlägen. Wenn
diese Aufhetzerei von den franz. Arbeitern in Marseille,
Geld, reichte dem Fremden die Schuldverschreibung und
sagte, schnell sich entfernend:
„Schönes Geschäft! Habe aus Menschenliebe dreißig
Thaler und fünf Procent geopfert!"
Der Schuldner stand mit gesenktem Haupte da, den
glücklichen Ausgang nicht erwartend. Endlich brachte er
die Worte fast weinend heraus:
„Für diese großmüthige Handlung wird Sie der liebe
Herrgott tausendfach segnen. Ich danke Ihnen, mein Herr,
ich danke Ihnen! Mein Herz ist zu voll! — Er-
lauben Sie, daß ich meiner Tochter diese Freudenbotschaft
bringen darf!"
Er eilte davon.
Der Fremde ging wieder nach der Laube, ernst blickte
er kurze Zeit vor sich hin, griff dann nach Hut und Stock
und wollte das Lokal verlassen.
Da kam aus dem Hause ein hübsches, junges Mäd-
chen rasch auf ihn zu und versetzte in fliegender Hast:
„Noch treffe ich Sie, lieber bester Herr! Auch ich
komme, Ihnen meinen außerordentlichen Dank zu sagen.
Sie haben mich und meinen Vater von einer schweren,
drückenden Last befreit. Welch ein beglückendes Gefühl
für einen reichen Mann, die Noth armer Leute lindern
zu können!"
„Liebes Fräulein!" erwiderte der Fremde etwas ver-
wirrt. „Ich bin keineswegswegs reich, sondern ein armer
Künstler."
„Und doch haben Sie so großmüthig gegen uns ge-
handelt!" rief das junge Mädchen ganz erstaunt. „Jst's
möglich! Da verdienen Sie ja noch weit größeren Dank.
Daß der Mensch doch nur mit dürren Worten denken
kann! Doch nein! Ein kleines Andenken sollen Sie von
mir haben", setzte sie kindlich naiv hinzu. „Den ersten
Kuß von meinen Lippen." Mit diesen Worten war sie
dem Fremden näher getreten, streckte die Arme ihm ent-
gegen und reichte ihm ihre Lippen.
(Fortsetzung folgt.)
wo die Gegensätze auf's höchste zugespitzt sind, ausge-
nommen wird, stehen Zwischenfälle zu erwarten, welche
an Bedeutung den Fall von Florenz weit übertreffen.
Einige Blätter beharren dabei, daß „Bismarck" uns diesen
Hund — nämlich Crispi — zwischen die Beine gehetzt
hat." Indessen werden die beiderseitigen Regierungen
wohl den Weg finden, die Sache einer gütlichen Lösung
zuzuführcn.
London, 17. Jan. Dem „Daily Chronicle" wird
aus Kairo gemeldet, daß zwischen den abessynischen Häupt-
lingen Zerwürfnisse entstanden seien; der Negus wolle die
Sommerhitze abwarten, während Ras Alula, dessen Lager
von Seuchen und Hunger heimgesucht werde, sofort an-
greifen möchte.
Cork, 18. Jan. Der irische Deputirte Lane wurde
wegen seiner am 4. December gehaltenen Rede, in welcher
er das Volk zum Widerstand gegen die Gesetze aufwiegelte,
zu einem Monat Gefängniß verurthcilt.
Aus Nah und Fern.
* Mannheim, 17. Jan. Der Verkehr der „Mann-
heimer Trambahn" nach und von den verschiedenen Sta-
tionen hat sich im Jahre 1887 bedeutend höher gestellt
wie im vorhergegangenen Jahre, dem Vernehmen nach
soll die Zahl der im Jahre 1887 Beförderten eine Mil-
lion übersteigen. Dieses äußerst günstige Resultat spricht
gleichzeitig auch für die allseitig anerkannte praktische Lei-
tung dieses Unternehmens.— Auf dem Neckar ist in Folge
des starken Eisgangs der gesammte Schifffahrtsverkehr
wieder eingestellt worden; die Schiffe sind in den Winter-
hafen eingelaufen, wo sie geschützt sind vor jeder Gefahr. —
Ein lebhaftes Geschäft herrscht jetzt wieder im „Eismachen"
für die Brauereien rc., allerdings eine harte, aber lohnende
Arbeit; der Floßhafen bietet gegenwärtig eine reiche Aus-
beute in sehr schönem und kräftigem Eis. — Der Rhein
ist hier noch frei von Eis!
* Seckenheim, 18. Jan. Das mit dem 31. December
1887 abgclaufene Vereinsjahr des Seckenheimer Bauern-
vereins hatte ein günstiges Ergebniß. Der Verein wuchs
in diesem Jahr um 133 Mitglieder und zählt jetzt deren 420,
darunter sind auch Mitglieder von Ilvesheim und Fried-
richsfeld. Der Waarenumsatz betrug 26,182 Mk. 16 Pf.
