theuren Entschlafenen die letzten Zeichen der Liebe und
Verehrung, wie sie Mein hochseliger Vater im Leben so
oft erfahren, nun auch im Tode darznbringen. Ein er-
hebendes Denkmal bildet die Sammlung von herrlichen
Palmen, Blumen und Kränzen, welche in ihrer zum Theil
kunstvollen Herstellung bei der feierlichen Aufbahrung der
Leiche im Dom wir an der Ruhestätte im Mausoleum zu
einem beredten Schmuck wurden. In Adressen von ge-
schmackvoller, oft künstlerischen Ausstattung haben Verbände,
Gemeinden und Corporationen, wissenschaftliche und Kunst-
institute, Vereine und Innungen ihrem Schmerze über das
erschütternde Ereigniß Ausdruck gegeben. Noch haben die
Beileidsbezeugungen in Zuschriften, Gedichten und Tele-
grammen nicht ihren Abschluß gefunden. Rührend und
ergreifend sind solche Beweise wahrerTrauer
und inniger Theilnahme für das wunde Herz
des Sohnes, dem sie in dieser Zeit des tiefen Leids
lindernden Trost und erquickende Stärkung gewähren. Sie
ermuthigen Mich aber auch, an die schweren Aufgaben
Meines fürstlichen Berufs als Erben der Krone vertrauens-
voll heranzutreten und als ein th eures Bermächtniß
Meines unvergeßlichen Herrn Vaters nach
seinem Vor bilde an der Wohlfahrt des deut-
schen Volkes mit allen Meinen Kräften fort-
zu arbeiten. In diesen Empfindungen drängt es Mich,
allen, welche durch die herzerhebendcn Kundgebungen das
theuere Andenken des dahingeschiedcnen Kaisers geehrt
haben, Meinen aufrichtigsten Dank auszusprechen. Ich
beauftrage Sie, diesen Erlaß zur öffentlichen Kenntniß zu
bringen. Charlottenburg, den 4. April. Friedrich.
An den Reichskanzler."
Berlin, 5. April. Wenn die Nachricht, wonach Fürst
Bismarck im Begriffe stehe, sein Entlassungsge-
such einzureichen, nicht von der „Köln. Ztg.", und nicht
in einer bei aller Vorsicht doch der Bestimmtheit nicht er-
mangelnden Form gebracht worden wäre, so würde sie
ohne Zweifel auf allgemeinen Unglauben gestoßen sein.
Vor dem Heimgange unseres nunmehr in Gott ruhenden
Kaisers Wilhelm wurde bekanntlich in weiten Kreisen an-
genommen, die Thätigkeit des Reichskanzlers werde mit
diesem Tage ihr Ende erreichen. Seither aber war ziem-
lich allgemein für sicher angenommen worden, die Wirk-
samkeit unseres leitenden Staatsmannes werde durch den
Thronwechsel im wesentlichen nicht berührt werden. Die
kleinen Vorkommnisse der letzten Zeit, insonderheit die
Rede des Kronprinzen bei der Festtafel, welche am Ge-
burtstage des Reichskanzlers bei diesem stattfand, schienen
diese Annahme zu bestätigen. Meinte doch gestern noch
sogar die „Köln. Ztg.", diese Rede könne nur mit aus-
drücklicher Billigung des Kaisers gehalten worden sein.
Um so erschütternder wirkt die plötzliche Nachricht von
einem Entlassungsgesuch des Kanzlers, noch dazu von einem
solchen, welches durch einen „geheimen Conflict" veranlaßt
sein soll. Wie gesagt, wenn es nicht die „Köln. Ztg."
wäre, die diese Meldung bringt, man würde ihr den
Glauben versagen. So aber, wie die Sache liegt, wird
man an der Wahrheit derselben nicht zweifeln und nur
der schwachen Hoffnung noch Ausdruck geben können, daß
es noch in zwölfter Stunde gelingen möge, die Angelegen-
heit wieder beizulegen. Weitere Aeußerungen, insbesondere
eine Beurtheilung der Sache selbst, sind natürlich erst dann
möglich, wenn nähere Nachrichten vorliegcn, die wir —
und wohl die ganze Welt — sehnlichst erwarten. So weit
auf dem Erdenrund politisch denkende Menschen wohnen,
wird die Nachricht „Fürst Bismarck will gehen" heute den
Mittelpunkt aller Unterhaltung und Aufmerksamkeit bilden.
OMtrrsiH-'MzE.
Wien, 5. April. Der französische Gesandte in
Belgrad erließ ein Rundschreiben an die industriellen
Körperschaften in Frankreich, um bei der Eröffnung der
Bahn von Saloniki die deutsche und österreichische Jndu-
Paula setzte sich, als langweile sie dieser Zwischenfall,
schweigend auf den Divan. Jetzt schien für Barbara der
geeignete Moment gekommen, ihrem Herzen Luft zu machen;
sie stellte sich dicht vor Arkoni mit in die Seite gestemmten
Armen hin.
