m Sen II Monaten des Jahres 1888 ist um 36^/z Mill.
Franken höher als der budgetarische Voranschlag, um 72^
Millionen höher als der Ertag in der gleichen Zeit des
Vorjahres._
Aus Nah und Fern.
* Schwetzingen, 5. Dec. Auch hier findet am nächsten
Sonntag eine Versammlung der Centrumspartei und zwar
im Saale zum „Grünen Hof", früher Mändler's Bier-
keller statt.
* Bruchsal, 5. Dec. Der erste Wahltag, die Wahl
der Niederstbesteuerten, ist vorüber, und das Ergebniß hat,
lt. „Krchg. Ztg.", die Erwartungen der nationalliberalen
Partei reichlich bestätigt. Von 1107 Wahlberechtigten
haben sich 744 an der Wahlhandlung betheiligt, von denen
über 500 Zettel im Sinne der Ordnungsparteien und nur
für Herrn Tobias Joseph Schmitt abgegeben wurden. Die
übrigen Stimmen zersplitterten sich. Man ist jetzt zur
Hoffnung berechtigt, daß die große Mehrheit unserer Be-
völkerung künftighin den abscheulichen Verläumdungen und
wüsten Declamationen einzelner Unzufriedener kein Ohr
mehr leihen, sondern alle vorkommenden Fragen mit Ver-
ständniß und sächlicher Unbefangenheit prüfen und bei
Wahlen demgemäß abstimmen wird. Nur hierin kann die
Gewähr geordneter Gemeindeverhältnisse gefunden werden.
* Sinsheim, 6. Dec. Die am 3. d. M. in hiesiger
Stadt vorgenommene Viehzählung hatte folgendes Ergebniß:
Pferde 107 (107), Rindvieh 695 (735) Stück, Schafe
858 (1176, wovon 852 dem Schäferpächter angehören),
Schweine 448 (585), Ziegen 274 (300), Bienenstöck 147
(126), Gänse 584 (708), Enten 210 (267), Tauben 405
(472), Hühner 2905 (3300), Truthühner 2 (3) Stück.
Die Zahlen in () bezeichnen das vorjährige Zahlergebniß.
D Ittlingen, 5. Dec. Einem hiesigen Dienstknechte,
welcher Gerste nach Eppingen führte, passirte beim nach
Hause fahren durch Scheu werden der Pferde das Unglück,
2 Kinder zu überfahren. Wie man hört, soll das eine
leicht, das andere jedoch schwer verletzt sein.
Z Daudeuzell, 5. Dec. Die Viehzählungen ergaben
in Asbach: 25 Pferden, 331 Stück Vieh, 538 Schafen,
173 Stück Schweine, 38 Stück Ziegen, 10 Bienenstöcke,
228 Gänse, 19 Enten, 30 Tauben, 1110 Hühner; in
Daudenzell: 43 Pferde, 254 Stück Vieh, 160 Stück
Schafe, 131 Schweine, 4 Gaise, 20 Bienenstöcke, 95
Gänse, 15 Enten, 20 Tauben, 722 Hühner. Der Bestand
nahm wegen allgemeinem Futtermangel gegen voriges
Jahr ab.
<H> Altheim, 6. Dec. Die Gemeinderathswahl wurde
heute hier vorgenommen. Es wurden gewählt: Die seit-
herigen Gemeinderathe Herr Valentin Knörzer und Herr
Josef Valentin Lauer, als dritter Herr Vorschußrechner
Eduard Weber. Die Wahl ist als eine gute zu bezeichnen.
* Ehrstädt, 4. Dec. Die am 3. December und den
Höfen Neuhaus und Eulenhof vorgenommene Viehzählung
lieferte folgendes Ergebniß: Ehrstädt: Pferde 25 (29),
Vindvieh 320 (318), Schafe 190 (—), wovon 185 dem
Schäfereipächter angehören, Schweine 162 (193), Ziegen
49 (49), Bienenstöcke 32 (34), Gänse 197 (204), Enten
9 (25), Tauben 146 (151), Hühner 1071 (1092). Neu-
haus und Eulenhof: Pferde 18 (18), Rindvieh 73 (88),
Schafe — (90), Ziegen I (2), Schweine 30 (40), Bienen-
stöcke 37 (46), Gänse 34 (40), Enten 16 (33), Tauben
38 (50), Hühner 233 (222), Truthühner 6 (5). Die ein-
gekammerten Zahlen bezeichnen den vorjährigen Viehstand.
* Werbachhausen, 4. Dec. Interessant dürfte viel-
leicht vielen Lesern der „Presse" die Mittheilung von der hier
und Umgegend herrschenden Sitte sein, daß es Abends 7
Uhr in der Zeit von Martini bis Peterstag (22. Febr.)
läutet, um vom Wege Abgekommenen als Leitung zu dienen.
Wenn schon der Zweck ein edler zu nennen ist, abgesehen
davon, daß in Folge unserer jetzigen guten Wege ein Ver-
irren nüchterner Menschen selten vorkommt, so ist die
Stunde des Läutens weniger günstig gewählt; entschieden
Ende Januar die Hochzeit sein? Im Februar konnte er
sich losmachen, dann wollte er Dolly nach Italien nehmen,
dem schlimmen englischen Frühling entgehen, und dann,
wenn warme Lüfte und Sonnenschein sich wieder einge-
stellt, dann konnten sie zurückkehren. Obwohl Paul noch
vor der Hochzeit ihm schreiben würde? Natürlich, wenn er
nur erst wüßte, wohin im zu schreiben, würde er auf seine
Rückkehr bestehen, ein solches Fest sollte doch nicht ohne
ihn gefeiert werden.