Gegenüber dem früheren Detailverkauf erwuchs den Mit-
gliedern ein Nutzen von durchschnittlich 23 pCt., im Ganzen
rund von 6000 Mark.
D Großsachsen, 17. Jan. Es kann nicht genug
anempfohlcn werden, Zündhölzchen gut aufzubewahren, daß
Kinder dieselben nicht erhalten können. So spielte heute
Vormittag das 8 Jahre alte Söhnchen des Herrn I. A.
Müller mit denselben, wollte sich eine Cigarre anzünden,
kam aber den Vorhängen zu nahe, so daß dieselben Feuer
singen, und im Augenblicke sammt Stange verbrannten.
Wäre das selbe zur Abendstunde vorgekommen, so'hätte dadurch
ein großer Brand entstehen können, der noch für die Nach-
barschaft gefährlich worden wäre, da in dem Hause des
Herrn Müller viele feuersgefährliche Gegenstände als Sprit,
Branntwein, Gerste, Malz rc. vorhanden sind.
* Eberbach, 18. Jan. Bei dem gestrigen Treib-
jagen im District „Jmberg" wurden 3 Hirsche und 2
Altthiere erlegt. — Der Neckar geht wieder stark mit
Treibeis, in Folge dessen die Schiffahrt wieder eingestellt
ist. — Der Militär- und der Gesangverein Oberdielbach
werden gemeinschaftlich im Monat Mai ihre Fahnenweihe
vornehmen. Die Vorbereitungen zu diesem Feste werden
von den beiden Vereinen ausgearbeitet, wozu sich ein be-
sonderes Comitee gebildet hat. Die beiden Fahnen, welche
zur vollen Zufriedenheit ausgefallen, wurden lt. „E. Z."
in Köln gefertigt.
* Neckarelz, 15. Jan. Bei der heute hier stattge-
habten Generalversammlung des Militär-Vereins Neckarelz,
wurde auch die statutenmäßige Erneuerungswahl sämmt-
licher Vorstandsmitglieder genannten Vereins vorgenommen,
wobei folgende Herren als gewählt erschienen. Erster
Vorstand Rathschreiber und Accisor Schweickert, zweiter
Vorstand Stationsmeister Seemann, Kassier Kaufmann
Huther, Schriftführer Postbote Harsch. Wir hoffen und
wünschen daß der Militärverein Neckarelz auch unter der
neuen Verwaltung blühen und gedeihen möge.
* Wertheim, 17. Jan. Am verflossenen Mittwoch
fand nach längerer Unterbrechung wieder ein Bürgerabend
statt, um mehrere zur Hebung des Verkehrs hier bestimmte
Vorschläge zu berathen. Schon lange wird cs beklagt,
daß Mangel an den Erfordernissen der Neuzeit entspre-
chendenWohnungen vorhanden ist. Trotzdem die Miethenbillig,
konnte den Ansprüchen der Zuziehendcn an größeren Woh-
nungen nicht entsprochen werden. Dem wird nun abge-
holfen, denn der von Herrn W. Langgut der Versammlung
unterbreitete Vorschlag, eine gemeinnützige Gesellschaft zu
gründen, die ihre Aufgabe darin erblickt, Bauplätze und
Häuser zu erstellen, letztere zu vermiethcn und dadurch den
von Auswärts Zuziehendcn passende Wohnungen zu bieten,
fand allgemeinen Anklang. Auf einer Ende d. M. statt-
findenden zweiten Berathung sollen die Details dieses
Projects näher bezeichnet und die Anmeldung der Zeichner
entgegengenommen werden. Hoffen wir, daß diese Vor-
schläge zum Ziele führen.
* Freiburg, 16. Jan. Heute früh kurz nach 7 Uhr
wurden die Bewohner der Insel und Geberau von einem
donnerähnlichen Knall erschreckt, welcher dadurch entstand,
daß im Garten des Bierbrauer Feierling beim Pichen von
Fässern ein solches, etwa 20 Ohm haltend, explodirte.
Durch den entstandenen Pechrauch glaubten die Leute, es
sei ein Brand entstanden, welcher Ansicht auch der Thurm-
wächter war, da derselbe einige Male die Sturmglocke anzog.
* Radolfzell, 15. Jan. Der Untersee ist nun voll-
ständig zugefroren und die Fahrbahn an verschiedenen
Stellen ausgesteckt. Die Bahn ist spiegelglatt. Stunden
weit sausen Groß und Klein dahin, denn fast unbegrenzt
ist der Tummelplatz. Nach Hunderten zählten die Fremden,
die sich eingefunden hatten, obwohl noch nicht recht bekannt
war, daß der See ganz befahren werden kann. Es wird
sich nun der Zulauf steigern und namentlich an Sonn-
tagen großes Leben auf dem See entfalten.