„Herr Neffe Baron, wir sind von rechtschaffener
Familie und täuschen und lügen nicht wie andere Leute,
die sich falsche Eigenschaften geben, um unschuldige Men-
schen in die Verführung zu locken. Hätte Paula nöthig
gehabt, unter die Comödianten zu gehen, wenn Sie ein
gottesfürchtiger, ehrlicher Mann gewesen? Wissen Sie, was
wir durch Sie gelitten haben? Und nun kommen Sie
wieder, wo Paula endlich eine Prinzessin werden soll, die
aus den Baron herabsehen kann, wie ich vormals auf den
falschen Untersecretär!"
„Tante!" warf Paula mahnend ein; aber die Rede-
schleuße der Bäuerin war einmal durchbrochen.
„Ach, Kind, laß mich endlich mal reden, was mir
während sieben Jahre fast das Herz abgedrückt hat. Was
will -er Herr Neffe Baron hier bei uns — doch nur
neues Unheil stiften, und nun will er uns gar die Klaudine
noch nehmen?"
„Es ist mein Kind!"
„Warum nicht gar!" entgegnete die Bäuerin, sich noch
tiefer in den Zorn hineinredend; während sie dem Baron
das Kind entziehen wollte, welches jedoch nur widerwillig
der Bäuerin zu folgen schien.
„Fremde Kinder wollen Sie auch noch? Das ist
Jeannot's Kind, und wir vertreten Mutterstelle!"
„Ihr täuscht mich nicht! Sie sind gut geschult, Bar-
bara; aber Sie sehen in mir Ihren Meister. Dies ist
mein Kind und ich werde es mit mir nehmen."
Barbara schrie vor Schrecken auf und wollte mit Ge-
walt das Kind an sich reißen. Mit beiden Armen umfing
es der Baron. Paula stand auf.
(Fortsetzung folgt.)
strie zu verdrängen und in Nisch ein französisches Handels-
museum zu errichten.
Paris, 3. April. Ein Pariser Berichterstatter der
„Köln. Ztg." gibt nachstehende Characteristik der Haupt-
personen des n euen Ministerin ms: Zuerst haben wir
— sagt er — Floquet, in der Vergangenheit ein radi-
caler Demagoge, in der Gegenwart ein liebenswürdiger
Weltmann, der mit Tact und Geschick den Vorsitz der so
überaus unbändigen Kammer führte und häufig große red-
nerische Schlagfertigkeit und einen Sarkasmus zeigte, der
trotz aller Schärfe doch nichts eigentlich Verletzendes hatte.
Floquet hat in seinem Leben schon zwei sehr wesentliche
Aenderungen durchgemacht; ob eine dritte noch aussteht,
muß die Zukunft lehren. Sein erster Mitarbeiter ist
Freycinet, der mit einem Schlage von der „weißen
Maus" zum obersten Führer des französischen Heeres auf-
rückt. Freycinet hat sein neues Handwerk schon vor 18
Jahren verstanden, und die Leitung der nationalen Ver-
theidigung — so aussichtslos und deßhalb verwerflich sie
auch war — war doch eine sehr bedeutende Leistung.
Später hat Freycinet sich viel mit militärischen Dingen
befaßt, oft viel richtiges Verständniß bewiesen und als
Präsident der Militürcommission des Senats sehr verdienst-
lich gewirkt. Daß er sich an die Spitze von Reiter-
Regimentern stellen werde, um mit ihnen dem Einmärsche
barbarischer Horden entgegenzustürmen, wird nicht von ihm
erwartet, er wird sich aber unzweifelhaft sehr viel Mühe
geben, die französische Armee durch ernste Reformen zu
kräftigen — bis ihm ein anderer Kriegsminister nachfolgt.
Sehr wichtig ist, wen er zu seinem Stabschef wählen
wird; wenn es nach seinen persönlichen Wünschen ginge,
würde Miribel an diese Stelle berufen, doch wird sich das
kaum machen lassen, da Miribel das Volk einmal beinahe
massacrirt hätte. Gleich Freycinet ist auch Go bl et ein
früherer Ministerpräsident und nicht der erste beste. Er
hat unleugbare Eigenschaften, ist thatkräftig und viel
jugendlicher als sein Alter, aber er ärgert sich zu leicht,
ist ausfallend und bissig, bisweilen auch übereilt. Deshalb
ist man vielfach befremdet, daß Floquet ihn grade für das
Auswärtige gewählt hat, wo diese Eigenschaften nicht am
Platze sind. Chauvinist ist er auch und hat noch kürzlich
Gelegenheit genommen, das in sehr undiplomatischer Weise
auszusprechen. Noch chauvinistischer als er ist Lockroy,
der sich für einen hervorragenden Staatsmann hält, weil
er der Schwiegersohn Victor Hugos ist. Er will immer
„kuirs Arunä", ist der Vater des Turmes Eisfel und in-
teressirt sich besonders für Oesterreich-Ungarn; nämlich in
sofern, als er Abgesandte zur „czechischen Nation" schickt
und einen eigenen Polizeidienst in Wien unterhält. Stimmte
anläßlich des Schnäbelefallcs zusammen mit dem „Schrecken
der Deutschen" für Anordnung militärischer Maßnahmen
an der Grenze, führt den Namen „Lrsmisr Liu äs
Lurüs" und befindet sich dabei sehr wohl! Hinübcrgcnommen
aus den alten Ministern ist Admiral Krantz, der sich als
vorsichtiger und gewissenhafter Administrator bewährt hat.