„Diesmal ist er tief verwundet worden, der arme
Bursche", murmelte er mitleidig vor sich hin, „so schwer
hatte die blonde, deutsche Schönheit in Heidelberg ihn doch
nicht zu treffen vermocht. Wie reizend nach dem trüben
Tage der Mond durch die Wolken dort bricht." Er ging
an's Fenster und öffnete es weit. Kühl strömte die Nacht-
luft durch den offenen Flügel und seine Thüre, die er
wahrscheinlich nicht sorgsam geschlossen hatte, flog auf.
„Ja der Winter ist im Anzuge", sagte er das Fenster
schließend, „wie kalt ist es da draußen. Und wie spät es
geworden ist, schon ein Uhr vorüber. Alles scheint schon
zu schlafen. Nein, nicht alles. Das sind doch Fußtritte,
aber wie leise und verstohlen sie klingen. Ja so, die
weichen Läufer dämpfen die Laute, wer es wohl sein mag?"
Er öffnet vorsichtig die Thüre und lugt in den matt
erhellten Corridor. Täuschen ihn seine Sinne, oder
schwebt dort, nicht sechs Schritte von ihm ein weißes
Wesen, nein nicht schwebt, sondern wandelt, denn dies find
die Fußtritte, die er vernommen. Die Geistergeschichken,
die er gehört, welche Dolly ihm mit dem drolligsten Aus-
druck erzählt — sie hat sich noch nicht ausreden lassen,
was sie mit eigenen Augen gesehen, — kommen ihm alle
wieder in den Sinn. Aber nur einen Augenblick lang,
dann ist er auch entschlossen, dem Gespenste auf die Spur
zu kommen. (Fortsetzung folgt.)
l erfolgreicher wäre eine spätere Abendstunde. — Von der
Güte des hiesigen Mostes zeigt der erzielte Preis: 26
bis 28 Mk. das Hectoliter. Es sind noch einige gute
Reste zu kaufen, jedoch nicht unter 30 Mk. pro. Hctl. —
In dem benachbarten Wenkheim fiel beim „Luns xsnärs-
Spiel" in der Wirthschaft von Letzmann vom Stuhl und
war eine Leiche. So viel bekannt, hatte derselbe die
fallende Krankheit.
H) Mosbach, 6. Dec. Soeben Mittag 11 Uhr
ertönte die Feuerglocke und verkündete uns einen in den
Oekonomiegebäuden der hies. Jdiotenanstalt ausgebrochenen
Brand. Die sogenannte alte Fadenfabrik ist vollständig
abgebrannt und dürften an deren Stelle nun bald neue
Oekonomiegebäude erstehen. Die Anstalt ist versichert.
Entstehungsursache bis jetzt unbekannt.
* Tauberbischofsheim, 6. Dec. Am 4. d. M. sand
im Schulhause hier die Halbjahrsconferenz der jüngeren
Lehrer des Bezirks statt. Bei derselben waren auch die
meisten Herren Hauptlehrer erschienen. Das zur Aus-
arbeitung gegebene Thema lautete: „Die Heimathkunde",
welche als naturgemäßer Ausgangspunkt eines fruchtbringen-
den geographischen Unterrichts anzuerkennen ist. Sämmt-
liche Examinanden entledigten sich mit Geschick ihrer Auf-
gabe. Daran knüpfte Herr Kreisschulrath Schenk aus ihrer
nach seinen bisher gemachten Erfahrungen belehrende Winke
für Ectheilung eines guten Unterrichts.
* Babstadt, 6. Dec. Die am 3. d. Mts. hier statt-
gefundene Viehzählung lieferte folgendes Ergebniß und
zwar: Pferde 27 (29), Rindvieh 201 (198), Schafe 131
(156), Schweine 81 (126), Ziegen 50 (51), Bienenstöcke
17 (13), Gänse 147 (150), Enten 42 (31), Tauben 99
(124), Hühner 640 (675). Die in () befindlichen Zahlen
bezeichnen das 1887er Ergebniß.
* Bon der Bergstraße, 4. Dec. Die immer noch
andauernde gelinde Witterung läßt noch verschiedene Ar-
beiten im Freien zu, was manchem Taglöhner und Bau-
arbeitern immerhin einigen Verdienst bringt, wodurch selbst-
verständlich viel Familien noch ihr Auskommen finden und
vor Noth geschützt sind. Eine Hauptbeschäftigung der
Landwirthe besteht z. Z. im Umgraben, Düngen und Aus-
putzen der Obstbäume; auch werden allenthalben von Ge-
meinden und Privaten junge Bäume angepflanzt und der
Obstkultur ganz besondere Aufmerksamkeit zugewendet. In-
dem alljährlich immer noch viele Bäume abstehen, ist dies
auch, soll unsere Gegend auch ferner einen reichen Obst-
ertrag liefern, unerläßlich nöthig und muß auch für die
künftigen Jahre für guten Nachwuchs Sorge getragen
werden. Gute und starke Stämmchen werden in den ver-
schiedenen Gärtnereien in Weinheim und zwar um billigen
Preis bezogen. — Der meiste Tabak ist abgehängt und
in beinahe allen Orten der Gegend verkauft; es wurden
bis zu 25 Mk. exl. Steuer erlöst. Der Erlös im Ganzen
ist im Vergleich zu dem Vorjahre nichtssagend und ganz
unbefriedigend, weßhalb unsere Bauern die Lust zur Tabaks-
kultur, s. Z. so außerordentlich lohnend, auch nahezu ver-
loren haben.