* Völklingshofen b. Colmar, 17. Jan. Ein Pächter
eines der zahlreichen hiesigen Steinbrüche, der in dem
Gasthaus zur „Stadt Colmar" wohnte, hatte gestern gegen
alle Regeln der Vorsicht Dynamitpatronen auf dem Ofen
der Wirthsstube zu erwärmen versucht, weil Dynamit in
gefrorenem Zustande nicht brauchbar ist. Die Patronen
explodirtcn aber plötzlich, zerstörten einen großen Theil des
Hauses, schlugen dem Urheber des Unglücks, dem Pächter
Rummeny einen Arm ab und verletzten die Wirthin und
deren Kinder.
* Dinsheim, 17. Jan. Gestern erhielt der Obtant
Antoni hier die Aufforderung, binnen 24 Stunden das
Land zu verlassen. Antoni bezieht von Frankreich eine
Pension. In der ganzen Gegend war er als Müßig-
gänger bekannt. (Nichts wie raus mit solchen Vögeln!)
* Köln, 16. Jan. Im belebtesten Theite der Stadt,
Ecke Schildergasse und Herzogstraße, trat heute Abend ein
Mensch an einen dort patroullirenden Schutzmann heran,
hielt ihm eine Pistole dicht vor das Gesicht und drückte
los. Der mit Schrot geladene Lauf zersprang und nM'
ein verhältnißmäßig geringer Theil drang dem Beamten
in die Wange, während ein Passant von einem Stück des
zersprungenen Laufes leicht gestreift wurde. Den Atten-
täter hielt ein aus dem nächsten Laden herzugeeilter junger
Mann fest, so daß er verhaftet werden konnte; den Schutz-
mann brachte man in's Hospital. Wie es heißt ist der
Verbrecher ein Zuhälter der kürzlich auf das Zeugniß des
Schutzmanns hin bestraft wurde.
* Aus Baden, 17. Jan. In der Strafanstalt zu
Freiburg ist der s. Z. vielgenannte Wucherer Hirsch
Hausmann von Flehingen vorgestern im Alter von 50
Jahren gestorben. Gott habe den verdammten Blutegel selig!
Vermischtes.
— Brüssel, 16. Jan. Heute brach im Alhambra-
theater während der Vorstellung von Ali Baba Feuer aus,
indem aus der Oeffiiung eines Heizungsrohrcs die Flamme»
schlugen. In den Parterreräumen entstand ein heftiges
Drängen, während die Zuschauer in den Rängen ruhig
auf ihren Plätzen blieben. Die Feuerwehrleute löschte»
mit geringer Mühe den Brand. Die Vorstellung wurde
darauf, ohne daß sich ein Unfall ereignet hätte, wieder
ausgenommen?
— Newyork, 13. Jan. 35 mit dem Dampfer
„Leerdam" angekommeneu Passagieren wurden die Landung
nicht gestattet und mußte der Dampfer sie wieder nach
Europa zurückbefördern. — In Indianapolis zerstörte eine
Feuersbrunst ein Waarenlager und richtete einen Schade»
von Doll. 750000 an.
lokales,
* Heidelberg, 19. Jan. (Altkatholisches.) Der „Straßb.
Post" wird unterm 16. d. M. von hier geschrieben: „Dio leiden-
schaftliche Auseinandersetzung zwischen dem Vorstand der hiesige»
Altkatholikengemeinde und dem Pfarrer Dr. Rieks, welche ihre»
Höhepunkt schließlich in einer wenig anmuthenden persönliche»
Zänkerei fand, hat jetzt einer ruhigeren Behandlung der Diffe-
renzen Platz gemacht. Nach der vor Kurzem stattgehabten er-
gebnißlosen Versammlung der altkatholischon Gemeinvemitglisdel
wurde gestern eine solche in der Heiliggeistkirch abgehalten. Der
ebenfalls erschienene Pfarrer Dr. Rieks suchte sein Verhalten i»
längerer Rede zu rechtfertigen, allein die Mehrheit sprach sich z»
Gunsten des Vorstandes aus. Die vorgenommenen Ergänzungs-
wahlen zum Vorstande fielen sämmtlich in einem Herrn RieU
ungünstigen Sinne aus. Immerhin bewies die Zahl der ihr«
günstig Gesinnten, daß sein Anhang in der Gemeinde trotz aller»,
was vorgegangen ist, kein ganz unbedeutender ist. Und M»
großer Zähigkeit ist Rieks noch immer bemüht, seine Position z»
behaupten. Er hat sofort, unterstützt durch eine Schaar Getreuer,
gegen die Giltigkeit der vollzogenen Vorstandswahlen Protest er-
hoben und davon dem hiesigen großhsrzoglichen Bezirksamt, so-
wie dein Bischof Reinkens Kenntnis; gegeben. Auch hat er dahi»
gewirkt, daß vor einigen Tagen eine mit Unterschriften altka-
tholischer Gemeindemitglieder versehene Petition um Abweisung
seiner Amtsentsetzung durch den Bischof abging. Der Rückhalt
den Dr. Rieks so bei einem Theil der Gemeinde findet, diel»
ihm als Ansporn zu werterem Kampfe, der besser für ihn und
die Gemeinde endlich ganz eingestellt würde."