Paris, 5. April. Die Börse war heute beunruhigt
durch das Gerücht von einem neuen deutsch-fran-
zösischen Zwischenfall. Bis jetzt ist jedoch keine
Bestätigung eingetroffen.
Paris, 5. April. Freycinet unterbreitete dem
Ministerrathe ein Rundschreiben an die Kommandeure der
Armeecorps, in welchem er seinen Vorsatz kundgibt, im
Heere die strengste Mannszucht aufrechtzuerhalten.
Paris, 5. April. Aus Lille wird von gestern ge-
meldet: Der republikanische Congreß des Depar-
tements du Nord trat am 3. d. M. zur Ernennung eines
Candidsten für die ganze republikanische Partei dieses
Departements zusammen und nahm folgende Tagesord-
nung an: „Der Departements-Congreß geht, indem er
ein Plebiscit für einen politisirenden, disciplinlosen General
verwirft, zur Wahl einer neuen republikanischen
Candidatur über." Nachdem die Candidutcn vernommen
worden, wurde zur Abstimmung geschritten. Es erhielten
Stimmen: der gemäßigt-radicalc Foucard 142, Mariage
27, General Boulanger bloß 10 und Moreau 2 Stimmen,
worauf Foucard aufgestellt wurde. Dieser erklärte, er
werde stets als Vertheidiger der Republik auftreten und
sie gegen diejenigen zu schützen wissen, welche aus Eifer
Frankreich unter eine Dictactur bringen wollten.
KrrMsS
London, 4. April. Der englische Arzt Dr. Norris
Wolfenden, der den Dr. Mackenzie während des Aufent-
halts des Kaisers in Norwood vertrat, reist heute Abend
nach Berlin ab, um während Mackenzies Reise nach Lon-
don dessen Vertretung zu übernehmen.
Petersburg, 3. April. In Folge einer Verwahrung
des Staatsanwalts des Moskauer Bezirksgerichts erklärte
der Senat das Urtheil jenes Gerichts für nichtig, durch
welches der Postbeamte freigesprochen wurde, der den be-
kannten bei der Gesellschaft Victoria auf 120000 Rubel
versicherten eingeschriebenen Brief unterschlagen hatte, weil
der Dieb ein Russe, die Bestohlenen aber Deutsche
wären. Eine nochmalige Vornahme des Protestes wurde
angeordnet und dem Gerichtspersonal, welches beim ersten
Processe mitgewirkt hatte, eine Rüge ertheilt.
Aus Nah und Fern.
* Karlsruhe, 3. April. In den verschiedenen Zweigen
des öffentlichen Dienstes sind allmählich die jüngeren Kräfte
fast ausnahmslos darauf angewiesen, einige Zeit nach er-
standener Prüfung ohne Entgelt als sog. Volontäre zu ar-
beiten. Dabei besteht aber insoferne eine gewisse Eigen-
thümlichkeit, als in einigen Geschäftszweigen haushaltsmäßig
ausgestattete Stellen zeitweise von unbezahlten Praktikanten
besorgt werden, was zwar dem Grundsatz staatlicher Spar-
samkeit, nicht aber dem alten Lehrsatz entspricht, daß jede
Arbeit ihres Lohnes Werth ist. Eine Abhilfe wäre in
solchen, wenn auch nur ausnahmsweise vorkommenden
Fällen wohl am Platze. In den Dicnstzweigen der Justiz
und Verwaltung dauert augenblicklich die Zwischenzeit von
der zweiten Prüfung bis zur Anstellung mit Staatsdiener-
cigenschaft 4 bis 5 Jahre, je nach der Befähigungsnote.
Der Grundsatz, daß die gut Befähigten der späteren Prüfung
vor den nur hinlänglich Befähigten der vorhergehenden
Prüfung zur Anstellung gelangen, wird neuerdings mit
Entschiedenheit durchgeführt.
* Mannheim, 5. April. Heute Nachmittag findet
eine Sitzung des hiesigen Stadtraths statt, in welcher über
die mit so großer Spannung in den Kreisen der Gesuch"
steiler, wie der Fachleute erwartete Besetzung der 21 neuen
Lehrerstellen Beschluß gefaßt wird.
/V Plankstadt, 5. April. Der verheirathcte Cigarren-
macher Michael Seitz von hier gerieth dieser Tage auf
dem Wege zwischen Schwetzingen und hier mit einem Jos-
Spilgcr aus Schwetzingen und Karl Mohler aus Dürk-
heim in Wortwechsel, welche damit endigten, daß Seitz
von den Beiden lebensgefährliche Messerstiche erhielt. Die
Thäter befinden sich hinter Schloß und Riegel, um ihrer
empfindlichen Strafe eutgegenzusehen.
— Weinheim, 5. April. Der hiesige Schutzverein
für entlassene Sträflinge hat um eine ansehnliche Zahl an
Mitgliedern zugenommen und beschlossen, den an den Ar-
bcitcrcolonievcrcin abzuführeuden Betrag von Mk. 50 auf
Mk. 75 zu erhöhen.