* Rastatt, 4. Dec. Als man gestern Mittag den
Boden der Waschküche im Hauptsteueramtsgebäude erbrach,
um ihn mit neuen Platten zu belegen, sand man etwa
60 Ctm. tief ein 1,70 Meter großes menschliches Scelett,
das wohl schon lange hier ruhen dürfte, da auch die
ältesten Einwohner keine Ahnung davon haben, wie der
Leichnam diese Ruhestätte gefunden haben mag. In ganz
früher Zeit war das Gebäude Post- und Wirthshaus. Ob
man es hier wohl mit einem Morde zu thun hat! Wer
weiß es?
* Offenburg, 6. Dec. Der Bürgermeister, vier Ge-
meinderäthe und zwei Waldhüter von Altenheim find gestern
Abend beim Uebersetzen über den Rhein ertrunken. Ein
Gemeinderath konnte sich noch retten.
* Gütersloh i. W., 3. Dec. Verschüttet wurden
vorgestern zwei Quartaner des hiesigen Gymnasiums, die
sich beim Spiel im Sande einer benachbarten Haide eine
Höhle angelegt hatten. Als sie in derselben saßen, fiel
plötzlich die Decke ein und begrub beide Knaben unter
Sandmasien. Durch bald herzugekommene Personen wurde
der eine von ihnen noch lebend hervorgezogen, während der
andere bereits seinen Tod gefunden hatte.
* Fürth, 4. Dec. Am Sonntag wurde hier eine
Hochzeit gefeiert, und Nachmittags nach 4 Uhr mußte die
junge Frau mittels Krankenwagen in das Hospital gebracht
werden, weil sie durch ihren Mann mit einem Revolver
einen Schuß durch den Hals erhalten hatte. Die Frau
ist der Verletzung erlegen und deren Mann in Haft ge-
nommen worden.
Landrvirthschaftliche Besprechungen.
Eppingen. Nachmittags 2 Uhr, im Rathhause zu
Tiesenbach Besprechung über Viehzucht, wobei Herr
Landwirthschaftslehrer Binzens aus Eppingen eineu ein-
leitenden Vortrag halten wird.
Ladenburg. Nachmittags halb 2 Uhr, im Gast-
haus zum „Hirschen" hier Bezirksversammlung. Tages-
ordnung: I) Rechenschaftsbericht für 1888, 2) Voranschlag
für 1889, 3) Neuwahl der Directions- und Gauausschuß-
mitglieder, 4) Besprechung über Obstbau, welche Herr Obst-
baulehrer Klein aus Karlsruhe durch einen Vortrag ein-
leiten wird.
Mosbach. Nachmittags 2 Uhr, im Gasthaus zum
grünen „Baum" in Fahrenbach Besprechung über
Gründung von Viehzuchtgenossenschaften.
Adelsheim. Nachmittags 2 Uhr, im Gasthaus zur
„Krone" in Schlierstadt Vertheilung der von Großh.
Ministerium des Innern verwilligten Staatsprämien für
Rindvieh und daran anknüpfend Besprechung über „Rind-
viehzucht", wobei Herr Landwirthschaftsinspector Schmid
aus Tauberbischofsheim den einleitenden Vortrag über-
E nehmen wird.
Wertheim. Nachmittags 3 Uhr im Gasthaus zur
„Kette" hier Besprechung. Tagesordnung: 1) Vertheilung
der Staatsprämien für Rindvieh nebst Vortrag über Zweck
und Grundsätze der Prämiirung. 2) Besprechung über die
Branntweinsteuer und deren Wirkung auf den Betrieb der
Brennereien des Bezirks.
Vermischtes.
— fKaiser Wilhelm II. und der englische
Bischof.) Bei der Audienz, welche Kaiser Wilhelm II.
kürzlich dem englischen Bischof Wilkinson ertheilte, soll es
sich, wie gemeldet wird, um den Plan der Erweiterung
der englischen St. Georgekirche im Schloßpark Monbijou
gehandelt haben. Während der Audienz erfuhr der Kaiser,
daß Bischof Wilkinson längere Zeit im Zululande gelebt
habe und verfolgte mit vielem Interesse die auf seinen
Wunsch vorgctragene Schilderung der militärischen Or-
ganisation in König Ketschewayos Reich. Der Kaiser richtete
bezüglich dieser Dinge eine ganze Reihe eingehendster
Fragen an den Bischof, welcher in Aussicht stellte, dem
Kaiser einige Zulu-Trophäen und Kriegsgeräthe, darunter
die Wurfspeere „Assegais" übermitteln zu können.
— fDer älteste Soldat) der preußischen Armee
dürfte sich wohl in Posen befinden. Es ist dies der Vice-
feldwebel Werner, welcher das Amt eines „Schlüssel-
majors" auf dem dortigen Fort Wimary bekleidet. Werner
ist am 2O.^Juni 1799 geboren, hat eine 66jährige Dienst-
zeit hinter sich und im Jahre 1885 die diamantene Hoch-
zeit gefeiert.
— fNach neunzehntägigem Schlaf) erwachte
dieser Tage der Franzose Chausset im Alexandra-Palast
aus seiner Starrsucht. Er konnte sofort sprechen und er-
klärte, daß er sich bedeutend kräftiger fühle, als nach seinem
letzten Anfall, welcher einer Schlaf von 13^ Tagen zur
Folge gehabt hatte. Das Befinden Chaussats ist völlig
gut und nahm er alsbald nach dem Erwachen Brod und
Milch zu sich.