* Heidelberg, 19. Jan. (Eisfest.) Das schon vorher vo»
uns angekündigte Eisfest jenseits des Neckars nahm gester»
Abend einen wirklich „glänzenden" Verlauf, denn in Helle»'
Lichterkranz erstrahlte die spiegelglatte Eisfläche; da brannte»
Pechfackeln, dort Lampions, Hunderte von Lichtern wogten i»
buntem Reigen wie die Tänzer in einem Tanzsaale hin und Her-
da viele Schlittschuhläufer, Lampions oder Fackeln trugen. Db
Witterung war sehr günstig am gestrigen Tage und so sah ina»
schon Nachmittags viele Verehrer und Verehrerinnen des Ei^
fports hinüberwallen nach der schönen Flüche auf Neuenheimer
Gebiet. Um 6 Uhr verkündeten die Klänge der hiesigen Militä^
musik den Beginn des Eisfestes und gar bald entwickelte sm
ein sehr bewegtes Leben, ein Wogen und Wallen, wie es lieb-
reizender selbst auf dem glatten Parquett der Tanzböden bei de»
Wintervergnügungen nicht gedacht werden kann. Die rosig an-
gehauchten Wangen der „Blumen des Lebens" und die vo»
kühner Unternehmungslust zeugenden Augen der lebensfrohe»
Männer legten ein beredtes Zeugniß für den tiefen Gehalt de»
Schlittschuhsportes ab und man kann in der That, auch wen»
der Sturm des Lebens Einem eine Blüthe nach der andere»
von dem einst hoffnungsvollen Baume des Daseins abgeriffe»
hat, doch nicht an den frohen Gruppen vorübergehen, ohne sm
selbst beim Lächeln darüber zu ertappen, daß die goldene Jugem
im Eissport etwas mehr zu sehen pflegt, als die Kräftigung de<
Gesundheit und die Wahrung der Elasticität der Glieder. E-
wiederholt sich aber auch hier das alte, nie ausgesungene Lü"
von der Liebe, die ihren Mai ja auch mitten im Winter, i^
starren Froste auf der spiegelglatten Fläche der Eisbahn ab-
halten kann. Ob Sommer, ob Winter, ob auf dem Tanzboden
ob am Kamin, ob auf dem Eise, ob unter den grünen Bäume»
auf schwellendem Rasen — die ewige Liebe findet überall ihr Feld'
* Heidelberg, 19. Jan. (Dienstjubiläum.) Fm East
„Reichspost" wurde gestern eine erhebende Feier abgehalte»
Herr Eduard Büchler von hier, Lokomotivführer der badische»
Bahn, feierte sein 25 jähriges Dienstjubiläum. Seit eine»>
Vierteljahrhundert ist dem Jubilar der Platz auf dem Dampf'
sechs Monate.
Darmstadt, 18. Jan. Der Großherzog von
Hessen begibt sich im Laufe der nächsten Woche mit der
Prinzessin Irene nach San Remo zum Besuche des
Kronprinzen.
Gskrrreich-MiWrs.
Wien, 18. Jan. Das „Fremdenblatt" sagt, die in
dem Erlaß des russischen Kaisers an den Gouver-
neur von Moskau ausgedrückte Friedenshoffnung
entspreche vollkommen dem überall bestehenden lebhaften
Wunsche nach Erhaltung des Friedens. Freilich dürfte
nicht verkannt werden, daß trotz der in dieser Hinsicht aus-
gewendeten Bemühungen die auf allen Gebieten lastende
Beunruhigung und die Zweifel über die Gestaltung der
Zukunft nicht weichen wollen. Demselben Blatt zufolge
hätte die bulgarische Frage die Cabinete auch in den
letzten Tagen nicht beschäftigt; es sei von keiner Seite ein
Vorschlag unterbreitet oder sonst ein Anstoß zu einem Ge-
dankenaustausch gegeben worden.
Pest, 17. Jan. Im Abgeordnetenhause er-
regte die versöhnliche Rede des Hermannstädter Abgeord-
neten Oskar Meltzl allgemeine Aufmerksamkeit. Er be-
zeichnete den Ausgleich mit den Siebenbürger Sachsen als
ein eminent ungarisches Staatsinteresse, welches bei einiger
Versöhnlichkeit leicht Befriedigung finde. Man erwartet
ebenso eine entgegenkommende Erwiderung Tisza's.
Pest, 18. Jan. In unterrichteten Kreisen verlautet,
Tiszas Antwort auf die Anfrage über die Lage, die nächsten
Samstag erfolgt, werde friedlich, aber ausweichend, in der
bulgarischen Frage versöhnlich lauten. — Fejervary er-
klärte, die Verschärfung des Wehrgesetzes betreffs der Ein-
jährigen sei nur förmlich, da eine scharfe Handhabung des
alten Wehrgesetzes zu demselben Ziele führen würde.