Mönchzcll, 4. April. Ein junger Mann Namens
H. R. von Spechbach, hatte das Unglück, auf dem Heim-
wege von der Controlversammlung, welche in Meckesheim
ftattfand, vor dem Hause des Kaufmann Silberzahn derart
zu fallen, daß er sofort per Wagen nach Hause verbracht
werden mußte und wie vermuthet wird, einen Beinbruch erlitt.
* Schwarzach, (Baden) 3. April. An der hiesigen
Pfarrkirche wird augenblicklich eine gründliche Reparatur
vorgenommen. Die bauliche Sicherheit dieser im roman-
tischen Stile erbauten chemaligen Klosterkirche war sehr
bedroht. Im Innern werden gründliche Ausbesserungen
vorgenommcn. Der Hochaltar, welcher am Eingänge des
Chores steht, wird vergoldet und an die Hinterseits des
Chores gestellt werden, wodurch der schöne Chor mit seinem
künstlich geschnitzten Holzgetäfel wieder besser zur Geltung
kommt. Der Staat, welcher als Eigenthümer des Kloster-
gutes Kirche und Pfarrhaus zu unterhalten hat, hat für
diesen Zweck 84 000 Mik. bewilligt. In unterrichteten
Kreisen erachtet man diese Summe trotz ihrer Höhe für
nicht vollständig genügend, da voraussichtlich 100000 Mk.
nothwendig werden.
* Tauberdischosshrim, 4. April. In heutiger Schöffen-
gerichtssitzung wurden folgende Urtheile verkündet: 1) das
Verfahren gegen Johann Reinhard Geiger von Großrinder-
feld wegen Diebstahls wird eingestellt; 2) Johann Adam
Feßler von Kist wird wegen Sachbeschädigung zu einer
Gefängnißstrafe von einer Woche; 3) Johann Ludwig Reit-
maier von Mergentheim wegen Betrugs in eine Gefängniß-
strafe von 2 Tagen und 4) Daniel Böhr von Polch wegen
Sachbeschädigung in eine Gefängnißstrafe von einer Woche
verurtheilt; 5) die Verhandlung der Anklage gegen Gott-
fried Kraus von Ellwangen wegen Betrugs wird vertagt.
* Wolfach, 5. April. Die Kinzig, welche zur Zeit
einen hohen Wasserstand hat und reißend dahin fließt, hat
schon wieder ein Opfer gefordert. Das 3 Jahre alte
Kind Anna Faist von hier, welches in der Nähe des
Flusses spielte, fiel nämlich unbemerkt in denselben und
wurde nach einiger Zeit als Leiche herausgezogen.
* Göppingen, 4. April. Heute Abend fand hier eine
sehr zahlreich besuchte Versammlung statt, in welcher ein-
stimmig beschlossen wurde, für die Errichtung eines National-
denkmals für Kaiser Wilhelm auf dem alten Kaiserberg
Hohenstaufen mit allen Kräften einzutretcn.
* Nürnberg, 3. April. Eine hierher einberufene
Versammlung von Brennern aus Bayern, Baden, und
Württemberg erklärte sich, wie den „Münchener Neuesten
Nachrichten" gemeldet wird, einstimmig für Errichtung einer
Spiritusbank.
* Erstem, 3. April. Gestern Nachmittag begaben sich
die Schiffer Heitz, Vater und Sohn, mittels eines Nachens
nach dem Walde, Canton Ruhsand, um Holz zu holen-
Als der Sohn, der sich auf kürze Zeit in den Wald be-
geben hatte, nach dem Nachen zurückkehrte, fand er seinen
Vater auf den Knieen liegend als Leiche. Ein Herzschlag
hatte anscheinend den plötzlichen Tod des sonst noch rüstigen
Mannes herbcigeführt. Man kann den Schreck und den
Schmerz des Sohnes sowie der übrigen Angehörigen
ermessen.
* Aus Baden, 5. April. Seit acht Tagen wird der
Bürger Andr. Junker von Schutterwald, ein solider und
arbeitsamer Mann, vermißt. Man vermuthet daher, daß
ihn ein Unglück betroffen habe. — Der Schäfer Jakob
Vollmer in Mapp ach hat sich erhängt. — Auf dem der
fürstl. fürstend. Standesherrschaft gehörigen Höwenerhof
ist eine Scheuer mit ihrem ganzen Inhalte, worunter theure
landwirthschaftliche Maschinen, abgebrannt. Schaden ist
etwa 12000 Mk. Die Eigenthümer sind versichert. —
Die Bürgermeisterwahl in Gut ach wurde vom Bezirks-
rath in Wolfach für ungiltig erklärt.
Vermischtes.