— fEin überlistete Simultant.) Dieser Tage
kam bei der Musterung der Recruten in Moskau folgender
Fall vor. Ein gesunder kräftiger Bursche, so erzählt die
„M. D. Ztg.", stellte sich der Commission vor und wurde
nach kurzer Besichtigung für tauglich befunden. Auf seinen
nach innen gebogenen Zeigefinger weisend, protestirte der
Recrut gegen die Zumuthung, Soldat werden zu sollen,
nnd hielt darauf die Versuche der Herren, seinen Finger
gerade zu strecken, muthig aus. Plötzlich fragte einer der-
selben, seit wann der Finger so eingebogen sei. „Schon
seit 7—8 Jahren, Ew. Wohlgeboren". „Aber wie war er
denn früher?" fragte der Herr weiter. „So, Ew. Wohl-
geboren", antwortete der Recrut und streckte den Finger
zum allgemeinen Gaudium der Untersuchungscommission
ohne alle Schwierigkeit gerade hinaus.
Vokales.
* Heidelberg, 5. Dec. (Stadtraths - Sitzung.) In der
S heutigen Sitzung des Stadtrathes wurden u. a. folgende Gegen-
stände zur Kenntniß bezw. Erledigung gebracht: 1) Nach dem
Berichte der städtischen Sparkasse wurden bei dieser im Novem-
ber 979 Einlagen mit zusammen 174957 Mk. 24 Pfg. gemacht,
dagegen in 590 Einzelbeträgen zusammen 2(9328 Mk. 55 Pfg.
an die betreffenden Einleger zurückbezahlt. 2) Aus dem Berichte
des Vorstandes des städtischen chemischen Laboratoriums geht
hervor, daß in diesem im vorigen Monat 2 Proben von Kuh-
milch, 10 von Brod, 10 von Pfeffer, 1 von Gewürz-Nelken, 3
von Rahm, 8 von Kuhbutter, 2 von Magarine, 61 von Wurst,
I von Trinkwasser, 6 von Petroleum, 7 von Haarfärbemittel,
1 von Asche, 1 von Kainit, I von Thomas-Phosphat und 1 von
Gyps untersucht und dabei 9 Brod-, 4 Pfeffer-, 3 Rahm-, 2
Petroleum und 4 Proben von Haarfärbemitteln beanstandet
wurden. Von den 115 Untersuchungen erfolgten 112 im Auf-
trage von Behörden und 3 auf Antrag von Privaten. 3) Mit
der von Großh. Bezirksamte angeregten Zusammenlegung des
Fischwassers des im Stadtwalde entspringenden Forellenbachs
mit jenem der Gemeinden Hilsbach und Bammenthal erklärt
sich der Stadtrattz einverstanden. 4) Dem Gesuche des Vor-
standes des hiesigen Frauenvereins um Befreiung des letzteren
von der Zahlung des Wasserzinses für den im Marstall einge-
richteten Kochkurs wurde entsprochen. 5) Nach Mittheilung des
Großh. Bezirksamtes treten nunmehr folgende Districtsstistungen
des am 19. Mai 1831 zu Heilbronn verstorbenen evangelischen
Pfarrers Kar! Wilhelm Hermann von Schatthausen in Wirk-
samkeit: a. eine Stiftung von 11000 fl. für Ausstattung der
ärmsten, tugendhaftesten und in jeder Hinsicht würdigsten Jung-
frau des früheren Neckarkreises ohne Unterschied der christlichen
Konfession; b. eine Stiftung don 13000 fl. für eine Anstalt zur
Unterstützung bedürftiger und würdiger Töchter von evangel.
Pfarrern des Neckarkreises, insofern sie Vater und Mutter durch
den Tod verloren und sonst keine Verwandten haben, welche
sie unterstützen können und o. eine solche von 11000 fl. für
Prämien zur jährlichen Vertheilung an Dienstboten männlichen
und weiblichen Geschlechts ohne Unterschied des Glaubensbe-
kenntnisses aus dem ehemaligen Neckarkreis, welche sich durch
Anhänglichkeit und Treue, vieljährige, mit persönlicher Auf-
opferung verknüpfte Dienste u. s. w. auszeichnen und wegen
Alters, Gebrechlichkeit, Armuth rc. einer Unterstützung vorzugs-
weise bedürftig sind. 6) Aus der Zusammenstellung der Brand-
versicherungsanschläge der Gebäude in hiesiger Stadt geht her-
vor, daß dre Summe dieser Anschläge im Vergleich mit jener
des Vorjahres um 1434000 Mk. zugenommen hat, nämlich von
49113800 Mk. auf 50547800 Mk. gestiegen ist.
* Heidelberg, 7. Dec. (Vortrag.) Herr Stadtpfarrer
Läng in aus Karlsruhe wird am kommenden Sonntag Abend
im „Harmoniesaale" hier einen Vortrag halten über den Character
und die Methode der ultramontanen Geschichtsschreibung. Der
Zutritt ist für Jedermann frei.
* Heidelberg, 7. Dec. (Der Druckfehlerteufel.) Ja, der
Kobold, der ewig in den Setzkasten der Druckereien sein loses
Spiel treibt! Und daß ihm unser gut Heidelberg nach kaum
einigen Wochen heute schon wieder zwischen die Finger gekom-
men ist, das nennt man drollig! Damals war es schon einmal
den Berliner „Neuesten Nachr." gelungen, die Stadt des großen
Fasses zu verwechseln mit Heilbronn. Heute hat der Druck-
fehlerteufel wiederum der ernsten „Norddeutschen" in frappant
ähnlicher Weise einen Schabernack geliefert, indem er dieser die
Nachricht soufflirt, daß der Gemeinderath in Heidelberg be-
schlossen habe, die Absetzung des Oberbürgermeisters Hegel-
map er zu beantragen. Die Heidelberger aber haben alle Ur-
sache, mit ihrem Oberbürgermeister Dr. Wilckens zufrieden zu
sein, während die Heilbronner von ihrem Oberbürgermeister
allerdings nicht sonderlich erbaut zu sein scheinen. Aber so
treibt's der schwarze Kobold!