IraMreich-
Paris, 18. Jan. Die „Republique Franoaise" läßt
sich angeblich aus Rom vom 17. d. M. schreiben: „Auf
dem Ministerium des Aeußern herrscht große Erregung.
Wie man aus sicherer Quelle erfährt, hat Minister Flo ir-
re n s sich bei dem italienischen Ministerpräsidenten CrisPi
über die Verzögerung, welche die Erledigung des
Zwischenfalls von Florenz erleide, und über den
Richter, der gedroht habe, abermals in das franz. Consulat
einzudringen, in aller Form beschwert. Thatsache ist, daß
Richter Tossini den Erben Hussein Paschas, El Melik,
aufgefordert hat, sich am 20. d. M. mit ihm vor dcks
französische Consulat zu begeben; er wolle dann die von
ihm am 22. December angelegten Siegel abnehmen, mit
Gewalt in das Archiv des franz. Consulats eindringen,
falls der Consul nicht freiwillig die Thür öffne. Flourens
hat nun Crispi benachrichtigt, daß er, falls der franz.
Consul in dieser Woche vergewaltigt werde, sofort den
Botschafter beim König Humbert abberufen würde; die
franz. Regierung werde alsoann diejenigen Maßregeln
treffen, welche ihr die Interessen und die Ehre Frankreichs
vorschrieben."
Paris, 18. Jan. Die aus Rom datirte Mittheilung
der „Repub. Franc." ist offenbar ein Ausfluß der starken
Verstimmung, welche sich der Franzosen bemächtigt
hat, weil ihnen die Erledigung des Streitfalles von
Florenz schon zu lange dauert. Allgemein wird von
Minister Flourens ein entschiedenes Vorgehen gefordert.
Crispi, sagt der „Matin", benehme sich wie der Minister
eines Negerkönigs, den man kräftig all den Ohren ziehen
müsse, um ihn zu Verstand zu bringen. Gefährlicher noch
ist es bei der ohnedies zwischen den franz, und italienischen
Arbeitern bestehenden Feindschaft, daß die radicalen
Blätter bei der Nichtbewilligung der franz. Forderungen
Ausweisung aller Italiener Vorschlägen. Wenn
diese Aufhetzerei von den franz. Arbeitern in Marseille,
Geld, reichte dem Fremden die Schuldverschreibung und
sagte, schnell sich entfernend:
„Schönes Geschäft! Habe aus Menschenliebe dreißig
Thaler und fünf Procent geopfert!"
Der Schuldner stand mit gesenktem Haupte da, den
glücklichen Ausgang nicht erwartend. Endlich brachte er
die Worte fast weinend heraus:
„Für diese großmüthige Handlung wird Sie der liebe
Herrgott tausendfach segnen. Ich danke Ihnen, mein Herr,
ich danke Ihnen! Mein Herz ist zu voll! — Er-
lauben Sie, daß ich meiner Tochter diese Freudenbotschaft
bringen darf!"
Er eilte davon.
Der Fremde ging wieder nach der Laube, ernst blickte
er kurze Zeit vor sich hin, griff dann nach Hut und Stock
und wollte das Lokal verlassen.
Da kam aus dem Hause ein hübsches, junges Mäd-
chen rasch auf ihn zu und versetzte in fliegender Hast:
„Noch treffe ich Sie, lieber bester Herr! Auch ich
komme, Ihnen meinen außerordentlichen Dank zu sagen.
Sie haben mich und meinen Vater von einer schweren,
drückenden Last befreit. Welch ein beglückendes Gefühl
für einen reichen Mann, die Noth armer Leute lindern
zu können!"
„Liebes Fräulein!" erwiderte der Fremde etwas ver-
wirrt. „Ich bin keineswegswegs reich, sondern ein armer
Künstler."
„Und doch haben Sie so großmüthig gegen uns ge-
handelt!" rief das junge Mädchen ganz erstaunt. „Jst's
möglich! Da verdienen Sie ja noch weit größeren Dank.
Daß der Mensch doch nur mit dürren Worten denken
kann! Doch nein! Ein kleines Andenken sollen Sie von
mir haben", setzte sie kindlich naiv hinzu. „Den ersten
Kuß von meinen Lippen." Mit diesen Worten war sie
dem Fremden näher getreten, streckte die Arme ihm ent-
gegen und reichte ihm ihre Lippen.
(Fortsetzung folgt.)
wo die Gegensätze auf's höchste zugespitzt sind, ausge-
nommen wird, stehen Zwischenfälle zu erwarten, welche
an Bedeutung den Fall von Florenz weit übertreffen.
Einige Blätter beharren dabei, daß „Bismarck" uns diesen
Hund — nämlich Crispi — zwischen die Beine gehetzt
hat." Indessen werden die beiderseitigen Regierungen
wohl den Weg finden, die Sache einer gütlichen Lösung
zuzuführcn.