— Berlin, 31. März. Die Verüber eines bereits
im November v. I. vollbrachten schweren Verbrechens sind
soeben ermittelt und festgenommen worden. Vor einigen
Tagen machte der „Post" zu Folge ein Vigilant die ver-
trauliche Mittheilung, daß im November vorigen Jahres
von hier nach der Umgegend von Torgau vier Männer
gereist seien, um eine in einem dortigen Dorfe wohnende
alte, alleinstehende und wohlhabende Frau zu überfallen,
niederzuschlagcn und zu berauben. Einer habe sich auf
Verehrung, wie sie Mein hochseliger Vater im Leben so
oft erfahren, nun auch im Tode darznbringen. Ein er-
hebendes Denkmal bildet die Sammlung von herrlichen
Palmen, Blumen und Kränzen, welche in ihrer zum Theil
kunstvollen Herstellung bei der feierlichen Aufbahrung der
Leiche im Dom wir an der Ruhestätte im Mausoleum zu
einem beredten Schmuck wurden. In Adressen von ge-
schmackvoller, oft künstlerischen Ausstattung haben Verbände,
Gemeinden und Corporationen, wissenschaftliche und Kunst-
institute, Vereine und Innungen ihrem Schmerze über das
erschütternde Ereigniß Ausdruck gegeben. Noch haben die
Beileidsbezeugungen in Zuschriften, Gedichten und Tele-
grammen nicht ihren Abschluß gefunden. Rührend und
ergreifend sind solche Beweise wahrerTrauer
und inniger Theilnahme für das wunde Herz
des Sohnes, dem sie in dieser Zeit des tiefen Leids
lindernden Trost und erquickende Stärkung gewähren. Sie
ermuthigen Mich aber auch, an die schweren Aufgaben
Meines fürstlichen Berufs als Erben der Krone vertrauens-
voll heranzutreten und als ein th eures Bermächtniß
Meines unvergeßlichen Herrn Vaters nach
seinem Vor bilde an der Wohlfahrt des deut-
schen Volkes mit allen Meinen Kräften fort-
zu arbeiten. In diesen Empfindungen drängt es Mich,
allen, welche durch die herzerhebendcn Kundgebungen das
theuere Andenken des dahingeschiedcnen Kaisers geehrt
haben, Meinen aufrichtigsten Dank auszusprechen. Ich
beauftrage Sie, diesen Erlaß zur öffentlichen Kenntniß zu
bringen. Charlottenburg, den 4. April. Friedrich.
An den Reichskanzler."
Berlin, 5. April. Wenn die Nachricht, wonach Fürst
Bismarck im Begriffe stehe, sein Entlassungsge-
such einzureichen, nicht von der „Köln. Ztg.", und nicht
in einer bei aller Vorsicht doch der Bestimmtheit nicht er-
mangelnden Form gebracht worden wäre, so würde sie
ohne Zweifel auf allgemeinen Unglauben gestoßen sein.
Vor dem Heimgange unseres nunmehr in Gott ruhenden
Kaisers Wilhelm wurde bekanntlich in weiten Kreisen an-
genommen, die Thätigkeit des Reichskanzlers werde mit
diesem Tage ihr Ende erreichen. Seither aber war ziem-
lich allgemein für sicher angenommen worden, die Wirk-
samkeit unseres leitenden Staatsmannes werde durch den
Thronwechsel im wesentlichen nicht berührt werden. Die
kleinen Vorkommnisse der letzten Zeit, insonderheit die
Rede des Kronprinzen bei der Festtafel, welche am Ge-
burtstage des Reichskanzlers bei diesem stattfand, schienen
diese Annahme zu bestätigen. Meinte doch gestern noch
sogar die „Köln. Ztg.", diese Rede könne nur mit aus-
drücklicher Billigung des Kaisers gehalten worden sein.
Um so erschütternder wirkt die plötzliche Nachricht von
einem Entlassungsgesuch des Kanzlers, noch dazu von einem
solchen, welches durch einen „geheimen Conflict" veranlaßt
sein soll. Wie gesagt, wenn es nicht die „Köln. Ztg."
wäre, die diese Meldung bringt, man würde ihr den
Glauben versagen. So aber, wie die Sache liegt, wird
man an der Wahrheit derselben nicht zweifeln und nur
der schwachen Hoffnung noch Ausdruck geben können, daß
es noch in zwölfter Stunde gelingen möge, die Angelegen-
heit wieder beizulegen. Weitere Aeußerungen, insbesondere
eine Beurtheilung der Sache selbst, sind natürlich erst dann
möglich, wenn nähere Nachrichten vorliegcn, die wir —
und wohl die ganze Welt — sehnlichst erwarten. So weit
auf dem Erdenrund politisch denkende Menschen wohnen,
wird die Nachricht „Fürst Bismarck will gehen" heute den
Mittelpunkt aller Unterhaltung und Aufmerksamkeit bilden.
OMtrrsiH-'MzE.
Wien, 5. April. Der französische Gesandte in
Belgrad erließ ein Rundschreiben an die industriellen
Körperschaften in Frankreich, um bei der Eröffnung der
Bahn von Saloniki die deutsche und österreichische Jndu-
Paula setzte sich, als langweile sie dieser Zwischenfall,
schweigend auf den Divan. Jetzt schien für Barbara der
geeignete Moment gekommen, ihrem Herzen Luft zu machen;
sie stellte sich dicht vor Arkoni mit in die Seite gestemmten
Armen hin.