Franken höher als der budgetarische Voranschlag, um 72^
Millionen höher als der Ertag in der gleichen Zeit des
Vorjahres._
Aus Nah und Fern.
* Schwetzingen, 5. Dec. Auch hier findet am nächsten
Sonntag eine Versammlung der Centrumspartei und zwar
im Saale zum „Grünen Hof", früher Mändler's Bier-
keller statt.
* Bruchsal, 5. Dec. Der erste Wahltag, die Wahl
der Niederstbesteuerten, ist vorüber, und das Ergebniß hat,
lt. „Krchg. Ztg.", die Erwartungen der nationalliberalen
Partei reichlich bestätigt. Von 1107 Wahlberechtigten
haben sich 744 an der Wahlhandlung betheiligt, von denen
über 500 Zettel im Sinne der Ordnungsparteien und nur
für Herrn Tobias Joseph Schmitt abgegeben wurden. Die
übrigen Stimmen zersplitterten sich. Man ist jetzt zur
Hoffnung berechtigt, daß die große Mehrheit unserer Be-
völkerung künftighin den abscheulichen Verläumdungen und
wüsten Declamationen einzelner Unzufriedener kein Ohr
mehr leihen, sondern alle vorkommenden Fragen mit Ver-
ständniß und sächlicher Unbefangenheit prüfen und bei
Wahlen demgemäß abstimmen wird. Nur hierin kann die
Gewähr geordneter Gemeindeverhältnisse gefunden werden.
* Sinsheim, 6. Dec. Die am 3. d. M. in hiesiger
Stadt vorgenommene Viehzählung hatte folgendes Ergebniß:
Pferde 107 (107), Rindvieh 695 (735) Stück, Schafe
858 (1176, wovon 852 dem Schäferpächter angehören),
Schweine 448 (585), Ziegen 274 (300), Bienenstöck 147
(126), Gänse 584 (708), Enten 210 (267), Tauben 405
(472), Hühner 2905 (3300), Truthühner 2 (3) Stück.
Die Zahlen in () bezeichnen das vorjährige Zahlergebniß.
D Ittlingen, 5. Dec. Einem hiesigen Dienstknechte,
welcher Gerste nach Eppingen führte, passirte beim nach
Hause fahren durch Scheu werden der Pferde das Unglück,
2 Kinder zu überfahren. Wie man hört, soll das eine
leicht, das andere jedoch schwer verletzt sein.
Z Daudeuzell, 5. Dec. Die Viehzählungen ergaben
in Asbach: 25 Pferden, 331 Stück Vieh, 538 Schafen,
173 Stück Schweine, 38 Stück Ziegen, 10 Bienenstöcke,
228 Gänse, 19 Enten, 30 Tauben, 1110 Hühner; in
Daudenzell: 43 Pferde, 254 Stück Vieh, 160 Stück
Schafe, 131 Schweine, 4 Gaise, 20 Bienenstöcke, 95
Gänse, 15 Enten, 20 Tauben, 722 Hühner. Der Bestand
nahm wegen allgemeinem Futtermangel gegen voriges
Jahr ab.
<H> Altheim, 6. Dec. Die Gemeinderathswahl wurde
heute hier vorgenommen. Es wurden gewählt: Die seit-
herigen Gemeinderathe Herr Valentin Knörzer und Herr
Josef Valentin Lauer, als dritter Herr Vorschußrechner
Eduard Weber. Die Wahl ist als eine gute zu bezeichnen.
* Ehrstädt, 4. Dec. Die am 3. December und den
Höfen Neuhaus und Eulenhof vorgenommene Viehzählung
lieferte folgendes Ergebniß: Ehrstädt: Pferde 25 (29),
Vindvieh 320 (318), Schafe 190 (—), wovon 185 dem
Schäfereipächter angehören, Schweine 162 (193), Ziegen
49 (49), Bienenstöcke 32 (34), Gänse 197 (204), Enten
9 (25), Tauben 146 (151), Hühner 1071 (1092). Neu-
haus und Eulenhof: Pferde 18 (18), Rindvieh 73 (88),
Schafe — (90), Ziegen I (2), Schweine 30 (40), Bienen-
stöcke 37 (46), Gänse 34 (40), Enten 16 (33), Tauben
38 (50), Hühner 233 (222), Truthühner 6 (5). Die ein-
gekammerten Zahlen bezeichnen den vorjährigen Viehstand.
* Werbachhausen, 4. Dec. Interessant dürfte viel-
leicht vielen Lesern der „Presse" die Mittheilung von der hier
und Umgegend herrschenden Sitte sein, daß es Abends 7
Uhr in der Zeit von Martini bis Peterstag (22. Febr.)
läutet, um vom Wege Abgekommenen als Leitung zu dienen.
Wenn schon der Zweck ein edler zu nennen ist, abgesehen
davon, daß in Folge unserer jetzigen guten Wege ein Ver-
irren nüchterner Menschen selten vorkommt, so ist die
Stunde des Läutens weniger günstig gewählt; entschieden
Ende Januar die Hochzeit sein? Im Februar konnte er
sich losmachen, dann wollte er Dolly nach Italien nehmen,
dem schlimmen englischen Frühling entgehen, und dann,
wenn warme Lüfte und Sonnenschein sich wieder einge-
stellt, dann konnten sie zurückkehren. Obwohl Paul noch
vor der Hochzeit ihm schreiben würde? Natürlich, wenn er
nur erst wüßte, wohin im zu schreiben, würde er auf seine
Rückkehr bestehen, ein solches Fest sollte doch nicht ohne
ihn gefeiert werden.