London, 17. Jan. Dem „Daily Chronicle" wird
aus Kairo gemeldet, daß zwischen den abessynischen Häupt-
lingen Zerwürfnisse entstanden seien; der Negus wolle die
Sommerhitze abwarten, während Ras Alula, dessen Lager
von Seuchen und Hunger heimgesucht werde, sofort an-
greifen möchte.
Cork, 18. Jan. Der irische Deputirte Lane wurde
wegen seiner am 4. December gehaltenen Rede, in welcher
er das Volk zum Widerstand gegen die Gesetze aufwiegelte,
zu einem Monat Gefängniß verurthcilt.
Aus Nah und Fern.
* Mannheim, 17. Jan. Der Verkehr der „Mann-
heimer Trambahn" nach und von den verschiedenen Sta-
tionen hat sich im Jahre 1887 bedeutend höher gestellt
wie im vorhergegangenen Jahre, dem Vernehmen nach
soll die Zahl der im Jahre 1887 Beförderten eine Mil-
lion übersteigen. Dieses äußerst günstige Resultat spricht
gleichzeitig auch für die allseitig anerkannte praktische Lei-
tung dieses Unternehmens.— Auf dem Neckar ist in Folge
des starken Eisgangs der gesammte Schifffahrtsverkehr
wieder eingestellt worden; die Schiffe sind in den Winter-
hafen eingelaufen, wo sie geschützt sind vor jeder Gefahr. —
Ein lebhaftes Geschäft herrscht jetzt wieder im „Eismachen"
für die Brauereien rc., allerdings eine harte, aber lohnende
Arbeit; der Floßhafen bietet gegenwärtig eine reiche Aus-
beute in sehr schönem und kräftigem Eis. — Der Rhein
ist hier noch frei von Eis!
* Seckenheim, 18. Jan. Das mit dem 31. December
1887 abgclaufene Vereinsjahr des Seckenheimer Bauern-
vereins hatte ein günstiges Ergebniß. Der Verein wuchs
in diesem Jahr um 133 Mitglieder und zählt jetzt deren 420,
darunter sind auch Mitglieder von Ilvesheim und Fried-
richsfeld. Der Waarenumsatz betrug 26,182 Mk. 16 Pf.
Gegenüber dem früheren Detailverkauf erwuchs den Mit-
gliedern ein Nutzen von durchschnittlich 23 pCt., im Ganzen
rund von 6000 Mark.
D Großsachsen, 17. Jan. Es kann nicht genug
anempfohlcn werden, Zündhölzchen gut aufzubewahren, daß
Kinder dieselben nicht erhalten können. So spielte heute
Vormittag das 8 Jahre alte Söhnchen des Herrn I. A.
Müller mit denselben, wollte sich eine Cigarre anzünden,
kam aber den Vorhängen zu nahe, so daß dieselben Feuer
singen, und im Augenblicke sammt Stange verbrannten.
Wäre das selbe zur Abendstunde vorgekommen, so'hätte dadurch
ein großer Brand entstehen können, der noch für die Nach-
barschaft gefährlich worden wäre, da in dem Hause des
Herrn Müller viele feuersgefährliche Gegenstände als Sprit,
Branntwein, Gerste, Malz rc. vorhanden sind.
* Eberbach, 18. Jan. Bei dem gestrigen Treib-
jagen im District „Jmberg" wurden 3 Hirsche und 2
Altthiere erlegt. — Der Neckar geht wieder stark mit
Treibeis, in Folge dessen die Schiffahrt wieder eingestellt
ist. — Der Militär- und der Gesangverein Oberdielbach
werden gemeinschaftlich im Monat Mai ihre Fahnenweihe
vornehmen. Die Vorbereitungen zu diesem Feste werden
von den beiden Vereinen ausgearbeitet, wozu sich ein be-
sonderes Comitee gebildet hat. Die beiden Fahnen, welche
zur vollen Zufriedenheit ausgefallen, wurden lt. „E. Z."
in Köln gefertigt.
* Neckarelz, 15. Jan. Bei der heute hier stattge-
habten Generalversammlung des Militär-Vereins Neckarelz,
wurde auch die statutenmäßige Erneuerungswahl sämmt-
licher Vorstandsmitglieder genannten Vereins vorgenommen,
wobei folgende Herren als gewählt erschienen. Erster
Vorstand Rathschreiber und Accisor Schweickert, zweiter
Vorstand Stationsmeister Seemann, Kassier Kaufmann
Huther, Schriftführer Postbote Harsch. Wir hoffen und
wünschen daß der Militärverein Neckarelz auch unter der
neuen Verwaltung blühen und gedeihen möge.