„Herr Neffe Baron, wir sind von rechtschaffener
Familie und täuschen und lügen nicht wie andere Leute,
die sich falsche Eigenschaften geben, um unschuldige Men-
schen in die Verführung zu locken. Hätte Paula nöthig
gehabt, unter die Comödianten zu gehen, wenn Sie ein
gottesfürchtiger, ehrlicher Mann gewesen? Wissen Sie, was
wir durch Sie gelitten haben? Und nun kommen Sie
wieder, wo Paula endlich eine Prinzessin werden soll, die
aus den Baron herabsehen kann, wie ich vormals auf den
falschen Untersecretär!"
„Tante!" warf Paula mahnend ein; aber die Rede-
schleuße der Bäuerin war einmal durchbrochen.
„Ach, Kind, laß mich endlich mal reden, was mir
während sieben Jahre fast das Herz abgedrückt hat. Was
will -er Herr Neffe Baron hier bei uns — doch nur
neues Unheil stiften, und nun will er uns gar die Klaudine
noch nehmen?"
„Es ist mein Kind!"
„Warum nicht gar!" entgegnete die Bäuerin, sich noch
tiefer in den Zorn hineinredend; während sie dem Baron
das Kind entziehen wollte, welches jedoch nur widerwillig
der Bäuerin zu folgen schien.
„Fremde Kinder wollen Sie auch noch? Das ist
Jeannot's Kind, und wir vertreten Mutterstelle!"
„Ihr täuscht mich nicht! Sie sind gut geschult, Bar-
bara; aber Sie sehen in mir Ihren Meister. Dies ist
mein Kind und ich werde es mit mir nehmen."
Barbara schrie vor Schrecken auf und wollte mit Ge-
walt das Kind an sich reißen. Mit beiden Armen umfing
es der Baron. Paula stand auf.
(Fortsetzung folgt.)
strie zu verdrängen und in Nisch ein französisches Handels-
museum zu errichten.
Paris, 3. April. Ein Pariser Berichterstatter der
„Köln. Ztg." gibt nachstehende Characteristik der Haupt-
personen des n euen Ministerin ms: Zuerst haben wir
— sagt er — Floquet, in der Vergangenheit ein radi-
caler Demagoge, in der Gegenwart ein liebenswürdiger
Weltmann, der mit Tact und Geschick den Vorsitz der so
überaus unbändigen Kammer führte und häufig große red-
nerische Schlagfertigkeit und einen Sarkasmus zeigte, der
trotz aller Schärfe doch nichts eigentlich Verletzendes hatte.
Floquet hat in seinem Leben schon zwei sehr wesentliche
Aenderungen durchgemacht; ob eine dritte noch aussteht,
muß die Zukunft lehren. Sein erster Mitarbeiter ist
Freycinet, der mit einem Schlage von der „weißen
Maus" zum obersten Führer des französischen Heeres auf-
rückt. Freycinet hat sein neues Handwerk schon vor 18
Jahren verstanden, und die Leitung der nationalen Ver-
theidigung — so aussichtslos und deßhalb verwerflich sie
auch war — war doch eine sehr bedeutende Leistung.
Später hat Freycinet sich viel mit militärischen Dingen
befaßt, oft viel richtiges Verständniß bewiesen und als
Präsident der Militürcommission des Senats sehr verdienst-
lich gewirkt. Daß er sich an die Spitze von Reiter-
Regimentern stellen werde, um mit ihnen dem Einmärsche
barbarischer Horden entgegenzustürmen, wird nicht von ihm
erwartet, er wird sich aber unzweifelhaft sehr viel Mühe
geben, die französische Armee durch ernste Reformen zu
kräftigen — bis ihm ein anderer Kriegsminister nachfolgt.
Sehr wichtig ist, wen er zu seinem Stabschef wählen
wird; wenn es nach seinen persönlichen Wünschen ginge,
würde Miribel an diese Stelle berufen, doch wird sich das
kaum machen lassen, da Miribel das Volk einmal beinahe
massacrirt hätte. Gleich Freycinet ist auch Go bl et ein
früherer Ministerpräsident und nicht der erste beste. Er
hat unleugbare Eigenschaften, ist thatkräftig und viel
jugendlicher als sein Alter, aber er ärgert sich zu leicht,
ist ausfallend und bissig, bisweilen auch übereilt. Deshalb
ist man vielfach befremdet, daß Floquet ihn grade für das
Auswärtige gewählt hat, wo diese Eigenschaften nicht am
Platze sind. Chauvinist ist er auch und hat noch kürzlich
Gelegenheit genommen, das in sehr undiplomatischer Weise
auszusprechen. Noch chauvinistischer als er ist Lockroy,
der sich für einen hervorragenden Staatsmann hält, weil
er der Schwiegersohn Victor Hugos ist. Er will immer
„kuirs Arunä", ist der Vater des Turmes Eisfel und in-
teressirt sich besonders für Oesterreich-Ungarn; nämlich in
sofern, als er Abgesandte zur „czechischen Nation" schickt
und einen eigenen Polizeidienst in Wien unterhält. Stimmte
anläßlich des Schnäbelefallcs zusammen mit dem „Schrecken
der Deutschen" für Anordnung militärischer Maßnahmen
an der Grenze, führt den Namen „Lrsmisr Liu äs
Lurüs" und befindet sich dabei sehr wohl! Hinübcrgcnommen
aus den alten Ministern ist Admiral Krantz, der sich als
vorsichtiger und gewissenhafter Administrator bewährt hat.