„Diesmal ist er tief verwundet worden, der arme
Bursche", murmelte er mitleidig vor sich hin, „so schwer
hatte die blonde, deutsche Schönheit in Heidelberg ihn doch
nicht zu treffen vermocht. Wie reizend nach dem trüben
Tage der Mond durch die Wolken dort bricht." Er ging
an's Fenster und öffnete es weit. Kühl strömte die Nacht-
luft durch den offenen Flügel und seine Thüre, die er
wahrscheinlich nicht sorgsam geschlossen hatte, flog auf.
„Ja der Winter ist im Anzuge", sagte er das Fenster
schließend, „wie kalt ist es da draußen. Und wie spät es
geworden ist, schon ein Uhr vorüber. Alles scheint schon
zu schlafen. Nein, nicht alles. Das sind doch Fußtritte,
aber wie leise und verstohlen sie klingen. Ja so, die
weichen Läufer dämpfen die Laute, wer es wohl sein mag?"
Er öffnet vorsichtig die Thüre und lugt in den matt
erhellten Corridor. Täuschen ihn seine Sinne, oder
schwebt dort, nicht sechs Schritte von ihm ein weißes
Wesen, nein nicht schwebt, sondern wandelt, denn dies find
die Fußtritte, die er vernommen. Die Geistergeschichken,
die er gehört, welche Dolly ihm mit dem drolligsten Aus-
druck erzählt — sie hat sich noch nicht ausreden lassen,
was sie mit eigenen Augen gesehen, — kommen ihm alle
wieder in den Sinn. Aber nur einen Augenblick lang,
dann ist er auch entschlossen, dem Gespenste auf die Spur
zu kommen. (Fortsetzung folgt.)
l erfolgreicher wäre eine spätere Abendstunde. — Von der
Güte des hiesigen Mostes zeigt der erzielte Preis: 26
bis 28 Mk. das Hectoliter. Es sind noch einige gute
Reste zu kaufen, jedoch nicht unter 30 Mk. pro. Hctl. —
In dem benachbarten Wenkheim fiel beim „Luns xsnärs-
Spiel" in der Wirthschaft von Letzmann vom Stuhl und
war eine Leiche. So viel bekannt, hatte derselbe die
fallende Krankheit.
H) Mosbach, 6. Dec. Soeben Mittag 11 Uhr
ertönte die Feuerglocke und verkündete uns einen in den
Oekonomiegebäuden der hies. Jdiotenanstalt ausgebrochenen
Brand. Die sogenannte alte Fadenfabrik ist vollständig
abgebrannt und dürften an deren Stelle nun bald neue
Oekonomiegebäude erstehen. Die Anstalt ist versichert.
Entstehungsursache bis jetzt unbekannt.
* Tauberbischofsheim, 6. Dec. Am 4. d. M. sand
im Schulhause hier die Halbjahrsconferenz der jüngeren
Lehrer des Bezirks statt. Bei derselben waren auch die
meisten Herren Hauptlehrer erschienen. Das zur Aus-
arbeitung gegebene Thema lautete: „Die Heimathkunde",
welche als naturgemäßer Ausgangspunkt eines fruchtbringen-
den geographischen Unterrichts anzuerkennen ist. Sämmt-
liche Examinanden entledigten sich mit Geschick ihrer Auf-
gabe. Daran knüpfte Herr Kreisschulrath Schenk aus ihrer
nach seinen bisher gemachten Erfahrungen belehrende Winke
für Ectheilung eines guten Unterrichts.
* Babstadt, 6. Dec. Die am 3. d. Mts. hier statt-
gefundene Viehzählung lieferte folgendes Ergebniß und
zwar: Pferde 27 (29), Rindvieh 201 (198), Schafe 131
(156), Schweine 81 (126), Ziegen 50 (51), Bienenstöcke
17 (13), Gänse 147 (150), Enten 42 (31), Tauben 99
(124), Hühner 640 (675). Die in () befindlichen Zahlen
bezeichnen das 1887er Ergebniß.
* Bon der Bergstraße, 4. Dec. Die immer noch
andauernde gelinde Witterung läßt noch verschiedene Ar-
beiten im Freien zu, was manchem Taglöhner und Bau-
arbeitern immerhin einigen Verdienst bringt, wodurch selbst-
verständlich viel Familien noch ihr Auskommen finden und
vor Noth geschützt sind. Eine Hauptbeschäftigung der
Landwirthe besteht z. Z. im Umgraben, Düngen und Aus-
putzen der Obstbäume; auch werden allenthalben von Ge-
meinden und Privaten junge Bäume angepflanzt und der
Obstkultur ganz besondere Aufmerksamkeit zugewendet. In-
dem alljährlich immer noch viele Bäume abstehen, ist dies
auch, soll unsere Gegend auch ferner einen reichen Obst-
ertrag liefern, unerläßlich nöthig und muß auch für die
künftigen Jahre für guten Nachwuchs Sorge getragen
werden. Gute und starke Stämmchen werden in den ver-
schiedenen Gärtnereien in Weinheim und zwar um billigen
Preis bezogen. — Der meiste Tabak ist abgehängt und
in beinahe allen Orten der Gegend verkauft; es wurden
bis zu 25 Mk. exl. Steuer erlöst. Der Erlös im Ganzen
ist im Vergleich zu dem Vorjahre nichtssagend und ganz
unbefriedigend, weßhalb unsere Bauern die Lust zur Tabaks-
kultur, s. Z. so außerordentlich lohnend, auch nahezu ver-
loren haben.