* Wertheim, 17. Jan. Am verflossenen Mittwoch
fand nach längerer Unterbrechung wieder ein Bürgerabend
statt, um mehrere zur Hebung des Verkehrs hier bestimmte
Vorschläge zu berathen. Schon lange wird cs beklagt,
daß Mangel an den Erfordernissen der Neuzeit entspre-
chendenWohnungen vorhanden ist. Trotzdem die Miethenbillig,
konnte den Ansprüchen der Zuziehendcn an größeren Woh-
nungen nicht entsprochen werden. Dem wird nun abge-
holfen, denn der von Herrn W. Langgut der Versammlung
unterbreitete Vorschlag, eine gemeinnützige Gesellschaft zu
gründen, die ihre Aufgabe darin erblickt, Bauplätze und
Häuser zu erstellen, letztere zu vermiethcn und dadurch den
von Auswärts Zuziehendcn passende Wohnungen zu bieten,
fand allgemeinen Anklang. Auf einer Ende d. M. statt-
findenden zweiten Berathung sollen die Details dieses
Projects näher bezeichnet und die Anmeldung der Zeichner
entgegengenommen werden. Hoffen wir, daß diese Vor-
schläge zum Ziele führen.
* Freiburg, 16. Jan. Heute früh kurz nach 7 Uhr
wurden die Bewohner der Insel und Geberau von einem
donnerähnlichen Knall erschreckt, welcher dadurch entstand,
daß im Garten des Bierbrauer Feierling beim Pichen von
Fässern ein solches, etwa 20 Ohm haltend, explodirte.
Durch den entstandenen Pechrauch glaubten die Leute, es
sei ein Brand entstanden, welcher Ansicht auch der Thurm-
wächter war, da derselbe einige Male die Sturmglocke anzog.
* Radolfzell, 15. Jan. Der Untersee ist nun voll-
ständig zugefroren und die Fahrbahn an verschiedenen
Stellen ausgesteckt. Die Bahn ist spiegelglatt. Stunden
weit sausen Groß und Klein dahin, denn fast unbegrenzt
ist der Tummelplatz. Nach Hunderten zählten die Fremden,
die sich eingefunden hatten, obwohl noch nicht recht bekannt
war, daß der See ganz befahren werden kann. Es wird
sich nun der Zulauf steigern und namentlich an Sonn-
tagen großes Leben auf dem See entfalten.
* Völklingshofen b. Colmar, 17. Jan. Ein Pächter
eines der zahlreichen hiesigen Steinbrüche, der in dem
Gasthaus zur „Stadt Colmar" wohnte, hatte gestern gegen
alle Regeln der Vorsicht Dynamitpatronen auf dem Ofen
der Wirthsstube zu erwärmen versucht, weil Dynamit in
gefrorenem Zustande nicht brauchbar ist. Die Patronen
explodirtcn aber plötzlich, zerstörten einen großen Theil des
Hauses, schlugen dem Urheber des Unglücks, dem Pächter
Rummeny einen Arm ab und verletzten die Wirthin und
deren Kinder.
* Dinsheim, 17. Jan. Gestern erhielt der Obtant
Antoni hier die Aufforderung, binnen 24 Stunden das
Land zu verlassen. Antoni bezieht von Frankreich eine
Pension. In der ganzen Gegend war er als Müßig-
gänger bekannt. (Nichts wie raus mit solchen Vögeln!)
* Köln, 16. Jan. Im belebtesten Theite der Stadt,
Ecke Schildergasse und Herzogstraße, trat heute Abend ein
Mensch an einen dort patroullirenden Schutzmann heran,
hielt ihm eine Pistole dicht vor das Gesicht und drückte
los. Der mit Schrot geladene Lauf zersprang und nM'
ein verhältnißmäßig geringer Theil drang dem Beamten
in die Wange, während ein Passant von einem Stück des
zersprungenen Laufes leicht gestreift wurde. Den Atten-
täter hielt ein aus dem nächsten Laden herzugeeilter junger
Mann fest, so daß er verhaftet werden konnte; den Schutz-
mann brachte man in's Hospital. Wie es heißt ist der
Verbrecher ein Zuhälter der kürzlich auf das Zeugniß des
Schutzmanns hin bestraft wurde.
* Aus Baden, 17. Jan. In der Strafanstalt zu
Freiburg ist der s. Z. vielgenannte Wucherer Hirsch
Hausmann von Flehingen vorgestern im Alter von 50
Jahren gestorben. Gott habe den verdammten Blutegel selig!
Vermischtes.
— Brüssel, 16. Jan. Heute brach im Alhambra-
theater während der Vorstellung von Ali Baba Feuer aus,
indem aus der Oeffiiung eines Heizungsrohrcs die Flamme»
schlugen. In den Parterreräumen entstand ein heftiges
Drängen, während die Zuschauer in den Rängen ruhig
auf ihren Plätzen blieben. Die Feuerwehrleute löschte»
mit geringer Mühe den Brand. Die Vorstellung wurde
darauf, ohne daß sich ein Unfall ereignet hätte, wieder
ausgenommen?
— Newyork, 13. Jan. 35 mit dem Dampfer
„Leerdam" angekommeneu Passagieren wurden die Landung
nicht gestattet und mußte der Dampfer sie wieder nach
Europa zurückbefördern. — In Indianapolis zerstörte eine
Feuersbrunst ein Waarenlager und richtete einen Schade»
von Doll. 750000 an.
lokales,
* Heidelberg, 19. Jan. (Altkatholisches.) Der „Straßb.