Paris, 5. April. Die Börse war heute beunruhigt
durch das Gerücht von einem neuen deutsch-fran-
zösischen Zwischenfall. Bis jetzt ist jedoch keine
Bestätigung eingetroffen.
Paris, 5. April. Freycinet unterbreitete dem
Ministerrathe ein Rundschreiben an die Kommandeure der
Armeecorps, in welchem er seinen Vorsatz kundgibt, im
Heere die strengste Mannszucht aufrechtzuerhalten.
Paris, 5. April. Aus Lille wird von gestern ge-
meldet: Der republikanische Congreß des Depar-
tements du Nord trat am 3. d. M. zur Ernennung eines
Candidsten für die ganze republikanische Partei dieses
Departements zusammen und nahm folgende Tagesord-
nung an: „Der Departements-Congreß geht, indem er
ein Plebiscit für einen politisirenden, disciplinlosen General
verwirft, zur Wahl einer neuen republikanischen
Candidatur über." Nachdem die Candidutcn vernommen
worden, wurde zur Abstimmung geschritten. Es erhielten
Stimmen: der gemäßigt-radicalc Foucard 142, Mariage
27, General Boulanger bloß 10 und Moreau 2 Stimmen,
worauf Foucard aufgestellt wurde. Dieser erklärte, er
werde stets als Vertheidiger der Republik auftreten und
sie gegen diejenigen zu schützen wissen, welche aus Eifer
Frankreich unter eine Dictactur bringen wollten.
KrrMsS
London, 4. April. Der englische Arzt Dr. Norris
Wolfenden, der den Dr. Mackenzie während des Aufent-
halts des Kaisers in Norwood vertrat, reist heute Abend
nach Berlin ab, um während Mackenzies Reise nach Lon-
don dessen Vertretung zu übernehmen.
Petersburg, 3. April. In Folge einer Verwahrung
des Staatsanwalts des Moskauer Bezirksgerichts erklärte
der Senat das Urtheil jenes Gerichts für nichtig, durch
welches der Postbeamte freigesprochen wurde, der den be-
kannten bei der Gesellschaft Victoria auf 120000 Rubel
versicherten eingeschriebenen Brief unterschlagen hatte, weil
der Dieb ein Russe, die Bestohlenen aber Deutsche
wären. Eine nochmalige Vornahme des Protestes wurde
angeordnet und dem Gerichtspersonal, welches beim ersten
Processe mitgewirkt hatte, eine Rüge ertheilt.
Aus Nah und Fern.
* Karlsruhe, 3. April. In den verschiedenen Zweigen
des öffentlichen Dienstes sind allmählich die jüngeren Kräfte
fast ausnahmslos darauf angewiesen, einige Zeit nach er-
standener Prüfung ohne Entgelt als sog. Volontäre zu ar-
beiten. Dabei besteht aber insoferne eine gewisse Eigen-
thümlichkeit, als in einigen Geschäftszweigen haushaltsmäßig
ausgestattete Stellen zeitweise von unbezahlten Praktikanten
besorgt werden, was zwar dem Grundsatz staatlicher Spar-
samkeit, nicht aber dem alten Lehrsatz entspricht, daß jede
Arbeit ihres Lohnes Werth ist. Eine Abhilfe wäre in
solchen, wenn auch nur ausnahmsweise vorkommenden
Fällen wohl am Platze. In den Dicnstzweigen der Justiz
und Verwaltung dauert augenblicklich die Zwischenzeit von
der zweiten Prüfung bis zur Anstellung mit Staatsdiener-
cigenschaft 4 bis 5 Jahre, je nach der Befähigungsnote.
Der Grundsatz, daß die gut Befähigten der späteren Prüfung
vor den nur hinlänglich Befähigten der vorhergehenden
Prüfung zur Anstellung gelangen, wird neuerdings mit
Entschiedenheit durchgeführt.
* Mannheim, 5. April. Heute Nachmittag findet
eine Sitzung des hiesigen Stadtraths statt, in welcher über
die mit so großer Spannung in den Kreisen der Gesuch"
steiler, wie der Fachleute erwartete Besetzung der 21 neuen
Lehrerstellen Beschluß gefaßt wird.
/V Plankstadt, 5. April. Der verheirathcte Cigarren-
macher Michael Seitz von hier gerieth dieser Tage auf
dem Wege zwischen Schwetzingen und hier mit einem Jos-
Spilgcr aus Schwetzingen und Karl Mohler aus Dürk-
heim in Wortwechsel, welche damit endigten, daß Seitz
von den Beiden lebensgefährliche Messerstiche erhielt. Die
Thäter befinden sich hinter Schloß und Riegel, um ihrer
empfindlichen Strafe eutgegenzusehen.
— Weinheim, 5. April. Der hiesige Schutzverein
für entlassene Sträflinge hat um eine ansehnliche Zahl an
Mitgliedern zugenommen und beschlossen, den an den Ar-
bcitcrcolonievcrcin abzuführeuden Betrag von Mk. 50 auf
Mk. 75 zu erhöhen.