* Rastatt, 4. Dec. Als man gestern Mittag den
Boden der Waschküche im Hauptsteueramtsgebäude erbrach,
um ihn mit neuen Platten zu belegen, sand man etwa
60 Ctm. tief ein 1,70 Meter großes menschliches Scelett,
das wohl schon lange hier ruhen dürfte, da auch die
ältesten Einwohner keine Ahnung davon haben, wie der
Leichnam diese Ruhestätte gefunden haben mag. In ganz
früher Zeit war das Gebäude Post- und Wirthshaus. Ob
man es hier wohl mit einem Morde zu thun hat! Wer
weiß es?
* Offenburg, 6. Dec. Der Bürgermeister, vier Ge-
meinderäthe und zwei Waldhüter von Altenheim find gestern
Abend beim Uebersetzen über den Rhein ertrunken. Ein
Gemeinderath konnte sich noch retten.
* Gütersloh i. W., 3. Dec. Verschüttet wurden
vorgestern zwei Quartaner des hiesigen Gymnasiums, die
sich beim Spiel im Sande einer benachbarten Haide eine
Höhle angelegt hatten. Als sie in derselben saßen, fiel
plötzlich die Decke ein und begrub beide Knaben unter
Sandmasien. Durch bald herzugekommene Personen wurde
der eine von ihnen noch lebend hervorgezogen, während der
andere bereits seinen Tod gefunden hatte.
* Fürth, 4. Dec. Am Sonntag wurde hier eine
Hochzeit gefeiert, und Nachmittags nach 4 Uhr mußte die
junge Frau mittels Krankenwagen in das Hospital gebracht
werden, weil sie durch ihren Mann mit einem Revolver
einen Schuß durch den Hals erhalten hatte. Die Frau
ist der Verletzung erlegen und deren Mann in Haft ge-
nommen worden.
Landrvirthschaftliche Besprechungen.
Eppingen. Nachmittags 2 Uhr, im Rathhause zu
Tiesenbach Besprechung über Viehzucht, wobei Herr
Landwirthschaftslehrer Binzens aus Eppingen eineu ein-
leitenden Vortrag halten wird.
Ladenburg. Nachmittags halb 2 Uhr, im Gast-
haus zum „Hirschen" hier Bezirksversammlung. Tages-
ordnung: I) Rechenschaftsbericht für 1888, 2) Voranschlag
für 1889, 3) Neuwahl der Directions- und Gauausschuß-
mitglieder, 4) Besprechung über Obstbau, welche Herr Obst-
baulehrer Klein aus Karlsruhe durch einen Vortrag ein-
leiten wird.
Mosbach. Nachmittags 2 Uhr, im Gasthaus zum
grünen „Baum" in Fahrenbach Besprechung über
Gründung von Viehzuchtgenossenschaften.
Adelsheim. Nachmittags 2 Uhr, im Gasthaus zur
„Krone" in Schlierstadt Vertheilung der von Großh.
Ministerium des Innern verwilligten Staatsprämien für
Rindvieh und daran anknüpfend Besprechung über „Rind-
viehzucht", wobei Herr Landwirthschaftsinspector Schmid
aus Tauberbischofsheim den einleitenden Vortrag über-
E nehmen wird.
Wertheim. Nachmittags 3 Uhr im Gasthaus zur
„Kette" hier Besprechung. Tagesordnung: 1) Vertheilung
der Staatsprämien für Rindvieh nebst Vortrag über Zweck
und Grundsätze der Prämiirung. 2) Besprechung über die
Branntweinsteuer und deren Wirkung auf den Betrieb der
Brennereien des Bezirks.
Vermischtes.
— fKaiser Wilhelm II. und der englische
Bischof.) Bei der Audienz, welche Kaiser Wilhelm II.
kürzlich dem englischen Bischof Wilkinson ertheilte, soll es
sich, wie gemeldet wird, um den Plan der Erweiterung
der englischen St. Georgekirche im Schloßpark Monbijou
gehandelt haben. Während der Audienz erfuhr der Kaiser,
daß Bischof Wilkinson längere Zeit im Zululande gelebt
habe und verfolgte mit vielem Interesse die auf seinen
Wunsch vorgctragene Schilderung der militärischen Or-
ganisation in König Ketschewayos Reich. Der Kaiser richtete
bezüglich dieser Dinge eine ganze Reihe eingehendster
Fragen an den Bischof, welcher in Aussicht stellte, dem
Kaiser einige Zulu-Trophäen und Kriegsgeräthe, darunter
die Wurfspeere „Assegais" übermitteln zu können.
— fDer älteste Soldat) der preußischen Armee
dürfte sich wohl in Posen befinden. Es ist dies der Vice-
feldwebel Werner, welcher das Amt eines „Schlüssel-
majors" auf dem dortigen Fort Wimary bekleidet. Werner
ist am 2O.^Juni 1799 geboren, hat eine 66jährige Dienst-
zeit hinter sich und im Jahre 1885 die diamantene Hoch-
zeit gefeiert.
— fNach neunzehntägigem Schlaf) erwachte
dieser Tage der Franzose Chausset im Alexandra-Palast
aus seiner Starrsucht. Er konnte sofort sprechen und er-
klärte, daß er sich bedeutend kräftiger fühle, als nach seinem
letzten Anfall, welcher einer Schlaf von 13^ Tagen zur
Folge gehabt hatte. Das Befinden Chaussats ist völlig
gut und nahm er alsbald nach dem Erwachen Brod und
Milch zu sich.