Post" wird unterm 16. d. M. von hier geschrieben: „Dio leiden-
schaftliche Auseinandersetzung zwischen dem Vorstand der hiesige»
Altkatholikengemeinde und dem Pfarrer Dr. Rieks, welche ihre»
Höhepunkt schließlich in einer wenig anmuthenden persönliche»
Zänkerei fand, hat jetzt einer ruhigeren Behandlung der Diffe-
renzen Platz gemacht. Nach der vor Kurzem stattgehabten er-
gebnißlosen Versammlung der altkatholischon Gemeinvemitglisdel
wurde gestern eine solche in der Heiliggeistkirch abgehalten. Der
ebenfalls erschienene Pfarrer Dr. Rieks suchte sein Verhalten i»
längerer Rede zu rechtfertigen, allein die Mehrheit sprach sich z»
Gunsten des Vorstandes aus. Die vorgenommenen Ergänzungs-
wahlen zum Vorstande fielen sämmtlich in einem Herrn RieU
ungünstigen Sinne aus. Immerhin bewies die Zahl der ihr«
günstig Gesinnten, daß sein Anhang in der Gemeinde trotz aller»,
was vorgegangen ist, kein ganz unbedeutender ist. Und M»
großer Zähigkeit ist Rieks noch immer bemüht, seine Position z»
behaupten. Er hat sofort, unterstützt durch eine Schaar Getreuer,
gegen die Giltigkeit der vollzogenen Vorstandswahlen Protest er-
hoben und davon dem hiesigen großhsrzoglichen Bezirksamt, so-
wie dein Bischof Reinkens Kenntnis; gegeben. Auch hat er dahi»
gewirkt, daß vor einigen Tagen eine mit Unterschriften altka-
tholischer Gemeindemitglieder versehene Petition um Abweisung
seiner Amtsentsetzung durch den Bischof abging. Der Rückhalt
den Dr. Rieks so bei einem Theil der Gemeinde findet, diel»
ihm als Ansporn zu werterem Kampfe, der besser für ihn und
die Gemeinde endlich ganz eingestellt würde."
* Heidelberg, 19. Jan. (Eisfest.) Das schon vorher vo»
uns angekündigte Eisfest jenseits des Neckars nahm gester»
Abend einen wirklich „glänzenden" Verlauf, denn in Helle»'
Lichterkranz erstrahlte die spiegelglatte Eisfläche; da brannte»
Pechfackeln, dort Lampions, Hunderte von Lichtern wogten i»
buntem Reigen wie die Tänzer in einem Tanzsaale hin und Her-
da viele Schlittschuhläufer, Lampions oder Fackeln trugen. Db
Witterung war sehr günstig am gestrigen Tage und so sah ina»
schon Nachmittags viele Verehrer und Verehrerinnen des Ei^
fports hinüberwallen nach der schönen Flüche auf Neuenheimer
Gebiet. Um 6 Uhr verkündeten die Klänge der hiesigen Militä^
musik den Beginn des Eisfestes und gar bald entwickelte sm
ein sehr bewegtes Leben, ein Wogen und Wallen, wie es lieb-
reizender selbst auf dem glatten Parquett der Tanzböden bei de»
Wintervergnügungen nicht gedacht werden kann. Die rosig an-
gehauchten Wangen der „Blumen des Lebens" und die vo»
kühner Unternehmungslust zeugenden Augen der lebensfrohe»
Männer legten ein beredtes Zeugniß für den tiefen Gehalt de»
Schlittschuhsportes ab und man kann in der That, auch wen»
der Sturm des Lebens Einem eine Blüthe nach der andere»
von dem einst hoffnungsvollen Baume des Daseins abgeriffe»
hat, doch nicht an den frohen Gruppen vorübergehen, ohne sm
selbst beim Lächeln darüber zu ertappen, daß die goldene Jugem
im Eissport etwas mehr zu sehen pflegt, als die Kräftigung de<
Gesundheit und die Wahrung der Elasticität der Glieder. E-
wiederholt sich aber auch hier das alte, nie ausgesungene Lü"
von der Liebe, die ihren Mai ja auch mitten im Winter, i^
starren Froste auf der spiegelglatten Fläche der Eisbahn ab-
halten kann. Ob Sommer, ob Winter, ob auf dem Tanzboden
ob am Kamin, ob auf dem Eise, ob unter den grünen Bäume»
auf schwellendem Rasen — die ewige Liebe findet überall ihr Feld'
* Heidelberg, 19. Jan. (Dienstjubiläum.) Fm East
„Reichspost" wurde gestern eine erhebende Feier abgehalte»
Herr Eduard Büchler von hier, Lokomotivführer der badische»
Bahn, feierte sein 25 jähriges Dienstjubiläum. Seit eine»>
Vierteljahrhundert ist dem Jubilar der Platz auf dem Dampf'