Mönchzcll, 4. April. Ein junger Mann Namens
H. R. von Spechbach, hatte das Unglück, auf dem Heim-
wege von der Controlversammlung, welche in Meckesheim
ftattfand, vor dem Hause des Kaufmann Silberzahn derart
zu fallen, daß er sofort per Wagen nach Hause verbracht
werden mußte und wie vermuthet wird, einen Beinbruch erlitt.
* Schwarzach, (Baden) 3. April. An der hiesigen
Pfarrkirche wird augenblicklich eine gründliche Reparatur
vorgenommen. Die bauliche Sicherheit dieser im roman-
tischen Stile erbauten chemaligen Klosterkirche war sehr
bedroht. Im Innern werden gründliche Ausbesserungen
vorgenommcn. Der Hochaltar, welcher am Eingänge des
Chores steht, wird vergoldet und an die Hinterseits des
Chores gestellt werden, wodurch der schöne Chor mit seinem
künstlich geschnitzten Holzgetäfel wieder besser zur Geltung
kommt. Der Staat, welcher als Eigenthümer des Kloster-
gutes Kirche und Pfarrhaus zu unterhalten hat, hat für
diesen Zweck 84 000 Mik. bewilligt. In unterrichteten
Kreisen erachtet man diese Summe trotz ihrer Höhe für
nicht vollständig genügend, da voraussichtlich 100000 Mk.
nothwendig werden.
* Tauberdischosshrim, 4. April. In heutiger Schöffen-
gerichtssitzung wurden folgende Urtheile verkündet: 1) das
Verfahren gegen Johann Reinhard Geiger von Großrinder-
feld wegen Diebstahls wird eingestellt; 2) Johann Adam
Feßler von Kist wird wegen Sachbeschädigung zu einer
Gefängnißstrafe von einer Woche; 3) Johann Ludwig Reit-
maier von Mergentheim wegen Betrugs in eine Gefängniß-
strafe von 2 Tagen und 4) Daniel Böhr von Polch wegen
Sachbeschädigung in eine Gefängnißstrafe von einer Woche
verurtheilt; 5) die Verhandlung der Anklage gegen Gott-
fried Kraus von Ellwangen wegen Betrugs wird vertagt.
* Wolfach, 5. April. Die Kinzig, welche zur Zeit
einen hohen Wasserstand hat und reißend dahin fließt, hat
schon wieder ein Opfer gefordert. Das 3 Jahre alte
Kind Anna Faist von hier, welches in der Nähe des
Flusses spielte, fiel nämlich unbemerkt in denselben und
wurde nach einiger Zeit als Leiche herausgezogen.
* Göppingen, 4. April. Heute Abend fand hier eine
sehr zahlreich besuchte Versammlung statt, in welcher ein-
stimmig beschlossen wurde, für die Errichtung eines National-
denkmals für Kaiser Wilhelm auf dem alten Kaiserberg
Hohenstaufen mit allen Kräften einzutretcn.
* Nürnberg, 3. April. Eine hierher einberufene
Versammlung von Brennern aus Bayern, Baden, und
Württemberg erklärte sich, wie den „Münchener Neuesten
Nachrichten" gemeldet wird, einstimmig für Errichtung einer
Spiritusbank.
* Erstem, 3. April. Gestern Nachmittag begaben sich
die Schiffer Heitz, Vater und Sohn, mittels eines Nachens
nach dem Walde, Canton Ruhsand, um Holz zu holen-
Als der Sohn, der sich auf kürze Zeit in den Wald be-
geben hatte, nach dem Nachen zurückkehrte, fand er seinen
Vater auf den Knieen liegend als Leiche. Ein Herzschlag
hatte anscheinend den plötzlichen Tod des sonst noch rüstigen
Mannes herbcigeführt. Man kann den Schreck und den
Schmerz des Sohnes sowie der übrigen Angehörigen
ermessen.
* Aus Baden, 5. April. Seit acht Tagen wird der
Bürger Andr. Junker von Schutterwald, ein solider und
arbeitsamer Mann, vermißt. Man vermuthet daher, daß
ihn ein Unglück betroffen habe. — Der Schäfer Jakob
Vollmer in Mapp ach hat sich erhängt. — Auf dem der
fürstl. fürstend. Standesherrschaft gehörigen Höwenerhof
ist eine Scheuer mit ihrem ganzen Inhalte, worunter theure
landwirthschaftliche Maschinen, abgebrannt. Schaden ist
etwa 12000 Mk. Die Eigenthümer sind versichert. —
Die Bürgermeisterwahl in Gut ach wurde vom Bezirks-
rath in Wolfach für ungiltig erklärt.
Vermischtes.
— Berlin, 31. März. Die Verüber eines bereits
im November v. I. vollbrachten schweren Verbrechens sind
soeben ermittelt und festgenommen worden. Vor einigen
Tagen machte der „Post" zu Folge ein Vigilant die ver-
trauliche Mittheilung, daß im November vorigen Jahres
von hier nach der Umgegend von Torgau vier Männer
gereist seien, um eine in einem dortigen Dorfe wohnende
alte, alleinstehende und wohlhabende Frau zu überfallen,
niederzuschlagcn und zu berauben. Einer habe sich auf