— fEin überlistete Simultant.) Dieser Tage
kam bei der Musterung der Recruten in Moskau folgender
Fall vor. Ein gesunder kräftiger Bursche, so erzählt die
„M. D. Ztg.", stellte sich der Commission vor und wurde
nach kurzer Besichtigung für tauglich befunden. Auf seinen
nach innen gebogenen Zeigefinger weisend, protestirte der
Recrut gegen die Zumuthung, Soldat werden zu sollen,
nnd hielt darauf die Versuche der Herren, seinen Finger
gerade zu strecken, muthig aus. Plötzlich fragte einer der-
selben, seit wann der Finger so eingebogen sei. „Schon
seit 7—8 Jahren, Ew. Wohlgeboren". „Aber wie war er
denn früher?" fragte der Herr weiter. „So, Ew. Wohl-
geboren", antwortete der Recrut und streckte den Finger
zum allgemeinen Gaudium der Untersuchungscommission
ohne alle Schwierigkeit gerade hinaus.
Vokales.
* Heidelberg, 5. Dec. (Stadtraths - Sitzung.) In der
S heutigen Sitzung des Stadtrathes wurden u. a. folgende Gegen-
stände zur Kenntniß bezw. Erledigung gebracht: 1) Nach dem
Berichte der städtischen Sparkasse wurden bei dieser im Novem-
ber 979 Einlagen mit zusammen 174957 Mk. 24 Pfg. gemacht,
dagegen in 590 Einzelbeträgen zusammen 2(9328 Mk. 55 Pfg.
an die betreffenden Einleger zurückbezahlt. 2) Aus dem Berichte
des Vorstandes des städtischen chemischen Laboratoriums geht
hervor, daß in diesem im vorigen Monat 2 Proben von Kuh-
milch, 10 von Brod, 10 von Pfeffer, 1 von Gewürz-Nelken, 3
von Rahm, 8 von Kuhbutter, 2 von Magarine, 61 von Wurst,
I von Trinkwasser, 6 von Petroleum, 7 von Haarfärbemittel,
1 von Asche, 1 von Kainit, I von Thomas-Phosphat und 1 von
Gyps untersucht und dabei 9 Brod-, 4 Pfeffer-, 3 Rahm-, 2
Petroleum und 4 Proben von Haarfärbemitteln beanstandet
wurden. Von den 115 Untersuchungen erfolgten 112 im Auf-
trage von Behörden und 3 auf Antrag von Privaten. 3) Mit
der von Großh. Bezirksamte angeregten Zusammenlegung des
Fischwassers des im Stadtwalde entspringenden Forellenbachs
mit jenem der Gemeinden Hilsbach und Bammenthal erklärt
sich der Stadtrattz einverstanden. 4) Dem Gesuche des Vor-
standes des hiesigen Frauenvereins um Befreiung des letzteren
von der Zahlung des Wasserzinses für den im Marstall einge-
richteten Kochkurs wurde entsprochen. 5) Nach Mittheilung des
Großh. Bezirksamtes treten nunmehr folgende Districtsstistungen
des am 19. Mai 1831 zu Heilbronn verstorbenen evangelischen
Pfarrers Kar! Wilhelm Hermann von Schatthausen in Wirk-
samkeit: a. eine Stiftung von 11000 fl. für Ausstattung der
ärmsten, tugendhaftesten und in jeder Hinsicht würdigsten Jung-
frau des früheren Neckarkreises ohne Unterschied der christlichen
Konfession; b. eine Stiftung don 13000 fl. für eine Anstalt zur
Unterstützung bedürftiger und würdiger Töchter von evangel.
Pfarrern des Neckarkreises, insofern sie Vater und Mutter durch
den Tod verloren und sonst keine Verwandten haben, welche
sie unterstützen können und o. eine solche von 11000 fl. für
Prämien zur jährlichen Vertheilung an Dienstboten männlichen
und weiblichen Geschlechts ohne Unterschied des Glaubensbe-
kenntnisses aus dem ehemaligen Neckarkreis, welche sich durch
Anhänglichkeit und Treue, vieljährige, mit persönlicher Auf-
opferung verknüpfte Dienste u. s. w. auszeichnen und wegen
Alters, Gebrechlichkeit, Armuth rc. einer Unterstützung vorzugs-
weise bedürftig sind. 6) Aus der Zusammenstellung der Brand-
versicherungsanschläge der Gebäude in hiesiger Stadt geht her-
vor, daß dre Summe dieser Anschläge im Vergleich mit jener
des Vorjahres um 1434000 Mk. zugenommen hat, nämlich von
49113800 Mk. auf 50547800 Mk. gestiegen ist.
* Heidelberg, 7. Dec. (Vortrag.) Herr Stadtpfarrer
Läng in aus Karlsruhe wird am kommenden Sonntag Abend
im „Harmoniesaale" hier einen Vortrag halten über den Character
und die Methode der ultramontanen Geschichtsschreibung. Der
Zutritt ist für Jedermann frei.
* Heidelberg, 7. Dec. (Der Druckfehlerteufel.) Ja, der
Kobold, der ewig in den Setzkasten der Druckereien sein loses
Spiel treibt! Und daß ihm unser gut Heidelberg nach kaum
einigen Wochen heute schon wieder zwischen die Finger gekom-
men ist, das nennt man drollig! Damals war es schon einmal
den Berliner „Neuesten Nachr." gelungen, die Stadt des großen
Fasses zu verwechseln mit Heilbronn. Heute hat der Druck-
fehlerteufel wiederum der ernsten „Norddeutschen" in frappant
ähnlicher Weise einen Schabernack geliefert, indem er dieser die
Nachricht soufflirt, daß der Gemeinderath in Heidelberg be-
schlossen habe, die Absetzung des Oberbürgermeisters Hegel-
map er zu beantragen. Die Heidelberger aber haben alle Ur-
sache, mit ihrem Oberbürgermeister Dr. Wilckens zufrieden zu
sein, während die Heilbronner von ihrem Oberbürgermeister
allerdings nicht sonderlich erbaut zu sein scheinen. Aber so
treibt's der schwarze Kobold!